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atrophie-flächen

Im Dokument OPHTHALMOLOGIE SPITZENFORSCHUNG (Seite 197-200)

Universitäts- Augenklinik Bonn

Abbildung 1

n Dieses repräsentative Beispiel retinaler Bildgebung bei hoher Vergrößerung eines Patienten mit bilateraler atrophischer altersab-hängiger Makuladegeneration verdeutlicht, dass zwar das Vorhandensein von Atrophie mittels Farbfundus-Fotografie (obere Reihe) möglich ist.

Allerdings ist die genaue Abgrenzung einzelner Areale wesentlich besser mittels Fundusautofluo-reszenz-Bildgebung (untere Reihe) zu erkennen.

Abbildung 2

n Anhand serieller Fundus-autofluoreszenz-Aufnahmen über 2,5 Jahre des rechten Auges eines Patienten mit atrophischer Makuladege-neration wird die Krank-heitsprogression mittels semi-automatischer Bildeverarbeitungssoftware (»RegionFInder«) nicht- invasiv und akkurat bestimmt.

storben und es somit zu einem umschriebenen Gesichtsfeldausfall gekommen ist. Im Gegensatz zur konventionellen Farb-Fundusfotografie oder der invasiven Fluoreszein-Angiographie sind die entscheidenden Vorteile der FAF-Bildgebung die akkuraten Abgrenzbarkeit von Atrophieflächen und die schnelle, nicht-invasive Durchführbarkeit (Abbildung 1).

Im Rahmen des Schwerpunktprogramms AMD (SP 1088) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) haben wir in der Fundus Autofluorescence in Age-Related Macular Degeneration (FAM)- Studie, einer multizentrischen natürlichen Ver-laufsbeobachtung, von 2000 bis 2006 intensiv Patienten mit atrophischer AMD untersucht [8 – 10]. Hierbei haben wir das Potenzial der FAF-Bildgebung zur nicht-invasiven und schnellen Detektion von Atrophiearealen erkannt, um damit die zugrunde liegenden Wachstumsmechanismen genauer zu bestimmen. Als nächster logischer Schritt wurden unter Verwendung von Bildana-lysesoftware verschiedene semi-automatische Methoden zur Quantifizierung von Atrophie-Flä-chen entwickelt und auf deren Reproduzierbarkeit überprüft [7, 9]. Diese wurden anschließend in-tensiv bei Patienten der FAM-Studie eingesetzt [8, 11]. Hiermit gelang nicht nur eine genauere und präzisere Bestimmung der interindividuellen Pro-gressionsraten, die ein sichere Bestimmung des Läsionswachstums innerhalb eines durchschnitt-lichen Beobachtungszeitraum von etwa 6 Mo-naten ermöglichte, sondern es konnten auch wichtige Unterschiede zwischen einzelnen Pa-tientengruppen herausgearbeitet werden. Damit verbunden war auch die Identifikation von be-stimmten Hochrisikomerkmalen, die im Sinne von prädiktiven Markern die Rate des zukünftigen Progressionsverhaltens vorhersagen. Diese Er-kenntnis ist insbesondere für Therapiestudien interessant, und zwar in der Weise, dass im Rah-men des Patienteneinschluss zielgerichtet nur Hochrisikopatienten (sog. »fast-progressors«)

re-krutiert werden können, um so den Beobach-tungszeitraum, die erforderliche Anzahl von Pati-enten und letztendlich auch den finanziellen Aufwand zu reduzieren. Diese Ergebnisse sind mittlerweile von anderen Arbeitsgruppen mehr-fach bestätigt worden und werden im Rahmen des Screening von Therapiestudien bei atrophischer AMD intensiv eingesetzt [12, 13].

Mit Entwicklung von Analysestrategien des natür-lichen Verlaufs der atrophischen AMD durch unse-re Arbeitsgruppe und gleichzeitig zunehmenden Interesse seitens der pharmazeutischen Industrie, therapeutische Strategien bei dieser häufigen Ur-sache für Erblindung zu erproben, haben wir im Jahre 2006 das GRADE (Grading von Digital Fun-dus Examination) Reading Center gegründet. An der ersten randomisierten, multizentrischen Pha-se II-Studie (NCT00429936) bei geographischer Atrophie im Rahmen der AMD war das GRADE Reading sowohl im Design als auch im Screening-Prozess in den Jahren 2006 – 2007 beteiligt.

Das GRADE Reading Center dient als Referenzzen-trum zur standardisierten Analyse von retinalen Bildgebungsbefunden, die im Rahmen von multi-zentrischen, prospektiven Therapiestudien aus-gewertet werden. Hierbei werden an jeweiligen Prüfzentren weltweit Patienten für Studien re-krutiert und mittels Netzhaut-Bildgebung nach standardisiertem Aufnahmeprotokoll untersucht.

Die Befunde werden digital über ein Internet Portal an das GRADE Reading Center übermittelt.

Dort erfolgt dann die Analyse durch verblindete und unabhängige Auswerter-Gruppen nach vorher festgelegten Kriterien. Dies schließt die Bestim-mung von sowohl primären als auch sekundären Endpunkten ein, die als Marker für die Effekte von neuen Testsubstanzen dienen.

Für die Analyse der Veränderung der Progressi-onsrate von Atrophie-Flächen als primärer End-punkt im Rahmen interventioneller Studien bei

atrophischer AMD ist nicht nur die Entwicklung eines praktischen, an großen Patientenpopula-tionen einsetzbaren Messverfahren für Atrophie-areale auf FAF-Aufnahmen erforderlich. Auch müssen behördlichen Anforderungen hinsichtlich Reliabilität und Validität erfüllt sein. In dieser Situation trat das GRADE Reading Center in Kon-takt mit der Firma Heidelberg Engineering GmbH, die wesentliche Pionierarbeit und ein hohe Exper-tise auf dem Gebiet der retinalen Bildgebung aus-zeichnet.

In Kooperation mit dem GRADE Reading Center wurde von der Firma Heidelberg Engineering GmbH ein komplett neues Verfahren zur Detektion und Quantifizierung von Atrophie-Arealen mittels FAF-Bildgebung entwickelt, das in dem nun kommerziell verfügbaren Produkt »RegionFinder«

mündete (Abbildung 2) [14]. Einzelne Verläufe können direkt aus der Bilddatenbank des Auf-nahmegeräts geöffnet und prozessiert werden.

Kernstück ist ein Segmentierungsalgorithmus, der einzelne Flächen semi-automatisch nach Setzen eines Saatpunktes durch den Anwender erkennt.

Zusätzlich bestehen weitere Algorithmen, wie beispielsweise die Erkennung von Blutgefäße und die Korrektur von Schattierungen, die durch Auf-nahmeartefakte entstehen können.

Der RegionFinder ist die erste validierte und gleichzeitig bisher einzige kommerziell verfügbare Softwarelösung, die eine sichere und präzise De-tektion und Quantifikation und damit des longi-tudinale Wachstums von Atrophie-Arealen mittels FAF-Bildgebung am Augenhintergrund bei Patien-ten mit atrophischer Makuladegeneration ermög-licht. Er stellt die Weiterentwicklung von uns entwickelten semi-automatischen Messverfahren da, die im Rahmen von longitudinalen Untersu-chungen entwickelt und evaluiert wurden. Er er-möglicht eine robuste und unkomplizierte Analyse von Atrophiearealen und Berechnung deren Pro-gression über die Zeit. Der RegionFinder wird mitt-lerweile bei mehreren großen Phase II und Phase III Therapiestudien für die Bestimmung des primä-ren Endpunktes eingesetzt. Nach kurzer Einarbei-tung kann er auch zielgerichtet und einfach in der klinischen Routine eingesetzt werden, um indivi-duelle Verläufe der Krankheitsprogression bei Patienten mit atrophischer AMD zu bestimmen.

In den nächsten Jahren ist verstärkt mit der Entwicklung und dem Einsatz von Bildverarbei-tungs-Software zur Analyse von bildgebenden Befunden der Netzhaut zu rechnen. Dabei er-scheint es unwahrscheinlich, dass automatische Messverfahren die Aufgabe des Arztes in der Aus-wertung von Bilddaten ersetzen. Vielmehr liegt der Nutzen in der praktischen Unterstützung des Arztes, um Auswertungsprozesse zu erleichtern oder diese überhaupt zu ermöglichen. Die letzt-endliche Interpretation und Einordnung der

Aus-wertungsergebnisse in gesunde und krankhafte Befunde wird dabei wohl er nicht maschinell zu ersetzen sein.

l i t e r at u r

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Prof. Dr. med. Frank G. Holz ist Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. Sein wissen-schaftlicher Schwerpunkt sind Netzhaut- und Makulaerkrankungen und retinale Bildge-bungsverfahren. Er war klinischer Leiter der FAM-Studie, der ersten multizentrischen

Ver-laufsbeobachtung mit Einsatz hochauflösen-der retinaler Bildgebung bei atrophischer AMD. Er war weiterhin Mitbegründer des DFG-Schwerpunktprogramms AMD und Gründer des GRADE-Reading Center Bonn.

Privatdozent Dr. med. Steffen Schmitz- Valckenberg ist als Oberarzt an der Univer-sitäts-Augenklinik Bonn tätig. Zunächst als medizinischer Doktorand an der Universitäts-Augenklinik Heidelberg, später wissenschaft-licher Mitarbeiter als Arzt in Weiterbildung an der Universitäts-Augenklinik Bonn hat er sich in der Arbeitsgruppe von Prof. Holz seit 2000 kontinuierlich und intensiv mit der Fundus-autofluoreszenz-Bildgebung bei atrophischer Makuladegeneration beschäftigt. Sein wissen-schaftlicher Werdegang ist mit der Entwick-lung und Etablierung einer Analysestrategie zur Bestimmung der Krankheitsprogression

bei atrophischer altersabhängiger Makula-degeneration sowie der Gründung des GRADE Reading Centers Bonn eng verbunden.

Priv.-Doz. Dr. med.

Steffen Schmitz-Valckenberg Universitäts-Augenklinik Bonn Ernst-Abbe-Straße 2

53127 Bonn

Telefon: 0228 2871-6826 Telefax: 0228 2871-1470 E-Mail:

steffen.schmitz-valckenberg@ukb.uni-bonn.de

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