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4.2.1 Frequenz

Die Frequenz ist bereits beim Zuhören und Betrachten der Probanden der auffälligste Parameter und wird in Anschlägen pro Sekunde (Hertz, Hz) angegeben. Im Folgenden

y = 0,09x + 0,5825

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werden immer die mittlere Frequenz sowie die Standardabweichung für den jeweili-gen Finger angegeben.

Dabei stellt sich heraus, dass Patienten wie auch Kontrollen beim Einzeltapping die höchste Frequenz erreichen (rechts: Patienten 5,61 ± 0,93 Hz; Kontrollen 6,38 ± 0,78 Hz – links: Patienten 5,12 ± 1,10 Hz; Kontrollen 6,01 ± 0,76 Hz). Die niedrigste Frequenz ist bei der Sequenz (auch als Fünf-Ton-Raum bezeichnet), bei der alle Finger einer Hand benutzt wurden, zu beobachten (rechts: Patienten 0,62 ± 0,23 Hz; Kontrollen 0,75 ± 0,40 Hz – links: Patienten 0,61 ± 0,21 Hz; Kontrollen 0,66 ± 0,16 Hz). Durch das Überbrü-cken einer gesamten Oktave ist eine relativ große Distanz zwischen den Tasten zu überwinden, dadurch ergibt sich auch bei den Fingersprüngen eine relativ niedrige Frequenz bei allen Probanden (rechts: Patienten 1,21 ± 0,25 Hz; Kontrollen 1,39 ± 0,21 Hz – links: Patienten 1,13 ± 0,20 Hz; Kontrollen 1,25 ± 0,16 Hz).

Bei den Übungen, bei denen zwei Finger benutzt wurden (Triller mit Zeigefinger und Mittelfinger einer Hand, sowie Wechseltapping mit beiden Zeigefingern), liegt die Fre-quenz im mittleren Bereich.

Betrachtet man die Unterschiede in der Frequenz der Anschläge zwischen Patienten und Kontrollen, so zeigt sich, dass die Patienten beim Einzeltapping, dem Triller, dem Wechseltapping sowie bei den Fingersprüngen hochsignifikant (p = 0,01) langsamer anschlagen. Beim Fünf-Ton-Raum ergeben sich statistisch keine signifikanten Unter-schiede in der Frequenz.

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Abbildung 4-8: Mittelwerte der Frequenz in allen Aufgaben

ET – Einzeltapping, TR – Triller, 5TR – Fünf-Ton-Raum / Sequenz, WT – Wechseltapping, FS – Fingersprünge, re – rechts, li – links

Um über die Angabe der Frequenz sicher zwischen Kontrollperson und Patient zu dis-kriminieren, reicht es jedoch nicht aus, nur die Frequenz einer Übung zu betrachten.

Um mit Hilfe einer mehrstufigen Diskriminanzanalyse sicher einen Probanden der korrekten Gruppe zuordnen beziehungsweise zwischen den Gruppen differenzieren zu können, ist es notwendig, die Frequenzen in mehreren Übungen zu betrachten. Da-bei gehen die drei Übungen mit dem größten Unterschied zwischen Patienten und Kontrollen in die Berechnung ein (Einzeltapping links, Triller rechts, Fingersprünge rechts). Dadurch lassen sich 81,3 % der Probanden der korrekten Gruppe zuordnen.

4.2.2 Dauer

Wie die Frequenz ist die Dauer eines Tastenanschlags bereits bei der Untersuchung des Probanden am Klavier deutlich zu hören. Sie wird in Millisekunden (ms) gemessen.

Die kürzeste Anschlagsdauer war für Patienten und Kontrollen beim Einzeltapping

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mit dem Zeigefinger zu beobachten (rechts: Patienten 93,37 ± 31,98 ms; Kontrollen 76,75 ± 10,54 ms – links: Patienten 99,67 ± 51,89 ms; Kontrollen 82,54 ± 16,30 ms).

Die längste Anschlagsdauer war bei der Sequenz festzustellen. Sie war etwa drei- bis viermal höher im Vergleich zum Einzeltapping (rechts: Patienten 295,71 ± 216,22 ms;

Kontrollen 343,79 ± 161,31 ms – links: Patienten 389,99 ± 343,81 ms; Kontrollen 361,53 ± 182,08 ms). Beim Wechseltapping und den Fingersprüngen ist die Dauer des Tastenan-schlags für Patienten und Kontrollen relativ gering, nämlich circa 100 Millisekunden.

Betrachtet man die Unterschiede zwischen Patienten und Kontrollen in der unten ste-henden Grafik, so wird deutlich, dass die Dauer des Tastenanschlags bei allen Aufga-ben außer der Sequenz bei den Patienten höher ist als bei den Kontrollen. Bei der Se-quenz jedoch spielen die Patienten mit einer geringeren Anschlagsdauer. Auffällig ist auch, dass die Standardabweichung bei den Patienten zur Anschlagsdauer relativ hoch ist. Die statistischen Berechnungen ergeben, dass sich Patienten und Kontrollen in den Mittelwerten der Anschlagsdauer beim Einzeltapping in beiden Händen hochsignifi-kant (p = 0,01) unterscheiden. Beim Triller mit der rechten Hand sowie bei den Finger-sprüngen mit der rechten Hand offenbart sich ein signifikanter Unterschied (p = 0,05).

In den anderen Übungen (Triller links, Sequenz beidseits, Wechseltapping, Finger-sprünge links) zeigte sich kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Anschlagdau-er.

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Abbildung 4-9: Anschlagsdauer in allen Aufgaben Abkürzungen wie in Abbildung 4-8

In der mehrstufigen Diskriminanzanalyse der Anschlagsdauer sind fünf Übungen (Einzeltapping rechts, Triller rechts, Sequenz rechts und links, Fingersprünge rechts) erforderlich, um eine ähnlich gute Zuordnung der Probanden zu den beiden Gruppen, zu erreichen. Auffällig ist dabei, dass alle Übungen mit der rechten Hand, die bei allen Probanden die dominante Hand ist, mit in die Berechnung einfließen. Dadurch lassen sich 83,3 % der Probanden der richtigen Gruppe zuordnen.

4.2.3 Anschlagsgeschwindigkeit

Die Analyse der Geschwindigkeit, mit der eine Taste angeschlagen wird, ergibt, dass die höchste Anschlagsgeschwindigkeit von beiden Gruppen bei den Fingersprüngen mit dem rechten Zeigefinger erreicht wird (Patienten 89,52 ± 11,04 MIDI-Units; Kon-trollen 86,50 ± 8,74 MIDI-Units). Die Einheit MIDI-Units ist dimensionslos. Beim Wechseltapping mit beiden Zeigefingern sowie den Fingersprüngen mit der linken Hand sind die Anschlagsgeschwindigkeiten bei beiden Gruppen etwas geringer. Die

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geringste Geschwindigkeit wird von beiden Gruppen bei der Sequenz gespielt (rechts:

Patienten 58,55 ± 10,61 MIDI-Units; Kontrollen 61,68 ± 7,18 MIDI-Units – links: Patien-ten 58,32 ± 8,90 MIDI-Units; Kontrollen 62,82 ± 7,45 MIDI-Units). Ein Vergleich der Anschlagsgeschwindigkeiten in den einzelnen Übungen zwischen Patienten und Kon-trollen offenbart, dass die Patienten in allen Übungen langsamer anschlagen als die Kontrollgruppe. Signifikante Unterscheide können bei den Aufgaben, die mit nur ei-nem Finger ausgeführt werden (also beim Einzeltapping und bei den Fingersprüngen), nachgewiesen werden. Beim Einzeltapping zeigen sich für beide Hände signifikante Unterschiede (p = 0,05), bei den Fingersprüngen unterscheiden sich Patienten und Kontrollen rechts signifikant (p = 0,05), auf der linken Seite ist der Unterschied zwi-schen beiden Gruppen hochsignifikant (p = 0,01). Auffallend ist auch der signifikante (p = 0,05) Unterschied bei der Sequenz mit der linken Hand (Patienten 58,32 ± 8,90 MIDI-Units; Kontrollen 62,82 ± 7,45 MIDI-Units).

Abbildung 4-10: Anschlagsgeschwindigkeit in allen Aufgaben Abkürzungen wie in Abbildung 4-8

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Bei der mehrstufigen Diskriminanzanalyse der Geschwindigkeit ist es möglich, nur mit einer Übung 61,5 % der Studienteilnehmer korrekt zu erfassen. Dabei wird die An-schlagsgeschwindigkeit bei den Fingersprüngen der linken Hand herangezogen.

4.2.4 Inter-Onset-Intervall

Das Inter-Onset-Intervall (IOI) ist die Zeitspanne von Beginn des einen Tastenan-schlags bis zum Beginn des AnTastenan-schlags der folgenden Taste und wird in Millisekunden beziehungsweise Sekunden (s) angegeben. Das längste IOI trat bei beiden Gruppen beim Spielen der Sequenz auf (rechts: Patienten 1,96 ± 0,88 s; Kontrollen 1,57 ± 0,52 s – links: Patienten 1,91 ± 0,79 s; Kontrollen 1,68 ± 0,41 s). Das kürzeste IOI wurde beim Einzeltapping ermittelt (rechts: Patienten 185,60 ± 38,44 ms; Kontrollen 155,05 ± 18,55 ms – links: Patienten 209,68 ± 66,96 ms; Kontrollen 166,83 ± 23,40 ms).

Betrachtet man das Inter-Onset-Intervall über alle Übungen hinweg, so zeigt sich, dass dieses in der Patientengruppe immer länger ist als in der Kontrollgruppe. Hochsignifi-kant (p = 0,01) erweist sich dieser Unterschied beim Einzeltapping beidseits, dem Tril-ler beidseits, dem Wechseltapping sowie den Fingersprüngen links. Signifikant (p = 0,05) ist dieser Unterschied bei der Sequenz rechts sowie bei den Fingersprüngen rechts. Lediglich bei der mit der linken Hand gespielten Sequenz ist kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Händen festzustellen. Dies dürfte durch die Schwierig-keit der Übung bedingt sein. Eine komplexe Handbewegung mit der linken Hand aus-zuführen, die bei allen teilgenommenen Personen die nicht-dominante Hand ist, fällt scheinbar sowohl Gesunden als auch Erkrankten schwer.

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Abbildung 4-11: Inter-Onset-Intervall in allen Aufgaben Abkürzungen wie in Abbildung 4-8

Bei der mehrstufigen Diskriminanzanalyse des Inter-Onset-Intervals reichen drei Übungen aus (Einzeltapping und Triller rechts, Fingersprünge links) aus, um 75,0 % der Probanden korrekt zuordnen zu können.

4.2.5 Inter-Strike-Intervall

Das Inter-Strike-Intervall (ISI) beschreibt die Zeit vom Ende des einen Tastenanschlags bis zum Beginn des folgenden Tastenanschlags und wird wie das IOI auch in Sekun-den oder MillisekunSekun-den angegeben. Das kürzeste ISI findet sich bei Patienten wie auch Kontrollen beim Einzeltapping (rechts: Patienten 92,09 ± 23,25 ms; Kontrollen 78,17 ± 18,53 ms – links: Patienten 109,29 ± 31,69 ms; Kontrollen 84,10 ± 24,05 ms).

Das längste Inter-Strike-Intervall findet sich bei der Sequenz (rechts: Patienten 1,63 ± 0,83 s; Kontrollen 1,23 ± 0,47 s – links: Patienten 1,52 ± 0,63 s; Kontrollen 1,31 ± 0,34 s).

Insgesamt gesehen ist das ISI wie auch schon das IOI bei allen Aufgaben in der Patien-tengruppe länger als in der Kontrollgruppe. Betrachtet man die signifikanten

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schiede zwischen den Gruppen, so zeigt sich hier ein dem IOI vergleichbares Bild.

Hochsignifikante (p = 0,01) Unterschiede finden sich beim Einzeltapping und Triller beidseits, beim Wechseltapping sowie bei den Fingersprüngen links. Signifikante (p = 0,05) Unterschiede treten bei der mit der rechten Hand gespielten Sequenz sowie bei den mit der rechten Hand gespielten Fingersprüngen auf. Keine signifikanten Unter-schiede finden sich, wie beim Inter-Onset-Intervall, bei der mit der linken Hand ge-spielten Sequenz.

Abbildung 4-12: Inter-Strike-Intervall in allen Aufgaben Abkürzungen wie in Abbildung 4-8

Im Rahmen der mehrstufigen Diskriminanzanalyse ist eine Kombination aus drei Übungen (Einzeltapping links, Triller rechts, Fingersprünge links) notwendig, um 74,0 % der Pobanden korrekt zu klassifizieren.

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4.2.6 Strike-Ratio

Bei der Strike-Ratio, dem Quotienten aus Dauer des Anschlags und Inter-Onset-Intervall (SR = DUR/IOI) zeigt sich in keiner der Aufgaben eine signifikanter Mittel-wertdifferenz zwischen Kontrollen und Patienten.