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3.4.1 Primärauswertung

Die Primärauswertung wurde in mehreren Schritten mit den von Berg (1997) entwickelten MS-DOS-Programmen durchgeführt. Nach der Digitalisierung mit einer Rate von 100 Hz erfolgte die DC-Korrektur. Danach wurden die Daten in das „Konstanzer Format“ transferiert und Epochen mit einer Länge von 9 s gebildet (siehe Abbildung 6). Vor dem S1 lag ein Abschnitt von 1 s. Auf

den S1 folgte ein Inter-Stimulus-Intervall von 4 s. Dann wurde der S2 präsentiert. Nach dem S2 lagen dann weitere 4 s. Bedingt durch den festen Abstand (Reaktion-Stimulus-Intervall) von 3 s zwischen Reaktion und dem S1 des nächsten Durchgangs kam es zu einer Überschneidung der letzten Sekunde des vorangegangenen und der ersten Sekunde des nächsten Durchganges.

Die Daten wurden zur weiteren Bearbeitung in die „Average-Reference-Darstellung“ gewandelt.

Um die Augenartefakte beseitigen zu können, wurden drei Korrekturkanäle hinzugefügt. Ein

„vertikaler Kanal“20 beinhaltete Blinzelbewegungen. Horizontale Augenbewegungen wurden durch den „horizontalen Kanal“21 berücksichtigt. Ein Gesamtmaß beinhaltete der „radiale Kanal“22. Durch Regressionsrechnung erfolgte nun eine Schätzung der augenartefaktfreien EEG-Aktivität (Berg &

Scherg, 1994). Für jede Versuchsperson wurde eine visuelle Inspektion der Einzeldurchgänge durchgeführt. Offensichtlich artefaktbehaftete Durchgänge und die dazugehörigen Verhaltensdaten wurden als Artefakt gekennzeichnet und nicht weiter ausgewertet. Für das Experiment B mußten sämtliche Daten eines Patienten und einer gesunden Person von der weiteren Auswertung ausge-schlossen werden, da die EEG-Daten vermutlich aufgrund von Bewegungsartefakten insgesamt nicht auszuwerten waren. In das Experiment A gingen so jeweils 22 Patienten sowie 22 Gesunde und in das Experiment B 21 Patienten sowie 21 Gesunde ein.

Die Tabelle 6 zeigt den prozentualen Anteil der Artefakte jeweils für die einzelnen Bedingungen.

Tabelle 6: Mittlere prozentuale Anteile der Artefakte

Patienten Gesunde

A: Ohne Distraktion leicht 22.3 (13.8) 21.7 (14.1)

A: Ohne Distraktion schwer 23.0 (13.5) 19.6 (14.7)

A: Mit Distraktion leicht 22.0 (15.0) 22.6 (14.2)

A: Mit Distraktion schwer 22.2 (15.3) 21.1 (14.0)

B: Mit Rückmeldung 25.6 (15.3) 21.8 (16.4)

B: Mit neutralem Reiz 25.6 (14.9) 22.0 (16.6)

Einheit ist Prozent

In Klammern Standardabweichung

20 Der Kanal wurde errechnet, indem die Differenz der Elektrode FP2 (oberhalb des rechten Auges) minus VE2 (unterhalb des rechten Auges) gebildet wurde.

21 Der Kanal beinhaltete die Differenz der Elektroden HE1 (äußerer Augenwinkel links) minus HE2 (äußerer Augenwinkel rechts).

22 Dieser Kanal wurde aus dem Mittelwert der vier EOG-Elektroden minus Mittelwert der zwei Mastoid-Elektroden A1 und A2 gebildet.

Durchschnittlich wurden 22.2 % (SD = 12.5 %) der Durchgänge aufgrund von Artefakten von der weiteren Auswertung ausgeschlossen. Zwischen den Probandengruppen und den einzelnen experi-mentellen Bedingungen waren nur marginale Unterschiede vorhanden.

Nach der Artefaktkontrolle schloss sich die bedingungsspezifische Mittelwertbildung der Durch-gänge pro Proband an. Zur Vorbereitung der Parametrisierung wurden die gemittelten Daten von der „Average-Reference-Darstellung“ wieder in die „Linked-Mastoid-Darstellung“ gewandelt und es erfolgte eine Tiefpassfilterung mit 5 Hertz.

3.4.2 Parametrisierung von LPC, CNV und PINV

Als Baseline der Parametrisierung wurde nicht ein Prästimulus-Intervall von 500 ms oder 100 ms vor dem S1 gewählt, wie es bei Werther (1995) bzw. Klein (1997) der Fall war. Gegen dieses Vorgehen sprechen zwei Gründe: Zum einen ist ein kurzes Intervall eher eine unreliable Schätzung des „wahren“ Ausgangsniveaus einer Person. Dieser Überlegung folgend, verwendete z. B. van den Bosch (1983) ein Baseline-Intervall von 8.5 s. Zum anderen könnte die Zeit vor dem S1 noch von der PINV des vorangegangen Durchgangs beeinflusst sein und so keine eigentliche Baseline darstellen. Um diese Probleme zu umgehen, wurde die Epoche von 0 bis 8 s insgesamt als Baseline definiert23. Die neunte Sekunde wurde weggelassen, weil sich hier Überschneidungen mit der ersten Sekunde des nächsten Durchgangs aufgrund des Reaktion-Stimulus-Intervalls von 3 s ergaben. Von den einzelnen Datenpunkten wurde nun der Mittelwert der Zeitstrecke von 0 bis 8 s abgezogen, so dass der Mittelwert der Epoche auf Null gesetzt wurde. Die einzelnen Komponenten der ereigniskorrelierten Potentiale können so als ein um Null schwankendes Signal verstanden werden.

Die auf die Baseline-Korrektur folgende Parametrisierung wurde nicht nach Komponenten sondern nach Zeitfenstern von einer Sekunde Dauer vorgenommen, um den Verlauf der Epoche insgesamt darstellen zu können.

23 Dieses Vorgehen geht auf eine Anregung von Herrn Prof. Dr. R. Cohen zurück.

Wie Abbildung 6 zeigt, wurde die Epoche in sieben Zeitfenster von einer Sekunde Dauer unterteilt.

Abbildung 6: Unterteilung der Epoche in Zeitfenster (F1 bis F7)

Für jedes Zeitfenster wurde getrennt nach experimentellen Bedingungen und Probanden die mittlere Amplitude berechnet. Den einzelnen Zeitfenstern lassen sich verschiedene Komponenten der ereig-niskorrelierten Potentiale zuordnen (cf. Rockstroh et al., 1989). Die Zeitfenster F1 und F5 sind durch eine Positivierung gekennzeichnet und lassen sich als „Late Positive Complex“ (LPC) nach dem S1 bzw. S2 bezeichnen. Die Fenster F2, F3 und F4 zeigen dagegen eine Negativierung und können der „Contingent Negative Variation“ (CNV) zugeordnet werden. Die Fenster F6 und F7 sind wiederum negativ und werden „Postimperative Negative Variation“ (PINV) genannt

3.4.3 Parametrisierung der ERN

Zur Bestimmung der ERN (Error Related Negativity) bedarf es einer ausreichenden Anzahl von fehlerhaften Durchgängen, die unter den einzelnen experimentellen Bedingungen nicht vorhanden waren. Es wurden deshalb die fehlerhaften Durchgängen der Experimente A und B und somit di jeweiligen experimentellen Bedingungen zusammengefasst. Ein Kontrollproband machte keinerlei Fehler und wurde von der Auswertung ausgeschlossen. Insgesamt wurden durchschnittlich 20.6 (SD = 17.5) Durchgänge mit falschen Reaktionen gemittelt, wobei die Patienten im Mittel 28.8

wertung gingen weiter im Mittel 202.4 (S = 43.9) Durchgänge ohne Fehler ein. Davon stammten durchschnittlich 195.2 (SD = 44.3) richtige Durchgänge von den Patienten und 210.0 (S = 43.2) von den Gesunden.

Der Bezugspunkt der Mittelung und auch das zu mittelnde Zeitfenster wurde in Anlehnung an Falkenstein et al. (1990, 1991) gewählt. Um den Zeitpunkt der Reaktion (Tastendruck) wurde ein Zeitfenster von 200 ms gelegt, wobei 50 ms vor und 150 ms nach der Reaktion lagen. Für dieses Zeitfenster wurde die mittlere Amplitude bestimmt.