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5 Darstellung der empirischen Ergebnisse

5.1 Formulierte Probleme bei der Einführung der mittleren Führungsebene

5.1.2 Bindegliedfunktion contra Beurteilungsmitwirkung

Kategorie VIII, 2: Die Position der Teamleiter zwischen dem Kollegium und der Schulleitung wird von etwa drei Viertel der Kollegen an Schulen mit mittlerer Führungsebene mit Schwierigkeiten, Misstrauen oder Unsicherheit in Verbindung gebracht. Sie werden als „kleine chefs“ (28, 230-230) beschrieben, oder Kollegen, die „doch ein bisschen mehr sind als der normale lehrer“ (22, 11-11; vgl. ähnlich 22, 15-15; 25, 252-252; 26, 174-174; 27, 213-213; 14, 126-126; 23, 208-209 & 60-60; 24, 60-62). Auch an Schulen ohne mittlere

Führungsebene beschreiben Kollegen in ihrer Funktion als Personalrat einen vergleichbaren Konflikt (vgl. 1, 82-82; 2, 65-65):

„da habe ich die erfahrung gemacht, dass man sich eigentlich auch nicht davor spannen lassen sollte. und immer klar trennen muss, sprichst du jetzt mit mir als personalrat und gibst mir einen auftrag, oder unterhalten wir uns jetzt / zwei unzufriedene kollegen über unsere situation.“ (1, 82-82)

Begründet werden diese Schwierigkeiten von einem Befragten:

„gefährlich ist es ja immer, innerhalb von einem kollegium wo alle gleich sind, wenn sich halt bestimmte leute abheben.“ (27, 213-213)

Aus den Fundstellen lassen sich verschiedene problematische Konsequenzen aus der Bindegliedfunktion der Teamleiter rekonstruieren. Eine Lehrkraft formuliert den Anspruch an die Teamleiter, im Rahmen der Personalführung sowohl Lehrkräfte als auch die Schulleitung zu entlasten:

„das heißt ja persoNAlführung, und ich kann jetzt nur aufgaben in der verWALtung übernehmen, [...] wenn ich den haushalt mach von der schule, dann FÜHre ich noch niemanden in dem moment. und das ist schon (..) ja es ist nicht leicht (..) es ist nicht leicht den spagat hinzukriegen zu sagen „man installiert eine führungsebene, und gleichzeitig ist das EIGentlich eine entlastung für die anderern lehrer, oder auch für die schulleitung“. (.) ich glaube an DEM problem hängt es im moment noch.“ (26, 174-174)

Ein weiterer Teamleiter erklärt, dass er sich in seiner Funktion nicht „als chef fühlt“ (25, 252-252). Wieder ein anderer Teamleiter beschreibt in ähnlicher Weise den Konflikt:

„ja, sodass also die durchaus die vorteile sehen - andererseits aber halt (...), naja, man jetzt doch in der mitte schwebt zwischen normalen kollegen und schulleitung. und (4) irgendwo wird doch (..), ein gewisser spagat, oder so gesehen wird, zwischen führung, die quasi sagen wir mal aufsicht hat, autorität hat, eine weisungsbefugnis hat und halt den normalen kollegen, der (..) ja doch irgendwo, auch wenn die zusammenarbeit noch so gut ist, doch zum anderen lager gehört. also sprich, normalkollege. und wir jetzt als führungsleute sind zum teil, noch dazu wenn man engagiert ist, (..) ein bisschen so ein zwitter. so wo dann, MEInen gefühl nach, so der normalkollege, also ich sag jetzt mal normalkollege, nicht mehr weiß, (...) wenn hier was gesagt wird, oder vertraulich gesagt wird, inwieweit geht das noch oben weiter?“(22, 15-15)

Um die Akzeptanz der Führungsrolle von Teamleitern im Kollegium zu stärken, empfiehlt dieser Teamleiter zudem, nicht als verlängerter Arm oder in der Rolle des Befehlsübermittlers der Schulleitung im Team aufzutreten. Ein Drittel der Kollegen an Schulen mit mittlerer Führungsebene beschreibt, dass die Rolle der Teamleiter für sie ganz schwer zu durchschauen ist und fürchtet

„massive probleme“ (28, 230-230; vgl. ähnlich 24, 60-62; 23, 208-208). Ein Mangel an Vertrauen des Kollegiums zu den Teamleitern offenbart sich in der Forderung von drei Lehrkräften, Teamleiter nicht im Personalrat vertreten zu sehen bzw. diese von Personalversammlungen auszuschließen (vgl. 28, 188-190 & 96-96; 20, 60-60).

Einzelne Lehrkräfte beschreiben explizit zwei Ausprägungen des Rollenkonflikts, den sie bei den Teamleitern vermuten. Zum einen ein Konflikt in der Person der Teamleiter selbst (Intra-Rollenkonflikt), die höhere Bezahlung im Gegensatz zu ihren Kollegen für sich rechtfertigen zu können (vgl. 14, 154-154). Zum anderen die mehrfach beschriebene Schwierigkeit der Kollegen, die Teamleiter in ihrer kontrollierenden Funktion zu akzeptieren, eben weil sie Kollegen und nicht die Schulleitung sind. Es werden vereinzelt Zweifel daran formuliert, ob die Teamleiter in ihrer Führungsfunktion zwischen privaten oder freundschaftlichen Beziehungen und dienstlichen Angelegenheiten unterscheiden können (Inter-Rollenkonflikt):

„dann sehe ich ganz massive probleme. da habe ich einfach konkrete leute vor augen, wo ich mir denke „das läu’ das wird nicht gut“. (...) das sind tolle kollegen, (..) aber glaub ich keine guten chefs.“ (28, 230-230)

Die im Code-Relations-Browser (vgl. Fußnote 6, Seite 138) ermittelten Überschneidungen der Fundstellen der Kategorie VIII, 2 „Zwischenposition im Kollegium“ und VIII, 3 „Beurteilung“ sowie VIII, 3 „Beurteilung“ und VIII, 4

„Hindernisse der Akzeptanz“ (vgl. Abbildung 22) können ein Hinweis darauf sein, dass der Einfluss der mittleren Führungsebene auf die Beurteilung sowohl mit dem wahrgenommenen Rollenkonflikt als auch mit der Akzeptanz der Teamleiter zusammenhängt.

Abbildung 22: Ergebnisse des Code-Relation-Browsers zur Hauptkategorie VIII. Quelle:

MAXQDA 2007, eigenes Datenmaterial

Kategorie VIII, 3: Etwa die Hälfte der Befragten an Schulen mit mittlerer Führungsebene schildert, dass die Möglichkeit der Mitwirkung der Teamleiter an der dienstlichen Beurteilung zu Abwehrreaktionen und negativen Auswirkungen führt: Misstrauen, Unsicherheit und reduzierte Gesprächsoffenheit im Kollegium werden am häufigsten als Konsequenzen der Beurteilungsmitwirkung der Teamleiter beschrieben (vgl. u. a. 14, 154-154; 23, 60-60; 17, 258-258; 27, 211-211; 27, 80-80; 20, 68-68). Einzelne Lehrkräfte stören sich in diesem Zusammenhang an der Tatsache, dass die Teamleiter – auch bezeichnet als „feind“ (24, 145-145) oder „spitzel“ (16, 64-64; vgl.

ähnlich 23, 60-60) – im Lehrerzimmer sitzen und wünschen sich „mehr distanz“ (23, 136-136):

„und ich finde das ganz (-) unpassend, dass die unter den kollegen sitzen, dann sollen die bitte ein eigenes Zimmer haben.“ (24, 145-145)

Zwei Lehrkräfte beschreiben, dass die „streitfrage“ (28, 70-70) der Beurteilungsmitwirkung der Teamleiter in ihren Schulen entscheidend für deren Akzeptanz bzw. die Integration der mittleren Führungsebene war, da erst mit Ausschluss der Mitwirkung die Teamleiter geduldet wurden (vgl. 28, 224-224; 27, 80-80). Allerdings berichtet eine Lehrkraft ebenso, dass bereits die kollegiale Diskussion über diese Befugnis (und zu erkennen, dass einzelne Teamleiter dazu bereit wären) das Misstrauen im Kollegium verschärft und der Gesprächsoffenheit geschadet hat (vgl. 24, 64-64).