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Aus hydrologischer Sicht ist das Hauptziel für die Entwicklung des Elbe-Ästuars, der Vergrö-ßerung des Tidehubs entgegen zu wirken und den natürlichen Zustand des Gewässers zu fördern, ohne dabei die Sturmflutsicherheit zu mindern. Die Bereitstellung von Flutraum durch Öffnen der Sommerdeiche, Rückverlegung der Hauptdeiche und Abgrabungen des Vorlandes sowie die hydraulische Anbindung von Nebenelben sind vorrangige Maßnahmen im Sinne der oben genannten Ziele. Der Grundgedanke dieser Maßnahmen ist es, den Energieeintrag der einlaufenden Tidewelle zu mindern, um somit der weiteren Erhöhung des Tidehochwassers und der weiteren Absenkung des Tideniedrigwassers entgegen zu wirken.

Zum natürlichen Zustand eines Ästuars gehören Gewässerverzeigungen mit Seiten- und Nebenarmen. Die Entwicklung dieser Strukturen führt zu einer Vergrößerung der durchflos-senen Querschnittsfläche und zu einer Reduzierung der Strömungs- und Fließgeschwindig-keiten während der Flut- und Ebbephase.

Vorrangige Maßnahmentypen aus Sicht der Hydrologie (in absteigender Reihenfolge):

M14: Verlegung des Hauptdeichs M13: Öffnung von Sommerdeichen M11: Tieferlegung des Vorlandes

Diese Maßnahmen führen auf unterschiedliche Weise zur Schaffung und Bereitstellung von Flutraum. Dadurch wird der einschwingenden Tide eine größere Durchflussfläche geboten, so dass die Tidewasserstände positiv beeinflusst werden. Dies bedeutet, dass je nach Größe und Lage des Flutraumes dem weiteren Ansteigen des Tidehochwassers sowie dem weite-ren Absinken des Tideniedrigwassers entgegen gewirkt wird.

Die hydraulische Wirkung spiegelt sich auch in der veränderten Form der Tidekurve wider.

Sie zeichnet sich je nach Lokalität durch einen weniger aufgesteilten Flutast und einen nicht so langsam abfallenden Ebbeast aus. Mit der Veränderung der Tidekurve ändern sich auch die Flut- und Ebbestromgeschwindigkeiten in positiver Hinsicht. Daneben wird durch die Maßnahme auch die Gewässerstruktur verbessert.

M5: Anbindung von Nebenelben M4: Freibaggern von Nebenelben

Die Sicherstellung der hydraulischen Wirksamkeit der Nebenelben sowie die Verbesserung der Durchströmung tragen nicht nur zur Strukturvielfalt des Gewässers, sondern auch zur Vergrößerung des Gesamtquerschnittes und somit zur Änderung der Strömungs- und Fließ-geschwindigkeiten bei. Dies wiederum bewirkt - wenn auch nur in geringem Maße - eine Ab-senkung der Tidehochwasserstände und eine Erhöhung der Tideniedrigwasserstände. Die Maßnahmen tragen zusätzlich zur Verbesserung der Gewässerstruktur mit einem verbes-serten Strömungsbild bei.

Morphologie

Wie auch für andere Gewässer ist die morphologische Strukturvielfalt ein entscheidender Faktor für die ökologische Qualität eines Ästuars. Die Dynamik dieses Lebensraums wird maßgeblich beeinflusst von der Tide und ist im natürlichen Zustand gekennzeichnet durch einen intensiven Feststofftransport, verbunden mit einer ständigen Umformung von Gewäs-sersohle und Vorland. Charakteristische Merkmale sind Stromspaltungen, Umlagerungen, wechselnde Gewässerbreiten, Kolke und Auflandungen in Form von Watten, Sänden und In-seln, Nebenarme, Uferabbrüche und Transportkörper.

Ursprünglich lagen entlang des Hauptstromes unbesiedelte Vorländer, in denen dynamische Prozesse eines natürlichen Flusssystems ablaufen konnten. Besonders während Sturmfluten wurden dort umfangreiche Materialumlagerungen durch Erosion und Sedimentation initiiert.

Es bildeten sich neue Rinnen und Priele, die als Pionierstandorte für Flora und Fauna die-nen. Anlandungen und Zerstörung der vorhandenen Vegetationsdecke im Überschwem-mungsbereich bieten die Möglichkeit einer primären Sukzession.

Auf Grund dieser Randbedingungen und den vorhandenen Defiziten, wie sie in Teil 1 der Potenzialanalyse beschrieben sind, leiten sich Maßnahmen zur Verbesserung des morpho-logischen Zustandes des Elbe-Ästuars ab.

Der Rückbau von Uferbefestigungen (M9) und das Tieferlegen des Vorlandes (M11) ist oft-mals nur in kleinen Abschnitten umsetzbar. Auf Grund der Kleinräumigkeit wurde für die je-weilige Einzelmaßnahme meist eine geringe ökologische Aufwertung ausgewiesen. Die Summe solcher Maßnahmen birgt mithin jedoch ein hohes Aufwertungspotenzial zur Ver-besserung der ökologischen Gesamtsituation der Elbe und ihrer angrenzenden Vorländer.

Vorrangige Maßnahmentypen aus Sicht der Morphologie:

M4 Freibaggern von Nebenelben M5 Anbindung von Nebenelben

Durch Freibaggern von angeschlossenen aber teilweise sedimentierten Nebenelben soll eine dauerhafte Durchströmung gewährleistet werden. Das augenblicklich vorhandene System mit einer dominanten Hauptrinne, die als Schifffahrtsstraße dient, kann so in ein naturnäheres ver-netztes, strukturreicheres Gewässersystem übergeführt werden. Für ein dauerhaftes Freihalten der Nebenelben von Sedimentationen ist darauf zu achten, dass die entsprechenden hydrauli-schen Randbedingungen geschaffen werden.

M9 Rückbau von Uferbefestigungen M11 Tieferlegung des Vorlandes

Durch den Rückbau der Ufersicherungen und die Tieferlegung des Vorlandes können typische dynamische Prozesse in einem natürlichen Tidegewässer, wie die kontinuierliche Veränderung der Uferstrukturen wieder initiiert werden. Durch Erosions- und Sedimentationsvorgänge ent-stehen unregelmäßige Ufer mit Uferabbrüchen und Anlandungsbereichen. Diese Umlage-rungsprozesse begünstigen die Bildung von Inseln und Sänden, verbunden mit der Entstehung von neuen Rinnen und Verzweigungen. Nur so ist eine Kommunikation zwischen Vorländern

und Gewässer (Hauptgerinne, Nebengerinne und Priele) möglich. Die Querschnittsausprägung und die Uferbeschaffenheit sind somit ein Indikator für die Natürlichkeit der Gewässermorpho-logie in einem Gewässer.

Das Abflachen des Vorlandes trägt außerdem dazu bei, die Stabilität hinsichtlich der Strö-mungs- und Schiffswellenbelastung zu gewährleisten.

M14 Verlegung des Hauptdeichs

Durch eine Verlegung des Hauptdeichs bietet sich die Chance, eine größere Fläche wieder als elbetypische Auelandschaft entwickeln zu lassen. Es ergibt sich dadurch die Möglichkeit einer natürlichen Wechselwirkung zwischen Aue und Fluss. Durch die Anbindung vorhande-ner Strukturen an das Tidegeschehen entsteht eine zusammenhängende Auelandschaft mit elbetypischen Süßwasserwattbereichen, Flachwasserbereichen und Prielen, die dem einst typischen Lebensraum von Auewäldern, Röhrichtflächen und einem verästelten System von Prielen und Nebenarmen nahe kommen würde.

Wasserbeschaffenheit

Die Wasserbeschaffenheit der Tideelbe wird durch eine Vielzahl von physikalischen, chemi-schen und insbesondere biologichemi-schen Prozessen bestimmt. Ein „guter“ Zustand der Wasser-beschaffenheit und damit ein „natürlicher“ Stoffhaushalt in einem Ästuar wird zum einen durch das Maß der Belastungen (=Einträge aus punktuellen und diffusen Quellen) und zum anderen durch die hydrodynamischen und morphologischen Randbedingungen geprägt. Ti-dehub, Strömungsverhältnisse sowie das Verhältnis von Tiefenwasser- zu Flachwasser- zu Wattbereichen sind wichtige abiotische Faktoren, die einzelne Prozesse des Stoffhaushaltes direkt oder aber die Gewichtung der Prozesse zueinander beeinflussen.

Vorrangige Maßnahmentypen aus Sicht der Wasserbeschaffenheit:

M1: Flachwasserbereiche

Die Flachwasserbereiche sind ein wichtiges Kompartiment im Ökosystem Elbe-Ästuar. Sau-erstoffeintragende Prozesse wie atmosphärische Wiederbelüftung sowie biogener Sauer-stoffeintrag werden in diesen flachen und gut durchlichteten Bereichen gefördert. Generell ist von Flachwasserbereichen im limnischen Abschnitt der Elbe ein größerer positiver Effekt auf den Sauerstoffhaushalt zu erwarten als von Bereichen im oligo- oder mesohalinen Abschnitt der Elbe. Dies ist bedingt durch die höhere biogene Produktion im limnischen Flachwasser-bereich. Zudem ist hier eine räumliche Nähe zum "Sauerstoffloch" (ca. km 625 - 645) im Hauptstrom der Elbe gegeben. Im oligo-mesohalinen Abschnitt der Elbe beeinträchtigen ho-he Schwebstoffgehalte die Lichtverhältnisse und damit den biogenen Sauerstoffeintrag, dies besonders im Bereich der Trübungszone. Flachwasserbereiche in strömungsberuhigten Seitenräumen der Elbe sind als Biotope für das Phyto- und Zooplankton sowie Jungfische von entscheidender Bedeutung für das planktische Nahrungsnetz des Elbe-Ästuars. Wichti-ge Randbedingung für den Maßnahmentyp ist das hydrodynamische Umfeld der neu zu schaffenden Flachwasserbereiche, also wie stabil diese Bereiche sind oder welche Entwick-lung sie aufweisen werden.

M4: Freibaggern von Nebenelben M5: Anbindung von Nebenelben

Die Aufrechterhaltung bzw. Wiederanbindung von Nebenelben erhöht die Vernetzung zwi-schen den Kompartimenten Hauptstrom und Flachwasserbereichen mit Watten. Damit kön-nen Defizite im Haupstrom, wie etwa geringe Sauerstoffgehalte, durch Austausch mit sauer-stoffreicherem Wasser aus den Nebenelben abgemildert werden.

M3: Schaffung von Wattflächen

ves Aufoxidieren der obersten Sedimentschichten. Darüberhinaus kommt es beim Auflaufen des Wassers während jeder Flutphase zu einer starken atmosphärischen Wiederbelüftung des Elbwassers. Beide Prozesse stärken das Selbstreinigungspotenzial der Elbe durch Oxi-dation von reduzierten Stoffen. Watten sind der Lebensraum für die ästuartypische Lebens-gemeinschaft des Phytobenthos. Die Aufwuchsalgen fördern die biogene Belüftung des Wassers und der obersten Sedimentschichten. Zudem sind die Algen Nahrungsgrundlage für in Wattsedimenten lebende tierische Organismen sowie Watvögel. Bei neu geschaffenen Wattbereichen, die durch Sielbauwerke befüllt bzw. entleert werden, sind möglichst „natürli-che“ Überstauzeiten anzustreben. Hiervon hängt ab, inwieweit diese Wattflächen z.B. für den Nährstoff- oder Schwebstoffrückhalt effektiv sind.

M14: Verlegung des Hauptdeiches

Ein Zugewinn an aquatischen Flächen insbesondere an Flachwasser und Wattbereichen -(siehe obige Ausführungen) erhöht das Selbstreinigungspotenzial des Elbe-Ästuars.

M12: Reduktion von Stoffeinträgen (außerhalb des WSV-Bereiches)

Die Hauptursache für die Defizite im Sauerstoffhaushalt der Tideelbe ist die hohe Belastung mit sauerstoffzehrenden Stoffen, dies sind im wesentlichen mikrobiell abbaubare organische Kohlenstoffverbindungen und Ammonium. Diese Stoffe stammen aus punktuellen und diffu-sen Einleitungen im Einzugsgebiet der Mittel- und Oberelbe sowie aus dem Großraum Ham-burg. Zudem führt die hohe Trophie der Mittelelbe im Frühjahr/Sommer zu einer starken Be-ladung (=Sekundärbelastung) der oberen Tideelbe mit Algen. Die eingetragenen Algen ster-ben auf Grund der ungünstigen Lichtverhältnisse bei großen Wassertiefen im Bereich des Hamburger Hafens ab. Anschließend wird die abgestorbene Biomasse von Bakterien unter Sauerstoffverbrauch abgebaut.

Boden

Aus den im Bericht zum Teil 1 vorgeschlagenen Maßnahmenkatalog zur Verbesserung des ökologischen Zustandes der Unter- und Außenelbe mit seinen 19 Maßnahmentypen aus 8 Maßnahmengruppen (Tab. 7.2-4) werden fünf Maßnahmentypen ausgewählt, die für die Verbesserung des ökologischen Bodenwertes besonders geeignet sind. Kriterien für die Auswahl dieser Maßnahmen sind die Bewertung aller 19 Maßnahmentypen in Kapitel 8 des o.a. Berichtes von Teil 1 verglichen mit den in Tab. 6.5-1 des gleichen Berichtes gegebenen spezifischen Vorschlägen für Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Bodenwer-tes. Mit Realisierung der fünf selektierten Maßnahmentypen können mehr bodenwertbe-stimmende Kriterien (und Unterkriterien) aufgewertet werden als bei den übrigen 14 Maßnahmentypen.

Vorrangige Maßnahmentypen aus Sicht des Schutzgutes Boden:

(Reihung auf Grund Effektivität des Maßnahmentyps für die Verbesserung des ökologischen Bodenwertes)

M17 Nutzungsaufgabe

Mit Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung werden steuernde Eingriffe in den Boden, wel-che die natürliwel-che Bodenfunktionalität einschränken, nicht mehr vorkommen. Dem Boden wird dadurch die Möglichkeit gegeben, sich standortgemäß zu entwickeln und eine ge-bietstypische Bodenfunktionalität auszubilden. Dadurch können die meisten bodenwertbe-stimmenden Kriterien wie Stoffanreicherung (anorganische Spurenelemente, organische Spurenstoffe, Pflanzennährstoffe), landwirtschaftliche Kulturmaßnahmen sowie Überformung mitsamt ihren Unterkriterien verbessert werden. Die Genese seltener und naturnaher Böden wird zudem gefördert. Durch Realisierung des Maßnahmentyps M17 kann somit der ökologi-sche Bodenwert im Elbe-Ästuar verbessert werden.

Gleiche Effekte werden durch den Maßnahmentyp M16 Grünlandextensivierung erreicht. Ih-re Wirkung ist gleichwohl weniger intensiv und entfaltet sich erst langfristig. Aufgrund glei-cher Wirkungsweise auf die Ausprägung der natürlichen Bodenfunktionen wird dieser Maß

nahmentyp ebenfalls als vorrangig zur Verbesserung des ökologischen Bodenwertes im Unter- und Außenelberaum gesehen, jedoch unter den Maßnahmentyp M17 subsumiert.

M18 Reduzierung der Entwässerung

Der dominante Effekt dieses Maßnahmentyps liegt darin, dass ein marschentypischer und damit ästuartypischer Bodenwasserhaushalt in nunmehr nicht entwässerten Vordeichsböden wieder hergestellt wird. Die zumeist tidebedingten Ganglinien der Bodenwassergehalte cha-rakterisieren die natürlichen Bodenfunktionen im Ästuar und stellen damit eine ästuartypi-sche Habitateigenschaft dar. Durch direkte und indirekte Wirkungen (vgl. Kapitel 6.5 in BfG 1346, 2002) werden die bodenwertbestimmenden Kriterien Stoffanreicherung (anorgani-sche Spurenelemente, organi(anorgani-sche Spurenstoffe, Pflanzennährstoffe) sowie landwirtschaftli-che Kulturmaßnahmen mitsamt ihren Unterkriterien verbessert, das Kriterium Boden als Na-turkörper aufgewertet. Maßnahmentyp M18 ist somit dazu geeignet, den ökologischen Bo-denwert im Elbe-Ästuar zu verbessern.

M11 Tieferlegung des Vorlandes

Dieser Maßnahmentyp schafft eine ursprüngliche ästuartypische Marschentopographie, wo-mit die betroffenen Böden dem hydrologischen Geschehen eines Tideflusses vermehrt aus-gesetzt werden. Dem "Aufwachsen" der Marschen mit Förderung terrestrischer Bodengene-se und damit verbundener marschenatypischer Bodenfunktionalität wird damit entgegen ge-wirkt. Neben der Schaffung eines ästuartypischen Bodenwasserhaushaltes werden potenzi-elle Stoffanreicherungen im Oberboden (anorganische Spurenelemente, organische Spuren-stoffe) durch das Abschälen der Böden entfernt. Somit können die bodenwertbestimmenden Kriterien Stoffanreicherung (anorganische Spurenelemente, organische Spurenstoffe) und Überformung mitsamt einiger Unterkriterien aufgewertet werden, die Ausprägung des Bo-dens als Naturkörper wird gefördert. Mit Maßnahmentyp M11 kann somit der ökologische Bodenwert im Unter- und Außenelberaum verbessert werden.

M14 Verlegung des Hauptdeichs

Dieser Maßnahmentyp schafft große zusammenhängende Flächen mit Vordeichsböden, was dem Zielzustand für das Schutzgut Boden entspricht. Bisher hinter dem Hauptdeich gelege-ne Böden werden nunmehr an die Tidedynamik angebunden, womit ästuar- und marschen-typische natürliche Bodenfunktionen revitalisiert und entsprechende Habitate zur Verfügung gestellt werden. Bedingen die nunmehr "feuchteren" Verhältnisse weitere Maßnahmen wie z.B. Nutzungsextensivierungen oder -aufgaben, wird die positive Wirkung auf die Ausprä-gung der natürlichen Bodenfunktionen zusätzlich verstärkt. Von daher wertet Maßnahmen-typ M14 vorwiegend das bodenwertbestimmende Kriterium "Boden als Naturkörper" auf. Der bodenökologische Wert des Unter- und Außenelberaums kann dadurch verbessert werden.

M13 Öffnung von Sommerdeichen

Durch diesen Maßnahmentyp werden vor allem Vordeichsböden zwischen Sommerdeich und Hauptdeich vermehrt der tidebeeinflussten hydrologischen Dynamik der Elbe ausge-setzt. Hierdurch wird die Entwicklung ästuar- und marschentypischer natürlicher Bodenfunk-tionen gefördert. Nachfolgende Effekte wie z.B. notwendig werdende Nutzungsextensivie-rung oder -aufgabe auf Grund "nässerer Böden" unterstützen diesen Prozess. Durch Maß-nahmentyp M13 wird vor allem das bodenwertbestimmende Kriterium "Boden als Naturkör-per" mit seinen Unterkriterien Seltenheit und Naturnähe aufgewertet. Der ökologische Bo-denwert im Unter- und Außenelberaum kann dadurch verbessert werden.

Vegetation

Aus vegetationskundlicher Sicht sind die Maßnahmtypen als vorrangig zu erachten, die zur Entwicklung einer naturnahen Uferzonierung beitragen und vegetationsdynamische Prozes-se, wie Sukzession, Arealveränderungen und Ausbreitungsprozesse fördern und so zum Er-halt des gebietstypischen Artenpotenzials beitragen. Von besonderer Bedeutung sind dabei

wahl der Maßnahmentypen basiert auf der ökologischen Bewertung aus Teil 1 der Potenzi-alanalyse.

Vorrangige Maßnahmentypen aus Sicht der Vegetationskunde:

M9 Entfernung von Uferbefestigungen

Die Entfernung von Uferbefestigungen ist eine wirksame Maßnahme zur Förderung einer naturnahen Vegetationszonierung an der Unter- und Außenelbe. Dadurch können sich für das Elbe-Ästuar typische Vegetationstypen wie Röhrichte, Hochstaudenfluren und Weiden-gebüsche entwickeln. Die am Ufer ablaufenden morphologischen Erosions- und Sedimenta-tionsprozesse führen dabei zu einer vielgestaltigen Uferstruktur und fördern die Vegetations-dynamik. Insbesondere werden Pioniergesellschaften mit Pflanzenarten gefördert, die auf naturnahe Ufer und Störungen angewiesen sind (z.B. Oenanthe conioides, Deschampsia wi-beliana).

M11 Tieferlegung des Vorlands

Die Tieferlegung des Deichvorlandes stellt eine wichtige Maßnahme dar, um zusätzliche ti-debeeinflusste Standorte zu schaffen. Dadurch werden auf regelmäßige Überflutungen an-gewiesene Vegetationstypen an der Unter- und Außenelbe gefördert (insbesondere Röh-richt-Gesellschaften und Hochstaudenfluren). Diese Maßnahme ist besonders an künstlich steilen Uferbereichen mit ausreichend breitem Vorland sinnvoll, an denen auch die Entfer-nung der Ufersicherung geplant ist. So kann sich dort eine naturnahe Vegetationszonierung entwickeln, die derzeit an vielen Abschnitten der Unter- und Außenelbe auf kleine Flächen begrenzt ist.

M13 Öffnung von Sommerdeichen

Die Öffnung von Sommerdeichen ist eine aus vegetationskundlicher Sicht vorrangige Maß-nahme, da hierdurch die Vorländer stärker an die Tidedynamik der Elbe angeschlossen wer-den. Durch die häufigeren Überflutungen verbessert sich die Artenaustattung und Struktur von Grünlandgesellschaften sowie die Entwicklungschancen für Tideröhrichte, Weichholz-und Hartholzauwäldern. Außerdem werden aquatische Standorte wie Gräben Weichholz-und Kleinge-wässer stärker dem Tidegeschehen ausgesetzt, was zu einer Verbesserung der Habitatqua-lität für amphibische Pioniervegetation führt.

M14 Rückverlegung des Hauptdeichs

Die großflächige Vorverlegung der Hauptdeiche in den 1970er Jahren hat zu einer erhebli-chen Verschlechterung für die Vegetation der Unter- und Außenelbe geführt. Zahlreiche Flä-chen wurden dem Tidegeschehen entzogen und nachfolgend fand häufig eine deutliche Nut-zungsintensivierung statt, wodurch Grünland großflächig in Äcker umgewandelt wurde und tidebeeinflusste Röhrichte und Auwälder verschwanden. Würde diese Entwicklung durch ei-ne Deichrückverlegung wieder rückgängig gemacht werden, so könnten sich die dort vormals vorhandenen ästuartypischen Vegetationstypen wieder großflächig entwickeln. Diese Maß-nahme hat aus vegetationskundlicher Sicht die höchste ökologische Aufwertung.

M17 Nutzungsaufgabe

An vielen Stellen der Unter- und Außenelbe reicht die landwirtschaftliche Nutzung bis an das Ufer der Elbe heran. Dies verhindert die Ausbildung einer naturnahen Uferzonierung mit Röhrichten, Hochstaudenfluren, Weidengebüschen und Tide-Auwäldern. Daher ist die Auf-gabe der landwirtschaftlichen Nutzung eine vorrangige Maßnahme aus vegetationskundli-cher Sicht (insbesondere im Bereich zwischen MTw und 0,5 m oberhalb MThw). In den brack- und salzwasserbeeinflussten Bereichen der Unterelbe stellt die Nutzungsaufgabe eine wirksame Maßnahme zur Förderung der Diversität von Salzwiesen dar.

Fauna

Basierend auf der ökologischen Bewertung aus dem Teil 1 der Potenzialanalyse besitzen die nachfolgend aufgeführten fünf Maßnahmentypen für das Schutzgut Fauna das höchste öko

logische Aufwertungspotenzial, da durch diese Maßnahmen aquatische und semiaquatische Lebensräume wiederhergestellt bzw. gesichert werden, sowie eine naturnahe Entwicklung und eine Vergrößerung von Vordeichsflächen erzielt wird.

Vorrangige Maßnahmentypen aus Sicht der Fauna:

M1 Flachwasserbereiche

Unter den aquatischen Lebensräumen sind Flachwasserbereiche in der Vergangenheit am stärksten zurückgegangen. Die Ursachen sind die Vertiefung ehemals flacher Bereiche durch Baggerungen zwecks Fahrrinnenvertiefung und Ausbau von Hafenbecken, die Zu-nahme von Wattflächen durch ausbaubedingte Erhöhungen des Tidehubs und die Abtren-nung von Neben- und Binnenelben durch Eindeichungen.

Flachwassergebiete haben – ein mildes Strömungsklima mit langen Verweilzeiten des Was-sers vorausgesetzt – eine hohe ökologische Bedeutung als Reproduktionsgebiete für Plank-ton und Fische. Dies gilt nach verschiedenen Untersuchungen insbesondere für das Südufer der Elbe zwischen Stade und Hamburg. Dort sind Maßnahmen zur mittel- bis langfristigen Sicherung von Flachwassergebieten, z. B. Inseldurchstiche zur Optimierung der Strömungs-verhältnisse im Bereich der Hahnöfer Nebenelbe, aus faunistischer Sicht besonders emp-fehlenswert.

M5 Anbindung von Nebenelben

Die Anbindung von Nebenelben dient – ebenso wie Maßnahme M1 – zur Vergrößerung der Flachwasserzonen innerhalb des Gesamtökosystems Unterelbe. Zusätzlich werden Wattflä-chen und tidebeeinflusste Deichvorländer wieder hergestellt und in einen gebietstypisWattflä-chen Biotopverbund entlang der Unterelbe eingegliedert.

M9 Rückbau von Uferbefestigungen

Nach dem Rückbau von Uferbefestigungen können erosive Kräfte verstärkt wirksam werden.

Derzeit weitgehend fehlende naturnahe Ufer mit frühen Sukzessionsstadien der Vegetation werden wieder hergestellt. Unter den Tieren profitieren insbesondere gebietstypische Insek-tenarten sowie Vogelarten, die diese Bereiche zur Nahrungssuche und als Brutplatz nutzen.

M14 Verlegung des Hauptdeichs

Im terrestrischen Bereich sind die natürlicherweise ausgedehnten tidebeeinflussten Ufer-streifen erheblich eingeengt worden. Extensiv genutzte Bereiche sind nach Eindeichung vie-lerorts in intensiv landwirtschaftlich genutzte bzw. in Siedlungs- und Industrieflächen umge-wandelt worden. Grundvoraussetzung zur Sicherung der Tiergemeinschaften der Deichvor-länder sind aber ausreichende Flächengrößen sowie eine Verbindung der Flächen entlang des Stroms.

Dafür sind Wiederausdeichungen erforderlich. Im Sinne des Leitbildes sowie der faunisti-schen Umweltziele stellen sie eine erhebliche ökologische Aufwertung dar.

M17 Nutzungsaufgabe

Unter den wenigen verbliebenen Vordeichsflächen sind ungenutzte Bereiche mit großen zu-sammenhängenden Röhrichten, Staudenfluren, Gebüschen und Auwäldern besonders sel-ten anzutreffen. Die auf diese Biotope angewiesenen Tierarsel-ten sind extrem selsel-ten oder feh-len ganz (z. B. Rohrdommel, Schwarzstorch).

Voraussetzung für die dauerhafte Sicherung bzw. Wiederansiedlung der an diese Biotope gebundenen gebietstypischen Arten sind ausreichende Flächengrößen an Deichvorland (vgl.

M14) und eine natürliche Entwicklung großer Teilflächen.

Landschaftsbild

Aus der Perspektive des Schutzgutes Landschaftsbild und aufbauend auf der ökologischen

lung typischer ästuariner Strukturen wie Nebenrinnen und Nebenelben, naturnahe Ufer, Priele sowie ausgedehnte tidebeeinflusste Vorlandflächen gefördert werden.

Vorrangige Maßnahmentypen aus Sicht des Landschaftsbilds:

Vorrangige Maßnahmentypen aus Sicht des Landschaftsbilds: