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1.3 Lineare inhomogene Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten

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Academic year: 2021

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(1)

1 Differentialgleichungen II

1.1 Lineare Differentialgleichungen h¨ oherer Ordnung

Definition 1.1. Gegeben sind n ∈ N, ein Intervall I ⊂ R, Koeffizientenfunktionen a0(t), a1(t), a2(t), . . . , an(t), wobeian(t)6= 0 f¨ur (mindestens) eint ∈I, und eineSt¨orfunktion h(t), die jeweils f¨urt ∈Idefiniert sind . Einelineare Differentialgleichungn-ter Ordnung hat die Form

an(t)y(n)(t) +an−1(t)y(n−1)(t) +· · ·+a1(t)y0(t) +a0(t)y(t) =h(t). (?) Die Differentialgleichung heißt

inhomogen, falls f¨ur (mindestens) ein t ∈I gilt: h(t)6= 0, homogen, falls f¨ur alle t∈I gilt: h(t) = 0,

explizit, falls f¨ur alle t∈I gilt: an(t)6= 0,

implizit, fallst1, t2 ∈I existieren mit an(t1)6= 0 undan(t2) = 0,

mit konstanten Koeffizienten, falls die Koeffizientenfunktionen alle konstant sind.

Bemerkung 1.2. In der Schreibweise aus MaI, Def. 10.1, ist

F(t, x0, x1, . . . , xn) = an(t)xn+an−1(t)xn−1+· · ·+a1(t)x1+a0(t)x0−h(t), und falls die Differentialgleichung explizit ist, so ist in MaI, Def.10.3

g(t, x0, x1, . . . , xn−1) = 1

an(t)(h(t)−an−1(t)xn−1−an−2(t)xn−2− · · · −a1(t)x1−a0(t)x0). Beispiel 1.3.

(2)

Satz 1.4 (Existenz und Eindeutigkeit der L¨osung). Ist die Differentialgleichung (?) in Definition 1.1 explizit, und sind alle Koeffizientenfunktionen und die St¨orfunktion stetig, so besitzt das Anfangswertproblem

y(n)(t) = g(t, y(t), y0(t), . . . , y(n−1)(t)), y(t0) = y0, y0(t0) = y1, . . . , y(n−1)(t0) = yn−1

mit g aus Bemerkung 1.2 genau eine L¨osung.

Beweis.

Satz 1.5. (i) Genauso wie in Ma.I Satz 10.20(ii) ist die allgemeine L¨osung yc einer expliziten linearen Differentialgleichung die Summe aus einer partikul¨aren L¨osung yp der inhomogenen Gleichung (mit einem beliebigen Anfangswert) und der allge- meinen L¨osung yh,c der zugeh¨origen homogenen Gleichung, d.h.

yc(t) = yh,c(t) +yp(t).

(ii) Es sei κ ∈ R ein Konstante, y1 eine L¨osung der Gleichung (?) mit der rechten Seite h1, und y2 sei eine L¨osung der Gleichung (?) mit der rechten Seiteh2. Dann l¨ost y =y1+κy2 die Gleichung (?) mit der rechten Seite h1+κh2.

Beweis. (i)

(ii) siehe ¨Ubung.

(3)

1.1 Lineare Differentialgleichungen h¨oherer Ordnung Wir befassen uns jetzt mit der Struktur der L¨osungsmengeyh,c von linearen homoge- nen Differentialgleichungen n-ter Ordnung.

Satz 1.6. Die allgemeine L¨osung einer expliziten linear homogenen Differentialgleichung besitzt die Form

yh,c(t) = c1y1(t) +c2y2(t) +· · ·+cnyn(t),

wobei c1, c2, . . . , cn∈R, und y1, y2, . . . , yn n verschiedene, linear unabh¨angige L¨osungen der Differentialgleichung sind.

”Linear unabh¨angig“ bedeuted hier:

Wenn f¨ur alle t∈I gilt

k1y1(t) +k2y2(t) +· · ·+knyn(t) = 0,

so folgt, dass alle Konstanten k1 =k2 =· · ·=kn = 0 Null sein m¨ussen.

Um ein Anfangswertproblem zu l¨osen, setzt man die allgemeine L¨osung in die An- fangsbedingungen ein und ermittelt aus diesen Gleichungen c1, c2, . . . , cn.

Beispiel 1.7.

In den folgenden Abschnitten betrachten wir lineare homogene Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten a0,a1,. . . ,an

any(n)(t) +an−1y(n−1)(t) +· · ·+a1y0(t) +a0y(t) = 0 (LHK) und die lineare inhomogene Differentialgleichungen mit der St¨orfunktion h

any(n)(t) +an−1y(n−1)(t) +· · ·+a1y0(t) +a0y(t) =h(t). (LIK)

(4)

1.2 Lineare homogene Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten

Bemerkung 1.8 (Anleitung zum Finden der allgemeinen L¨osung von (LHK)).

1. Man macht den Ansatz: y(t) = eλt. 2. Einsetzen in (LHK) liefert

0 =any(n)(t) +an−1y(n−1)(t) +· · ·+a1y0(t) +a0y(t)

=anλneλt+an−1λn−1eλt+· · ·+a1λeλt+a0eλt. Weil eλt 6= 0 ist, bekommt man die Gleichung

anλn+an−1λn−1+· · ·+a1λ+a0 = 0.

3. Man muss also die Nullstellen λ1, λ2, . . . , λs ∈ C des obigen Polynoms mit den Vielfachheitenk1, k2, . . . , k3 bestimmen – das heißt, man berechnet die Faktorisie- rung

anλn+an−1λn−1+· · ·+a1λ+a0 = (λ−λ1)k1(λ−λ2)k2 · · · · ·(λ−λs)ks. 4. Man bekommt die folgenden linear unabh¨angigen L¨osungen:

a) falls λl ∈R: eλlt, teλlt, . . . , tkl−1eλlt, b) falls λl ∈C\R,λl=a+bi:

eatcos(bt),teatcos(bt), . . . , tkl−1eatcos(bt), eatsin(bt),teatsin(bt), . . . , tkl−1eatsin(bt).

5. In Schritt 4 bekommt man genau n linear unabh¨angige L¨osungen. Die allgemeine L¨osung ist dann

yh,c(t) =c1y1(t) +c2y2(t) +· · ·+cnyn(t).

Definition 1.9. Das Polynom

P(λ) = anλn+an−1λn−1+· · ·+a1λ+a0

heißt charakteristisches Polynom der Differentialgleichung (LHK) bzw. (LIK), die Glei- chung

P(λ) = 0

heißt charakteristisches Gleichung von (LHK) bzw. von (LIK).

(5)

1.3 Lineare inhomogene Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten Beispiel 1.10.

1.3 Lineare inhomogene Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten

In diesem Abschnitt werden zwei L¨osungsverfahren f¨ur lineare inhomogene Differential- gleichungen (LIK) mit konstanten Koeffizienten a0,a1,. . . ,an und der St¨orfunktion h(t) behandelt.

Falls die St¨orfunktion h eine spezielle Form hat (Summe/Produkt von Polynom, Si- nus, Kosinus und Exponentialfunktion), so kann man die Struktur der L¨osung

”erraten“

und muss dann nur noch einige Parameter durch Einsetzen in die Differentialgleichung bestimmen. Die Ansatzfunktion h¨angt ab von

• den Nullstellen des charakteristischen Polynoms P der Differentialgleichung,

• der St¨orfunktion h.

(6)

Satz 1.11. Gegeben ist eine lineare inhomogene Differentialgleichung der Form (LIK) mit den Koeffizientena0,a1, . . . ,an ∈R. Wir definieren Typen von St¨orfunktionenh(t) und zugh¨orige Ansatzfunktionen yp(t) wie folgt:

Typ I h(t) =p(t)eλt,

P(t) = (t−λ)kq(t) und q(λ)6= 0,

wobei p ein Polynom vom Grad m, und λ eine k-fache Nullstelle des charakteri- stischen Polynoms ist. k = 0 bedeuted, dass λ keine Nullstelle von P ist.

Ansatz: yp(t) =r(t)tkeλt, wobei r ein Polynom vom Grad m ist.

Typ II h(t) = p(t)eλ1tcos(λ2t) +q(t)eλ1tsin(λ2t),

P(t) = (t−(λ12i))kq(t) und q(λ12i)6= 0,

wobeipundq Polynome vom Gradm sind, undλ=λ12ieine k-fache Nullstelle des charakteristischen Polynoms ist.

Ansatz: yp(t) =r(t)tkeλ1tcos(λ2t) +s(t)tkeλ1tsin(λ2t), wobei r und s Poly- nome vom Grad m sind.

Fallshvom Typ I bzw. II ist, so l¨ost eine Funktionyp der im jeweiligen Ansatz gegebenen Form die Differentialgleichung (LIK).

Beispiel 1.12.

(7)

1.3 Lineare inhomogene Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten

Bemerkung 1.13 (Ansatzmethode zum L¨osen von (LIK)).

1. Pr¨ufe, ob h vom Typ I oder II aus Satz 1.11 ist. Falls ja, dann kann man die Gleichung mit der Ansatzmethode l¨osen. Falls nicht, so muss man ein anderes L¨osungsverfahren w¨ahlen.

2. Bestimme die Nullstellen des charakteristischen Polynoms der Differentialgleichung.

3. Klassifiziere hnach den Kriterien aus Satz 1.11 und w¨ahle den passenden Ansatz, z.B.

yp(t) = (p0+p1t+p2t2+· · ·+pmtm)eλt.

4. Setze den Ansatz in die Differentialgleichung (LIK) ein. Dazu m¨ussen die Ablei- tungen yp0,y00p,. . . ,y(n)p berechnet werden.

5. Aus der Gleichung aus Schritt 4 kann man die Koeffizienten r0, r1,. . . ,rm von r und evtl. die Koeffizienten s0, s1,. . . ,sm von s berechnen.

6. Die allgemeine L¨osung der inhomogenen Gleichung ist yc = yh,c +yp. Falls ein Anfangswertproblem gel¨ost werden soll, so k¨onnen die Konstanten caus yh,c inyc aus den Anfangswerten bestimmt werden.

Beispiel 1.14.

(8)

Satz 1.15. Es seiyh,c(t) =c1y1(t)+c2y2(t)+· · ·+cnyn(t) = Pn

k=1ckyk(t)die allgemeine L¨osung der zu (LIK) geh¨orenden homogenen Gleichung. Außerdem seien C1(t), C2(t), . . . , Cn(t) differenzierbare Funktionen, die das folgende Gleichungssystem erf¨ullen,

n

X

i=1

Ci0(t)yi(t) = 0,

n

X

i=1

Ci0(t)y0i(t) = 0, . . .

n

X

i=1

Ci0(t)y(n−2)i (t) = 0,

n

X

i=1

Ci0(t)y(n−1)i (t) = h(t) an .

Dann l¨ost yp(t) =Pn

i=1Ci(t)yi(t) die lineare inhomogene Differentialgleichung (LIK).

Beweis.

Bemerkung 1.16. Mit den Mitteln der linearen Algebra kann man nachweisen, dass das Gleichungssystem aus Satz 1.15 l¨osbar ist. Außerdem gibt es eine Formel, wie die gesuchten Funktionen C10(t), C20(t), . . . , Cn0(t) berechnet werden k¨onnen. Um die par- tikul¨are L¨osung der inhomogenen Differentialgleichung zu bestimmen, muss man deren StammfunktionenC1(t), C2(t), . . . , Cn(t) bestimmen.

Beispiel 1.17.

(9)

1.4 Exakte Differentialgleichungen

1.4 Exakte Differentialgleichungen

Es seien FunktionenP, Q:I×M →R, mit IntervallenI, M ⊂Rgegeben. Wir betrach- ten hier Differentialgleichungen der Form

F(t, y(t), y0(t)) = 0, mit F(t, x0, x1) =P(t, x0) +Q(t, x0)x1. (#) Definition 1.18. Die Differentialgleichung (#) heißt exakte Differentialgleichung, falls das VektorfeldN(t, x0) = (P(t, x0), Q(t, x0)) exakt ist (vgl. MaI Def.3.27). Satz 3.28 aus MaI besagt, dass N genau dann exakt ist, wenn f¨ur alle t∈I, x∈M gilt

dP(t, x)

dx = dQ(t, x) dt .

Satz 1.19. Ist ϕ ein Potential von N(t, x0) aus Definition 1.18, so ist die L¨osung der Gleichung (#) implizit gegeben durch die Aufl¨osung der Gleichung

ϕ(t, y(t)) = c nach y(t).

Beweis.

(10)

Bemerkung 1.20 (Zur Bestimmung des Potentials ϕ).

1. Der Ansatz dϕ(t,x)dt =P(t, x) liefert

ϕ(t, x) = Z

P(t, x)dt+C(x).

2. Durch Einsetzen ergibt sich Q(t, x) = dϕ(t, x)

dx = d

dx Z

P(t, x)dt+C(x)

= Z d

dxP(t, x)dt+C0(x).

Man bestimmtC(x) also durch Integration von

C(x) = Z

Q(t, x)− Z d

dxP(t, x)dt

dx.

Beispiel 1.21.

Definition 1.22. Es sei N = (P, Q) : I ×M → R2 ein beliebiges Vektorfeld, wobei I, M Intervalle in R sind. Eine stetig differenzierbare Funktion µ : I ×M → R heißt integrierender Faktor zu N, falls f¨ur allet ∈I und alle x∈M gilt: µ(t, x)6= 0, und falls das Vektorfeld µN = (µP, µQ) exakt ist.

(11)

1.4 Exakte Differentialgleichungen Satz 1.23. Es seien Funktionen P, Q :I×M → R, mit Intervallen I, M ⊂R gegeben und µ sei ein integrierender Faktor des Vektorfelds N = (P, Q). Eine Funktion y l¨ost die Differentialgleichung (#), genau dann, wenn sie die exakte Differentialgleichung

µ(t, y(t))P(t, y(t)) +µ(t, y(t))Q(t, y(t))y0(t) = 0 l¨ost.

Beweis.

Bemerkung 1.24 (Zur Bestimmung eines integrierenden Faktors). Im Allgemeinen ist die Bestimmung eines integrierenden Faktors genauso schwer, wie das direkte L¨osen der Differentialgleichung. Aus dem Kriterium aus MaI.3.28 bekommt man die Bedingung

µx(t, x)P(t, x) +µ(t, x)Px(t, x) = µt(t, x)Q(t, x) +µ(t, x)Qy(t, x).

Im speziellen Fall, dass µ nur von t abh¨angt ist µx(t, x) = 0 und die Bedingung lautet µ(t, x)Px(t, x) =µt(t, x)Q(t, x) +µ(t, x)Qy(t, x), d.h.

µt(t, x) = Px(t, x)−Qt(t, x)

Q(t, x) µ(t, x).

Das ist (f¨ur jedes t) eine lineare homogene Differentialgleichung erster Ordnung f¨ur µ – diese kann evtl. mit den Mitteln aus MaI Kap.10 gel¨ost werden. Analog kann man vereinfachte Differentialgleichungen herleiten, wennµnur von x, oder beispielsweise nur von t+xabh¨angt.

Beispiel 1.25.

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