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2.2 Aufbau und Funktion von Blut- und Lymphgefäßen

2.2.1 Aufgaben des venösen Systems

Das Venensystem ist durch folgende Funktionen gekennzeichnet:

Sammelfunktion für das Blut

Die obere und untere Hohlvene (Vena cava superior und inferior) sammeln das Blut aus den oberen bzw. unteren Extremitäten und leiten es zum Herzen zurück.

Speicherfunktion für das Blut

Die Venen besitzen ein großes Fassungsvermögen für das zirkulierende Blut. Dabei spielt ihre hohe Dehnbarkeit der Gefäßwand eine wichtige Rolle.

Den Bedürfnissen angepasster Rücktransport des Blutes zum rechten Herzen

Beim Rücktransport des Blutes sind einige Faktoren zu berücksichtigen. Ein dynamischer Druck, ein Ventilebenenmechanismus, eine Atempumpe sowie eine Muskelpumpe sind dafür entscheidend [18].

Venöser Rückstrom

Das venöse System hat die Aufgabe, das Blut zum rechten Herzvorhof zurückzutransportiern.

Dabei können vor allem die Beinvenen mit ihren dünnen, muskelschwachen Wänden dem hydrostatischen Druck im Stehen nicht standhalten. Schließlich dehnen sich die Venen zu stark aus und der aufwärtsströmende Blutfluss kommt zum Erliegen. Deshalb wird das Venensystem von unterschiedlichen Mechanismen beim venösen Rückstrom unterstützt [16].

Venenklappen

Besonders in den unteren Extremitäten weisen die innere Gefäßschicht der Venen halbmondförmige Intimafalten bzw. –duplikaturen auf (siehe Abbildung 11). Solche Aus-stülpungen ragen ins Gefäßlumen und werden als

Venenklappen oder Taschenklappen bezeichnet, die eine Art Ventil aus zwei oder drei gegenüberliegenden Endothelausstülpungen bilden. Dabei funktionieren sie sehr ähnlich wie ein Rückschlagventil, sie öffnen sich wenn Blut zum Herzen fließt und schließen sich, wenn das Blut vom Herzen wegströmt. Dadurch wird ein Rückfluss des venösen Blutes in die Venen der Peripherie verhindert [11,13,15].

Abbildung 11: Venenklappen mit halbmondförmigen Intimafalten, modifiziert nach [23]

Wadenmuskelpumpe

Unterstützt werden die Venenklappen weiters noch von der Skelettmuskulatur, die auch für das Zurückfließen des Blutes zum Herzen sorgen. In Abbildung 12 ist der Einfluß der Muskelpumpe auf die Venen dargestellt. Durch Kontraktion der anliegenden Muskeln werden die Venen komprimiert (siehe Abbildung 12b) und das darin enthaltene Blut durch die geöffnete Venenklappe von Segment zu Segment zum Herzen transportiert (siehe Abbildung 12a).

Abbildung 12: Funktion der Venenklappen und Wadenmuskulatur mit komprimierten Venen, modifiziert nach [15,20]

So werden z.B. beim Gehen durch den ständigen Wechsel von Kontraktion und Entspannung die Beinvenen effektiv entleert. Bei fehlender Muskelkontraktion oder durch Verschluss der Venen wird der venöse Reflux verhindert und die Beine schwellen an. Zur gleichen Zeit verhindert die untere Klappe den Rücklfluss des Blutes (siehe Abbildung 12a). Sobald sich die Muskulatur wieder entspannt, kann das Blut von unten in die wieder geöffnete Venenklappe durchfließen (siehe Abbildung 12c).

In Abbildung 13a sieht man erweiterte Venen, deren Klappen insuffizient sind und nicht mehr vollständig schließen. Somit kann das Blut in die Körperperipherie zurückfließen.

Die Folge einer solchen Klappeninsuffizienz ist, dass sich die Venen deutlich erweitern und beginnen zu schlängeln. Dadurch entstehen Krampfadern (Varikosis, siehe Abbildung 13b), die daraufhin eine andauernde venöse Hypertonie verursachen und Mikrozirkulationsstörungen hervorrufen [10–12,18].

Muskel angespannt

Klappe geöffnet

a)

Klappe geschlossen

Klappe geöffnet

Muskel entspannt Klappe geschlossen

b) a) c)

Abbildung 13: a) Erweiterte Venen mit Klappeninsuffizienz; b) Schwere Varikose, modifiziert nach [15]

Ventilebenenmechanismus

Dieser Mechanismus unterstützt auch den Rücktransport des venösen Blutes zum Herzen. Die Ventilebene bzw. Klappenebene des Herzens wird bei jeder Kontraktion in Richtung Herzspitze am Zwerchfell verschoben. Dabei wird im Herzen ein Sog erzeugt, der venöses Blut aus den herznahen Venen in die Vorhöfe saugt (siehe Abbildung 2, Seite 4). In der anschließenden Diastole erschlafft das Herz, die Ventilebene wandert wieder nach oben, in die Aus-gangsposition, und das Blut fließt in den erschlafften Ventrikel. Im Anschluss darauf öffnet sich die Atrioventrikularklappe, das sauerstoffarme Blut gelangt über die Pulmonalarterie in die Lunge, wo es durch den Austausch von CO2 mit O2 arteriell wird, und wird danach über die Pulmonalvene in den großen Kreislauf befördert.

Atmungspumpe

Mit jeder Inspiration saugt der abnehmende intrathorakale Druck, der sich auf die großen Venen überträgt, Blut aus der Peripherie in die herznahen Venen (z.B. Vena cava superior).

Durch Senkung des Zwerchfells steigt der intraabdominale Druck und zugleich wird Blut in die Venen des Thorax gepresst, wodurch der Druck–Saugpumpeneffekt der Inspiration

entsteht [12].

a)

Klappeninsuffizienz Schwere Varikose mit

geschlängelten und erweiterten Venen

b) verminderte

Wandspannung

3 Anatomie und Physiologie der Lymphgefäße

Das lymphatische System besteht aus den lymphatischen Organen und dem Lymphgefäßsystem, das neben dem Blutkreislauf ein eigenes Transportsystem ist. Beim Lymphgefäßsystem handelt es sich aber nicht um einen Kreislauf, sondern um Lymphgefäße, die blind in der Peripherie beginnen und irgendwann in Venen übergehen. Daneben unter-scheidet man zwischen primären lymphatischen Organen, wie Knochenmark und Thymus, und sekundär lymphatischen Organen, zu denen die Milz, das Mukosa-assoziierte lymphatische Gewebe, auch MALT genannt und die Lymphknoten zählen. (siehe Abbildung 5, Seite 8).

Aufgaben des lymphatischen Systems

Das Lymphgefäßsystem zeichnet sich durch folgende Hauptfunktionen aus:

Drainage des Interstitiums über die Lymphe (Gewebsflüssigkeit)

Es nimmt einen kleinen Anteil an Lymphe, das aus den Blutkapillaren in das Interstitium austritt, auf und führt es dem venösen Blutkreislauf wieder zu.

Transport bestimmter Fette aus dem Darm ins Blut

Immunabwehr von Krankheitserregern

Lymphe (Gewebsflüssigkeit, Lymphwasser)

Sie ist eine klare, durchsichtige Gewebsflüssigkeit, die in ihrer Zusammensetzung dem Blutplasma sehr ähnlich ist. Die Lymphe wird im Interstitium (Zellzwischenraum) durch Filtration aus den Blutkapillaren gebildet und enthält neben Wasser und Elektrolyten unterschiedlich viele Plasmaproteine. Nach dem Passieren der Lymphknoten beinhaltet die Lymphe auch noch Lymphozyten, monozytäre Zellen sowie Immunglobuline. Daneben kann kann sie auch Fette, wie z.B. Chylomikronen, aus dem Dünndarmbereich aufnehmen, wodurch sich die Lymphe milchig färbt.

Die Reinigung der Lymphe über Lymphfilterstationen wird in Abbildung 14 genau dargestellt. In Lymphgefäßen sind mehrere Lymphknoten, die von Fettgewebe umgeben sind, als Gruppen oder als Knotenketten eingeschaltet. In jeder Körperregion unterscheidet man regionäre Lymphknoten (Nodi lymphatici regionales) und Sammellymphknoten (siehe Abbildung 14).

Regionäre Lymphknoten sind die ersten Filterstationen für ein Organ, während Sammellymphknoten als nachfolgende Stationen die gefilterte Lymphe von unterschiedlichen

regionären Lymphknoten erhalten. Nachdem die Lymphe durch die Lymphknoten geflossen ist, sammelt sich diese in großen Lymphgefäßen, den sogenannten Transportgefäßen. Diese vereinigen sich zu großen Lymphstämmen (Trunci) und leiten die Lymphe in das venöse Gefäßsystem.

Abbildung 14: Darstellung der Lymphfiltration, modifiziert nach [13]

Im Körper des Menschen werden so täglich in etwa 20 Liter Flüssigkeit von den Blutkapillaren in das Interstitium filtriert, davon werden rund 18 Liter wieder vom venösen Teil aufgenommen.

Die restlichen 2 Liter, die im Interstitium verbleiben, stellen die Lymphe dar.

Vena jugularis

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Abbildung 15: Bau und Funktion der Klappensegmente, modifiziert nach [17]