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3.2 Bewertung der Datengrundlage zum Schutzgut Boden

4.1.4 Verfahren und Kriterien zur Bewertung der Bodenfunktionen

4.1.4.5 Verfahren zur Bewertung der Teilfunktionen

4.1.4.5.4 Archivfunktion

Wie schon bei HOCHFELD [2004] soll die Zweiteilung der Archivfunktion in diejenige der Natur- und die der Kulturgeschichte beibehalten werden. Allerdings bedingt die Datenlage eine deutliche Vereinfachung der Methoden. Informationen zum Profilauf-bau liegen nur bedingt vor, die meisten Daten sind Leitprofile aus denen kaum Aussa-gen zum Überprägungszustand oder zu besonderen Merkmalen abgeleitet werden können. Die Bewertung basiert somit auf gutachterlichen Einstufungen auf der Basis der Bodendaten und der Biotoptypen.

4.1.4.5.4.1 Archiv der Naturgeschichte (AF1) Verfahrensbeschreibung

Kriterium: Naturnähe und Seltenheit des Bodens Eingangsparameter: Bodentyp, Biotoptyp

Methode:

Die Bewertung erfolgt zunächst über die Einstufung der Seltenheit des Bodentyps. Die in der DBK 25 ausgewiesenen Böden werden nach Tabelle 4-22 eingestuft. Entschei-dend ist hierbei die flächenhafte Verbreitung des jeweiligen Bodentyps in Kombination mit der vorherrschenden Bodenart (Typen nach Karte 7.3 der UVU 1997) in Bezug zum Bodeninventar des UG. Zur Klasseneinteilung wurden natürliche Intervalle (Arc-View/Jenks) gewählt. Anthropogene Böden und Watten werden nicht mit berücksich-tigt.

Wattböden bestehen aus jungen Sedimenten. Sie erhalten pauschal die Wertstufe 3 soweit sie natürlich abgelagert wurden. Im Bereich direkter anthropogener Störungen (Baggerungen, Ablagerungen) erhalten sie Wertstufe 5.

Anschließend werden anhand der Biotoptypen Zu- bzw. Abschläge vergeben. Diese sind der Tabelle 9-4 (Anhang) zu entnehmen.

Tabelle 4-22: Bestimmung der Bewertungsgrundzahl für die Teilfunktion

"Archiv der Naturgeschichte" über Bodentyp und vorherr-schende Bodenart

Seltenheit (Flächenanteil in % Bodenfläche*, natural breaks)

<1 % <2 % <5 % <14 % >14 % Bodentyp +

Bodenart°

OrganomarschMO_1 Kalkmarsch MC_3 Rohmarsch MR_1 Kleimarsch MN_1 Kleimarsch MN_1*

Kleimarsch MN_3

Dwogmarsch MD_1 Salzmarsch MR_1*

VorlandmarschMV_2 Trockenstrand UA_3

Kalkmarsch MC_2 Kleimarsch MN_2

Salzmarsch MR_2 Kleimarsch MN_1 Kalkmarsch MC_1

Wertzahl 5 4 3 2 1

*) ohne anthropogene Böden, ohne Wattflächen; °) _1 = tonig, _1*= tonig-schluffsandig, _2 = schluffig-sandig, _3 = sandig

Verfahrensdiskussion

Das Verfahren vereinfacht aufgrund fehlender Datenbasis pragmatisch. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass natürliche Böden immer ein Archiv der Natur-geschichte darstellen, insbesondere die Marschenböden erfahren durch die kontinu-ierliche Sedimentation eine ständige Informationszufuhr, selbst erosionsbedingte Diskordanzen lassen Rückschlüsse auf die Naturgeschichte zu (z.B. Sturmflutereig-nisse). Im Bereich direkter anthropogener Überprägung im Sinne einer Schicht- bzw.

Ablagerungsstörung erfahren sie allerdings irreversible negative Veränderungen. So-mit ist es konsequent, Böden unter natürlichen Nutzungen unabhängig von ihrer Sel-tenheit hohe Abschläge (=bessere Wertstufe) zu erteilen. Umgekehrt können Böden unter intensiver Bebauung unabhängig von der Seltenheit nur Wertstufe 5 erhalten.

Hierdurch wird auch die umstrittene Bestimmung der Seltenheit relativiert. Die Selten-heit wurde auf der Ebene Bodentyp plus Bodenart über den Anteil an der gesamten Bodenfläche des UG bestimmt, dabei kann sowohl die Wahl des Bezugsraums als auch die Wahl der bodentypologischen Einheit allenfalls eine pragmatische Lösung bedeuten. Tabelle 4-23 zeigt unterschiedliche Modelle zur Ableitung der Seltenheit.

Die Methode "natural breaks" und die Kombination aus Bodenart und Bodentyp wur-den gewählt, weil sie am besten differenziert und alle Klassen besetzt.

Tabelle 4-23: Ableitung der Seltenheit über den Flächenanteil in gleichen Intervallen

Seltenheit (Flächenanteil in % Bodenfläche*, gleiche Intervalle)

<5 % <10 % <15 % <20 % >20 % Bodentyp Organomarsch MO

Dwogmarsch MD

*) ohne anthropogene Böden, ohne Wattflächen;

°) _1 = tonig, _1*= tonig-schluffsandig, _2 = schluffig-sandig, _3 = sandig

Tabelle 4-24: Ableitung der Seltenheit über den Flächenanteil in natürlichen Intervallen

Seltenheit (Flächenanteil in % Bodenfläche*, natural breaks)

<0,5 % <2 % <5 % <20 % >20 % Bodentyp Organomarsch MO Dwogmarsch MD Trockenstrand UA

Vorlandmarsch MV

Salzmarsch MR Kleimarsch MC Kalkmarsch MK

*) ohne anthropogene Böden, ohne Wattflächen;

°) _1 = tonig, _1*= tonig-schluffsandig, _2 = schluffig-sandig, _3 = sandig

4.1.4.5.4.2 Archiv der Kulturgeschichte (AF2) Verfahrensbeschreibung

Kriterium: Erhaltungsgrad und Art von vorindustriellen, über den norma-len Ackerbau hinausgehenden Einwirkungen

Eingangsparameter: Lage (im Bereich ehemaliger Kulturtätigkeit), Oberflächen-merkmale (für Kulturtätigkeit)

Methode:

Die Bewertung erfolgt gutachterlich anhand der Lage zu Bereichen ehemaliger Kultur-tätigkeit (Deiche, Wurten, andere archäologische Fundstätten) und anhand des Erhal-tungszustands der charakteristischen Beetstrukturen. Zur Orientierung dient der nach-folgende Bewertungsrahmen.

Tabelle 4-25: Orientierungsrahmen für die Bewertung von Böden als Archiv der Kulturgeschichte

Beschreibung Wertstufe

Böden auf archäologischen Fundstätten, Wurten, Deichen 5

Traditionelle Marschenbeete unter Grünland 5

Traditionelle Marschenbeete unter Acker 4

Böden im Nahbereich (Radius 100 m) um archäologische Fundstätten, Wurte und Deiche 3 Alle anderen Marsch-, Strand- und Wattböden 2

übrige Böden 1

Verfahrensdiskussion

Das UG ist durch nahezu flächenhafte Veränderungen der Böden durch den Men-schen gekennzeichnet. Grundsätzlich können in allen Böden des Gebiets, die durch eine mehr oder weniger kontinuierliche Sedimentation entstanden sind, auch Informa-tionen zur Kulturgeschichte enthalten sein. So enthalten sie z. B. Merkmale, die auf vorgeschichtliche rodungsbedingte Sedimente zurückzuführen sind oder Pflanzenpol-len, die Aussagen über die frühere landwirtschaftliche Nutzung ermöglichen [WIECHMANN 2000]. Auch Wattengebiete mit allgemein jungen Schlicken können durch ihre Schadstoffgehalte Informationen über die Industriegeschichte enthalten.

Die genannten Beispiele zur Archivfunktion im Sinne der Kulturgeschichte kommen vermutlich weitverbreitet und mit nur geringem Detaillierungsgrad in den Vordeichsbö-den vor. Höhere Bedeutung als Archiv der Kulturgeschichte weisen BöVordeichsbö-den auf, in de-nen Zeugnisse früherer lokaler Kulturtätigkeiten enthalten sind, z.B. im Bereich ar-chäologischer Fundstätten, Wurten und alter Deiche. In den gut ausgeprägten Mar-schenbeeten lassen sich ebenfalls Zeugnisse der Landnutzung finden.

Die Lage von Marschenbeeten lässt sich allein aus den Bodendaten nicht sicher bestimmen. Über die Struktur des Grabensystems kann die DBWK in Kombination mit Luftbildern Hinweise liefern.

Die Lage archäologischer Fundstätten kann aus den Daten der UVU 1997 abgeleitet werden. Als zu bewertender Bereich wird die Fundstätte getrennt von ihrer näheren Umgebung (100 m Abstand) betrachtet.

4.1.4.5.5 Integration der Ergebnisse der Teilfunktionen und Ableitung von