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4 Quantitative und qualitative Resultate der bisherigen Verleihtätigkeit

4.2 Verbleib ausgeschiedener Leiharbeitskräfte

4.2.3 Beschäftigungssituation nach dem Ausscheiden bei START Zeitarbeit NRW

Die Fragen zum weiteren Berufsverlauf nach dem Ende des Arbeitsverhältnisses bei START Zeitarbeit NRW bezogen sich auf zwei Zeitpunkte:

· zum einen auf den Zeitpunkt direkt nach dem Ausscheiden, der individuell verschie-den war,

· und zum anderen auf den Befragungszeitpunkt (Mai 1999).

Von den 122 Befragten nahmen 87 oder 71,3 % direkt im Anschluss an das Beschäfti-gungsverhältnis bei START Zeitarbeit NRW eine Tätigkeit bei einem anderen Arbeitgeber auf, 28 Personen oder 23 % waren zunächst arbeitslos, drei Personen traten eine Fort-bildungsmaßnahme des Arbeitsamtes an und vier Befragte nahmen eine Ausbildung oder ein Studium auf. Damit nahmen an der Befragung überdurchschnittlich viele Per-sonen teil, die über START Zeitarbeit NRW einen neuen Arbeitgeber gefunden hatten.

Abb.: 6 Abbildung 9: Beschäftigungssituation ausgeschiedener Leiharbeits-kräfte im direkten Anschluss an die START-Tätigkeit

in Beschäftigung: 87 71,3 %

Aus-/Weiterbildung: 7 5,7 %

arbeitslos: 28 23,0 % ausgeschieden: 122

100 %

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Die Brücke in den Arbeitsmarkt führte die übernommenen Leiharbeitskräfte zumeist in den ehemaligen Entleihbetrieb. Von den 87 übernommenen Personen wurden 58 von dem ehemaligen Entleihbetrieb und 28 von einem anderen Betrieb eingestellt. Eine Per-son machte hierzu keine Angaben.

Auch in der Befragtengruppe profitierten sowohl Personen aus der Zielgruppe als auch Personen ohne vermittlungshemmende Merkmale von den Einstellungsvorgängen. Jede zweite Person, die eine Beschäftigung aufnahm, gehörte vor der Einstellung bei START Zeitarbeit NRW einer Zielgruppe an (n = 45), Unter den Personen, die direkt übernom-men wurden, waren zwölf Frauen. Das Durchschnittsalter der Übernomübernom-menen lag bei 32,9 Jahren.

Die ehemaligen Leiharbeitskräfte unterschrieben überwiegend unbefristete Arbeitsver-träge (58 %), und zwar unabhängig davon, ob der ehemalige Entleihbetrieb oder ein anderer Betrieb die Einstellung vornahm. Bei den neuen Arbeitsverhältnissen handelte es sich fast ausschließlich um Vollzeitbeschäftigungen (97,6 %). Kaum eine Leiharbeitskraft wechselte auf einen Teilzeitarbeitsplatz. Es fanden sich auch keine Hinweise auf Wechsel in geringfügige Beschäftigung oder zu einem anderen Zeitarbeitsunternehmen.

Personen, die im Verleih als Hilfskräfte eingesetzt waren, wurden seltener vom Entleih-betrieb übernommen als Leiharbeitskräfte, die im Einsatz qualifiziertere Tätigkeiten aus-geübt hatten, fanden aber häufiger eine neue Beschäftigung bei einem anderen Betrieb.

Es ist zu vermuten, dass fortgesetzte Suchaktivitäten dieser Personen während der START-Tätigkeit den „Seiteneinstieg“ begünstigten. Es gehörte zu den Aufgaben der Disponentinnen und Disponenten, die Leiharbeitskräfte zu weiteren Bewerbungsaktivitä-ten zu ermutigen und sie ggf. zu unterstützen.

Die nun folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Situation der Befragten zum Zeitpunkt der Befragung im Mai 1999, wobei die Zeiträume zwischen der Einstellung bei START Zeitarbeit NRW und dem Ausscheiden individuell variieren. Die zentralen Ergeb-nisse lauten in Kürze: Der Anteil der beschäftigten ehemaligen Leiharbeitskräfte hatte sich im Mai 1999 noch einmal leicht erhöht. Die im Anschluss an die Verleihtätigkeit angetretenen Arbeitsverhältnisse bestanden überwiegend noch, wobei sich insbesonde-re die Beschäftigungsverhältnisse mit den ehemaligen Entleihbetrieben als stabil erwie-sen. Die „Bewährungsphase“ im Verleiheinsatz begünstigte insbesondere das Überste-hen der Probezeit. Jedes zweite Arbeitsverhältnis bestand schon länger als ein Jahr.

Auch ehemalige Langzeitarbeitslose gelangten in stabile Beschäftigung. Die folgende Abbildung zeigt die Beschäftigungssituation der befragten ehemaligen Leiharbeitskräfte im Überblick. Anschließend gehen wir ausführlicher auf die Ergebnisse ein.

Abb.: 7 Abbildung 10: Beschäftigungssituation ausgeschiedener Leiharbeits-kräfte zum Befragungszeitpunkt (Mai 1999)

in Beschäftigung: 92 75,4 %

Aus-/Weiterbildung: 9 7,4 %

arbeitslos: 20 16,4 %

keine Angabe: 1 0,8 % ausgeschieden: 122

100 %

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Der Beschäftigungsanteil der ausgeschiedenen Leiharbeitskräfte hatte sich im Mai 1999 gegenüber dem Zeitpunkt des Ausscheidens noch einmal leicht erhöht. Zum Befra-gungszeitpunkt befanden sich 92 ehemalige Leiharbeitskräfte oder 75,4 % der Befrag-ten wieder in Arbeit, drei Personen oder 2,5 % in einer Bildungsmaßnahme der Arbeits-verwaltung und 20 Personen oder 16,4 % waren noch oder wieder arbeitslos. Unter den Beschäftigten finden sich auch die drei Personen, die im Anschluss an ihre Verleihtä-tigkeit eine Bildungsmaßnahme des Arbeitsamtes absolviert hatten. Alle drei wurden vom ehemaligen Entleihbetrieb übernommen.

Bei den 92 bestehenden Arbeitsverhältnissen dominierten die Vollzeitarbeitsverhältnisse (98 %). Zwei Personen arbeiteten in Teilzeit mit sechs bzw. 15 Wochenstunden. Die Mehrzahl der Arbeitsverträge war unbefristet (57 %).

Die Übernahmen im Anschluss an die Verleihtätigkeit erwiesen sich als stabil. Von den 87 eingestellten Leiharbeitskräften waren 72 oder 82,7 % zum Befragungszeitpunkt noch im gleichen Betrieb tätig. 15 waren nicht mehr in diesem Arbeitsverhältnis be-schäftigt.

Da die Leiharbeitskräfte zu unterschiedlichen Zeitpunkten START Zeitarbeit NRW verlie-ßen, unterscheiden sich auch die Beschäftigungszeiten bei den neuen Arbeitgebern. Die Beschäftigungsdauer der 72 Personen, die ohne Unterbrechung seit dem Ausscheiden bei START Zeitarbeit NRW beschäftigt waren, geht aus Tabelle 15 hervor. Dabei werden die Einmündungen in die Entleihbetriebe und in andere Betriebe getrennt betrachtet. Bei mehr als der Hälfte der Befragten betrug die Beschäftigungszeit schon über ein Jahr.

Tabelle 15: Beschäftigungsdauer der ununterbrochenen Arbeitsverhältnisse

Entleihbetrieb Andere Betriebe Gesamt

Abs. % Abs. % Abs. %

Unter 6 Monaten 6 11,5 5 25,0 11 15,3

6 – 12 Monate 16 30,8 6 30,0 22 30,6

Über 12 Monate 29 55,8 8 40,0 37 51,4

Keine Angaben 1 1,9 1 5,0 2 2,7

Gesamt 52 100 20 100 72 100

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Wie diese „Momentaufnahme“ zeigt, werden durch die Überlassungseinsätze durchaus stabile Arbeitsverhältnisse, insbesondere bei den Entleihbetrieben, angebahnt. Das Ni-veau bei den sonstigen Einmündungen in Beschäftigung liegt zwar unter dem Durch-schnitt, aber der Trend ist auch in dieser Gruppe eindeutig positiv.

15 Arbeitsverhältnisse, die nach dem Ausscheiden bei START Zeitarbeit NRW eingegan-gen worden waren, bestanden zum Befragungszeitpunkt nicht mehr. Gründe, die zur Beendigung der Arbeitsverhältnisse führten, waren vor allem ausgelaufene befristete Arbeitsverträge und Selbstkündigungen der Arbeitskräfte. Sechs Arbeitsverhältnisse wurden innerhalb der ersten sechs Monate wieder beendet, fünf innerhalb von sechs bis zwölf Monaten und zwei nach über einem Jahr. Zur Dauer der übrigen Arbeitsverhält-nisse lagen keine Angaben vor.

Zehn der 15 Personen fanden nach z. T. mehrfachen Wechseln einen neuen Arbeits-platz. Vier Personen gaben an, nach dem Ausscheiden bis zum Befragungszeitpunkt arbeitslos gewesen zu sein. Der „Rückfall“ in Arbeitslosigkeit blieb damit auf eine kleine Gruppe der übernommenen Leiharbeitskräfte beschränkt.

Wir wenden uns nun der Gruppe von ehemaligen Leiharbeitskräfte zu, die unmittelbar nach ihrem Ausscheiden bei START Zeitarbeit NRW arbeitslos geworden waren. Von diesen 28 Personen fanden

· 13 innerhalb eines Zeitraumes von weniger als drei Monaten einen Arbeitsplatz,

· weitere sechs Personen gingen innerhalb von sechs bis zwölf Monaten in Beschäfti-gung über und

· neun blieben durchgehend bis zum Befragungszeitpunkt ohne neue Beschäftigung.

Die Arbeitslosigkeitsperioden der letztgenannten Gruppe lagen zwischen 4 und 25 Mo-naten. Von drei Personen, die länger als zwölf Monate nach dem Ausscheiden noch immer arbeitslos waren, gehörte nur einer zu den ehemaligen Zielgruppenangehörigen.

Es bleibt festzuhalten, dass (erneute) Langzeitarbeitslosigkeit nach dem Ausscheiden bei START Zeitarbeit NRW auf wenige Fälle beschränkt blieb.

Von besonderem Interesse war, welche Entwicklung die Berufsverläufe der ehemaligen Zielgruppenangehörigen nehmen würden. Der Beschäftigungsanteil, der unmittelbar im Anschluss an die Verleihtätigkeit bei 52 % gelegen hatte, reduzierte sich bis Mai 1999 auf 43,4 % aller Befragten. Ursache für den Rückgang des Zielgruppenanteils war, dass eine höhere Anzahl von Personen ohne Vermittlungshemmnisse zwischenzeitlich wieder einen Arbeitsplatz gefunden hatte. Rund ein Viertel der 61 ehemaligen Zielgruppenan-gehörigen war zum Befragungszeitpunkt arbeitslos.

Abbildung 11: Verbleib von Zielgruppenangehörigen zum Befragungszeitpunkt

in Beschäftigung: 40 65,6 %

Aus-/Weiterbildung: 2 3,2 %

arbeitslos: 15 24,6 %

sonstiges: 4 6,6 % Zielgruppe: 61

100 %

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Die Eingliederungsquote bei den 23 ehemaligen Langzeitarbeitslosen liegt deutlich über 50 %. Sieben Personen waren zum Befragungszeitpunkt arbeitslos, davon vier ununter-brochen seit dem Ausscheiden bei START Zeitarbeit NRW. Die Mehrzahl der neuen Ar-beitsverhältnisse, die ehemalige Langzeitarbeitslose nach ihrem Austritt bei START Zeit-arbeit NRW antraten, hatten zum Befragungszeitpunkt noch Bestand. Die Wechsel von einem Arbeitsplatz in erneute Arbeitslosigkeit blieben begrenzt und überstiegen nicht die Anzahl der Wechsel von Arbeitslosigkeit in Beschäftigung. Man kann daher auch im Hinblick auf die Gruppe der ehemaligen Langzeitarbeitslosen nicht von einem „Drehtür-effekt“ sprechen.

Eine weitere Sonderauswertung nahmen wir bei der Gruppe der 51 Personen vor, die als Hilfskräfte in den Entleihbetrieben eingesetzt waren. Das Durchschnittsalter entsprach mit 31,5 Jahren dem Durchschnitt aller Leiharbeitskräfte. Etwa die Hälfte dieses Perso-nenkreises stammte aus den Zielgruppen des Arbeitsmarktes. Sechs Personen waren länger als zwölf Monate arbeitslos. Nur acht der 51 Personen gaben an, über keine be-rufliche Ausbildung zu verfügen. Die übrigen Befragten gaben zumeist Facharbeiterbe-rufe an. In einem Fall war ein Lebensmittelingenieur als Hilfskraft im gewerblichen Be-reich eingesetzt. Diese auf den ersten Blick krasse Diskrepanz zwischen Qualifikation und Verleiheinsatz wird dadurch verständlicher, dass der Mann zuvor Aushilfstätigkeiten

und geringfügigen Beschäftigungen nachgegangen war, insofern bereits einen diskonti-nuierlichen Berufsverlauf aufwies, und sich von daher zu einem Einsatz als Hilfskraft in einem Großunternehmen bereitfand.43

Die deutliche Mehrzahl dieses Personenkreises, 60,8 %, ging im Anschluss an den Ver-leiheinsatz in Betriebe über. Der Anteil von Leiharbeitskräften aus dieser Gruppe, die nicht in den Entleihbetrieb wechselten, lag über dem Durchschnitt der Befragtengruppe.

Offenbar waren die eigenen Suchaktivitäten in dieser Gruppe intensiver. Bis zum Befra-gungszeitpunkt hatte sich der Übernahmeanteil noch einmal auf 66,7 % erhöht.

4.2.4 Fazit

Im Mittelpunkt dieses Kapitels stand die Frage, inwieweit die Wiedereingliederung von Leiharbeitskräften in Beschäftigung gelingt und welche Stabilität und Qualität die neuen Beschäftigungsverhältnisse aufweisen. Die Befürchtung, die Tätigkeit von vormals Ar-beitslosen als Leiharbeitskraft könnte sich als bloße Etappe vor einer erneuten Arbeitslo-sigkeitsperiode erweisen, hat sich nicht bestätigt. Im Gegenteil: der Beschäftigungsanteil der befragten ausgeschiedenen Leiharbeitskräfte stieg im Zeitverlauf sogar noch an. Die angebahnten Beschäftigungsverhältnisse erwiesen sich überwiegend als stabil. Auch Zielgruppenangehörige konnten die Tätigkeit bei START Zeitarbeit NRW erfolgreich als Chance nutzen. Bei der Anschlussbeschäftigung handelte es sich zumeist um einen Voll-zeitarbeitsplatz beim ehemaligen Entleihbetrieb.

Die Angaben zur Arbeitslosigkeitsperiode vor dem Eintritt können die individuelle Betrof-fenheit von Arbeitslosigkeit im Erwerbsleben der Befragten nur ausschnitthaft wieder-geben. Die Zugänge aus Weiterbildungsmaßnahmen deuten an, dass die Erwerbsverläu-fe von Leiharbeitskräfte von START Zeitarbeit NRW schon mehrfach durch Arbeitslosig-keitsperioden unterbrochen wurden.44

Der Beitrag von START Zeitarbeit NRW bei den Übergängen in andere als die Entleihbe-triebe ist schwierig zu quantifizieren. Bemerkenswert ist immerhin die hohe Wiederbe-schäftigungsquote. Die Gesamtergebnisse von START Zeitarbeit NRW zeigen, dass es auch zahlreiche direkte Übergänge in andere Betriebe gibt. Dies kann zum einen darin begründet sein, dass die Personaldisponentinnen und -disponenten die Leiharbeitskräfte darin bestärken, sich weiter zu bewerben und Initiative bei der Suche nach einem regu

43 Durch Intensivinterviews mit Leiharbeitskräften haben Brose u.a. (1990) festgestellt, dass viele Leihar-beitskräfte diskontinuierliche Erwerbsverläufe schon vor dem Eintritt in Leiharbeit aufwiesen.

44 Die wissenschaftliche Begleitung der Reintegrationsmaßnahme „Werkstatt 90“, einer Maßnahme des Landesarbeitsamtes Niedersachsen-Bremen zur Reintegration von mehrjährig Arbeitslosen, stellte im Rahmen von mehrstündigen Einzelinterviews mit Teilnehmern fest, dass die „faktische Arbeitslosig-keit“ erheblich über der Dauer der letzten Arbeitslosigkeitsperiode vor Eintritt in die Maßnahme liegen konnte (vgl. Scharf/Kieselbach/Klink/Schulz 1995).

lären Dauerarbeitsplatz außerhalb der Zeitarbeit zu zeigen. Zum anderen bewerben sich die Leiharbeitskräfte aus einer Beschäftigung und nicht mehr aus der Arbeitslosigkeit heraus, was sich förderlich auf die Beurteilung ihrer Bewerbungen auswirken dürfte.

Ein nennenswerter Teil der Leiharbeitskräfte geht nicht unmittelbar in Betriebe über, sondern erst nach einer erneuten Arbeitslosigkeitsphase. Die Brücke in neue Beschäfti-gung reicht in diesen Fällen also nicht ganz bis an das andere Ufer. Der bisherige Ansatz, schon gekündigte Leiharbeitskräfte in einer „aktivierten Kündigungsfrist“ auf den Weg in Betriebe mit mobilitätsfördernden Qualifizierungsmaßnahmen (z. B. Bewerbungstrai-nings) vorzubereiten, scheint daher in die richtige Richtung zu weisen. Die Qualifizierung von Leiharbeitskräften steht auch im Mittelpunkt des folgenden Kapitels.