Archiv "Börsebius: Au revoir, Objektivität" (30.09.2011)

A 2044 Deutsches Ärzteblatt

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^{Jg. 108}

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^{Heft 39}

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30. September 2011

Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“

Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 1. Oktober 2011 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen (0221 985480-20). Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.

BÖRSEBIUS

Au revoir, Objektivität

D

as Rezept ist einfach: Man nehme einen vertrauenser- weckenden Namen, mische ihn mit den Ingredienzen Wahrheit und Botschaft und komme auf „Veri- vox“. Dann bedarf es noch einer gu- ten PR mit der Aussage, dass es sich bei dem just so genannten Unter- nehmen um ein transparentes Preis- vergleichsportal im Internet han- delt, und schon ist ein umsatzstarker Player am Markt, dem die Verbrau- cher vertrauen. Was Verivox als gut beurteilt, muss gut sein. Basta.

Soweit die Vergangenheit. In- sider wunderten sich schon seit lan-

gem darüber, dass der Strom- und Gasanbieter Teldafax bei Verivox immer Top-Rankings erhielt. Nicht nur das: Immer wenn die Konkur- renz bessere Angebote abgab, schien Teldafax den Braten zu rie- chen und konterte oft schon im Vor- feld mit noch besseren Tarifen.

Dem schlechten Beigeschmack kam schließlich das Handelsblatt auf die Spur und berichtete, dass Teldafax wohl aus erster Quelle die Informationen immer vorab erhielt und sich so darauf einstellen konn- te. Als Gegenleistung soll Verivox 130 Euro pro vermitteltem Neukun- den erhalten haben – glatt das Dop- pelte dessen, was in der Branche üblich ist. Das alles half dem Trois- dorfer Energiekonzern bekanntlich nicht; der Gang zum Insolvenzge- richt war unausweichlich.

Wir lernen damit zweierlei: Ers- tens, Vergleichsportale gibt es nicht eo ipso, sondern sie wollen alle Geld verdienen. Es gibt Geld von

den beurteilten Unternehmen in der Währung „x Euro pro Neukunde“.

Zweitens, wenn ein Unternehmen mehr pro Neukunde bezahlt, ist die Chance für das Unternehmen, in den Rankings nach oben gespült zu werden, möglicherweise immens.

Verivox, Teldafax ein bedauerli- cher Einzelfall? Alle anderen Porta- le sauber? Mir scheint, mitnichten.

Anleger, die etwa nach Banken su- chen, bei denen für Tagesgeld die besten Konditionen aufgerufen werden, wundern sich, dass bei den Vergleichsportalen „Geld.de“ oder

„Check.24“ noch längst nicht jede Bank in den Top-Listen steht, die aber aufgrund ihrer aktuellen Ange- bote eigentlich dort stehen müsste.

Kurzum: Von Objektivität und Transparenz scheint mir weit und breit keine Spur zu sein.

Die Wahrheit hinter der Wahr- heit ist für mich aber ganz beson- ders wichtig. Mit diesen Vertrau- ensverlusten wird das Internet in Zukunft immer mehr zu kämpfen haben und daher gilt es auch bei ge- wissen Aktien aus der IT-Branche Vorsicht zu üben. Wo die Objekti- vität revoir ruft, ist das Kursdeba-

kel nicht weit.

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G E L D A N L A G E

geprüft API-Studie 2010 geprüft Facharzt-Studie 2010