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VI. Niedergelassener Nervenarzt in Berlin

VI.2. Berufliche und private Kontakte

Berufliche und persönliche Kontakte pflegte Oppenheim zum langjährigen Verwaltungsdirektor der Charité, Bernhard Spinola (1835-1900), der ihm, wie Herz schrieb,

„gewogen war.“287 (Abb. 109, 111) Solche Verbindungen waren früher wie heute für einen erfolgreichen Karriereweg nicht unwichtig, haben jedoch Oppenheims Ausscheiden aus der Charité nicht verhindern können. Spinola gehörte als studierter Jurist dem Vorstand der Gesellschaft der Charitéärzte an und war Ehrenmitglied im Verein für innere Medizin, in dem er Oppenheims wissenschaftliches Wirken erleben konnte.288 Am 1.4.1898 wur-de sein 25jähriges Dienstjubiläum gefeiert und ihm durch v. Leywur-den eine Büste für wur-den Charitégarten überreicht. Auf der Spendenliste war auch Oppenheims Unterschrift neben einem Betrag von 20 Mark vermerkt.289

Im handschriftlichen Nachlass von Oppenheim befanden sich Briefwechsel mit Carl Weigert, Emil Du Bois-Reymond, Ludwig Darmstädter (1846-1927) u. a.290 (Abb. 125-131) An Weigert existieren ein Brief von 1896 aus Berlin und eine Karte von 1901 aus Wiesbaden mit der Ankündigung eines Besuches von Oppenheim bei Weigert im Senckenbergischen Institut in Frankfurt/Main. Der Briefwechsel ließ darauf schließen, dass zwischen beiden ein enger persönlicher Kontakt bestand und Oppenheim gelegent-lich nach Frankfurt/Main reiste, um sich fortzubilden.291 Weigert hatte sich 1875 am Pathologischen Institut in Breslau habilitiert und galt bereits damals als Meister der bak-teriologischen und neuropathologischen Färbetechnik, so der elektiven Neurogliafärbung, der Mark- und elektiven Markscheiden- sowie der Fibrinfärbung. 1879 wurde er außeror-dentlicher Professor in Leipzig. Da ihm das Ordinariat seines verstorbenen Lehrers Julius Cohnheim (1839-1884) wegen seiner jüdischen Herkunft verweigert wurde, nahm er 1885 einen Ruf als Direktor des Pathologischen Institutes der Senckenbergischen Stiftung in Frankfurt/Main an. Die Stiftung ging auf den Arzt Johann Christian Senckenberg (1707-1772) zurück, der 1763 sein beträchtliches Vermögen von 95.000 Gulden, ein-schließlich seines Hauses und einer Sammlung, „zum Besten der Arzneikunst und Krankenpflege“ vermachte. Im Gegensatz zu Oppenheim konnte Weigert als Prosektor verschiedener Hospitäler der Stadt das Material für seine Forschungen selbst rekrutieren.

Die Wirkungsstätte Weigerts war bekannt und „kein namhafter Mediziner hielt sich in Frankfurt auf, ohne ihn aufzusuchen“.292 An den Kinderarzt Adolf Baginsky (1843-1918) aus Berlin schickte Oppenheim zwei Fallbesprechungen von hirnerkrankten Kindern und bat um weitere Verlaufsmitteilung. An den Physiologieprofessor Emil Du Bois-Reymond sind fünf Briefe erhalten geblieben, wobei es in dreien um den Austausch von Schriften geht. Ein vierter Brief enthält einen fachlichen Austausch über ein Krankheitssymptom, das Oppenheim bei einer hysterischen Patientin beobachtet hatte. Oppenheim sandte hierfür ein Lehrbuch an Du Bois-Reymond. Gleichzeitig bedankte sich Oppenheim für das Vertrauen, das die medizinische Fakultät Siemerling und ihm mit der Vertretung von Westphal entgegengebracht hatte. Ein fünfter Brief beinhaltet eine kurze Diskussion über

287 Herz Memoiren S. 21, 23.

288 Vgl. Von Leyden Nekrolog S. 38. Vgl. Mehlhausen Jubiläum 1-42.

289 UAHU Berlin Charité-Direktion, Nr. 2035, Bl. 25, 49.

290 StaBi PK Berlin, Autographensammlung, Slg. Darmst. 3 d 1901: Oppenheim, Hermann.

291 Vgl. ebd. Klötzer/Hock Frankfurter Biographie S. 540-541.

292 Vgl. Pantel Weigert S. 326. Vgl. Lichtheim Nekrolog Weigert S. 348. Vgl. Wernicke Nekrolog Weigert S. 454-455. Vgl. Albrecht Festschrift S. 5-8. Vgl. De Bary Senckenberg S. 11-12

eine Studie mit 140 Patienten mit cerebralen Lähmungen im frühen Lebensalter im Journal of nervous mental diesease vom Mai 1890. An den Chemiker und Handschriftensammler Ludwig Darmstädter in Berlin sandte Oppenheim am 15.12.1910 folgenden Ausspruch:

„Es ist ein dringendes Bedürfnis, daß der Behandlung der Nervenkranken durch Gründung von Nervenkliniken und von Nervenabteilungen an den grossen Krankenhäusern mehr Fürsorge als bisher gewidmet wird“.

Wie aus Nekrologen ersichtlich wurde, war Ludwig Bruns (1858-1916), neben Ludwig Träger, eine der wenigen Personen in Oppenheims Leben, mit dem ihn eine wahre Freundschaft sowohl auf beruflichem als auch auf künstlerisch-musikalischem Gebiet verband. In einem Nachruf würdigte Oppenheim die Verdienste des Freundes, den er bereits seit seinem ersten Studiensemester kannte. Nachdem Bruns Assistent und Schüler von Hitzig in Halle gewesen war, führten die Wege der Freunde in Berlin an der Klinik von Westphal erneut zusammen. 1886 wurde er niedergelassener Nervenarzt in seiner Heimatstadt Hannover und 1894 Leiter der inneren Abteilung des Kinderkrankenhauses.

Er war Mitglied der Ärztekammer der Provinz Hannover und später deren Vorsitzender.

1903 wurde er zum Professor ernannt. Bruns hatte die Gründung der Gesellschaft deut-scher Nervenärzte mit vorangetrieben und wurde von Oppenheim als deren „beliebtestes Mitglied“ bezeichnet. Über einen Zeitraum von 25 Jahren suchte er konsiliarisch Rat bei Oppenheim und sandte ihm Krankengschichten zu. Bruns’ Arbeitsfeld war die ge-samte Neurologie mit den Schwerpunkten „Hysterie und Kinderhysterie“, „traumatische Neurosen“ und „Geschwülsten des Nervensystems“.293

Mit der Gründung der Gesellschaft deutscher Nervenärzte durch Oppenheim verband sich der Name Wilhelm Heinrich Erbs (1840-1921).294 Er war seit 1879 als außerplanmäßiger Professor für spezielle Pathologie in Heidelberg eine wesentliche Säule der sich dort ent-wickelnden neurologischen Schule, die wesentlichen Anteil an der gesamten Entwicklung des Faches Neurologie hatte. 1880 erhielt er einen Ruf nach Leipzig und war von 1880-1883 Direktor der neurologischen Poliklinik und Gründer einer eigenen neurologischen Abteilung. Sein Hauptanliegen blieb die Gründung eigenständiger neurologischer Abteilungen an den großen Kliniken nach Vorbild der USA, Russlands und Frankreichs.

Von 1907-1911 war er 1. Vorsitzender der Gesellschaft deutscher Nervenärzte und bis zu seinem Tod deren Ehrenpräsident. 1878 beschrieb er einen bulbären Symptomenkomplex, später als Erb-Goldflam Krankheit bezeichnet. Heute trägt das Krankheitsbild den Namen Myasthenia gravis pseudoparalytica.295 Weiterhin sind als neue Erkenntnisse das Erbsche Phänomen, der Erbsche Punkt, die Progressive Muskeldystrophie Typ Erb sowie die Sehnenreflexe in die Medizingeschichte eingegangen.296

Mit Max Nonne (1861-1959) ist Oppenheims Auseinandersetzung um das Krankheitsbild der „traumatischen Neurose“ eng verknüpft. In der Zeit nach Oppenheims Monographie

„Die traumatischen Neurosen“ (1889) hatte sich die Theorie von der Entstehung der trau-matischen Neurose hin zum rein funktionellen Nervenleiden (Reflexlähmung) gewandelt, das durch einen Schreck oder Schock ausgelöst wurde und ohne anatomisch nachweis-bare Läsion war. Mit der Frage nach einer Entschädigung nach dem Haftpflichtgesetz

293 Oppenheim Bibliographie 1916: Nekrolog Bruns S. 2-4.

294 Vgl. Kap. VI.10.9.

295 Vgl. Kap. VI.3.5.

296 Kuhn Erb S. 103-104.

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durch den Verursacher des Traumas, z. B. einer Eisenbahngesellschaft, bildeten sich um die Jahrhundertwende zwei Parteien heraus: Eine Partei, die die Diagnose „traumatische Neurose“ ablehnte bzw. den kausalen Zusammenhang zwischen Trauma und trauma-tischer Neurose negierte und eine Partei, die sie anerkannte. Im Verlauf kristallisierte sich die Simulationsfrage als Gegenstand scharfer Auseinandersetzung heraus und beschäftigte auch die Juristen, die sich „von einer Flut von entsprechenden Prozessen überschwemmt sahen“. Im Gegensatz zu Adolf Seeligmüller (1837-1912) und Friedrich Schultze (1848-1934) hielt Oppenheim die Simulation für schwierig und selten und betrachtete das Zittern als ein überhäufig vorkommendes Symptom. Damit erntete er besonders bei Seeligmüller Kritik, da dieser einen Test anwandte, mit dem man einen echten von einem simulierten Tremor unterscheiden konnte. Ein anderer Aspekt kam durch Carl Eisenlohr (1847-1896) in die Diskussion. Er beschrieb die sog. leichte Form der traumatischen Neurose, die nicht das volle Krankheitsbild zeigte, leicht simuliert werden konnte und somit unecht war. Die Frage der Simulation wurde auf dem 10. Internationalen Ärztekongress in Berlin 1890 ausgiebig diskutiert. Oppenheim blieb bei seiner Meinung, dass Simulation selten sei.

Das Ergebnis der Diskussion war, dass eine Partei „Simulation in unter 10% der Fälle, die andere Partei in „über 25% der Fälle“ annahm. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wur-de die Frage wur-des Traumas als Neuroseursache neu diskutiert. Durch Granatexplosionen ausgelöst, bestimmten in Europa die sog. „Kriegszitterer“ das Straßenbild. Der englische Militärarzt Charles Samuel Myers (1873-1946) sprach von einem „Granat-Schock“ oder von einer „Kriegsneurose“, als einer „echten regelrecht traumatisch bedingten Neurose“, die mit Ruhe, Bädern und Urlaub behandelt wurde. Es kam zur selben Entwicklung wie bei der Simulationsfrage: Es wurde versucht, die Krankheit in eine behandlungsbedürftige und in eine nichtbehandlungsbedürftige Form zu trennen. Hugo Liepmann (1863-1925) versuchte z. B., in eine primär ausgelöste Neurose als „Wirkung der Gemütserschütterung auf das Zentralnervensystem“ und in sekundäre Wirkungen zu trennen. Wieder andere ersetzten den Schreck als Ursache der Kriegsneurosen durch den Begriff „neurotische Fixierung“. Die durch das Trauma verursachten Krankheitsbilder wurden z. B. als „Grana texplosionsfolgen“, „Granatfernwirkungen“ oder „traumatische Hirnschwäche“ bezeich-net. Nonne wandte sich noch schärfer gegen das Trauma als Ursache der Neurose und formulierte, dass die „traumatische Neurose“ keine besondere Krankheit sei. Höhepunkt der Auseinandersetzungen war die 8. Jahresversammlung der Gesellschaft deutscher Nervenärzte in München.297 In seinen Nekrologen und Lebenserinnerungen beschrieb Nonne kritisch, nie abschätzig, jedoch immer mit einer diskreten Note von Überlegenheit die dortigen Ereignisse, hatte er doch eindrucksvoll Oppenheims Ansichten einer „moleku-laren Genese“ der traumatischen Neurose durch seine Hypnosevorführungen widerlegt.298 Nonne wandte zur Therapie der traumatischen Neurose neben der suggestiven Hypnose zweifelhafte Methoden, wie z. B. die Applikation von Strom oder das Zwangsexerzieren an. Nach seinem Medizinstudium in Freiburg, Berlin und Heidelberg, hatte er sich als Allgemein- und Nervenarzt in Hamburg niedergelassen und leitete seit 1869 eine Abteilung am Krankenhaus Hamburg-Eppendorf, die er zur neurologischen Universitätsklinik aus-baute. 1919 erhielt er an der neu gegründeten Hamburger Universität ein Extraordinat und wurde 1925 ordentlicher Professor. Er war maßgeblich an der Entwicklung einer selb-ständigen Neurologie beteiligt. Obwohl kein Nationalsozialist, befürwortete er auf Grund seines sozialdarwinistisch geprägten Menschenbildes die Euthanasie von Geisteskranken

297 Vgl. Fischer-Homberger Neurose S. 43-73, 86-91

298 Vgl. Nonne Ziel S. 180. Vgl. Bodechtel Nonne S. 989-994.

im Dritten Reich.299 1931 fand unter seinem Vorsitz und auf Initiative des New Yorker Arztes Bernhard Sachs der 1. internationale Neurologenkongress statt. Bereits 1912 hatten Oppenheim und Emanuel Mendel (1839-1907) ein vollständiges Programm ausgearbeitet und dem Vorstand der Gesellschaft deutscher Nervenärzte unterbreitet. Wie Nonne be-merkte, hatte Oppenheim damit kein Glück, da er den internationalen Neurologenkongress unter der Führung der Gesellschaft deutscher Nervenärzte konstituieren wollte, was den Widerstand ausländischer Ärzte, besonders des Schweizer Hirnanatomen von Monakow hervorrief.300 Ab 1914 bestand kriegsbedingt bis zu o. g. Kongress 1931 für mehrere Jahre keine internationale Zusammenarbeit mehr.301

Mit James Israel (1848-1926) (Abb. 108) pflegte Oppenheim offenbar intensiveren Kontakt. So wurden beide am 15.2.1916 von der Kaiserlich medizinischen Gesellschaft Konstantinopel anlässlich ihres 60. Stiftungsfestes zu Ehrenmitgliedern ernannt.302 Israel war von 1881-1917 dirigierender Arzt für Chirurgie des Jüdischen Krankenhauses Berlin und ein hervorragender Arzt auf dem Gebiet der Nierenchirurgie. Sein 1901 ver-öffentlichtes Lehrbuch „Chirurgische Klinik der Nierenkrankheiten“ galt lange Zeit als Standardwerk der urologischen Chirurgie.303 Er beschäftigte sich auch mit neurochirur-gischen Fragen: 1875 erschien eine Arbeit über einen Fremdkörper in der Paukenhöhle, der nervöse Erscheinungen hervorrief, die nach Entfernung ausblieben. Eine Arbeit aus dem Jahre 1885 hatte die tuberkulöse Ostitis des Schädels zum Inhalt.304 Ein weiteres Gebiet war die Nierensyphilis. Im 16. Kapitel seines Lehrbuches findet man, dass Israel 1892 die ersten beiden operativ behandelten Fälle von Nierensyphilis veröffentlichte.305 Hier könnten die Punkte der Zusammenarbeit zwischen Israel und Oppenheim gelegen ha-ben. Welches Tätigkeitsfeld Oppenheim zusammen mit Israel speziell in Konstantinopel betrat, bleibt offen. In Israels und Oppenheims Leben gab es viele Parallelen. Auch Israel lehnte einen Übertritt zum Christentum ab. 1886 eröffnete er eine Privatklinik, zuerst im Norden Berlins, ab 1892 in der Kurfürstenstr. 42 und danach in der Privatklinik „Hygiea,“

Augsburger Str. 66. V. Bergmann setzte sich beim Kultusministerium persönlich für Israels Ernennung zum Professor ein, die erst 1894 erfolgte.306 Israel und Oppenheim waren bei-de mit bei-dem Geiger und Komponisten Joseph Joachim (1831-1907) befreunbei-det, so dass ein gemeinsamer kultureller Austausch zu Gesellschaftsabenden im Hause Oppenheim nahe lag, da auch die Wohnungen beider, in der Königin-Augusta-Straße und am Lützowufer nahe beieinander lagen.307 Oppenheim hatte bereits durch Westphal Bekanntschaft mit diesem herausragenden Künstler Berlins gemacht. Zusammen mit seiner Frau Martha, die Herz als „begeisterte Wagner-Verehrerin“ bezeichnete, war seine Liebe zur Musik,

„besonders für Bach, Mozart, Beethoven, Schumann und Wagner“ dominierend. Dabei bewies er Genialität, indem er ganze Klavierauszüge, wie z. B. die „Walküre“ von Wagner, singen konnte. Selbstverständlich reiste er im Zuge seiner jährlich

unternom-299 Vgl. Gradmann Nonne S. 233-234.

300 Nonne Ziel S. 230.

301 Vgl. ebd. S. 231. Weiteres über die Zusammenarbeit zwischen Nonne und Oppenheim im Kapitel

„Kinder- und Lehrjahre der Neurologie“, 292-310.

302 Berliner klin. Wschr. 53 (1916) S. 384.

303 Bloch/Winau Israel S. 231.

304 Ebd. S. 221-222.

305 Ebd. S. 250.

306 Ebd. S. 56-58. Vgl. Berliner klin. Wschr. 31 (1894) S. 232.

307 Bloch/Winau Israel S. 76, 88.

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menen Reisen auch nach Bayreuth.308 Es scheint, als sei die Musik neben den Reisen das einzige Ausgleichsmittel seiner jahrelangen rastlosen Tätigkeit gewesen.309

Ein enges Band bestand fernerhin zu seiner Heimatstadt Warburg. Zum 70. Geburtstag seiner Stiefschwester, Amalie Herz, geb. Grünewald, hielt Oppenheim die Festrede.310 Am 4.12.1890 überwies er der Stadt Warburg 100 Mark als Spende für die Opfer der Überschwemmung vom 24.11.1890.311 In der Sammlung des Stadtarchivs Warburg, mitt-lerweile in der Schausammlung der Abteilung Kunstgeschichte des Museums im „Stern“, befindet sich ein Exemplar von Antonius Eisenhoits Kupferstich der „Patientia“ aus der Serie der Tugenden von 1592. Auf der Rückseite trägt das Blatt den Stempel: „Dtr.

Oppenheim“. Wann und unter welchen Umständen das Blatt der Stadt zugegangen ist, läßt sich nicht mehr klären.312

Auch mit seinem Neffen Emil Herz pflegte Oppenheim Kontakt. Herz hatte sich 1903 auf Empfehlung Oppenheims beim Berliner Großverlag Ullstein & Co. als Germanist um eine Stelle beworben, die er auch erhielt. Er wollte ursprünglich Oberlehrer werden, wurde jedoch „trotz abgelegten Examens vom preußischen Staat nicht eingestellt“ und ging für ein Jahr nach Hamburg zum Verleger Leopold Voß. Auf Grund der einseitigen Beschäftigung auf medizinisch-naturwissenschaftlichem Gebiet wechselte er nach Berlin, um sich bei Ullstein eher literarisch zu betätigen.313 Herz wohnte mit seiner Familie im Grunewald, unweit des Hauses von Marta und Lion Feuchtwanger (1884-1958).314 Auch Carl Zuckmayer (1896-1977) berichtete in seinem Buch „Als wär’s ein Stück von mir“

über den Verlagsdirektor Emil Herz, der in der Ullstein-Loge des Berliner Presseballs, die sich direkt neben der Regierungs-Loge befand, den Empfang leitete.315

Sein langjähriger Assistent Arthur Stern (1868-1925) beschrieb Oppenheim als „(äusser-lich) kühle Natur“, ganz auf seine Arbeit und sein Werk bezogen. Auch während seiner siebenjährigen Tätigkeit in Oppenheims Praxis sei „ein enger persönlicher Kontakt, ab-gesehen von den obligaten Einladungen in das Haus Oppenheims und den Diskussionen über die untersuchten Kranken, kaum zustande gekommen“.316

308 Herz Memoiren S. 23. Saenger Nekrolog S. 830.

309 Liepmann Nekrolog S. 6.

310 Herz Deutschland S. 261.

311 StdtA Wa, D 0695 (Überschwemmung am 24.11.1890), Beleg 45.

312 StdtA Wa. Ich danke Herrn Franz-Josef Dubbi herzlich für die Auskunft. Der Kupferstich ist abgebil-det in: Kesting Eisenhoit Abb. 29.

313 Schwab-Felisch Ullstein S. 179.

314 Feuchtwanger Frau 219-220.

315 Zuckmayer Stück S. 530.

316 Stern Zeit S. 56.

„Die Klinik, erst in der Johannisstraße, später in der Karlstrasse, kann die Zahl der Zuhörer kaum fassen. Sie geniesst Weltruhm, von weither kom-men Aerzte, Berufsgenossen, so aus Russland und

Amerika und Japan, nur die Regierung und die Medizinische Fakultät nimmt von seinen

wissen-schaftlichen Leistungen keine weitere Notiz.“317