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3 Experimenteller Teil

3.2 Studie 2: Das Prinzipal-Agent-Spiel im fMRT-Scanner

3.3.2 Hypothesen, Datenanalysen und Ergebnisse

3.3.2.5 Beantwortung von Forschungsfrage 3

Versuchspersonen, die Frei20 wählen, erwarten stärker als Versuchspersonen, die Zwang20 wählen, dass das Gegenüber Frei20 als angenehm und Zeichen von Vertrauen empfindet. Gleichfalls haben Versuchspersonen, die Frei20 wählen, eine stärkere Erwartung dahingehend, dass das Gegenüber Zwang20 als unangenehm empfindet.

Nur in Bezug auf die Stärke der Erwartung der Empfindung von Zwang20 als Zeichen von Misstrauen gleichen sich die beiden Versuchspersonengruppen.

Tabelle 32

Univariate Einzelvergleiche (Gruppe Frei20 vs. Gruppe Zwang20) der Stärke der Erwartung dahingehend, dass das Gegenüber Frei20 als angenehm/Zeichen von Vertrauen und Zwang20 als unangenehm/Zeichen von Misstrauen empfindet.

Zwischensubjekteffekte F p η2

Gegenüber empfindet Frei20

als angenehm 15,200 0,001 0,352

Gegenüber empfindet Frei20

als Zeichen von Vertrauen 12,465 0,001 0,308

Gegenüber empfindet Zwang20

als unangenehm 7,808 0,009 0,218

Gegenüber empfindet Zwang20

als Zeichen von Misstrauen 0,106 0,747 0,004

Anmerkung. Dargestellt ist der F-Wert, die Signifikanz p und das partielle Eta-Quadrat (η2).

Prüfung eines möglichen Zusammenhanges zwischen eigenen Empfindungen und Reaktionen auf Zwang20 und Frei20 (wenn die Rollen vertauscht wären) und den beim Gegenüber erwarteten Empfindungen und Reaktionen anhand der Formulierungen in freiem Antwortformat

Im Antwortbogen werden die Versuchspersonen gebeten, zu den folgenden Fragen in freiem Antwortformat Stellung zu nehmen:

“Wie würden Sie es empfinden, wenn sie in der Rolle des Gegenübers wären und man Ihnen freie Wahl ließe?“

“Wie würden Sie es empfinden, wenn sie in der Rolle des Gegenübers wären und man Sie zur Mindestabgabe von 20 Punkten zwingen würde?“

“Was, glauben Sie, würde Ihr Gegenüber vermutlich empfinden, wenn Sie ihm freie Wahl lassen?“

“Was, glauben Sie, würde Ihr Gegenüber vermutlich empfinden, wenn Sie es zur Mindestabgabe von 20 Punkten zwingen?“

Im Anhang D (S.321ff.) wird der Wortlaut der Antworten der Versuchspersonen auf diese Fragen wiedergegeben. Bei einer Betrachtung der Formulierungen wird deutlich:

Bei Gruppe Frei20 gibt es deutliche Parallelen zwischen den Beschreibungen der eigenen Gefühle (wenn man in der Rolle des Gegenübers wäre) und der beim Gegenüber vermuteten Empfindungen, sowohl in Bezug auf das Erleben von Frei20 als auch auf das Erleben von Zwang20. Diese Übereinstimmungen zeigen sich jedoch deutlich weniger in der Versuchspersonengruppe, die ihr Gegenüber zur Abgabe von mindestens 20 Punkten zwingt.

Hypothese bezüglich eines Zusammenhanges (über alle Versuchspersonen hinweg) zwischen der eigenen Reaktion auf Frei20 und Zwang20 (Höhe der Abgabe, wenn man in der Rolle des Gegenübers wäre) und der vom Gegenüber erwarteten Abgabe

Die Versuchspersonen sollen in dem Antwortfragebogen angeben, wie viele Punkte sie selbst in Reaktion auf Frei20 und Zwang20 abgeben würden, wenn die Rollen im Spiel vertauscht wären.

An dieser Stelle ergibt sich aus Forschungsfrage 3 die Hypothese, dass die Höhe des Betrages, den eine Versuchsperson selbst abgeben würde (wenn sie in der Rolle des

Gegenübers wäre), eng mit der Höhe des Betrages zusammenhängt, den sie vom Gegenüber erwartet:

H0,V: Es zeigt sich kein Zusammenhang zwischen dem Betrag, den eine Versuchsperson selbst in Reaktion auf Frei20 und Zwang20 abgeben würde (wenn die Rollen vertauscht wären) und dem vom Gegenüber erwarteten Betrag in diesen Situationen.

H1,V: Es zeigt sich ein Zusammenhang zwischen dem Betrag, den eine Versuchsperson selbst in Reaktion auf Frei20 und Zwang20 abgeben würde (wenn die Rollen vertauscht wären) und dem vom Gegenüber erwarteten Betrag in der folgenden Beziehung: Je mehr eine Versuchspersonen selbst in Reaktion auf Frei20 abgeben würde, desto mehr erwartet sie auch vom Gegenüber in Reaktion auf Frei20. Je weniger eine Versuchsperson selbst in Reaktion auf Zwang20 abgeben würde, desto weniger erwartet sie auch vom Gegenüber in Reaktion auf Zwang20.

Ergebnisse bezüglich eines Zusammenhanges (über alle Versuchspersonen hinweg) zwischen der eigenen Reaktion auf Frei20 und Zwang20 (Höhe der Abgabe wenn man in der Rolle des Gegenübers wäre) und der vom Gegenüber erwarteten Abgabe

Hypothese HV wird anhand von Pearson-Produkt-Moment Korrelationen geprüft.

Tabelle 33 stellt die beiden Korrelationen dar.

Tabelle 33

Produkt-Moment Korrelationen nach Pearson zum Zusammenhang zwischen der Höhe der eigenen Abgabe, wenn die Rollen vertauscht wären und der vom Gegenüber erwarteten Abgabehöhe.

Höhe der Abgabe, die eine Versuchsperson selbst tätigen würde (wenn die Rollen vertauscht wären)

in Reaktion auf...

Höhe der Abgabe, die eine Versuchsperson vom Gegenüber erwartet

in Reaktion auf...

...Frei20 Zwang20

...Frei20 r = 0,612

...Zwang20 r = 0,732

Anmerkung. r = Korrelationskoeffizient. Fett-gedruckte Korrelationen sind auf dem Niveau von 0,01 signifikant.

Bei einem Signifikanzniveau von α = 0,05 sind beide Korrelationen statistisch bedeutsam. Hypothese H1,V wird bestätigt:

Je mehr eine Versuchsperson selbst in Reaktion auf Frei20 abgeben würde, desto höher ist die Abgabe, die sie von ihrem Gegenüber erwartet.

Gleichfalls gilt, dass eine Versuchsperson in Reaktion auf Zwang20 umso weniger vom Gegenüber erwartet, je weniger sie selbst in Reaktion auf diese Bedingung abgeben würde.

Hypothese bezüglich eines Zusammenhanges (über alle Versuchspersonen hinweg) zwischen der Stärke der eigenen Empfindungen der Versuchsperson in Reaktion auf Frei20 und Zwang20 (wenn die Rollen vertauscht wären) und der Stärke der Erwartung der Empfindungen beim Gegenüber

Die Versuchspersonen bestimmen im Antwortfragebogen auf einer Skala von 1-5 (trifft gar nicht zu - trifft sehr gut zu), wie stark sie selbst Frei20 als angenehm bzw.

Zeichen von Vertrauen empfinden würden und Zwang20 als unangenehm bzw. Zeichen von Misstrauen, wenn die Rollen im Spiel vertauscht wären.

Hierbei ergibt sich aus Forschungsfrage 3 die Hypothese, dass die Stärke der Empfindungen, die eine Versuchsperson für sich selbst angibt, eng mit der Stärke der Erwartung von Empfindungen beim Gegenüber zusammenhängen sollte.

H0,VI: Es zeigt sich kein Zusammenhang zwischen der Stärke der Empfindungen, die eine Versuchsperson für sich selbst in Reaktion auf Frei20/Zwang20 annimmt (wenn die Rollen vertauscht wären) und der Stärke der Erwartung hinsichtlich der Empfindungen des Gegenübers.

H1,VI: Es zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Stärke der Empfindungen, die eine Versuchsperson für sich selbst in Reaktion auf Frei20/Zwang20 angibt und der Stärke der Erwartung hinsichtlich der Empfindungen des Gegenübers:

Je mehr eine Versuchspersonen selbst Frei20 als angenehm und Zeichen von Vertrauen empfinden würde (wenn die Rollen vertauscht wären), desto stärker erwartet sie diese Empfindungen beim Gegenüber. Je mehr eine Versuchsperson Zwang20 als unangenehm und Zeichen von Misstrauen empfinden würde, desto stärker erwartet sie dies auch vom Gegenüber.

Ergebnis bezüglich eines Zusammenhanges (über alle Versuchspersonen hinweg) zwischen der Stärke der eigenen Empfindungen der Versuchsperson in Reaktion auf Frei20 und Zwang20 (wenn die Rollen vertauscht wären) und der Stärke der Erwartung der Empfindungen beim Gegenüber

Die Prüfung des Zusammenhanges zwischen eigenen und vom Gegenüber erwarteten Empfindungen geschieht mit Hilfe von Pearson-Produkt-Moment-Korrelationen und wird in Tabelle 34 dargestellt.

Tabelle 34

Pearson Produkt-Moment Korrelationen zwischen der Stärke der von der Versuchsperson selbst eingeschätzten Empfindung und der Stärke der Erwartung der Empfindung in Reaktion auf Frei20 und Zwang20 beim Gegenüber.

Stärke der eigenen Empfindung einer Versuchsperson (wenn die Rollen vertauscht wären):

Stärke der Erwartung der Empfindung beim

Gegenüber

...Frei20 als angenehm

...Frei20 als Vertrauen

...Zwang20 als unangenehm

...Zwang20 als Misstrauen Frei20 wirkt angenehm r = 0,252

Frei20 wirkt als

Vertrauen r = 0,799

Zwang20 wirkt

unangenehm r = 0,634

Zwang20 wirkt als

Misstrauen r = 0,751

Anmerkung. Fett-gedruckte Korrelationen sind auf dem Niveau von α =0,01 signifikant.

Drei der vier vermuteten Zusammenhänge stellen sich bei einem Signifikanzniveau von α = 0,05 als statistisch bedeutsam heraus:

Die Stärke der Erwartung dahingehend, dass das Gegenüber Frei20 als Zeichen von Vertrauen, Zwang20 als unangenehm und als Zeichen von Misstrauen empfinden wird, ist umso größer, je mehr eine Versuchsperson diese Empfindungen auch für sich selbst angibt (wenn die Rollen vertauscht wären). Lediglich bei der Empfindung von Frei20 als angenehm zeigt sich diese Beziehung nicht.