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Arbeiten in der Kirche St. Maximilian in München

2. CHRONOLOGIE

2.12. Arbeiten in der Kirche St. Maximilian in München

Im April 1895 erfolgte der Baubeginn von St. Maximilian nach den Plänen von Heinrich Freiherr von Schmidt. Bauleiter war der Architekt Hans Schurr. Bis 1898/99 war der Rohbau bis auf die Türme fertig. Nach einer durch Geldmangel verursachten Bauverzögerung gelang es nach einer Kreditaufnahme, die Kirche 1901 fertigzustellen (Abb. 110).

Die Ausgestaltung des Innern kam nur sehr langsam voran, da wieder die Geldmittel fehlten. Die Innenausstattung stand unter dem Gesamtmotto der Verherrlichung Gottes, wie es im "Großen Tedeum" ausgedrückt ist.59

Als erstes wurden bis 1902 der Hochaltar (Tabernakel aus Goldbronze von Ziseleur Leyerer, Figu-ren der Heiligen und Glaubensboten von Balthasar Schmitt, München, und Georg Wrba, Dresden, Kreuz von Alois Miller, München) und der Ludwigsaltar (Bildhauer Alois Miller, München) errich-tet.

In den nächsten Jahren folgten der Maria-Otto-Altar (1903, Alois Miller), der Herz-Jesu-Altar (1904, Georg Wrba) und anderes.

58 Siehe Pfarrarchiv Weiden, Regal V.

Das von Hofstötter erwähnte Sonderheft der "Christlichen Kunst" ist nicht erschienen.

59 Joseph Wais, Die neuen Glasgemälde ..., in: Christl. Kunst 8, 1911/12 mit Abb.

Ab etwa 1904 begann auch die Mitarbeit Franz Hofstötters an der Ausgestaltung von St. Maximi-lian, die er erst 1916 beendete.

Franz Hofstötters erste Beiträge zur Ausstattung waren Entwürfe für Glasfenster. Insgesamt ent-warf er 23 farbige Glasfenster (17 Heiligen- und Apostelgestalten, sechs Schöpfungstage), die leider alle im zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Die Glasfenster standen unter dem Motto "Der Ewige hat sich selbst verherrlicht durch die Werke, die er durch und mit dem Sohne und dem hl. Geist gewirkt hat".60

In den Jahren 1905 und 1906 arbeitete Hofstötter wahrscheinlich wenig für die Kirche St. Maximi-lian in München, denn nach der Fertigstellung der beiden Hauptaltarbilder von Au/Hallertau, des Wandbildes am Mädchenschulhaus und der Nachbesserung der Decken- und Wandgemälde in der Kirche (bis Mai 1905) begann die Um- und Neugestaltung der gesamten Kirche St. Josef in Weiden, die sich bis in die Zeit nach dem Jahr 1912 hinzog (Vertragsabschluß im Juni 1905; s.o.).

1906 lieferte Hofstötter nur Entwürfe für die Kanzel und für Kreuzwegstationen, die von der

"Kommission für Künstlerische Gutachten bei der K. Akademie der bild. Künste" beurteilt wurden.

Noch 1907 arbeitete Hofstötter hauptsächlich in der Kirche St. Josef in Weiden. Im Juni 1907 wurde ein Auftrag für drei Beichtstühle für St. Maximilian nach dem Entwurf von Franz Hofstötter (Eichenholz mit Perlmuttintarsien), der vom Architekten Freiherr von Schmidt vorher genehmigt worden war, erteilt.61

Im gleichen Jahr fertigte Hofstötter auch einen "Generalplan für die künftige Ausschmückung der Seitenschiffe mit Kreuzwegstationen, Beichtstühlen, Halbrelieffiguren als Balkenträger u. Belegung der Kirchenwände mit Glasmosaik; dann eine farbige Skizze einer Kreuzwegstation mit darunter befindlichem Beichtstuhl; endlich Grundriß u. 2 farbige Skizzen ... für die neue Kanzel".62

Hofstötter bekam im Dezember 1907 endgültig den Auftrag für vierzehn Kreuzwegstationen für St. Maximilian (zu je 1000 Mark), von denen er jeweils drei Bilder pro Jahr liefern sollte. Die Entwürfe wurden ebenfalls von der Kommission für künstlerische Gutachten an der Kgl. Akademie (Vorsitzender Prof. Rudolf von Seitz) beurteilt. Nach langen Querelen konnte der gesamte Kreuzweg schließlich 1915 geweiht werden.63

Nach längeren Verzögerungen, die durch Änderungswünsche und Arbeiten für andere Auftragge-ber (vor allem die Kirchenverwaltung Weiden) verursacht worden waren, konnte Hofstötter im Juni 1909 die Kanzel fertigstellen.

1910 war die Marmorverkleidung der Außenwand im westlichen Seitenschiff, von der von Karl Johann Becker-Gundahl gestalteten Marienkapelle (rechter Seitenaltar) ausgehend, bereits bis zur Scheitelhöhe der vorgesehenen Kreuzwegstationen gediehen. Auch die Vorbereitungen für den sich anschließend bis zur Decke erstreckenden Mosaikbelag waren beendet. Leider fehlten die Kreuz-wegstationen, mit deren Lieferung Hofstötter im Rückstand war.

60 Vgl. Joseph Wais, Die neuen Glasgemälde ..., in: Christl. Kunst 8, 1911/12 mit Abb.

61 Note 1259 vom 8. Juni 1907 im Archiv des Erzbistums München/Freising, Akt St. Max.

62 Siehe Note 5457 vom 5. Dezember 1907 im Archiv des Erzbistums München/Freising, Akt St. Max.

63 Siehe dazu den Abschnitt zur Entstehung der Kreuzwegstationen für St. Maximilian in München.

Wegen Nichteinhaltung der vertraglichen Verpflichtungen auf Lieferung von drei Kreuzwegstatio-nen pro Jahr wurden Schritte zur Auflösung des Vertrags eingeleitet.

Anfang 1911 kamen zusätzlich zu den noch nicht beendeten Arbeiten in Weiden und München Entwürfe für die Marienkirche in Landau/Pfalz und ab 1912 Ausführung von Entwürfen im da-maligen Königshütte/Oberschlesien) hinzu, so daß Hofstötter im Laufe der nächsten Jahre immer mehr mit seinen Arbeiten für München in Rückstand geriet (s.u.).

1913 scheint Hofstötter hauptsächlich mit Arbeiten für die Kirche St. Josef in Königshütte (heute Chorzów in Polen) beschäftigt gewesen zu sein. Jedenfalls geschah für München, Landau/Pfalz oder für die immer noch nicht vollständig fertige Kirche in Weiden kaum etwas.

Um zukünftige Beanstandungen möglichst reibungslos beseitigen zu können, mußte Hofstötter (zusammen mit dem Architekten Schmidt) eine Verpflichtung unterzeichnen, in der er zusicherte, rechtzeitig Kartons seiner Bilder zu liefern und bei weiteren Arbeiten die Kritikpunkte von Regie-rung und Ordinariat zu beachten.64

Trotz der starken negativen Kritik vor allem von kirchlicher Seite fand die Kunst Hofstötters an anderer Stelle hohe Anerkennung. Gerade für die Arbeiten in der Kirche St. Maximilian zeichnete ihn die Jury der "Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst", die einmal jährlich Preise an her-ausragende Künstler für Arbeiten mit christlicher Themenstellung verlieh, in den Sparten Plastik (Kanzel) und Malerei (Kreuzwegstationen, insgesamt acht waren ausgeführt) aus. Abbildungen (XII. und XIII. Kreuzwegstationen - "Jesus stirbt am Kreuz" und "Jesus wird vom Kreuz abgenom-men", Kanzel) mit kurzen Besprechungen wurden in der Jahresmappe 1913 abgedruckt.

In der Laudatio wird er mit den vielseitigen Künstlern der Renaissance verglichen, denn "er ist Maler, Bildhauer, Kunstglaser zu gleicher Zeit, all dies mit vollstem Verständnis, mit hervorra-gender Beherrschung der betreffenden Technik, mit hoher Meisterschaft. Kein Wunder, daß, wenn solchem Meister eine ganze Kirche zur vollen Ausstattung überantwortet wird, in allem und jedem eine künstlerische Einheit des Gedankengangs und der Durchführung uns packt, die sonst weithin nicht angetroffen wird und allein schon der ganzen Ausgestaltung ein überragendes Gepräge auf-drückt."65

Schon seit etwa 1904 (wahrscheinlicher aber schon früher) war Hofstötter Künstler-Mitglied der

"Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst in München" und beteiligte sich sporadisch an Sam-melausstellungen der Gesellschaft. Die Gesellschaft verstand sich als Förderer der ihr angehören-den Künstler (Vermittlung von Aufträgen, Auskünfte, Ankäufe von Kunstwerken u.a.). Sie sah ihre Aufgabe darin, neben der Weiterbildung (Kurse über Geist und Ziele christlicher Kunst, Glaubens-lehre, Ikonographie, Liturgik, Symbolik u.a.) und Öffentlichkeitsarbeit (Vorträge, Veröffentlichun-gen u.a.) ihre Künstler vor allem durch AusstellunVeröffentlichun-gen (ab 1900 ständig in ihren Räumen) bekannt zu machen. Das Schwergewicht der Tätigkeit der Gesellschaft lag dabei auf den Aktivitäten der gewählten Jury, die laut Satzung aus acht Mitgliedern (zwei Architekten, zwei Bildhauer, zwei Maler, zwei Geistliche) bestehen mußte. Die sechs Künstler für die Jury wurden von den Mitgliedern ausgewählt, die Geistlichen bestimmte die Vorstandschaft. Die Juroren hatten Entscheidungen in Wettbewerben zu treffen und die Beiträge für die jeweils nächste Jahresmappe der Gesellschaft auszuwählen.

64 Note 443 vom 20. Januar 1913 im Archiv des Erzbistums München/Freising, Akt St. Max.

65 Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst, Jahresmappe 1913, München 1913, S. 19.

Vor allem durch das Projekt St. Maximilian in München, die Beteiligung an größeren Ausstellun-gen und die daraus folAusstellun-genden Artikel in der Monats-Zeitschrift "Die Christliche Kunst", der Jah-resmappe der Gesellschaft u.a. wurde Franz Hofstötter in Kreisen, die sich mit christlich motivier-ter Kunst und deren Umfeld beschäftigten, ab dieser Zeit recht bekannt (siehe dazu auch seinen Brief an den Weidener Pfarrer vom Januar 1914). Für das Jahr 1914 wurde er als Vertreter der Maler neben Professor Martin von Feuerstein (später vertreten von Professor Kaspar Schleibner), den Architekten Franz Baumann und Professor Fritz Fuchsenberger sowie den Bildhauern Hans Hemmesdorfer und Carl Ludwig Sand in die Jury der "Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst" berufen. Er hatte außerdem (mit anderer Zusammensetzung der Juroren, u.a. mit Konser-vator Dr. Felix Mader) in Wettbewerben über die Ausmalung der Krankenanstaltskapelle in Mün-chen-Nymphenburg, über Kriegs-Gedenkzeichen und Kriegserinnerungen, über Monstranz-Ent-würfe für die Kirche der Vereinigten Hospitien zu Trier u.a. mit zu entscheiden.

Die Anforderungen, auch die seiner Auftraggeber und damit der Druck, der auf ihm lastete, wurden durch seine vermehrten Verpflichtungen immer härter.

Größere geschlossene Aufträge für München scheint aber Hofstötter in den nächsten Jahren nicht mehr ausgeführt zu haben. Nur noch kleinere Änderungswünsche an bereits ausgeführten Bildern oder an früher abgelieferten Entwürfen sowie Folgeaufträge wurden vom Ordinariat oder der Kir-chengemeinde geäußert.

1915 beendete Hofstötter schließlich die Arbeit für St. Maximilian mit den plastischen Figuren von David und der Hl. Cäcilia, die an der Orgelempore angebracht wurden.

Infolge des sich länger als geplant hinziehenden, 1914 begonnenen Krieges und der damit zusam-menhängenden schlechten Versorgungslage wurden die noch ausstehenden Arbeiten am Mittel-schiff und der Hauptapsis der Kirche ausgesetzt. Nach längerer Diskussion wurde erst in den Jah-ren ab 1917, zusammen mit einer beabsichtigten Umwidmung der Kirche, in der Zeitschrift für Christliche Kunst ein Wettbewerb zur weiteren Ausgestaltung der Kirche St. Maximilian ausge-schrieben. "Im gegebenen Falle einigte man sich darauf, für die Ausschmückung der Kirche, nach-dem man offenbar mit nach-dem Gedanken gebrochen, die weitere Ausschmückung, die vielfach heftige Anfeindung erfahren, dem bisherigen Künstler zu belassen, einen Ideenwettbewerb auszuschrei-ben...". Hofstötter beteiligte sich darum nicht mehr, obwohl in der Zeitschrift darauf hingewiesen wurde, auf die Ausstattung Hofstötters in den Seitenschiffen Rücksicht zu nehmen und sie in die folgende Gestaltung miteinzubeziehen. "Mit dem ersten Preis wurde Theodor Baierl-München aus-gezeichnet ... Eine ... Frage wäre, ob die schon vorhandene Inneneinrichtung - abgesehen vom Hoch-altar, der geschickt in die Apsidenkomposition einbezogen ist - mit dem Neuen zusammengeht, und hier dürfte man doch bedenklicher sein. Denn die bunte Farbigkeit des schon Bestehenden wird sich kaum mit dieser strenggefügten Anordnung [des Baierl'schen Entwurfs] vertragen."66

Bis zur Fertigstellung der gesamten Innenausstattung sollte es noch bis 1941 dauern. Beteiligte Künstler waren u.a. Karl Becker-Gundahl (Mosaiken der westlichen Apsis; erhalten), Theodor Baierl (Hauptapsisausmalung mit Pietà umgeben von sieben Schwertern), Benno Raudecker 66 Dr. Georg Lill, Die künstlerische Ausschmückung der St. Maximilianskirche in München, in Bayer. Kurier, 61.

Jg. Nr. 327 vom 23.11.1917.

Ausführliche Darstellung des Ergebnisses des Wettbewerbs siehe Christl. Kunst 14, 1918, S. 233 ff; zu den betei-ligten Künstlern siehe Christl. Kunst 5, 1908/09, S. 193 ff; Christl. Kunst 9, 1912/13, S. 170; Christl. Kunst 16, 1919/20, Beil. S. 19; Christl. Kunst 18, 1921/22, S. 13, Beil. S. 60 f; Schnell & Steiner Führer Nr. 284 (1938/1976);

Festschrift 75 Jahre St. Maximilian; u.a.

(Mosaiken der Ludwigskapelle), Josef Bergmann (St. Christophorus, Monumentalfresko der Hoch-schiffswand u.a.; z.T. erhalten).

Von der gesamten Arbeit Hofstötters in München ist wegen Kriegszerstörungen (Bombenangriffe 1943/44) kaum mehr etwas vorhanden. Die Gestaltung der Eingangshalle vor dem rechten (westlichen) Querhaus mit Stuckreliefs und Glas-Mosaiken überlebte die Zerstörungen, ebenso der untere Teil des Opferstocks (oberer Bildabschluß zerstört). Die Kreuzwegstationen und deren Um-rahmungen wurden vollständig vernichtet, erhalten blieb nur eine Skizze zur XII. Station mit der Kreuzigung Christi (82 cm x 70 cm, Öl/Holz), die sich heute im Pfarramt St. Maximilian befindet.

Nach dem Krieg hatte Hofstötter angeboten, die Glasfenster und den Kreuzweg nach den damals noch erhaltenen Entwürfen wieder anzufertigen.67 Wegen noch fehlender anderer Arbeiten mußte dies leider abgelehnt werden. Inzwischen sind die Farbentwürfe zu Glasfenstern und Kreuzweg nicht mehr aufzufinden!

2.13. Kirche St. Josef in Königshütte/Oberschlesien (Parafja sw. Józefa,