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3 Empirische Analyse der Verwendung der deutschen

3.1 Aufbau der empirischen Untersuchungen: eine Übersicht

Die folgende Übersicht zu den empirischen Untersuchungen soll dazu dienen, sich einen allgemeinen Einblick in die inhaltliche Struktur sowie den systematischen Verlauf des empirischen Teils dieses Dissertationsvorhabens zu verschaffen. Detaillierte methodologische Vorgehensweisen werden in den späteren Abschnitten (vgl. Kap.

3.2.1.1, 3.2.2.1 sowie 3.2.3.1) dargestellt.

Der empirische Teil der Arbeit befasst sich mit schriftlichen und mündlichen Untersuchungen, die mit russisch sprechenden Au-pairs und russisch sprechenden ehemaligen Au-pairs in deutscher Sprache durchgeführt worden sind. Die Kontakte zu Au-pairs sind über private Bekannte und Sprachlehrer der Volkshochschule Bayreuth sowie Au-pair-Agenturen wie etwa Aupair-Direkt in Bayreuth und Verband katholischer Mädchensozialarbeit IN VIA in Bamberg geknüpft worden. Auf diese Weise wurden 30 Probandinnen (15 Au-pairs und 15 Ex-Au-pairs) aus Bamberg, Bayreuth, Hollfeld und Neudrossenfeld gewonnen. Da sich die Fehlertypen wiederholten, genügte es, die Sprachkenntnisse dieser 30 Probandinnen zu untersuchen.

Im Vorfeld der Untersuchungen wurden die Probandinnen gebeten, einen Fragebogen zur Einschätzung der eigenen Deutschkenntnisse12 auszufüllen. Der Bogen beinhaltet Fragen zur Person sowie zur Selbsteinschätzung bezüglich der richtigen Verwendung der deutschen Modalverben (vgl. dazu Kap. 8.1-8.2). Die Angaben wurden bei der praktischen Analyse der Sprachbeherrschung mit berücksichtigt.

Die schriftlichen Daten wurden mit zwei Aufgaben gewonnen. Die erste widmete sich der Umformung von Sätzen aus dem Lehr- und Übungsbuch von Buscha/Linthout (2000:

74-78) (vgl. dazu Kap. 8.3). Ziel war es festzustellen, inwieweit die untersuchte Gruppe deutsche Sätze interpretieren und mit eigenen Worten wiedergeben kann, ohne den Sinn der Sätze zu ändern. Denn ein Kennzeichen von Sprachbeherrschung ist die Fähigkeit, Wörter, Wortverbindungen, Sätze oder Kontexte bedeutungsgleich zu variieren.

Da die von den Autorinnen angebotenen Lösungsschlüssel nicht ausreichend waren, um die Korrektheit der Ergebnisse festzustellen, wurden auch deutsche Studierende in Bayreuth als Kontrollgruppe herangezogen und befragt. An diesem schriftlichen Test

12 Der Fragebogen ist im Anhang beigefügt (vgl. dazu Kap. 8.1).

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haben 20 deutsche Studierende sowohl naturwissenschaftlicher als auch geisteswissenschaftlicher Fakultäten teilgenommen. Zusätzlich wurden drei Personen gebeten, sich an einer Gruppendiskussion zu beteiligen (vgl. Kap. 3.2.2.2). Was die inhaltlichen Charakteristika der Übungsaufgaben von Buscha/Linthout (2000) betrifft, so bedurften diese einer zusätzlichen Betrachtung, die parallel zur Auswertung der empirischen Untersuchungen durchgeführt wird (siehe wieder Kap. 3.2.2.2). Darüber hinaus werden auch didaktische Überlegungen dargestellt (siehe auch Kap. 4.1).

Die zweite Aufgabe war die Übersetzung eines russischen Textes ins Deutsche. Damit wurde die Fähigkeit der Probandinnen untersucht, russische Entsprechungen von können, wollen, müssen, dürfen, sollen und mögen sinngetreu ins Deutsche zu übertragen.

Die mündlichen Daten stammen aus Einzel- und Gruppeninterviews in Form eines Alltagsgespräches. Die Einzelinterviews wurden im Anschluss an den Fragenbogen vor den schriftlichen Tests durchgeführt. Dabei wurden einige für die Au-pairs selbst interessante Themen angesprochen, wie etwa ihre Vorstellungen von Deutschland und der Au-pair-Tätigkeit, ihre Erwartungen daran, damit verbundene Vor- und Nachteile oder ihre Zukunftspläne.

Das Gruppeninterview – die zweite Quelle der mündlichen Daten – unterschied sich vom Einzelinterview dadurch, dass nicht nur Fragen gestellt und beantwortet wurden, sondern auch bestimmte Themen zur Diskussion anstanden. Die meisten Themen waren in einem Gesprächsleitfaden im Vorfeld der Diskussion bereits ausgearbeitet13; einige Themen tauchten während des Gesprächsverlaufs durch unvorhergesehene Aussagen der Teilnehmer spontan auf.

Das Hauptziel des Einzel- bzw. Gruppeninterviews bestand darin, die Probandinnen so viel wie möglich Deutsch sprechen zu lassen, um ihre Kompetenzen in der gesprochenen Sprache in Bezug auf Modalverben beobachten zu können. Der Abstand zwischen Einzel- und Gruppeninterviews betrug in etwa fünf Monate. Dadurch sollte auch festgestellt werden, inwieweit die Au-pairs während dieser Zeit eventuell sprachliche Fortschritte erzielt haben (vgl. dazu Kap. 3.2.1-3.2.1.2).

Für die Gruppendiskussion erschien es aus methodologischen Gründen notwendig, die Probandinnen-Klientel in zwei homogene Makrogruppen aufzuteilen (vgl. Abb. 3). Die erste Makrogruppe bestand aus Au-pairs. Die zweite wurde aus ehemaligen Au-pairs gebildet, die nach ihrer Au-pair-Beschäftigung in Deutschland geblieben sind und kurz

13 Die Gesprächsteilnehmer wurden darüber nicht informiert.

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danach (innerhalb des darauf folgenden Jahres) einen anderen Aufenthaltsstatus (etwa Studentinnen, Ehefrauen) erlangt haben.

Abbildung 3: Aufteilung der 30 Probandinnen in Gruppen

Au-pairs Ex-Au-pairs Makrogruppen

Mikrogruppen

(je 3-4 Probandinnen und ein Gastteilnehmer)

Quelle: eigene Darstellung, 2005.

Die Probandinnen in zwei Makrogruppen aufzuteilen schien aufgrund folgender Annahmen notwendig: Erstens waren deutlich voneinander abweichende Sprachniveaus bei den Au-pairs und den ehemaligen Au-pairs zu vermuten. Es wurde angenommen, dass sich die unterschiedlichen Sprachfähigkeiten der Probandinnen in einer gemischten Gruppe negativ auf die Interviewatmosphäre bzw. den -verlauf hätten auswirken können, und zwar in der Weise, dass sich die Teilnehmerinnen mit einer niedrigeren Sprachbeherrschung weniger als diejenigen mit einer höheren getraut hätten, sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen. Ein zweiter Grund für die Aufteilung der Probandinnen in diese beiden Makrogruppen war der Gedanke, ihre persönlichen Verhältnisse zueinander zu berücksichtigen.

Die Makrogruppen wurden wiederum in mehrere Mikrogruppen aufgeteilt (vgl. wieder Abb. 3). Dabei sind einer Mikrogruppe drei bis vier Probandinnen aus der jeweiligen Makrogruppe unter Berücksichtigung ihrer Sprachkenntnisse sowie eigener Interessen und persönlicher Verhältnisse, etwa personeller Kontakte, zugewiesen worden. Als weitere methodologische Überlegung gilt es zu bedenken, dass kleinere Sprachniveau-Unterschiede innerhalb einer relativ homogenen Makrogruppe vorhanden sein können.

Die Zuordnung der Probandinnen erfolgte so, dass eine davon ein etwas höheres Sprachniveau hatte, um andere Teilnehmerinnen zum Gespräch zu motivieren.

Zu jedem Gruppeninterview wurde zusätzlich noch ein Gast eingeladen, dessen Muttersprache eine andere als Russisch war, z.B. Deutsch, Ungarisch oder Französisch.

Zu den weiteren Merkmalen dieses Gastes zählten etwa eine Au-pair-Tätigkeit in Deutschland (oder auch einem anderen Land) und/oder ein persönliches Interesse an

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dem Thema. Hierdurch entstand eine interkulturelle Kommunikationssituation, in der die Probandinnen gezwungen waren, sich auf Deutsch zu verständigen, das heißt die Anwesenheit des Gastes verhinderte ein Ausweichen auf Russisch in schwierigen Gesprächssituationen.

Die Gespräche wurden mit einem Diktiergerät aufgenommen und anschließend transkribiert. Die Transkriptionen wurden vom sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkt aus auf Probleme seitens der Probandinnen beim Gebrauch der deutschen Modalverben untersucht, um die im theoretischen Teil der Arbeit (vgl. Kapitel 2.3) aufgestellten Hypothesen zu überprüfen.

Bevor die Auswertung der empirischen Untersuchungen in Kapitel 3.2.1 dargestellt wird, ist es zuerst notwendig, eine Übersicht des Untersuchungsprozesses in allgemeiner Form zu geben. Es handelt sich um eine intentional-methodologisch vorgeplante Sequenz. Diese Sequenz hat zu bestimmen, in welcher Reihenfolge die einzelnen Untersuchungen ablaufen. Ein Wechsel dieser Reihenfolge könnte einen negativen Einfluss auf die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen ausüben. Eine schematische Prozessübersicht findet sich in Abbildung 4:

Abbildung 4: Phasen der empirischen Untersuchungen

Quelle: eigene Darstellung, 2005.

Vorfeld

• Fragebogen zur Einschätzung der eigenen Deutschkenntnisse Untersuchungen mündlicher Daten

• Einzelinterviews

Untersuchungen schriftlicher Daten

• Umformung von Sätzen

• Übersetzung

Untersuchungen mündlicher Daten

• Gruppeninterviews

Phase 1 Phase 2

empirische Ergebnisse

Das ganze mündliche und schriftliche Material besteht aus etwa 21 Stunden Gesprächsaufnahmen und 79 schriftlichen Texten. Im Dissertationsvorhaben werden

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nur diejenigen Gesprächsausschnitte und Textpassagen wiedergegeben, die nach Ansicht der Verfasserin für die Arbeit relevant sind. Es werden jedoch alle die jeweilige Problemstellung beleuchtende Beispiele vollzählig angeführt. Die schriftlichen Aufgabenstellungen sowie der Fragebogen sind im Anhang beigefügt (vgl. Kap. 8.1, 8.3, 8.4). Die persönlichen Daten aus dem Fragebogen zur Einschätzung der eigenen Deutschkenntnisse sind unter Wahrung der Anonymität der Probandinnen tabellarisch dargestellt (vgl. Kap. 8.2).