Abbildungen 1: Legen einer vorderen Nasentamponade: Aufwik- kein von vier bis sieben Lagen Streifen um vier Finger einer Hand, Belassen eines ca. 20 bis 30 Zentimeter freien Endes, An- drücken der aufgerollten Lagen, Aufrichten der Nasenspitze mit dem Daumen und Einführen der flachgequetschten Tamponade mit einer anatomischen Pinzette hochkant und parallel zum Na- senboden, Nachtamponieren der restlichen 20 bis 30 Zentimeter Tamponade oberhalb der Schichttamponade gegen den Nasen- rücken hin (bei Kindern entsprechend weniger und kürzer). Ver- schluß des tamponierten Naseneinganges mit Heftpflaster
Zur Fortbildung Aktuelle Medizin NOTFALL IM BEREITSCHAFTSDIENST
Blutungen aus Nase und Nasenrachen
Werner Prott
Blutungen aus der Nase und dem Nasenrachen sind häufige Notfälle in der täglichen Praxis. In über 80 Prozent handelt es sich um banale Blutungen, die jeder Arzt im Bereitschaftsdienst zum Stehen bringen sollte. Dementsprechend werden im ersten Abschnitt ausführlich einfache Maßnah- men beschrieben einschließlich der Technik, eine vordere Nasentamponade mit vorhandenem Instrumentarium zu legen. Für stärkere Blutungen stehen heute aufblasbare Gummitamponaden zur Verfügung, die leicht zu handhaben sind und für den Arztkoffer empfohlen werden können.
Ihre Anwendung wird im zweiten Kapitel demonstriert. Die hier gewählte Einteilung in lediglich
„Blutungen aus den vorderen beziehungsweise hinteren Abschnitten der Nase" wurde aus rein praktischen Erwägungen vorgenommen. Sie darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich hinter jedem noch so banalen Nasenbluten eine Vielfalt von Erkrankungen verbergen kann, die ge- gebenenfalls zahlreiche und zum Teil sehr kostspielige diagnostische und therapeutische Maß- nahmen vom Hals-Nasen-Ohren-Arzt und den häufig konsiliarisch mitbeteiligten Internisten und Pädiatern verlangt.
Symptomatik Diagnose Therapie
Blutung aus den vorderen Abschnitten der Nase Zumeist mäßige, häufig rezi-
divierende und selbständig sistierende Blutung vorn aus der Nase
Vielfach spontan, insbeson- dere bei schwüler Witterung Patienten stets aufgeregt
Blutungsquelle häufig ohne Hilfsmittel nach Anheben der Nasenspitze bereits auszu- machen
Überwiegend isolierte Gefäß- läsion am vorderen Septum (Locus Kiesselbach) oder dif- fuse Blutung
Patient beruhigen, eventuell sedieren (Nobrium®, Va- lium®)
Kopf aufrecht und leicht nach vorn geneigt lassen Nase ausschneuzen lassen Nasenflügel 10 Minuten ge- gen das Septum andrücken lassen
Instillieren von abschwellen- den Nasentropfen (Otriven®) beziehungsweise Spray (Nasi- vin®)
Andrücken von lokalen Hä- mostyptika (Fibrospum®, Mar- bagelan®, Tabotamp®) (als Dauertamponade ungeeignet) Instillieren von Oberflächen- anästhetika (Novesine®, Gingicain-Spray®) und Le- gen einer vorderen Nasen- tamponade mit Streifen (Va- selinde Tamponadestreifen Lohmann®) für zwei Tage.
Eventuell Tamponade auch der Gegenseite. Kontrolle des Mundrachens auf weitere Blutung nach hinten.
Bei Versagen Legen eines Gummibellocq, Überweisung mit Krankenwagen zum HNO- Arzt.
DEUTSCHES ARZTEBLATT
Heft 44 vom 28. Oktober 1976 2791Abbildung 2: Legen eines Gummibellocqs (EschmannT?,) mit fort- laufender Tamponade: Einführen des Gurnmirohrchens parallel zum Nasenboden bis in den Nasenrachen. Aufblasen des hinteren Ballons mit einer gewöhnlichen Spritze, kräftiges Herausziehen des Röhrchens, bis der hintere Ballon die hintere Nase spürbar abblockt. Unter weiterem Zug vollständiges Abstopfen der Nase mit Fettstreifentamponade (Lohmann. S), Aufblasen des vorderen Ballons im oder vor dem Naseneingang und zusätzliches Fixieren des verschieblichen vorderen Ballons mit Klemme oder Knoten mit kräftiger Seide. (Fur Erwachsene und Kinder geeignet.
Rüsch®-Tuben gibt es in drei Größen)
Blutungen aus Nase und Nasenrachen
Symptomatik Diagnose Therapie
Blutung aus den hinteren Abschnitten der Nase Heftige arterielle oder diffuse
Blutung aus Nase und Na- senrachen
Druckgefühl im Oberbauch mit Brechreiz
Aspirationszeichen beim Be- wußtlosen
Bei großem Blutverlust Haut- blässe, Schweißigkeit, schneller und flacher Puls, Kopfschmerzen, Apathie
Isolierte Blutungsquelle ohne Hilfsmittel zumeist nicht aus- zumachen
Verletzung einer größeren Arterie im Nasendom, an der Schädelbasis, im Nasenra- chen, in der seitlichen Nase beziehungsweise in den Na- sennebenhöhlen (cave Li- quorbeimengung: heller Hof um Blutspuren auf weißem Tupfer)
Magen voll mit Koageln Aspi rationspneumonie Blutungsanämie beziehungs- weise hypovolämischer Schock
Durch HNO-Arzt Ausschluß von lokalen Ursachen (Ent- zündungen, Tumoren, Fraktu- ren, Gefäßanomalien), ge- meinsam mit Internisten oder Pädiater Untersuchung auf allgemeine Blutungsübel (hä- morrhagische Diathesen, Hä- mophilie, Gefäßerkrankun- gen, Hypertonie, Leber- und Nierenleiden u. a. m.)
Bei Schock als erstes Legen einer Infusion
Nase von Koageln befreien Oberflächenanästhesie (No- vesine®, Gingicain-Spray®) und Legen eines Gummibel- locqs (Epistaxis, Balloon, Eschmann -R., eventuell pneu- matische Nasentamponade nach Masing, Rüsch®) ein- schließlich fortlaufender Tamponade (nicht bei Rüsch) für zwei Tage. Bei längerer
Liegezeit Antibiotika
Eventuell Blutdruck senken (Adelphan®, Modenol®) Magen von Koageln befreien (Erbrechen, Magensonde) Bei weiterer Blutung Einwei- sung mit liegendem Bellocq und Infusion per Krankenwa- gen in Fachabteilung be- ziehungsweise HNO-Klinik
Anschrift des Verfassers:
Privatdozent
Dr. med. Werner Prott Oberarzt der Universitäts- HNO-Klinik
im Kopfklinikum Direktor: Professor Dr. med. Walter Kley Josef-Schneider-Straße 11 8700 Würzburg
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2792 Heft 44 vom 28. Oktober 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT