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5.5.1 Gebietsbeschreibung

5.5.1.1 Allgemeine Gebietsbeschreibung

Die Borsteler Binnenelbe wurde im Zuge der Vorverlegung des Hauptdeichs Mitte der 1970er Jahre von der Elbe abgetrennt. Dadurch entstand ein anthropogen geprägter Altarm der El-be, der nicht mehr an das Tidesystem der Elbe angeschlossen ist (Flächengröße: 27 ha). Zur Elbe besteht eine Verbindung über zwei tidekehrende Siele im Osten und Westen. Die Bor-steler Binnenelbe weist schmale Uferstrukturen mit Hochstaudenfluren, Schilf-Röhrichten und einem kleinflächigen Weiden-Auwald am nordwestlichen Ufer auf.

Südöstlich der Borsteler Binnenelbe liegt das Große Brack, eine im 15 Jahrhundert durch ei-ne Sturmflut entstandeei-ne Wasserfläche, die sich durch weitere Deichbrüche sowie Kleient-nahme vergrößert hat (Flächengröße: 5,8 ha). Hier handelt es sich um ein eutrophes Stillge-wässer mit dazugehörigen Verlandungszonen und angrenzendem Auwald und Auengebü-schen. Charakteristische Vegetationseinheiten sind Schilf-Röhricht, Schwimmblattpflanzen (Nuphar lutea, Nymphea alba), Hochstaudenfluren und Silberweiden-Auwald.

Nördlich der Borsteler Binnenelbe befindet sich der Hahnöfer Sand mit dem Hamburger Ju-gendgefängnis. Hier werden derzeit Kompensationsmaßnahmen zur Schaffung von Süß-wasser-Wattflächen durchgeführt. Im Süden der Borsteler Binnenelbe grenzen intensiv ge-nutzte Obstbaum-Plantagen an.

Die nur schmalen außendeichs gelegenen Flächen werden durch schluffig-tonige bis schluf-fig-sandige Kleimarschen gebildet, wobei auch aufgespülte Bereiche mit sandigem Boden-material vorkommen. Ebenso schmale Fluss-Sandwatten lagern dem direkten Uferbereich vor. Kleimarschen sind die Böden der binnendeichs gelegenen Flächen, die hier intensiv obstbaulich genutzt werden. Am Ufer der Borsteler Binnenelbe finden sich wenige fossile Fluss-Watten und Rohmarschen.

Aus faunistischer Sicht hat das Gebiet eine lokale Bedeutung für Brutvögel sowie eine gerin-ge Bedeutung für Rastvögerin-gel. Die Verlandungsbereiche und die Röhrichte haben für Fische eine große Bedeutung als Laich- und Nahrungsgebiet. Hoher Fischbesatz wirkt sich dabei jedoch negativ auf das Vorkommen von Amphibien aus.

5.5.1.2 Schutzgebiete auf Grund naturschutzrechtlicher Vorgaben NSG „Borsteler Binnenelbe und Großes Brack“

Das Naturschutzgebiet „Borsteler Binnenelbe und Großes Brack“ umfasst 68 ha und liegt vollständig im geplanten Maßnahmengebiet. Schutzzweck sind nach der Gebiets-Verordnung die Erhaltung und der Wiederaufbau der bedeutendsten Röhrichtbestände und naturnaher Auwaldreste des Alten Landes. Sie haben als Einheit mit den Wasserflächen der Borsteler Binnenelbe und des Großen Bracks, insbesondere für die Vogelwelt dieser Le-bensbereiche, erhebliche Bedeutung (Auszug aus der NSG-Verordnung siehe Tabelle A-7 im Anhang).

FFH-Gebiet „Unterelbe“

zur Allgemeinen Beschreibung des Gebiets siehe Kap. 5.4.1.2

Im Gebiet „Borsteler Binnenelbe“ stimmen die Grenzen des FFH-Gebiets mit der Abgren-zung des Naturschutzgebiets „Borsteler Binnenelbe und Großes Brack“ überein. Als Schutz-zweck kann in dem Gebiet die Entwicklung naturnaher Ästuarbereiche, insbesondere als Le-bensraum für die Arten aus Anhang 2 der Richtlinie gelten (Arten und FFH-Lebenssräume siehe Tabelle A-8 im Anhang).

5.5.1.3 Planungen Dritter

Ausgleichsmaßnahme „Hahnöfer Sand“ für die DA-Erweiterung ins Mühlenberger Loch

Auf dem Hahnöfer Sand werden derzeit umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen für die Er-weiterung des DA-Geländes ins Mühlenberger Loch realisiert. Zur Schaffung von Süßwas-ser-Wattflächen wurde der Hauptdeich an das nördliche Ufer der Borsteler Binnenelbe ver-legt und im westlichen und östlichen Teil des Hahnöfer Sands großflächig Gelände abgetra-gen. Auf der ehemaligen Deichtrasse an der Hahnöfer Nebenelbe wird ein Leitdamm errich-tet.

5.5.2 Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung

M5-5/14: Deichrückverlegung und Anschluss der Borsteler Binnenelbe

Durch eine Verlegung des Hauptdeiches an das Südufer der Borsteler Binnenelbe und eine volle Anbindung der Binnenelbe an die Hahnöfer Nebenelbe werden entlang der Hahnöfer Nebenelbe neue Vorlandbereiche geschaffen sowie der Inselcharakter des Hahnöfer Sandes wiederhergestellt. Insgesamt könnte das Ufer der Hahnhöfer Nebenelbe auf einer Länge von maximal 6 km neu gestaltet werden. Der mögliche Raum für die Deichrückverlegung umfasst das Gebiet zwischen der alten Deichlinie (bis 1976) und der aktuellen Deichlinie und beträgt maximal ca. 430 ha. Bei der Wahl der Deichtrasse soll auf eine kurze, möglichst geradlinige Deichlinie geachtet werden.

Durch die Maßnahme würde die Borsteler Binnenelbe wieder vollständig an die Tidedynamik der Elbe angeschlossen werden und es könnten sich neue tidebeeinflusste Wasser-, Watt-und Landflächen entwickeln.

5.5.3 Beschreibung und Bewertung der erzielbaren ökologischen Aufwertung M5-5/14: Deichrückverlegung und Anschluss der Borsteler Binnenelbe

Hydrologie

Die hydraulische Anbindung der Borsteler Binnenelbe hat wenig Einfluss auf die Wasser-stände, da das gewonnene Volumen im Verhältnis zum Durchflussquerschnitt zu gering ist.

Die Hauptaufwertung liegt in der Schaffung von zusätzlichem Flutraum für Sturmflutwasser-stände, welche jedoch nur lokal beeinflusst werden. Desweitern wird die Strömungsvielfalt verbessert.

Ökologische Aufwertung: mittel Morphologie

Der Anschluss der Borsteler Binnenelbe an das Tidesystem Elbe bewirkt eine erhebliche Verbesserung des morphologischen Systems. Das Wieder-Anbinden von Nebengewässern trägt wesentlich dazu bei, dem augenblicklich dominanten Ein-Rinnen-System wieder ein natürlicheres Bild eines vernetzten Gewässersystems zu geben.

Eine maximal mögliche Deichrückverlegung nach Süden bis zum ehemaligen Landesschutz-deich bewirkt eine weitere naturnähere Gestaltung.

Ökologische Aufwertung: hoch Wasserbeschaffenheit

Für das System Tideelbe würde durch eine zusätzliche Flachwasserzone mit Watten ein po-sitiver Beitrag geleistet. Durch die Schaffung neuer Vorlandflächen kann eine Entlastung des Stoffhaushaltes der Tideelbe durch Sedimentation von Schwebstoffen auf diesen Flächen bei Hochwasserereignissen erreicht werden.

Ökologische Aufwertung: hoch

Boden

Die Deichrückverlegung und der Anschluss der Borsteler Binnenelbe gehören zu den vor-rangigen Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Bodenwertes. Damit ist im Maß-nahmengebiet eine Annäherung an den Zielzustand für das Schutzgut Boden im Unter- und Außenelberaum erreichbar.

Es werden große zusammenhängende Flächen tidebeeinflusster Vordeichsböden und damit Retentionsraum geschaffen. Der Bodenwasserhaushalt der jetzigen Kleimarschen wird ästuartypisch verändert, wobei mit Nutzungsaufgabe die natürlichen marschentypischen Bo-denfunktionen zusätzlich aufgewertet werden können. Ferner kann die Aufgabe von Entwäs-serungssystemen die natürliche Bodenfunktionalität erhöhen. Die Breite der Vordeichsländer wird vergrößert, was dem Zielzustand für das Schutzgut Boden entspricht. Insgesamt gese-hen wird das bodenwertbestimmende Kriterium Boden als Naturkörper aufgewertet.

Die Wirkungen eine Anbindung der Borsteler Binnenelbe sind analog zu der in Kapitel 5.3.3 beschriebenen Maßnahme (Maßnahme M3-5, Alte Süderelbe) zu sehen.

Ökologische Aufwertung: hoch Vegetation

Durch die Deichrückverlegung werden Gebiete, die seit ca. 25 Jahren vom Tideeinfluss der Elbe abgeschnitten waren, wieder an die Tide angeschlossen. Dadurch entstehen neue am-phibische Lebensräume, wie Süßwasser-Wattflächen, Röhrichte und Auwälder. Von beson-derer Bedeutung für die Vegetation sind flach verlaufende Uferbereiche, die keiner Nutzung unterliegen. Hier können sich unterschiedliche Röhrichtgesellschaften (z. B. Schilf-Röhricht, Rohrkolben-Röhricht), Weidengebüsche, Weichholzauen und Pioniergesellschaften (mit po-tenziellen Standorten für den Schierlings-Wasserfenchel) ansiedeln. Da das südliche Ufer der Borsteler Binnenelbe bisher durch Obstbaumkulturen intensiv genutzt wird und diese Nutzung nach Öffnung der Borsteler Binnenelbe in dieser Intensität und in diesem Ausmaß nicht mehr durchführbar wäre, hat die Maßnahme ein hohes Aufwertungspotenzial. Aus ve-getationskundlicher Sicht sollte der neue Deich möglichst nahe an die alte Deichlinie (Deichlinie vor 1976) gelegt werden, um ein möglichst breites Vorland zu schaffen.

Ökologische Aufwertung: hoch Fauna

Diese Maßnahmen ist mit deutlichen Verbesserungen für die Fauna im Sinne von Leitbild und Umweltzielen verbunden, da eine mittelgroße Fläche wieder der natürlichen Tidedyna-mik ausgesetzt wird. Strömungsberuhigte Flachwasserzonen sind in diesem Bereich der Ti-deelbe für den als Fischnährtier bedeutenden Copepoden Eurytemora affinis als Brut- und Aufwuchsgebiet wichtig und werden von einigen Fischarten (u.a. Finte, Stint) als „Kinderstu-be“ genutzt. Die dicht mit Kleintieren besiedelten Watten bieten für Watvögel ein bedeutsa-mes Nahrungsgebiet. Die im Zuge der Maßnahme zu erwartende Erweiterung der tidebeein-flussten Lebensräume Flachwasserzone und Süßwasser-Watt stellt aus faunistischer Sicht somit eine hohe Aufwertung dar. Durch die Wiederansiedlung von Röhrichtgesellschaften würde zudem der Brut- und Lebensraum für einige Vogelarten (u.a. Schilf- und Drosselrohr-sänger) erweitert werden.

Ökologische Aufwertung: hoch Landschaftsbild

Aus der Sicht des Schutzgutes Landschaftsbild stellt die Maßnahme eine Aufwertung dar.

Durch die Deichrückverlegung wird eine ausgedehnte Fläche wieder dem Tidegeschehen ausgesetzt. In der Folge können sich wertgebende ästuartypische Landschaftsbildelemente wie Auwald, Auengebüsch, Röhrichte und Uferstaudenfluren im Bereich der vorgedeichten Flächen etablieren.

Eine ganz wesentliche Aufwertung stellt dabei die Wiederanbindung der Borsteler Binnenel-be an den Hauptstrom dar. NeBinnenel-benarme und Rinnen sind eine typische landschaftliche

Ei-doch diese Strukturen stark zurückgegangen, so dass ihre Wiederherstellung als besonders positiv zu bewerten ist.

Ökologische Aufwertung: hoch

Tabelle 5.5.3-1: Bewertung der ökologischen Aufwertung im Maßnahmengebiet Borsteler Binnenelbe

Maßnah-me Hydrologie Morphologie Wasser- beschaf-fenheit

Boden Vegetation Fauna Landschafts-bild

M5-5/14 m h h h h h h

5.5.4 Wasserbauliche Beurteilung

Wasserbauliche Beurteilung durch das WSA Hamburg:

Die Öffnung der Borsteler Binnenelbe hat weder auf Wasserstandsentwicklung noch Strö-mungsverhalten positive Auswirkungen, da das Füllvolumen und der Durchflussquerschnitt für Veränderungen unerheblich ist.

Eine Deichrückverlegung kann nur bei Sturmfluten eine Wirkung zeigen, da ausschließlich bei hohen Wasserständen eine Querschnittsaufweitung eintritt. Der Einfluss bleibt örtlich be-grenzt.

Als morphologische Änderungen sind für die Borsteler Binnenelbe langfristige Sedimentation und Verlandung zu erwarten. Für die Hahnöfer Nebenelbe ist eine Reduzierung des Spül-stromes bei Sturmfluten infolge Aufweitung des Querschnittes und Rückverlegung der Deichlinie zu erwarten.

Unter normalen Verhältnissen ergeben sich durch die Maßnahme keine positiven Wirkungen bezüglich der Durchströmung der Hahnöfer Nebenelbe. Im Sturmflutfall tritt eine Ver-schlechterung ein durch großes Füllvolumen im unteren Bereich der Nebenelbe und ober-stromige Einschnürung und dadurch bedingte Reflektionen.

Ergebnisse aus Siefert und Havnoe (1988):

Tabelle 5.5.4-1: Wirkung der Baumaßnahmen „Eindeichung Hahnöfer Sand, Absperrung Schwinge, Krückau und Pinnau“ auf die Scheitelwasserstände sehr hoher Sturmfluten in der Elbe

Bereich der

Unterelbe Brokdorf Stadersand Hbg-St.Pauli Zollenspieker HThw- Erhöhung

in cm

5-10 10-15 5-15 10-15

5.5.5 Abschätzung der Realisierbarkeit von Maßnahmen 5.5.5.1 Beschreibung und Bewertung von Umweltkonflikten

M5-5/14: Deichrückverlegung und Anschluss der Borsteler Binnenelbe Morphologie

Eine Bewertung der möglichen Konflikte kann erst nach Abschluss einer hydraulischen Be-gutachtung durch die BAW-DH erfolgen. Je nach Strömungssituation können Sedimentatio-nen in der Borsteler BinSedimentatio-nenelbe auftreten, die auf Dauer ein Verlanden der BinSedimentatio-nenelbe be-wirken können. Das WSA Hamburg geht langfristig von Sedimentation und Verlandung aus.

Es wäre zu untersuchen, ob durch günstige Gestaltung des unterstromigen und/oder ober

stromigen Anschlusses eine dauerhafte Freihaltung der Binnenelbe gewährleistet werden kann, oder ob dies nur durch Unterhaltungsmaßnahmen (Baggern) erreicht werden kann.

Je nach zu erwartendem Schwebstoffeintrag in die Borsteler Binnenelbe ist nach Ablaufen eines Hochwassers mit Ablagerungen von Feinsedimenten auf dem Vorland zu rechnen.

Konfliktpotenzial: Ohne BAW-DH-Gutachten ist eine Aussage zum Konfliktpotenzial nicht möglich

Schadstoffe in Sedimenten

Es ist davon auszugehen, dass bis zur Abdeichung der Borsteler Binnenelbe Mitte der 1970er Jahre erhebliche Mengen stark schadstoffhaltiger Schwebstoffe in diesem Gewässer abgelagert wurden. Daten hierzu liegen nicht vor. Bei der Durchführung der vorgeschlagenen Maßnahme ist darauf zu achten, dass keine feinkörnigen Sedimente mobilisert werden.

Konfliktpotenzial: hoch Wasserbeschaffenheit

Die vollständige Anbindung der Borsteler Binnenelbe an die Hahnöfer Nebenelbe könnte durch die während des Flutstroms aus der Hauptelbe erfolgende Befüllung zu einer zeitweise höheren organischen Belastung, geringen Sauerstoffgehalten und höheren Nährstoffgehal-ten in der Borsteler Binnenelbe führen, also zu einer insgesamt erhöhNährstoffgehal-ten Belastung des Ge-wässers (z. Zt. liegen hiesigen Wissens über die Borsteler Binnenelbe keine Daten zur Was-serbeschaffenheit vor). Inwieweit sich in der Borsteler Binnenelbe ein guter ökologischer Zu-stand einstellen kann, ist somit wesentlich vom BelastungszuZu-stand der Gesamt-Elbe und der Hahnöfer Nebenelbe abhängig.

Insbesondere der zu erwartende Eintrag von Schwebstoffen könnte zu einem Zusedimentie-ren der Borsteler Binnenelbe fühZusedimentie-ren, so dass diesem Prozess entgegen wirkendene Unter-haltungsbaggerungen.notwendig werden könnten.

Konfliktpotenzial: hoch Boden

Mit der Etablierung eines tidebeeinflussten, ästuartypischen Bodenwasserhaushaltes auf den bisher eingedeichten Vordeichsböden werden sich die redoximorphen Bodenprozesse und damit einhergehende Stoffumsetzungsprozesse verstärken. Potenzielle Stoffmobilisierungen (Nähr- und Schadstoffe) aus der Festphase werden zu besorgen sein. Mechanischer Angriff bei Überflutungen kann zu erosiven Prozessen und damit zusätzlich zu Stoffverlagerungen führen. Sedimentation von elbebürtigen Schwebstoffen kann auf den nunmehr überflutbaren Vordeichsböden zu verstärkten Stoffeinträgen führen. Ein marginales Aufwachsen der Vor-deichsböden erscheint dadurch möglich. Nutzungsaufgaben auf Grund der dargestellten Ef-fekte können die Folge sein, vor allem dann, wenn Entwässerungssysteme aufgegeben wer-den.

Konflikte mit der Anbindung der Borsteler Binnenelbe wirken in gleicher Weise wie die in Ka-pitel 5.3.5.1 (Maßnahme M3-5, Alte Süderelbe) beschriebenen Effekte.

Konfliktpotenzial: mittel Vegetation

Aus vegetationskundlicher Sicht besteht ein geringes Konfliktpotenzial, da bei der Deich-rückverlegung voraussichtlich keine wertvollen Vegetationsbestände beeinträchtigt werden würden. Es sollte allerdings darauf geachtet werden, dass bei der geplanten Rückdeichung das „Große Brack“ mit seiner wertvollen aquatischen Vegetation nicht direkt beeinträchtigt wird.

Konfliktpotenzial: gering

Fauna

Die Borsteler Binnenelbe stellt als Stillgewässer bereits einen faunistisch wertvollen Tierle-bensraum dar, der durch die Maßnahme in Richtung eines gebietstypischeren tidebeein-flussten Zustands verändert werden kann. Da jedoch im Zuge der Maßnahme für einige schützenswerte Stillwasser-Tierarten (z.B. Schlammpeitzger) mit einer Verschlechterung der Lebensbedingungen gerechnet werden muss, ist mit Konflikten zu rechnen. Ferner stellen die regelmäßig zu erwartenden Unterhaltungsbaggerungen (vgl. Kap. 5.5.4) eine sich wie-derholende Störung der am Gewässerboden lebenden Fauna dar.

Konfliktpotenzial: hoch

Tabelle 5.5.5-1: Bewertung möglicher Umweltkonflikte im Maßnahmengebiet Borsteler Binnenelbe

M5-5/14 - Ohne BAW-DH

Gutachten keine Aussage

mög-lich

h h m g h

-5.5.5.2 Beschreibung und Bewertung von Nutzungskonflikten Schifffahrt/Strombau

Es wird derzeit davon ausgegangen, dass das Konfliktpotenzial gering ist.

M5-5/14: Konfliktpotenzial: gering Deichsicherheit/Hochwasserschutz

Die Rückverlegung des Landesschutzdeichs führt für die binnendeichs gelegenen Gebiete nicht zu einer Beeinträchtigung des Hochwasserschutzes und der Deichsicherheit. Im Ver-gleich zur jetzigen Deichlinie könnte eine Verkürzung der Deichlinie erreicht werden. Durch die Vergrößerung des Flutraums ist tendenziell eher ein Absinken der Sturmflutwasserstände und damit eine Verbesserung des Hochwasserschutzes zu erwarten. Diese Einschätzung wird vom WSA Hamburg nicht geteilt.

M5-5/14: kein Konfliktpotenzial WSA Hamburg: mit Konfliktpotenzial Schutzgebiete

In der Verordnung des Naturschutzgebiets ist der Schutz und die Entwicklung von Röhricht-und Auwaldflächen als Schutzzweck für das Gebiet genannt. Da die Deichrückverlegung zu einer Erweiterung dieser Lebensräume führt, ist diesbezüglich mit geringen Konflikten zu rechnen. Im Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet (EGL, 1995) wird der Anschluß der Borsteler Binnenelbe an das Tidesystem allerdings nicht befürwortet, da die Ausprägung der ehemals vorhandenen Biozönosen nicht innerhalb eines kurzen Zeitraums wiederherstellbar sei. Zusätzlich wird gefordert, dass für die Entscheidung, ob ein Wiederan-schluss der Borsteler Binnenelbe zu befürworten ist, umfangreiche naturwissenschaftliche Grundsatzuntersuchungen erforderlich sind.

Bezüglich des FFH-Richtlinie ergibt sich eine eindeutige Einschätzung. Die Förderung der Durchgängigkeit von Fließgewässern sowie die Entwicklung tidebeeinflusster, ästuartypi-scher Lebensräume sind wichtige Zielsetzungen für das FFH-Gebiet. Die geplante Deich-rückverlegung entspricht in hohem Maße diesen Zielsetzungen, so dass diesbezüglich keine Konflikte zu erwarten sind.

M5-5/14: Konfliktpotenzial: gering

Sonstige Nutzungen (Landwirtschaft, Tourismus, Erholung. Fischerei)

Durch die Rückverlegung des Hauptdeichs wären aus Sicht der Landwirtschaft eine große Anzahl an intensiv genutzten Obstbaum-Plantagen betroffen. Zudem wird die Borsteler Bin-nenelbe zur Frostberegnung der angrenzenden Flächen genutzt und dazu im Winter ange-staut. Durch die Anlage des Deiches würden landwirtschaftliche Flächen, die auf der zukünf-tigen Deichtrasse liegen, überbaut werden. Außerdem würden große Flächen wieder dem Tideeinfluss ausgesetzt werden, so dass die intensive landwirtschaftliche Nutzung nicht fort-gesetzt werden könnte. Aus landwirtschaftlicher Sicht sind daher große Konflikte bei der Realisierung der Maßnahme zu erwarten.

Außerdem wird das Gebiet zur Naherholung (Grillen, Lagern, Schlittschuhlaufen, Angeln) genutzt. Diese Aktivitäten sind auf Grund der Naturschutzverordnung größtenteils nicht er-laubt. Daher sind diesbezüglich keine großen Konflikte zu erwarten. Es wird durch die Deich-rückverlegung eher zu einer Aufwertung des Landschaftsbildes und damit zu einer Verbes-serung der Möglichkeiten zur Erholungsnutzung im Gebiet kommen.

Auf Grund der möglichen landwirtschaftlichen Konflikte wird das Konfliktpotenzial als hoch eingeschätzt.

M5-5/14: Konfliktpotenzial: hoch

Tabelle 5.5.5-2: Bewertung möglicher Nutzungskonflikte im Maßnahmengebiet Borsteler Bin-nenelbe

Maßnahmen Schifffahrt/

Strombau

Deichsicherheit/

Hochwasserschutz

Schutzgebiete Sonstige Nutzun-gen

M5-5/14 g - g h

5.5.5.3 Beschreibung und Bewertung sonstiger umsetzungsrelevanter Aspekte Unterhaltungsaufwand

Durch die Maßnahme wird die Borsteler Binnenelbe an das Elbesystem und damit an das Sedimentregime der Elbe angeschlossen. Es ist zu erwarten, dass es dadurch langfristig zu Verlandungstendenzen kommt, die regelmäßige Unterhaltungsbaggerungen erforderlich ma-chen.

Es wird davon ausgegangen, dass durch die Verlegung der Deichtrasse kein erhöhter Auf-wand für die Deiche entsteht.

M5-5/14: Unterhaltungsaufwand: mittel Kosten

Bei der hier vorgeschlagenen Deichrückverlegung richten sich die Kosten in erster Linie nach der Länge des neu zu bauenden Deichs (ca. 2,5 Mio € je km Deichlinie). Zusätzlich sind Ko-sten zur Öffnung bzw. zum Abtrag des alten Deichs und zum Ankauf von Flächen notwendig (ca. 15.000 – 20.000 € je ha). Eine grobe Kostenschätzung ergibt, dass sich die Gesamtko-sten der Maßnahmen auf über 10 Mio. € belaufen werden.

M 5-5/14: Kosten: hoch Flächenverfügbarkeit

Zur Realisierung der geplanten Deichrückverlegung ist der Ankauf zahlreicher Flächen not-wendig, die sich größtenteils in privater Hand befinden und derzeit intensiv landwirtschaftlich genutzt werden. Dies bedeutet, dass die Flächenverfügbarkeit für die Maßnahme als gering eingeschätzt werden kann.

M5-5/14: Flächenverfügbarkeit: gering Öffentliche Akzeptanz

Deichrückverlegungen stoßen in der Regel auf eine geringe Akzeptanz in der Öffentlichkeit,

denen positiven Auswirkungen (Naturschutz, Hochwasserschutz) oftmals nur eine geringe Würdigung erfahren. Dies dürfte auch für die hier vorgeschlagene Maßnahme gelten. An der Borsteler Binnenelbe ist außerdem noch die große Bedeutung des Obstanbaus von beson-derer Relevanz. Daher wird die öffentliche Akzeptanz der Maßnahme als gering einge-schätzt.

M5-5/14: Öffentliche Akzeptanz: gering

Tabelle 5.5.5-3: Bewertung sonstiger umsetzungsrelevanter Aspekte im Maßnahmengebiet Borsteler Binnenelbe

Maßnahme

Unterhaltungsauf-wand Kosten

Flächenverfügbar-keit Öffentliche Ak-zeptanz

M5-5/14 m h g g

5.5.6 Vorschläge für weitere und ergänzende Maßnahmen

Alternativ zur Deichrückverlegung könnte auch die Sielbewirtschaftung verändert und an ökologische Erfordernisse angepasst werden. Derzeit richtet sich die Sielbewirtschaftung hauptsächlich nach den Erfordernissen der Landwirtschaft. Durch Änderungen der Schließ-zeiten könnte der Wasseraustausch zwischen der Borsteler Binnenelbe und der Elbe geför-dert sowie ökologisch vorteilhafte Wasserstandsschwankungen ermöglicht werden.

5.6 Mojenhörn