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Sulfonylharnstoffe und Glinide

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Academic year: 2022

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124 DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2018 | www.diepta.de

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ei Typ 2-Diabetikern, die mit Metformin aus Grün- den der Unverträglichkeit oder einer Kontraindika- tion nicht behandelt werden kön- nen, gelten Sulfonylharnstoffe noch immer als erste Wahl. Tolbutamid war der erste Sulfonyharnstoff, er kommt heute aber praktisch nicht mehr zum Einsatz. Der bekannteste Vertreter der 2. Generation ist Gli- benclamid, zur 3. Generation zählt Glimepirid. Die Weiterentwicklun- gen der Wirkstoffe führten zu einer Verbesserung der Verträglichkeit und geringeren Risiken für Hypo- glykämien.

Zu den Gliniden gehören Nateglinid und Repaglinid. Sulfonylharnstoffe und Glinide werden gerne zusam- mengefasst, weil sie einen ähnlichen Wirkmechanismus auf die Betazel- len der Bauchspeicheldrüse haben.

Über die Besetzung von Kaliumka- nälen imitieren die Arzneistoffe den Effekt einer erhöhten ATP-Konzen- tration in der Zelle. Als Folge finden eine Depolarisation der Zellmem- bran und dadurch eine Aktivierung der Calciumkanäle statt, die die In- sulinausschüttung auslöst. Die un- terschiedlichen Halbwertzeiten, Wirkungseintritte und Wirkstärken hängen davon ab, wo die Arznei- stoffe an den Kaliumkanälen binden.

Glinide haben im Gegensatz zu den Sulfonylharnstoffen eine sehr kurze Halbwertzeit von nur einer Stunde.

Sie werden daher eine halbe Stunde vor der Mahlzeit eingenommen.

Es kommt sehr viel seltener zu den von Diabetikern gefürchteten Hypo- glykämien als unter Sulfonylharn- stoffen, da Glinide indirekt auf die Zufuhr von Glucose reagieren. Um den Impuls zur Insulinausschüttung zu geben, ist ATP aus der Glykolyse nötig. Wird eine Mahlzeit vergessen, kommt die volle Wirkung der Gli- nide somit nicht zum Tragen, weil in der Zelle nicht ausreichend Glucose beziehungsweise ATP vorhanden ist.

Sulfonylharnstoffe wiederum führen zu einer Glucose-unabhängigen Insu- linfreisetzung, daher besitzen sie ein höheres Risiko für Hypoglykämien.

Die Dosierung der Wirkstoffe vari- iert deutlich. Glibenclamid kann von einer anfänglichen Tagesdosis von 1,75 Milligramm bis auf maximal 10,5 Milligramm gesteigert werden.

Es wird individuell unterschieden, ob die Dosis auf bis zu drei Einzel- dosen vor den Mahlzeiten aufgeteilt wird. Normalerweise wird der über- wiegende Teil am Vormittag einge- nommen, um nächtliche Hypogly- kämien zu vermeiden. Glimepirid wird als Einmalgabe mit einer Dosis von ein bis sechs Milligramm pro Tag eingenommen. Für die Glinide gilt es, die Tagesdosis auf die Gabe vor den drei Hauptmahlzeiten auf- zuteilen. Nateglinid wird mit einer Gesamtdosis von 60 bis 180 Mil- ligramm verabreicht. Für Repaglinid

ist eine Einzeldosis zwischen 0,5 und 4 Milli gramm bis zu viermal täglich vorgesehen.

Die beiden wichtigsten Nebenwir- kungen dieser Wirkstoffgruppen sind die Hypoglykämien und die Ge- wichtszunahme. Generell sollten Pa- tienten bei Neuverordnung auf die Warnzeichen einer Hypoglykämie hingewiesen werden: Zittern, Schwit- zen, Unwohlsein, Hunger, schneller Puls und Unkonzentriertheit. Wich- tig in dieser Situation ist das Zufüh- ren schnell wirkender Kohlenhy- drate, zum Beispiel Traubenzucker, am besten in gelöster Form. Weisen Sie im Beratungsgespräch auf geeig- nete Präparate hin. Für stark über- gewichtige Diabetiker gibt es andere Therapieoptionen, die besser geeig- net sind. Auch zu bedenken ist die Verordnung von Sulfonylharnstof- fen bei alten Menschen mit Polyme- dikation und eingeschränkter Kog- nition. Durch Einnahmefehler und unregelmäßige Mahlzeiten besteht eine höhere Gefahr für Hypoglykä- mien, die das Risiko für Stürze und sonstige Komplikationen bergen. Al- koholiker und Menschen mit Leber- oder Niereninsuffizienz sollten keine Sulfonylharnstoffe einnehmen. In Kombination mit Alkohol wird die Blutzuckersenkung verstärkt, Hypo- glykämien sind möglich. ■

Dr. Katja Renner, Apothekerin

PRAXIS STECKBRIEF

Die blutzuckersenkende Wirkung beruht auf der Verstärkung der

Insulinsekretion. Ein nicht zu unterschätzendes Risiko bei der Therapie

mit Sulfonylharnstoffen ist die Gefahr der Unterzuckerung.

Sulfonylharnstoffe

und Glinide

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PTA Wirkung

Stimulierung der Insulinsekrektion aus der Bauchspeicheldrüse

Hauptindikationen

Diabetes mellitus Typ II – Mono- und Kombinationstherapie

Einnahme

30 Minuten vor den Hauptmahlzeiten (Glinide), nach Einnahme von Sulfonylharnstoff en die Mahlzeit nicht ausfallen lassen!

Nebenwirkungen

Hypoglykämien (besonders Sulfonyharnstoff e), Gewichtszunahme

Kontraindikationen

schwere Niereninsuffi zienz, Leberinsuffi zienz

Wechselwirkungen

Hypoglykämierisiko steigt in Kombination mit Salicylaten (>3g/d), Ciprofl oxacin und Alkohol

© magicinfoto / iStock / Thinkstock

Antidiabetika

Repaglinid Glibenclamid

Referenzen

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