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Glukagon durch die Nase

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Academic year: 2022

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ARS MEDICI 21 | 2020

Die häufigsten Ursachen einer Hypoglykämie bei insulinpflich- tigen Diabetespatienten sind eine Überdosierung von Insulin oder von oralen Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe, Glinide) oder Fehler bei der Nahrungsaufnahme nach einer Insulinver- abreichung. Eine Hypoglykämie zeigt sich durch Symptome wie Zittern, Schwitzen, Palpitationen, Tachykardien, Heisshunger und Blässe. Sinkt der Glukosespiegel unter 2,8 mmol/l (50 mg/

dl), werden auch neuronale Funktionen beeinträchtigt, was sich zum Beispiel durch Benommenheit, Sprachstörungen, Sehstö- rungen bis hin zu Bewusstlosigkeit und Koma äussern kann.

Um bei einer schweren Unterzuckerung die Glukoseabgabe aus der Leber via Glukoneogenese aus dem Glykogenreservoir an- zutreiben, kann Glukagon direkt verabreicht werden. Bislang wurde dieses parenteral verabreicht, seit Kurzem ist es auch als Nasenspray mit 3 mg Glukagonpulver verfügbar. Dieses wird durch die Nasenschleimhaut absorbiert.

Nasenspray versus Injektion

Ob es den gleich schnellen Effekt hat wie das zu spritzende Glukagon, zeigten gepoolte Post-hoc-Analysen der Zulas- sungsstudien (1) (n = 214), die am ADA-Kongress präsentiert wurden. In den Zulassungsstudien wurde das Glukagonna- senspray bei Typ-1- und Typ-2-Diabetikern mit einer Gluka- goninjektion (1 mg) in Bezug auf die Reversibilität einer in- sulininduzierten Hypoglykämie verglichen. Die Post-hoc- Analysen berücksichtigen Daten aus 3 randomisierten Cross- over-Studien. Der Therapieerfolg war durch das Ansteigen des Blutzuckerspiegels vom tiefsten Wert auf ≥ 70 mg/dl de- finiert oder um ≥ 20 mg/dl innerhalb von 30 Minuten (2).

Gleich effizient

Die gepoolten Daten mit Typ-1- und Typ-2-Diabetikern zeig- ten, dass 99,5 Prozent der Patienten (213/214) in der Nasen- spraygruppe und 100 Prozent in der Injektionsgruppe nach 13 respektive 11 Minuten den geforderten Blutzuckerwert erreichten. Darüber hinaus erreichten alle Typ-2-Diabetiker (n = 41) mit dem Nasenspray den Zielwert. Unter beiden Glukagonformulierungen veränderte sich der Blutzucker in ähnlicher Weise. Als Nebenwirkungen traten unter beiden Formulierungen Nausea und Erbrechen auf. Kopfschmerzen und nasale Störungen waren mit dem Nasenspray etwas häu- figer (13 vs. 7% und 4 vs. 1%). Insgesamt war das Nasen- spray bei den Typ-1- und Typ-2-Diabetikern in Bezug auf das Aufheben der Hypoglykämie gut wirksam und wurde gut vertragen. Das Risiko für eine sekundäre Hypoglykämie war, verglichen mit der Injektion, nicht erhöht (3). s

Valérie Herzog Referenzen:

1. Rickels MR et al.: Intranasal glucagon for treatment of insulin-induced hypoglycemia in adults with type 1 diabetes: a randomized crossover noninferiority study. Diabetes Care 2016; 39: 264–270.

2. Seaquist ER et al.: Nasal glucagon reversed insulin-induced hypo- glycemia in adults with diabetes: a pooled analysis. 1074-P. Jahreskon- gress der American Diabetes Association, 12. bis 16. Juni 2020, virtuell.

3. Yan Y et al.: Nasal glucagon was efficacious in reversing insulin-induced hypoglycemia without increasing risk of secondary hypoglycemia. 1085- P. Jahreskongress der American Diabetes Association, 12. bis 16. Juni 2020, virtuell.

BERICHT

Therapie der Hypoglykämie

Glukagon durch die Nase

Tritt bei Diabetespatienten eine Hypoglykämie auf, sind Essen ohne Spritz-Ess-Abstand oder die Ein-

nahme von Traubenzucker in der Regel genügend. Bei schweren Hypoglykämien ist dagegen die par-

enterale Verabreichung von Glukose oder Glukagon indiziert. Letzteres kann jetzt auch als Nasenspray

appliziert werden.

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