Wegen der verschiedenen Kreuzreaktionen kann der Einsatz menschlicher AB-Seren für die LAK-Zellzüchtung problematisch sein. Diesem Problem hilft die Ent- wicklung serumfreier Media und die Substitution mit Serumalbumin weitgehend ab. Die Länge der Kulti- vationszeit bestimmt den Typ der entstehenden Zellen: Nach einem bis zwei Inkubationstagen entwik- keln sich LAK-Zellen mit NK-Mar- kern, nach sechs bis siebentägiger Inkubation solche mit dem T-Zell- Phänotyp und nach 14tägiger Kulti- vation hauptsächlich Zellen mit CD4-Markern.
Von praktischer Relevanz für die Qualität der LAK-Zellen sind Frau Grimms Beobachtungen, daß die in der Präparation vorhandenen Thrombozyten ebenso wie TGF (transforming growth factor) und Tumorzellen selbst die Zytotoxizi- täts-Fähigkeit der LAK-Zellen hem- men können. Diese Inhibition kann durch höhere Dosen von IL-2 aufge- hoben werden. Abschließend be- richtete Grimm über den klinischen Einsatz der LAK-Zellen bei Patien- ten mit einem Gliom. Da die LAK- Zellen bei intravenöser Applikation sich nicht spezifisch im Tumor kon- zentrieren, verabreichte sie sie in das Bett des operativ entfernten Tu- mors. Von elf Patienten mit einmali- ger Applikation von LAK-Zellen le- ben vier nach mehr als zwei Jahren.
Andere Gruppen, die dieses Kon- zept übernommen haben, bevorzu- gen eine wiederholte Gabe und ge- ben bessere Ergebnisse an.
Die Dosis-Bestimmung
Ausgehend von einem allgemei- nen Überblick über die immunologi- schen Therapiemöglichkeiten in der Onkologie und der Anwendungs- möglichkeiten für aktivierte Lym- phozyten definierte Herberman (Pittsburgh) zwei Phasen für die Austestung eines Therapeutikums:
Bei dem ersten Einsatz am Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren wird die maximal tolerable Dosis be- stimmt. In der zweiten Phase wird die therapeutisch optimale Dosis festgelegt.
Dieser Hinweis ist deswegen be- sonders wichtig, weil IL-2 starke to- xische Effekte zeigt, die sich in er- ster Linie durch die Induktion einer Produktion von TNF (Tumornekro- se-Faktor) erklären lassen. Da die Applikation von LAK-Zellen häufig mit der Gabe von IL-2 kombiniert wird, hat die Kenntnis dieses Zu- sammenhangs besondere praktische Relevanz. Toxische Nebenwirkun- gen wurden von allen Referenten berichtet, die IL-2 in der Therapie einsetzten.
Die Arbeitsgruppe um Herber- man konnte zeigen, daß LAK-Zel- len viele Eigenschaften der NK-Zel- len besitzen und in Plastik-adhären- te und -nichtadhärente Zellen ge- trennt werden können. Die höchste zytotoxische Aktivität besitzen die Plastik-adhärenten Zellen. Dieser Nachweis wurde nicht nur durch In- vitro-Experimente erbracht, son- dern auch durch Modell-Untersu- chungen am Tier bestätigt. Die Gruppe konnte durch weitere Un- tersuchungen feststellen, daß LAK- Zellen durch die Co-Kultivation mit Zellen eines experimentellen Tu- mors spezifisch stimulierbar sind.
Lymphozyten- Stimulation
Die Frage nach den Möglich- keiten der spezifischen antitumora- len In-vitro-Stimulation von Lym- phozyten gegen menschliche Tumo- ren beschäftigt seit vielen Jahren die Arbeitsgruppe von E. Klein (Stock- holm). Sie faßte ihre eigenen Erfah- rungen auf diesem Gebiet zusam- men. Histologisch unterschiedliche Tumoren wurden in ihrem Labor in der Weise bearbeitet, daß Lympho- zyten des peripheren Blutes gemein- sam mit bestrahlten autologen Tu- morzellen in vitro kultiviert wurden.
Dabei entwickeln die Lymphozyten die Fähigkeit, stärker zu proliferie- ren und auf die Tumorzellen ausge- prägt zytotoxisch zu reagieren. Die Ergebnisse dieser Experimente spre- chen dafür, daß auch im peripheren Blut antitumorale Zellen zirkulie- ren, die als „Memory-cells" eine spezifisch antitumorale Funktion be- sitzen. Die allgemeinen Erfahrun-
gen sprechend dafür, daß Tumorzel- len an sich im allogenen System schlechte Stimulatoren der Lympho- zyten-Proliferation sind. Deswegen stellen die von Klein im autologen System erarbeiteten Ergebnisse eine wichtige Information dar.
Eine Mitteilung großer Aktuali- tät steuerte auch Reisfeld (San Die- go) in der Diskussion bei. Er wies darauf hin, daß die Effektivität von LAK-Zellen mit Hilfe monoklonaler antitumoraler Antikörper wesent- lich erhöht werden kann. In der ab- schließenden Rundtisch-Diskussion ergab sich der allgemeine Konsens, daß die dargestellten Ergebnisse der In-vivo- und In-vitro-Anwendung von Lymphozyten in der onkologi- schen Immuntherapie nicht mehr als erste Erkenntnisse für eine „Tumor- therapie mit Immunozyten" darstel- len. In gut kontrollierten klinischen Untersuchungen an Zentren, die mit entsprechender Kompetenz ausge- stattet sind, sollten Einsatzmöglich- keiten und Effektivität einer Thera- pie mit spezifisch gegen den Tumor gerichteten Immunozyten überprüft werden.
Prof. Dr. med. Hans-Georg Bender Priv.-Doz. Dr. rer. nat.
Ursula Koldovsky
Dr. med. Paul Koldovsky Universitätskliniken Moorenstraße 5 4000 Düsseldorf 1
BERICHTIGUNG
Wachstumshormon- Mangel
Zu dem Beitrag in Heft 43 vom 21. Oktober 1987
In dem Fortbildungsaufsatz über den Wachstumshormon-Man- gel von Michael B Ranke und Jür- gen R. Bierich ist eine fehlerhafte Dosierungsangabe enthalten: der unter Ziffer 4.3 genannte Clonidin- Test wird ausgeführt mit 0,15 mg/m 2
KOF (Quadratmeter Körperoberflä- che), nicht aber 0,15 mg/kg Körper- gewicht. MWR A-160 (52) Dt. Ärztebl. 85, Heft 4, 28. Januar 1988