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Archiv "Zytotoxische T-Zellen" (12.10.1989)

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DEUTSCHES ARZTEBLATT

DA EDITORIAL

Zytotoxische T-Zellen

Rudolf Gross

B

ekanntlich reagiert der Organismus auf Noxen wie (bestimmte, nicht al- le!) Bakterien, Tumorzellen, Viren mit einem fein abgestuften Ab- wehrsystem, in dem neben den ver- schiedenen Granulozyten (siehe Deutsches Ärzteblatt vom 24. April 1985), dem Komple- mentsystem (siehe Deutsches Ärzteblatt vom 26.

Dezember 1983), besonders die T- und B-Lym- phozyten sowie ihre Kooperation (siehe Deut- sches Ärzteblatt vom 3. Juli 1985), die Interfero- ne und Interleukine (siehe Deutsches Ärzteblatt vom 18. Juli 1988) eine maßgebliche Rolle spie- len.

In jüngster Zeit sind unter anderem neben den Daten aus der neuesten Auflage des Roitt (8) zahlreiche, meist experimentelle Arbeiten über zytotoxische T-Zellen im Band 582 der N.

Y. Acad. Sciences erschienen (1), die einige Klarheit, aber auch weitere Probleme über die Suppressor- und Killer-Zellen (T 8) bringen.

Während zum Beispiel die unspezifischen natürlichen Abwehrzellen („natural killer cells"

[5, 7]) von den streng antigenabhängigen zytoto- xischen T-Zellen unterschieden wurden ([5] so- wie Deutsches Ärzteblatt vom 16. Dezember

1983), fällt bei der Lektüre des Bandes 532 auf, daß einige Autoren diesen Unterschied im Hin- blick auf den Wirkmechanismus nicht mehr grundsätzlich betonen und manche Ergebnisse ebenso für zytotoxische Lymphozyten (CTL oder Tc) wie für „natural killer cells" (NK) gelten las- sen. Vermutlich handelt es sich doch um ver- schiedene Zellarten, aber eben um Gemeinsam- keiten in den Rezeptoren und vor allem im Me- chanismus der Zytolyse.

1. Herkunft der

zytotoxischen Lymphozyten

Es ist heute unbestritten, daß sie ihre „Prä- gung" im Thymus erhalten. Bereits dort erfolgt der Einbau der Differenzierungs-Muster (CD).

Dort findet man neben „Helferzellen", siehe auch Deutsches Ärzteblatt vom 3. Juli 1985, = T4 (mit den Rezeptoren CD4+, CD8 ), zytotoxi-

schen oder Suppressor-Zellen T8 (CD4 CD8+) auch eine Population von „doppelt negativen Zellen" (CD4 CD8 - ). Miescher et al. (bei 1) nehmen an, daß es sich um Thymozyten (Lym- phozyten) handelt, die eine Reserve für die ver- schiedenen in ihren Funktionen zum Teil noch unklaren Lymphozytenpopulationen darstellen.

Zusätzlich durch den „schwächeren" Rezeptor CD3 gekennzeichnete T-Zellen finden sich vor allem in der Rinde, während die oben genann- ten, am stärksten differenzierten Zellen bevor- zugt im Mark angetroffen werden und offenbar unmittelbar vor ihrer Auswanderung in die lym- phatischen Organe stehen.

2. Mechanismus der Zytolyse

Die Antigene werden den zytotoxischen Lymphozyten (T8) wie in den genannten frühe- ren Mitteilungen beschrieben, teils von Monozy- ten-Phagozyten („Monokine"), teils von Lym- phozyten („Lymphokine") präpariert und prä- sentiert (siehe zum Beispiel 5, 7). Eine unterstüt- zende Rolle spielen die Helferzellen (T 4), für de- ren Aktivierung an löslichen Substanzen beson- ders Interleukin 1 erforderlich ist. Eine Schlüs- selrolle für den weiteren Mechanismus besitzt Interleukin 2 (siehe auch Deutsches Ärzteblatt vom 18. Juli 1988), ferner Plate et al. (bei 1).

Nach neueren Ergebnissen lösen CTL zum Beispiel Virus-befallene Zellen auf; das damit frei werdende Virusgenom wird durch Phagozy- ten und neutralisierende Antikörper entfernt (Lehmann-Grube et al., bei 1). Die Zytotoxizität ist an Granula gebunden, die die Poren der Ziel- zelle öffnen („Perforine") sowie neben reichlich Esterasen und Nukleotidasen an intrazellulär wirksame Proteasen vom Trypsin-Typ („Granzy- me"). Vermutlich spielen auch kalziumgängige Kanäle eine Rolle für die Endozytose („Calci- uminflux") (Podack et al., bei 1).

Dabei wurde eine „lytische Kaskade" von Serinproteasen festgestellt (Gerschenfeld et al., bei 1). Es ist interessant, daß die meisten Schrit- te in der Bildung von Thrombin ebenfalls durch Serinproteasen bewirkt werden. Auch zur Wir- kung des Komplementfaktors C9 bestehen Ähn- lichkeiten. Dies gilt auch für andere Systeme, mit anderen Worten: Der menschliche Organismus arbeitet, wo immer möglich, nach den gleichen Prinzipien. Es versteht sich, daß damit auch eine Ausbreitung unerwünschter Reaktionen gege- ben ist (zum Beispiel im Schock oder bei disse- minierter intravaskulärer Gerinnung [DIC]), und daß Systeme von Inhibitoren benötigt wer- den, um lokale Reaktionen nicht im Gesamtor- ganismus sich ausbreiten zu lassen.

Dt. Ärztebl. 86, Heft 41, 12. Oktober 1989 (39) A-2951

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3. Histokompatibilität

Wie wir schon früher mit Schwonzen (2) be- richtet haben, ist die Wirkung der Lymphozyten eng gebunden an den sogenannten major Histo- compatibilitäts-Komplex (MHC), beziehungsweise in älterer Nomenklatur „Human Lymphocyte Anti- gen" = HLA, aus einem kleinen Arm des Chromo- soms 6, für den neben solchen für Antigene der entsprechende Rezeptor vorliegen muß (MHC II

= HLA-D). Die T 8-Lymphozyten = CTL können Zellen mit MHC-I-Struktur ( = HLA A, B, C) nur angreifen, wenn diese Verbindung durch Helfer- zellen vermittelt wird (MHC II + MHC I). Wo die- se Voraussetzungen nicht vorliegen, spricht man von „HLA-Restriktion" (zum Beispiel 5, 8). Im po- sitiven Fall erkennt ein T-Zell-Rezeptor einen noch schlecht definierten MHC-I-Antigen-Kom- plex auf der Zielzelle (Gerschenfeld et al. bei 1).

Schlußfolgerung

Insgesamt kann man sagen, daß das 1987 in Bethesda/USA durchgeführte und jetzt publizierte Symposium eine Fülle neuer Erkenntnisse ge- bracht hat, darunter vor allem über die Funktionen der T8-Lymphozyten und den Mechanismus der Zytolyse, ferner über das Zusammenwirken mit

dem MHC-Komplex, aber auch eine Anzahl von Fragen in diesem für unsere Infekt- und Tumorab- wehr so wichtigen Bereich offen gelassen oder neu aufgeworfen hat. Auch die Übertragung der meist an Nagern (mit ihren zum Teil anderen Rezepto- ren) gewonnenen Einsichten auf den Menschen steht erst am Anfang.

Literatur

1. Battisto, J. R.; Plate, I.; Shearer, G. (Edit.): Cytotoxic T-cells.

Biology and Relevance to Diseases. Ann. N. Y. Acad. Sci. 351, 1988 (dort die sonst zitierten Autoren)

2. Gross, R.; Schwonzen, M.: Die bunte Palette der Lymphozyten.

Dtsch. Ärztebl. 82 (1985) 2024

3. Hadden, I. W.; Stewart II, W. E. (Edit.): The Lymphokines.

Clifton, N. I., Humana Press 1981

4. Haberman, R. B.: NK-Cells and other effector cells. New York, Academic Press, 1982

5. Kalden, I. R. in: Gross, R.; Schölmerich, P.; Gerok, W. (Edit.):

Lehrbuch der Inneren Medizin, Stuttgart 1987, S. 40 6. Khan, A.; Hill, N. 0. (Edit )• Human Lymphokines. New York,

Academic Press, 1982

7. Kaufmann, H. E.: Interleukine. Dtsch. Ärztebl. 85 (1988) 2069 8. Roitt, J. M.: Leitfaden der Immunologie, 3. Auflage, Darmstadt,

Steinkopff 1988

Prof. Dr. med. Dr. h. c.

Rudolf Gross

Herbert-Lewin-Straße 5 5000 Köln 41

Biomedizinische Ethik

Das Zentrum für Medizinische Ethik an der Ruhr-Universität Bo- chum veranstaltete vom 18. bis 20.

April 1989 das IV. Bochumer For- schungskolloquium zur biomedizini- schen Ethik, zum Thema „Ethische und technische Probleme der Güter- abwägung" unter Leitung von Prof.

Dr. phil Hans-Martin Sass (Philoso- phie) und Prof. Dr. med. Herbert Viefhues (Sozialmedizin).

Das Bochumer Zentrum unter- nahm mit diesem Forschungskollo- quium den erstmaligen Versuch, die noch bis zum Ende des 18. Jahrhun- derts selbstverständliche „Detailka- suistik" konkreter ethischer Einzel- fälle wiederzubeleben, welche heute durch Positionen aus grundsätz- lichen Maximen in der medizini- schen Ethik verdeckt wird. An der Aufarbeitung der zu diesem Diskurs dienenden Methode der Güterabwä- gung dienten die Darstellungen des ersten Tages:

Unter Leitung von Prof. Dr.

theol. Franz Böckle (Bonn) präsen- tierten Ludger Honnefelder (Bonn, Thomistische Philosophie), Christo- fer Frey (Bochum, evangelische Ethik), Gabriele Wolfslast (Göttin- gen, Rechtswissenschaften) und Os-

KONGRESSNOTIZ

wald Schwemmer (Düsseldorf, Phi- losophie) die traditionellen Metho- den der Güterabwägung. Unter Lei- tung von Staatssekretär Prof. Dr. jur.

Schreiber stellten Rudolf Gross (Köln), H. P. Wolff (München) und Martin Pfeifer (Wuppertal) Modelle konkreter Güterabwägung in der Medizin vor.

Der zweite Tag des Kolloquiums diente der ethischen Analyse speziel- ler Arbeitsfelder in der Medizin, welche Präsidentin Dr. med. Inge- borg Retzlaff und Prof. Dr. Hell- muth Kleinsorge moderierten. Vor

dem Kolloquium fand am 18. April 1989 die Erstaufführung des Video- films „Freiheit grenzenlos? — Medi- zinethik im deutsch-amerikanischen Vergleich" von Wolfgang Wagner (Hannover) statt.

Das „V. Bochumer Forschungs- kolloquium" wird sich vom 5. bis 6.

Oktober 1989 mit Fragen der Gen- technologie befassen.

Das Zentrum für Medizinische Ethik wurde von Bochumer Profes- soren der Medizin, Theologie, Philo- sophie und der Rechtswissenschaf- ten 1986 gegründet. Es entwickelte den „Bochumer Arbeitsbogen für die Medizinische Praxis", der in sieben Sprachen übersetzt wurde, und gibt die „Bochumer Medizinethische Ma- terialien" — bisher 32 Hefte — heraus.

Prof. Dr. med. Herbert Viefhus Zentrum für Medizinische Ethik Ruhr-Universität, GA 53/54 Postfach 10 21 48 4630 Bochum 1 A-2954 (42) Dt. Ärztebl. 86, Heft 41, 12. Oktober 1989

Referenzen

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