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Prävalenzen von Lahmheiten bei Milchkühen in niedersächsischen Milchviehbetrieben

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(1)

Tierärztliche Hochschule Hannover

Prävalenzen von Lahmheiten bei Milchkühen in niedersächsischen

Milchviehbetrieben

INAUGURAL - DISSERTATION

zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae -

( Dr. med. vet. )

vorgelegt von Alexandra Schranner Wurster Nordseeküste

Hannover 2015

(2)

Wissenschaftliche Betreuung: Apl. Prof. Dr. Martin Kaske Klinik für Rinder

1.Gutachter Apl. Prof. Dr. Martin Kaske

2. Gutachter Prof. Dr. Hartung

Tag der mündlichen Prüfung: 28.05.2015

(3)

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis ... VI

Abbildungsverzeichnis ... VIII

Tabellenverzeichnis ... X

1 Einleitung ... 1

2 Literaturübersicht ... 2

2.1 Begriffsdefinitionen ... 2

2.1.1 Prävalenz ... 2

2.1.2 Inzidenz ... 2

2.1.3 Positiver und negativer prädiktiver Wert ... 3

2.1.4 Klauenkrankheiten ... 3

2.1.5 Lahmheit ... 4

2.1.6 Schmerz ... 5

2.1.7 Tierschutz und Wohlbefinden ... 5

2.1.8 Zusammenhang von Klauenerkrankung, Schmerz und Lahmheit ... 6

2.1.9 Lahmheitsformen ... 7

2.2 Klauenkrankheiten und Lahmheiten ... 9

2.2.1 Entstehung von Klauenkrankheiten ... 9

2.2.2 Lokalisation von Klauenkrankheiten und Lahmheiten ... 10

2.2.3 Schmerzhaftigkeit und Lahmheitspotential verschiedener Klauenkrankheiten ... 10

2.2.4 Ökonomische Bedeutung von Lahmheiten und Klauenkrankheiten ... 15

2.2.5 Lahmheit und Tierschutz ... 18

2.3 Beurteilungssysteme zur Lahmheitserfassung ... 19

(4)

2.3.1 Numerische Systeme mit einer 3-Werte-Skala ... 19

2.3.2 Numerische Systeme mit einer 4-Werte-Skala ... 21

2.3.3 Numerische Systeme mit einer 5-Werte-Skala ... 24

2.3.4 Numerische Systeme mit einer 9-Werte-Skala ... 26

2.3.5 Analoge Systeme ... 27

2.4 Lahmheitsprävalenzen ... 29

2.5 Klauenpflege als Einflussfaktor auf die Prävalenz von Klauenkrankheiten und Lahmheiten ... 33

2.6 Klauenbäder als Einflussfaktor auf Klauenkrankheiten und Lahmheiten ... 34

2.7 Haltung als Einflussfaktor auf Klauenkrankheiten und Lahmheiten ... 36

2.7.1 Liegeboxendesign und –management ... 36

2.7.2 Liegeboxentypen ... 38

2.7.3 Oberflächenbeschaffenheit der Liegeboxen ... 39

2.7.4 Länge und Breite der Liegebox ... 42

2.7.5 Kotkante ... 43

2.7.6 Höhe und Beschaffenheit des Nackenriegels ... 44

2.7.7 Höhe und Beschaffenheit der Bugschwelle ... 45

2.7.8 Höhe und Beschaffenheit des Kopfrohrs... 46

2.7.9 Fressplatzgestaltung ... 46

2.7.10 Design und Management der Laufflächen ... 48

2.7.11 Bodenbeläge aus Gummi ... 49

2.7.12 Planbefestigte Böden ... 50

2.7.13 Spaltenböden ... 50

2.7.14 Laufflächenmaße und Breite der Laufgänge ... 51

2.7.15 Einfluss der Stallfläche ... 51

2.7.16 Weidegang ... 52

2.8 Fütterung und Wasserversorgung ... 53

2.9 Trockenstehphase ... 55

2.10 Funktionsbereiche ... 55

(5)

2.11 Gruppenmanagement ... 56

3 Material und Methoden ... 57

3.1 Studiendesign ... 57

3.2 Auswahl der Betriebe ... 57

3.3 Hilfsmittel zur Befunderhebung ... 62

3.4 Beurteilung des Gangbildes ... 62

3.4.1 Grundlagen des Score-Systems ... 62

3.4.2 Durchführung der Beurteilung ... 66

3.4.3 Vorversuch: Überprüfung des Score-Systems im Praxiseinsatz ... 66

3.5 Befundung von Management und stallbaulichen Parametern ... 68

3.5.1 Klauenpflegemanagement ... 68

3.5.2 Klauenbad ... 69

3.5.3 Einschätzung der Betriebssituation durch den Landwirt... 70

3.5.4 Tierärztliche Betreuung ... 70

3.5.5 Fütterung ... 70

3.5.6 Fressplätze ... 71

3.5.7 Baujahr und Bauart des Stalls ... 72

3.5.8 Lüftung ... 72

3.5.9 Tränken ... 73

3.5.10 Liegeboxengestaltung ... 73

3.5.11 Liegeboxenmaße ... 77

3.5.12 Liegeboxenmanagement ... 79

3.5.13 Weidegang ... 81

3.5.14 Laufflächen ... 82

3.5.15 Verletzungsrisiken ... 84

3.5.16 Gruppenmanagement ... 85

3.5.17 Statistische Auswertung der Daten ... 88

(6)

4 Ergebnisse ... 89

4.1 Betriebsstrukturen ... 89

4.2 Lahmheit ... 91

4.2.1 Prävalenz lahmer Tiere nach Beurteiler ... 91

4.2.2 Prävalenz lahmer Tiere ... 91

4.2.3 Prävalenz lahmer Tiere nach Betriebsgröße ... 94

4.3 Auswertung auf Ebene des Betriebs ... 95

4.3.1 Klauenpflege ... 95

4.3.2 Klauenbad ... 99

4.3.3 Einschätzung der Betriebssituation durch den Landwirt... 99

4.3.4 Gruppenmanagement ... 100

4.4 Auswertung auf Ebene der Tiergruppe ... 101

4.4.1 Fütterung ... 101

4.4.2 Fressplätze ... 101

4.4.3 Baujahr und Bauart des Stalls ... 102

4.4.4 Lüftung ... 102

4.4.5 Tränken ... 102

4.4.6 Liegeboxen ... 103

4.4.6.1 Liegeboxentypen ... 103

4.4.6.2 Bugschwelle ... 103

4.4.6.3 Gesamtlänge der Liegeboxen ... 103

4.4.6.4 Höhe der Innenkotkante ... 104

4.4.6.5 Einstreutiefe ... 105

4.4.6.6 Kalken der Liegeboxen ... 106

4.4.6.7 Liegeboxenparameter ohne signifikanten Einfluss auf die Prävalenz lahmer Tiere ... 107

4.4.7 Weidegang ... 108

4.4.8 Lauffläche ... 109

4.4.9 Verletzungsrisiken ... 111

4.4.10 Gegenüberstellung der Betriebe mit den höchsten und geringsten Prävalenzen lahmer Kühe ... 111

(7)

5 Diskussion ... 113

5.1 Methodik ... 113

5.2 Lahmheitserfassung ... 114

5.3 Prävalenz lahmer Tiere ... 115

5.4 Klauenpflege ... 116

5.5 Klauenbäder ... 118

5.6 Einschätzung der Betriebssituation durch den Landwirt... 119

5.7 Fressplätze ... 120

5.8 Stallhülle ... 121

5.9 Tränken ... 121

5.10 Liegeboxen ... 122

5.11 Weidegang ... 127

5.12 Lauffläche ... 127

5.13 Laufflächenmaße und Grundfläche des Stalls ... 129

5.14 Verletzungsrisiken ... 130

5.15 Gruppenmanagement ... 130

5.16 Schlussfolgerungen... 132

6 Zusammenfassung ... 135

7 Summary ... 138

8 Literaturverzeichnis ... 141

9 Anhang ... 183

9.1 Abbildungen ... 183

9.2 Frage- und Datenerfassungsbogen ... 187

9.3 Tabellen ... 195

10 Danksagung ... 204

(8)

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung

bzw. beziehungsweise

DD Dermatitis digitalis

DLG Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft e.V.

et al. et alii (und andere)

etc. et cetera

> größer

> größer gleich

HB Hochbox

i. d. R. in der Regel

kg Kilogramm

< kleiner

< kleiner gleich

m Meter

MD Median

Max Maximum

Min Minimum

MW Mittelwert

MLP Milchleistungsprüfung nzb nicht zu beurteilen

p statistische Irrtumswahrscheinlichkeit

PLZ Postleitzahl

% Prozent

Q Quartil

r Korrelationskoeffizient

SD Standardabweichung

SG Sohlengeschwür

Tab. Tabelle

(9)

TB Tiefbox

TMR Totale Mischration

u.a. unter anderem

VIT Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w. V.

z. B. zum Beispiel

vs. versus

(10)

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Schematische Übersicht über die Ursachen und

Konsequenzen von Lahmheiten bei Milchkühen ... 8 Abb. 2: Prozentualer Anteil der von VIT ausgewählten

Milchviehbetriebe, die die Anforderungen erfüllten (Betriebe insgesamt) mit den prozentualen Anteilen der für die Studie ausgewählten Betriebe und der

besuchten Betriebe (teilgenommene Betriebe) ... 59 Abb. 3: Prozentualer Anteil der von VIT ausgewählten

MLP-Betriebe, die die Anforderungen erfüllten (Betriebe insgesamt) mit den prozentualen Anteilen der für die Studie ausgewählten Betriebe (ausgewählte Betriebe) und der besuchten Betriebe (teilgenommene Betriebe) in

Abhängigkeit von derBetriebsgröße (Anzahl Milchkühe)... 59 Abb. 4: Regionale Verteilung der besuchten Betriebe in

Relation zur Milchkuhdichte in Niedersachsen ... 61 Abb. 5: Prävalenz lahmer Kühe (Score 3 und 4) in Abhängigkeit

von der Anzahl der Betriebe ... 93 Abb. 6: Prävalenzen lahmer Kühe (S 3 und S 4) auf Betrieben

mit und ohne professionelle Klauenpflege, Darstellung als

Mittelwert mit Standardabweichung ... 95 Abb. 7: Prävalenzen lahmer Kühe (S 3 und S 4) in Abhängigkeit

vom Vorhandensein eines Klauenstandes, Darstellung als

Mittelwert mit Standardabweichung ... 96 Abb. 8: Prävalenz lahmer Kühe ( S3 und S4) in Abhängigkeit vom

Abstand des letzten Herdenschnitts zum Besuchszeitpunkt in Monaten ... 98 Abb. 9: Anteil lahmer Kühe (S3 und S4) in Abhängigkeit des

durch die Landwirte geschätzten Anteils lahmer Kühe ... 100

(11)

Abb. 10: Anteil lahmer Kühe (S 3 und S 4) in Abhängigkeit von der Höhe der Innenkotkante als gewichteter Mittelwert (MW) in Meter (m) ... 105 Abb. 11: Anteil lahmer Kühe (S 3 und S 4) in Abhängigkeit von der

Einstreutiefe als gewichteter Mittelwert (MW) in Meter (m) ... 106 Abb. 12: Anteil lahmer Kühe (S 3 und S 4) in Abhängigkeit von

der täglich in Hochboxen eingesetzten Kalkmenge (kg) ... 107 Abb. 13: Wandständige Hochbox mit Markierung der Messpunkte ... 183 Abb. 14: Wandständige Tiefbox mit Markierung der Messpunkte ... 184 Abb. 15: Gegenständige Tiefbox (TB) und gegenständige

Hochbox (HB) mit Markierung der Messpunkte ... 185 Abb. 16: Fressfanggitter mit Markierung des Messpunktes für die

Fressplatzbreite ... 186

(12)

Tabellenverzeichnis

Tab. 2-1: Erscheinungsbild, Gradeinteilung, Schmerzhaftigkeit und

Lahmheitspotential infektiöser Klauenerkrankungen ... 11

Tab. 2-2: Erscheinungsbild, Gradeinteilung, Schmerzhaftigkeit und Lahmheitspotential nicht infektiöser Klauenerkrankungen ... 13

Tab. 2-3: Finanzielle Verluste durch Klauenerkrankungen ... 16

Tab. 2-4: Score nach AMORY et al. (2006) zur Lahmheitsbeurteilung ... 20

Tab. 2-5: Score nach Barker et al. (2007) zur Lahmheitsbeurteilung ... 21

Tab. 2-6: Score nach COOK (2003) zur Lahmheitsbeurteilung ... 22

Tab. 2-7: Score nach RUTHERFORD et al. (2009) zur Lahmheitsbeurteilung ... 23

Tab. 2-8: Score nach SPRECHER et al. (1997) zur Lahmheitsbeurteilung ... 24

Tab. 2-9: Score nach WELLS et al. (1993) zur Lahmheitsbeurteilung ... 25

Tab. 2-10: Score nach MANSON und LEAVER (1988) zur Lahmheitsbeurteilung ... 26

Tab. 2-11: Score nach FLOWER und WEARY (2006) zur Lahmheitsbeurteilung ... 28

Tab. 2-12: Literaturangaben zu Lahmheitsprävalenzen (%) unter Angabe des verwendeten Score-Systems ... 30

Tab. 3-1: Bewertungskriterien des verwendeten Score-Systems ... 65

(13)

Tab. 3-2: Erster Vorversuch. Anzahl und prozentuale Anteile der laktierenden Milchkühe mit demScore 1 bis 4 nach

Beurteiler (n = 86) ... 67

Tab. 3-3: Zweiter Vorversuch. Anzahlund prozentuale Anteile der laktierenden Milchkühe mit demScore 1 bis 4 nach Beurteiler (n = 66) ... 67

Tab. 3-4: Parameter zur Befundung der betrieblichen Klauenpflege ... 68

Tab. 3-5: Parameter zur Befundung des Klauenbadmanagements... 69

Tab. 3-6: Parameter zur Befundung der Einschätzung der Betriebssituation durch den Landwirt ... 70

Tab. 3-7: Parameter zu Befundung der Fressplätze ... 71

Tab. 3-8: Parameter zur Befundung des Stallcharakters ... 72

Tab. 3-9: Parameter zur Befundung der Tränken ... 73

Tab. 3-10: Parameter zur Befundung der Liegeboxengestaltung ... 75

Tab. 3-11: Parameter zu Befundung der Liegeboxenmaße ... 77

Tab. 3-12: Parameter zur Befundung des Liegeboxenmanagements ... 80

Tab. 3-13: Parameter zur Befundung des Weidemanagements ... 81

Tab. 3-14: Parameter zur Befundung der Laufflächen ... 83

Tab. 3-15: Parameter zur Befundung der Verletzungsrisiken ... 84

Tab. 3-16: Parameter zur Befundung des Gruppenmanagements ... 85

Tab. 4-1: Deskriptive Darstellung der Betriebsstrukturen und der für diese Studie beurteilten Milchkühe ... 90

(14)

Tab. 4-2: Verteilung der Prävalenzen in Abhängigkeit von dem Beobachter ... 91 Tab. 4-3: Ergebnisse der Gangbeurteilung in Prozent (%) auf 159

niedersächsischen Milchviehbetrieben... 94 Tab. 4-4: Darstellung der Prävalenzen lahmer Tiere (%) in

Abhängigkeit von der Betriebsgröße ... 94 Tab. 4-5: Prävalenz lahmer Tiere in Abhängigkeit von den

Klauenpflegeintervallen ... 97 Tab. 4-6: Verfügbarkeit des Weidegangs mit Angabe der

Prävalenz lahmer Tiere und statistischer

Irrtumswahrscheinlichkeit ... 109 Tab. 4-7: Tabellarische Gegenüberstellung der Betriebe mit

der höchsten und geringsten Prävalenz lahmer Tiere nach relevanten Haltungs- und Managementparametern ... 112 Tab. 9-1: Anzahl und prozentuale Anteile der durch die VIT

ausgewählten Betriebe und der tatsächlich besuchten

Betriebe nach Betriebsgröße (Anzahl MLP-Kühe 2011) ... 195 Tab. 9-2: Anzahl und prozentuale Anteile der MLP-Betriebe,

die den Aus-wahlkriterien entsprachen, sowie der ausgewählten und besuchten Betriebe nach

Postleitzahlbezirken und in Besuchsreihenfolge ... 195 Tab. 9-3: Parameter zur Klauenpflege ohne statistischen

Einfluss auf die Prävalenzen lahmer Tiere ... 197 Tab. 9-4: Parameter zu Kranken- und Abkalbeställen ohne

statistischen Einfluss auf die Prävalenzen lahmer Tiere ... 198 Tab. 9-5: Parameter zur Haltung der Transitkühe und

trockenstehenden Kühe ohne statistischen Einfluss auf die

Prävalenzen lahmer Tiere ... 198

(15)

Tab. 9-6: Parameter zur Haltung der Färsen und Frischkalbinnen ohne statistischen Einfluss auf die Prävalenzen

lahmer Tiere ... 198 Tab. 9-7: Parameter zur Fressplatzgestaltung ohne

statistischen Einfluss auf die Prävalenz lahmer Tiere ... 199 Tab. 9-8: Fressplatzmaße (m) ohne statistischen Einfluss auf

die Prävalenz lahmer Tiere ... 199 Tab. 9-9: Parameter zur Bauart der äußeren Stallhülle ohne

statistischen Einfluss auf die Prävalenz lahmer Tiere ... 199 Tab. 9-10: Parameter zur Anordnung der Liegeboxen im Stall ohne

statistischen Einfluss auf die Prävalenz lahmer Tiere ... 200 Tab. 9-11: Einfluss des Liegeboxentyps auf die Prävalenz

lahmer Tiere ... 200 Tab. 9-12: Liegeboxenmaße (m) ohne statistischen Einfluss

auf die Prävalenz lahmer Tiere ... 201 Tab. 9-13: Art der Laufflächenbeschaffenheit ohne statistischen

Einfluss auf die Prävalenz lahmer Tiere ... 202 Tab. 9-14: Systeme zur Laufflächenentmistung ohne

statistischen Einfluss auf die Prävalenz lahmer Tiere ... 202 Tab. 9-15: Verletzungsrisiken für Tiergruppen auf Spaltenböden ... 202 Tab. 9-16: Verletzungsrisiken für Tiergruppen auf

planbefestigten Böden ... 203

(16)
(17)

1 Einleitung

Lahmheiten in der Milchviehhaltung sind ein bedeutendes Problem, was sowohl für die Tiere Schmerzen und Leiden bedeutet, als auch dem Betrieb wirtschaftlich scha- det. Die Kosten ergeben sich aus dem Aufwand für die Behandlung, aber wichtiger noch aus den indirekten Verlusten durch einen Abfall der Milchleistung und einer herabgesetzten Fruchtbarkeit.

Die im Rahmen dieser Dissertation durchgeführte Studie war Teil eines Kooperati- onsprojektes der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Klinik für Rinder der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Das Projekt wurde von dem Len- kungsausschuss „Tierschutzplan Niedersachsen“ initiiert. Es sollten tierbezogene Indikatoren erarbeitet werden, die Rückschlüsse auf die Tiergerechtheit der Hal- tungssysteme zulassen. Lahmheiten wurden dabei als ein wichtiger Indikator be- trachtet. Zunächst sollte die Prävalenz lahmer Tiere in einer repräsentativen Stichprobe niedersächsischer Milchviehbetriebe geprüft werden. Dazu wurde in die- ser Studie eine Stichprobe niedersächsischer Milchviehbetriebe untersucht. Es wur- den 2 % der 8.101 niedersächsischen Betriebe, die mit mehr als 20 Kühen im Kontrolljahr 2011 in die Milchleistungsprüfung eingingen, in die Untersuchungen ein- bezogen. Die Auswahl der Betriebe erfolgte randomisiert durch die Vereinigte Infor- mationssysteme Tierhaltung w.V. (VIT) in Verden.

Ziel dieser Studie war es, die Prävalenz der Lahmheiten bei laktierenden Kühen in niedersächsischen Milchviehbetrieben zu ermitteln und einen Eindruck von der Va- rianz zu erhalten. Dazu wurde ein einfaches und belastbares Score-System entwi- ckelt, das auf 160 repräsentativen Milchviehbetrieben in Niedersachsen eingesetzt wurde. Darüber hinaus wurde der Einfluss von spezifischen Managementmaßnah- men und stallbaulichen Gegebenheiten auf die Prävalenz lahmer Tiere geprüft.

(18)

2 Literaturübersicht

2.1 Begriffsdefinitionen

2.1.1 Prävalenz

Die Prävalenz ist eine Kennzahl der deskriptiven Epidemiologie. Sie gibt die Anzahl der erkrankten Individuen zu einem definierten Zeitpunkt an. Meist wird sie als Prävalenzrate dargestellt, also als Quotient der Anzahl der erkrankten Individuen zu einem bestimmten Zeitpunkt zu der Zahl der Individuen des ausgewerteten Kollek- tivs. Die Prävalenz wird meist in Prozent angegeben (HABERMEHL 1986; HARMS 2012; HENSE et al. 2012; BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE 2006 a).

2.1.2 Inzidenz

Die Inzidenz als weitere epidemiologische Kennzahl gibt die Anzahl der Neuerkran- kungen in einem definierten Zeitraum innerhalb einer Population an. Die Inzidenz repräsentiert den prozentualen Anteil der Tiere, der innerhalb einer definierten Zeit- spanne neu erkrankt (HABERMEHL 1986; HENSE et al. 2012; BROCKHAUS EN- ZYKLOPÄDIE 2006 b).

Die Inzidenz und Prävalenz sind über die Erkrankungsdauer und -häufigkeit mitei- nander korreliert. Kommt eine Erkrankung oft vor, ist aber nur von kurzer Dauer, so ist die Inzidenz hoch und die Prävalenz relativ niedrig: Die Inzidenz ist hoch, da die Wahrscheinlichkeit für Neuerkrankungen durch das häufige Auftreten der Krankheit ansteigt. Allerdings ist dabei die Wahrscheinlichkeit, zu einem beliebig gewählten Zeitpunkt eine große Anzahl an kranken Tieren zu detektieren, aufgrund der kurzen Krankheitsdauer gering. Umgekehrt ist die Prävalenz umso höher, je länger eine Krankheit andauert (Kreienbrock u. Ruddat 2011).

(19)

2.1.3 Positiver und negativer prädiktiver Wert

Der positive prädiktive Wert wird auch als positiver Vorhersagewert bezeichnet. Die- ser gibt den Anteil der korrekt mittels Test als positiv erkannten Individuen an den insgesamt als positiv eingestuften Individuen an. Der Wert sagt in dem Fall dieser Studie aus, wie viele Tiere, die als lahm erkannt wurden, tatsächlich lahmten. Der negative prädiktive Wert gibt umgekehrt an, wie viele der mittels Test als negativ ein- gestuften Individuen tatsächlich negativ sind. In dieser Studie ist dies der prozentuale Anteil der als lahmheitsfrei beurteilten Tiere, die tatsächlich gesund waren (KREIENBROCK u. RUDDAT 2011).

2.1.4 Klauenkrankheiten

Eine Krankheit wird als eine Beeinträchtigung der normalen Lebensabläufe beschrie- ben, hervorgerufen z. B. durch eine mangelhafte Organfunktion (BROCKHAUS EN- ZYKLOPÄDIE 2006 c). Durch eine variable Anzahl von Befunden (siehe 2.1.6.) kann auf ein Krankheitsbild geschlossen werden (DER VOLKSBROCKHAUS 1964;

BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE 2006 d).

Klauenkrankheiten lassen sich in infektiöse und nicht infektiöse Erkrankungen eintei- len. Zu den infektiösen Klauenkrankheiten zählen alle Erkrankungen, bei denen als Auslöser Infektionserreger beteiligt sind, wie z. B. die Ballenhorn- und Klauenfäule, die Dermatitis digitalis (Mortellaro`sche Krankheit) und die Zwischenzehenphlegmo- ne. Die nicht infektiösen Klauenkrankheiten entstehen durch Fütterungsfehler, Über- belastung oder mechanische Reizungen, z. B. eine mangelhafte Stallbeschaffenheit.

Zu dieser Gruppe gehören die Klauenrehe, die Sohlengeschwüre, Sohlenwandge- schwüre (Weiße Linie Defekte) und Tylome (KÜMPER 2000; FIEDLER und MAIERL 2004; GASTEINER 2005; AID-INFODIENST 2011).

(20)

2.1.5 Lahmheit

Die Lahmheit stellt einen Befund dar, d. h. Lahmheit ist ein nach einer Untersuchung festgestellter Zustand (DUDEN ONLINE 2014; BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE 2006 d). Eine Lahmheit ist der sichtbare Ausdruck einer Krankheit (MÜLLER 2011). Dabei wurde eine Lahmheit von einigen Autoren allgemein als eine Abweichung oder eine Störung des normalen Gangbildes oder auch als Gangabnormalität beschrieben (GROEHN et al. 1992; BEUSKER 2007; BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE 2006 e).

Andere Quellen beschrieben eine Lahmheit drastischer, nämlich als hemmenden Zustand oder auch als Behinderung, so dass die Bewegung, insbesondere das Lau- fen, erschwert oder unmöglich gemacht wurde (O`CALLAGHAN 2002; MERRIAM WEBSTER 2014; OXFORD LEARNER`S DICTIONARY 2014). Dabei belasteten Tie- re die betroffene Gliedmaße möglichst wenig (O`CALLAGHAN 2002; NEVEUX et al.

2006). Dies zeigt, dass die Lahmheit kein eindeutig definierter Zustand ist, sondern in ihrer Intensität und Schwere variiert. Daher ist eine Abgrenzung zu dem häufig syno- nym genutzten Begriff der Bewegungsstörung nicht eindeutig zu treffen.

Auf Grundlage der Literatur wird in dieser Arbeit Lahmheit definiert, als ein Zustand, der das Tier offensichtlich in seiner Bewegung derart einschränkt, dass es sich sicht- bar erschwert fortbewegt oder ihm eine Bewegung unmöglich wird. Dabei ist deutlich, dass das Tier bestrebt ist, weniger oder gar kein Gewicht auf die betroffene(n) Gliedmaße(n) zu bringen.

Die Bewegungsstörung wird in Abgrenzung zur Lahmheit als eine Unregelmäßigkeit im Bewegungsablauf definiert. Dabei ist der Gang nicht offensichtlich eingeschränkt und erschwert, wie es bei der Lahmheit der Fall ist - es ist lediglich eine nicht exakt definierbare Abweichung von dem normalen Bewegungsablauf erkennbar.

(21)

2.1.6 Schmerz

Der Schmerz wird als „ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit tat- sächlicher oder potenzieller Gewebsschädigung einhergeht“ beschrieben (INTER- NATIONAL ASSOCIATION FOR THE STUDY OF PAIN 2014). Schmerz ist eine subjektive, in seiner Intensität variable Wahrnehmung und wird von jedem Individu- um in jungen Jahren durch eigene Schmerzerfahrungen erlernt (INTERNATIONAL ASSOCIATION FOR THE STUDY OF PAIN 2014; BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE 2006 f). Diese Definition gilt auch für Tiere. Der akute Schmerz fungiert als ein Alarmsignal, so dass Tiere ihr Verhalten verändern, um diesen Schmerzen zu entge- hen und den Auslöser vermeiden zu können (SANN 2000).

2.1.7 Tierschutz und Wohlbefinden

Der Begriff des Tierschutzes ist gesetzlich verankert. Der Mensch hat laut Tier- schutzgesetz „aus der Verantwortung […] für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“(§1 TIERSCHUTZGESETZ 2014). Zu dieser Verantwortung gehört, dass ein Tier artgerecht gehalten und versorgt werden muss. Zudem darf einem Tier keine Leistung abverlangt werden, die es nicht bewäl- tigen kann.

Der Begriff des Wohlbefindens wird im Englischen als „welfare“ (u. a. DUNCAN 2005; BOTREAU et al. 2007) bezeichnet. Es gibt zwei verschiedene Ansätze, um das Wohlbefinden eines Tieres zu definieren. Zum einen kann sich die Definition al- lein auf den körperlichen Zustand beziehen. So wird das Wohlbefinden eines Tieres als gut eingestuft, wenn es adäquat gefüttert und mit Wasser versorgt wird, in guten Haltungsbedingungen lebt, gesund ist und ein artgemäßes Verhalten hat (BOTREAU et al. 2007). Diese These wurde so zusammengefasst, dass ein Tier, das gut mit sei- ner Umwelt harmoniert, ein ungestörtes Wohlbefinden aufweist (BROOM 1991). Die- se Umwelt wird dann als tiergerecht bezeichnet (BARTUSSEK 1996). Eine zweite Möglichkeit, Wohlbefinden zu definieren, setzt den Schwerpunkt auf die individuellen

(22)

Gefühle der Tiere. So weist ein Tier, das negative Gefühle empfindet, auch ein ge- störtes Wohlbefinden auf (DUNCAN 2005). Überwiegen andererseits positive Gefüh- le, dann steigert sich das Wohlbefinden. Verknüpft man diese beiden Ansätze, so spielt sowohl das biologische Funktionieren als auch der emotionale Zustand eines Tieres eine Rolle für dessen Wohlbefinden (BRACKE et al. 1999). Diese These kann im Hinblick auf drei Aspekte, die die Lebensqualität der Tiere beeinflussen, spezifi- ziert werden. Demnach muss es für Tiere möglich sein, ein möglichst artspezifisches, natürliches Leben zu führen. Auch sollten sie in einer Umgebung gehalten werden, die ihrer physischen Gesundheit zuträglich ist und somit das biologische Funktionie- ren des Tieres sicherstellt. Tiere sollten darüber hinaus auch frei sein von Angst oder anderen negativen Empfindungen (FRASER et al. 1997, FRASER 2003, FRASER 2009).

2.1.8 Zusammenhang von Klauenerkrankung, Schmerz und Lahm- heit

Klauenerkrankungen verschiedener Genese und Stärke führen zu leichten bis schweren Schmerzen für das Tier und zu Verschlechterungen des Gangbildes (O`CALLAGHAN et al. 2003; FLOWER et al. 2005; FLOWER und WEARY 2006).

Der Schmerz löst bei dem Tier ein Vermeidungsverhalten aus (SCOTT 1989; GA- LINDO und BROOM 2002; WHAY 2002): Es versucht den Schmerzreiz zu umgehen, indem es die betroffene Gliedmaße weniger stark belastet. Dies nimmt der Beobach- ter als Lahmheit wahr, wobei die Ausprägung abhängig von der Schmerzstärke ist (SCOTT 1989; O`CALLAGHAN 2002; FLOWER et al. 2005; DYER et al. 2007). So wird Lahmheit als ein Ausdruck von Schmerz gewertet (WINCKLER und WILLEN 2001; O`CALLAGHAN 2002; BEUSKER 2007; MERRIAM WEBSTER 2014). Sie lässt aber keinen Rückschluss auf die ursächliche Erkrankung zu (WINCKLER und WILLEN 2001).

Es lässt sich zusammenfassen, dass Klauenerkrankungen durch verschiedene Fak- toren ausgelöst werden. Je nach Stärke und Art der Krankheit entstehen Schmerzen

(23)

unterschiedlichen Grades. Der Schmerzreiz löst ein Vermeidungsverhalten aus, so dass das Tier die betroffene Gliedmaße schont. Für den Betrachter ist dies als Lahmheit erkennbar, die Schwere der Lahmheit steigt dabei mit der Schmerzhaftig- keit an (siehe 2.2.3.).

Etwa 90 % der Lahmheiten werden durch eine Klauenerkrankung verursacht (O`CALLAGHAN 2002). Auch weitere Studien bestätigen einen deutlichen Zusam- menhang zwischen Lahmheit und Klauenerkrankungen (MANSON und LEAVER 1988; WINKLER und WILLEN 2001; ARCHER et al. 2010O`CALLAGHAN et al.

2003; BARKER et al. 2007; HERNANDEZ-MENDO et al. 2007a; MOHAMMADNIA et al. 2008; BELL et al. 2009).

2.1.9 Lahmheitsformen

Aufgrund der unterschiedlichen Lokalisation von Schmerz auslösenden Ursachen können Lahmheiten in verschiedener Form auftreten. So sind Hangbeinlahmheiten Ausdruck von Erkrankungen der proximalen Gliedmaße. Dies äußert sich durch Schmerzhaftigkeit in der Vorführphase der Gliedmaße. Dadurch wird das Bein weni- ger weit als normal vorgeschwungen. Davon zu unterscheiden ist die Stützbeinlahm- heit. Hierbei ist die Dauer des Auffußens verkürzt, und es wird weniger Gewicht auf die betroffene Gliedmaße aufgebracht. Die Ursache für diese Art der Lahmheit ist in den distalen Gliedmaßenabschnitten zu finden (EDWARDS et al. 1980, EDDY und SCOTT 1980; STEINER 2005). Da diese Form die häufigste bei Rindern ist, wurde in der Lahmheitsdefinition für die vorliegende Studie nur diese Form berücksichtigt (STEINER 2005).

(24)

Klauenbad Laufflächengestaltung

Klauenpflege Liegeboxgestaltung Fütterung und Tränke Fressplatzgestaltung

Mängel führen zu

Klauenerkrankungen

Schmerz

Lahmheit

Konsequenzen

reduzierte Futteraufnahme

beeinträchtigtes Wohlbefinden wirtschaftliche Verluste Abb. 1: Schematische Übersicht über die Ursachen und Konsequen-

zen von Lahmheiten bei Milchkühen

(25)

2.2 Klauenkrankheiten und Lahmheiten

2.2.1 Entstehung von Klauenkrankheiten

Die Kuh hat physiologischerweise von hinten betrachtet einen schwankenden Gang.

Die Gewichtsverlagerung führt zu einer erhöhten Belastung der Außenklaue. Auf weichem Boden werden beide Klauen einer Gliedmaße gleichmäßig belastet, auf hartem Boden jedoch nimmt die Außenklaue der Hintergliedmaße übermäßig Last auf, da sie nicht entweichen kann. An den Vorderklauen ist dieser Effekt nicht aus- geprägt zu finden, da die Vordergliedmaßen weniger stark belastet werden (KÜMPER 2000; FIEDLER und MÜLLER 2008). Durch diese Überbelastung der Au- ßenklaue der Hintergliedmaßen auf hartem Boden wird das Horn zu vermehrtem Wachstum angeregt. Die daraus resultierende Erhöhung der Außenklaue führt wie- derum zu einer vermehrten Beanspruchung - es entsteht also ein Teufelskreis, der die Klauen für Krankheiten prädisponiert. Dies führt zum Auftreten von Klauenrehen und Sohlengeschwüren (FIEDLER und MÜLLER 2008).

Grundsätzlich ist die Entstehung von Klauenkrankheiten ein multifaktorielles Ge- schehen. So können tierbezogene Faktoren, wie das reduzierte Hornwachstum im Kalbungszeitraum (BLOWEY 2005) die erhöhte Bewegung des Klauenbeins inner- halb der Klaue (BLOWEY 2005) und die peripartale Immunsuppression (BLOWEY 2005) zu Klauenerkrankungen wie Klauenrehe führen. Auch äußere Einflussfaktoren, wie Fütterung und Haltung, die Bodenbeschaffenheit, die Sozialstruktur innerhalb der Gruppe und das Management haben - besonders um die Kalbung herum- negative Auswirkungen auf die Klauenlederhaut, was zu deren Erkrankung führt. In Folge dessen wird minderwertiges Horn gebildet und es kommt zu einem erhöhten Risiko für weitere Krankheiten wie Klauenrehe, Sohlengeschwüre und Weiße–Linie-Defekte (VERMUNT und GREENOUGH 1994; BLOWEY 2005; GASTEINER 2005). Infektiö- se Klauenkrankheiten werden unter anderem durch feuchte und verschmutzte Lauf- flächen begünstigt und durch dort vorhandene Infektionserreger ausgelöst (AID INFODIENST 2011).

(26)

2.2.2 Lokalisation von Klauenkrankheiten und Lahmheiten

Die Klaue ist mit bis zu 88 % die am häufigsten von Erkrankungen betroffene Struk- tur der Gliedmaße (EDWARDS et al. 1980; RUSSELL et al. 1982; MCLENNAN et al.

1988; KOSSAIBATI et al. 1999; O`CALLAGHAN 2002). Demzufolge können Lahmheiten zu 92,2 % ursächlich auf Klauenkrankheiten zurückgeführt werden, was sich für den Betrachter als Stützbeinlahmheit äußert (EDDY und SCOTT 1980). So- mit sind lediglich 16,8 % der Lahmheiten auf Erkrankungen der Gliedmaße proximal der Klaue zurückzuführen; davon entfallen wiederum die Hälfte auf Probleme an Kni- en und Hüften (MCLENNAN et al. 1988). Die Hintergliedmaßen sind mit bis zu 65 % bis 92 % häufiger von zu Lahmheit führenden Klauenkrankheiten betroffen als die Vordergliedmaßen (EDWARDS et al.1980; MCLENNAN et al. 1988; MURRAY et al.

1996; O`CALLAGHAN 2002). Lahmheiten treten zu ca. 22,0 % an den Vorderglied- maßen auf, während Vorder- und Hintergliedmaßen gemeinsam zu 2,0 % betroffen sind (BARKEMA et al. 1994). Lahmheitsauslösende Klauenkrankheiten sind zu 63,0% bis 85,0 % an den Außenklauen der Hintergliedmaßen zu finden (EDWARDS et al. 1980; MCLENNAN et al.1988). Somit ist bei 78,8 % der Lahmheiten die Ursa- che an den Außenklauen der Hintergliedmaßen lokalisiert (SCOTT 1989;

CLARKSON et al.1996). Klauenerkrankungen fanden sich zu einem wesentlich ge- ringeren Anteil von 14,0 % an den Innenklauen (MURRAY et al. 1996).

2.2.3 Schmerzhaftigkeit und Lahmheitspotential verschiedener Klauenkrankheiten

Die Art und Schwere der Klauenkrankheit und somit der Schmerz sind ausschlagge- bend für das Ausmaß einer Lahmheit. So kommen z. B. bei der Dermatitis digitalis alle Lahmheitsstadien von unauffällig bis hin zum Festliegen vor (FIEDLER und MAIERL 2004). Auch bei anderen Klauenkrankheiten treten unterschiedliche Schmerzintensitäten und somit auch verschiedene Lahmheitsgrade auf. Score- Systeme können lahme Kühe zufriedenstellend sicher erkennen, an deren Klauen sich dann auch lahmheitsauslösende Klauenerkrankungen finden (WINCKLER und WILLEN 2001). Daher lässt eine Lahmheit auf das Vorliegen einer Klauenerkrankung schließen, allerdings nicht auf die Art der Krankheit (Tab.2-1; Tab.2-2)

(27)

Infektiöse Erkran- kung

Er- schein

ung

Grad 1*1

Grad 2*1

Grad

3*1 Schmerzhaftigkeit Lahmheitspotential Ballen-

hornfäule (Erosio ungulae;

heelhorner osion)

durch Feuch- tigkeit entzün- deter Ballen

ange- deutete V- förmige Vertie- fungen

Vertie- fungen über ganze Breite

zu- sätzli ch ange- schw ollen

Fäule ist neben DD die schmerzhafteste Klauenerkrankung (WHAY et al. 1998)

es kann zu schwer- wiegender Lahmheit kommen (FIEDLER und MAIERL 2004)

Klauen- hornfäule (Dermatitis interdigita- lis; foot rot)

durch Feuch- tigkeit entzün- dete Haut im Klauen- spalt

Beläge Defekt der Haut im Klau- enspal t (Grö- ße bis 2cm)

De- fekt der Haut im Klau- ensp alt (Grö- ße über 2cm)

sehr schmerzhaft, auch kleine offene Läsionen. Chroni- sches Stadium mit Verdickungen ist wenig schmerzhaft (FIEDLER und MAIERL 2004)

Fäule ist neben DD die schmerzhafteste Klauenerkrankung (WHAY et al 1998)

Lahmheit tritt auf. Bei chronischer Form allerdings nur selten (FIEDLER und MAIERL 2004)

Ballenfäule (Dermatitis digitalis [DD];

hairyfootw art;

Mortellaro)

anste- ckende Haut- krank- heit in der Ballen- region

Durch- messer der Läsion bis 1,5cm

Durch mes- ser der Läsion von 1,5 bis 2,5cm

Durc hmes ser der Läsi- on grö- ßer 2,5c m

die Spanne reicht von schmerzunemp- findlichen Stadien bis hin zu hochgra- digem Schmerz (FIEDLER und MAIERL 2004)

hochgradig schmerzhaft (FIED- LER 2007)

DD ist neben Fäule die schmerzhafteste Klauenerkrankung (WHAY et al. 1998)

DD kann zu Lahm- heit führen je nach Ausmaß des Schmerzes sogar bis zum Festliegen. Es gibt auch Läsionen, die keine Lahmheit hervorrufen (FIED- LER und MAIERL 2004)

DD ist mit Lahmheit verbunden (WICK- LER und WILLEN 2001)

DD ist nicht immer mit Lahmheit verbun- den, gemäß dem Score nach SPRE- CHER et al. 1997 (MOHAMADNIA et al.

2008)

Schwere Fälle von DD sind mit Ver- schlechterungen des Gangbildes verbun- den, nach dem MANSON und LEAVER (1988) Sco- re

Je schwerer die Läsi- on desto schlechter

Tab. 2-1: Erscheinungsbild, Gradeinteilung, Schmerzhaftigkeit und Lahm- heitspotential infektiöser Klauenerkrankungen

(28)

Infektiöse Erkran- kung

Er- schein

ung

Grad 1*1

Grad 2*1

Grad

3*1 Schmerzhaftigkeit Lahmheitspotential der Gang (SOMERS et al.2003)

In leichten Fällen keine Lahmheit, in schweren Fällen star- ke Lahmheit (DIRK- SEN et al. 2006, S.965-970) Zwischen-

zehen- Phlegmo- ne (Phlegmon a interdigi- talis; Pa- naritium;

foul-in-the- foot)

akutes Entzün- dungsg escheh en des Binde- gewe- bes im Klauen- spalt mit starker Schwel- lung

Schwel- lung des Gewe- bes im Klauen- spalt

hinzu- kom- mend:

Haut- läsion

hinzu kom mend : Nek- rosen

akut auftretende starke Schmerzen (FIEDLER und MAIERL 2004)

sehr schmerzhaft, daher liegen die Tie- re viel (DIRKSEN et al. 2006, S. 959- 965)

Lahmheit erkennbar (FIEDLER und MAIERL 2004)

es wird ein schlech- tes Gangbild festge- stellt. Score nach Sprecher et al. (1997) (TADICH et al. 2010)

hochgradige, plötzlich auftretende Lahmheit (DIRKSEN et al.

2006, S. 959-965)

*1: Gradeinteilung entnommen aus Bewertungsschema nach Schweregraden für DLG-Diagnoseschlüssel (Prof. Dr. Müller 2012)

(29)

heitspotential nicht infektiöser Klauenerkrankungen

nicht infektiöse Erkrankung

Erschei-

nung Grad 1*1 Grad 2*1 Grad 3*1 Schmerzhaftig-

keit Lahmheitspotential Sohlengeschwür

[SG]

(Pododermatitis septicasolearis;

sole ulcer)

Defekt des Horns im Sohlen- bereich mit entzünde- ter Leder- haut

Defekt bis 1,0 cm im Durch- messer, Leder- haut nur wenig betroffen

Defekt 1,0 cm bis 2,5cm im Durch- messer, Leder- haut nekro- tisch

Defekt

>2,5cm im Durch- messer, Leder- haut nekro- tisch

auffallende oder undeutli- che Schmerz- haftigkeit, abhängig von der Schwere des SG (FIED-

LER und

MAIERL).

sind tief gele- gene Struktu- ren betroffen, entstehen hochgradige Lahmheiten (AID INFO- DIENST 2011)

SG rangieren

in der

Schmerzhaf- tigkeit hinter

DD und

Fäuleerkranku ngen (WHAY et al. 1998)

solange die Lederhaut nicht freiliegt, unklarer Gang oder leichte Lahmheit. Bei freiliegender Lederhaut sehr schmerzhaft, vor allem bei Bodenkontakt (DIRKSEN et al. 2006, S 951-955)

Lahmheit kann je nach Schwere deut- lich oder weniger deutlich sein. Bei Tieren mit Bewe- gungsscore >2 (nach SPRECHER et al. 1997) sind SG zu finden (FIED- LER und MAIERL 2004)

es gibt Verschlech- terungen im Gang, im Vergleich zu ge- sunden Tieren (FLOWER und WEARY 2006;

BLACKIE et al.

2013)

Kühe mit SG belas- ten die Gliedmaße weniger (PASTELL et al. 2010)

durch

Lahmheitsscoring (nach FLOWER und WEARY 2006) können Tiere mit SG von Gesunden unterschieden wer- den (CHAPINAL et al. 2009)

als lahm eingestufte Tiere (nach SPRE- CHER et al. 1997) hatten häufiger SG als nicht Lahme.

(MOHAMADNIA et al. 2008)

Weiße Linie Defekt (Sohlen- wandgeschwür;

Pododermatitis septica

parietalis; White Line Disease)

Sohlen- wandge- schwür, Zusam- menhangst rennung an der weißen Linie

ein Drittel der wei- ßen Linie betroffen

zwei Drittel der wei- ßen Linie betroffen

komplet- te weiße Linie betroffen

Weiße Linie Defekte sind so schmerzhaft wie Sohlenge- schwüre (WHAY et al.

1998)

hochgradige Lahm- heit möglich (FIED- LER und MAIERL 2004)

lahme Tiere haben am häufigsten schwere weiße Li- nie Defekte (TRANTER und MORRIS 1991)

(30)

*1: Gradeinteilung entnommen aus Bewertungsschema nach Schweregraden für DLG-Diagnoseschlüssel (Prof. Dr. Müller 2012)

nicht infektiöse Erkrankung

Erschei-

nung Grad 1*1 Grad 2*1 Grad 3*1 Schmerzhaftig- keit

Lahmheitspotenti- al

Klauenrehe (Pododermatitis aseptica diffusa;

laminitis)

Lederhaut- erkrankung durch Perfusi- onsstörung

Aufwärts- krüm- mung der Klaue.

Bis zu ein Drittel der Sohle verfärbt

Aufwärts- krüm- mung der Klaue.

Bis zu zwei Drittel der Sohle verfärbt

Aufwärts- krüm- mung der Klaue.

Nahezu die kom- plette Sohle verfärbt

akute Rehe sind hochgra- dig schmerz- haft, subklinische Verläufe sind unauffällig (FIEDLER und MAIERL 2004)

akute Rehe rufen Lahmheit hervor, Tiere kreuzen Beine und versuchen die betroffenen Glied- maßen zu entlasten (FIEDLER und MAIERL 2004;

GASTEINER 2005).

subklinische Rehe werden mit Score2 bis 3 nach Sprecher et al. (1997) beur- teilt (FIEDLER und MAIERL 2004)

schwer Erkrankte können nicht auf- stehen vor Schmerz. Tiere mit mittelgradig schmerzhaften Re- hen gehen lahm. In subakuten Fällen ist die Lahmheit weni- ger stark ausge- prägt und eher durch ein steifes Gangbild gekenn- zeichnet (DIRKSEN et al. 2006)

Klauenrehe ist die Hauptursache für schmerzhafte Lahmheiten (GAS- TEINER 2005) Tylom (Limax;

Hyperplasia interdigitalis;

interdigital overgrowth)

Wuche- rung im Klauen- spalt

ohne Ausei- nanderdr ücken des Klauen- spaltes

mit Aus- einander- drücken des Klauen- spaltes

Entzün- dung, ohne/ mit Ausei- nanderdr ücken des Klauen- spaltes

im Anfangs- stadium schmerzlos, sobald infiziert und entzündet, sehr schmerz- haft (DIRKSEN et al. 2006, S.

929-931)

nach Eindringen von Keimen treten Lahmheiten auf.

(FIEDLER und MAIERL 2004)

(31)

2.2.4 Ökonomische Bedeutung von Lahmheiten und Klauenkrank- heiten

Lahmheiten stellen ein großes wirtschaftliches Risiko für einen Betrieb dar. So gelten Lahmheiten nach herabgesetzter Fruchtbarkeit und Mastitiden als der drittgrößte Problembereich in der Milchwirtschaft Großbritanniens (O`CALLAGHAN 2002). Die durch Lahmheit entstehenden Kosten können in direkte und indirekte Verluste einge- teilt werden. Die direkten Kosten entstehen aus dem zusätzlichen Zeitaufwand, der für die Pflege eines lahmen Tieres erforderlich ist sowie den Kosten für Medikamen- te. Im Zuge der medikamentösen Behandlung müssen Wartezeiten eingehalten wer- den und es entstehen somit Verluste durch Ausfall der Milchlieferung (WHITE 2011).

Als indirekte Kosten werden finanzielle Verluste, die durch eine herabgesetzte Fruchtbarkeitsleistung entstehen, wie eine verlängerte Zwischenkalbezeit und schlechtere Konzeption beschrieben (MELENDEZ et al. 2003; HULTGREN et al.

2004; CLASSEN 2011; WHITE 2011). Als mögliche Gründe werden die mit Klauen- krankheiten verbundenen Schmerzen genannt, wodurch Kühe die Brunst weniger deutlich zeigen (TIERGESUNDHEITSDIENST BAYERN e. V. 2012). Der Schmerz führt außerdem zur Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, welches die Freiset- zung des luteinisierenden Hormons LH hemmt. Dadurch erhöht sich das Risiko einer ausbleibenden Ovulation und so zu einer Verschlechterung der Fruchtbarkeit (ECHTERNKAMP 1984). Zu den indirekten Kosten zählen auch die Ausfälle durch lahmheitsbedingte Merzung des Tieres (KOSSAIBATI et. al. 1999). Tiere mit Lahm- heit weisen häufig eine verschlechterte Körperkondition auf, dies wird als Konse- quenz der eingeschränkten Bewegung gewertet, wodurch die Tiere seltener den Fressplatz aufsuchen und somit weniger Futter aufnehmen (WELLS et al. 1993;

COOK 2003; ESPEJO et al. 2006). Deshalb ergeben sich geringere Schlachterlöse als bei gesunden Kühen (KOSSAIBATI et al. 1999). Der Ersatz eines gemerzten Tie- res muss ebenfalls in der Kostenrechnung berücksichtigt werden. Wird z. B. eine gemerzte Kuh durch eine Färse ersetzt, muss als zusätzlicher Verlust die Milchleis- tungsdifferenz zur Kuh angerechnet werden (WHITE 2011). Zusätzlich sind lahme Tiere generell anfälliger für weitere Erkrankungen (KOSSAIBATI et al. 1999). In der

(32)

Literatur werden finanzielle Verluste nur in Bezug auf Lahmheit erwähnt. Die Lahm- heit stellt jedoch lediglich einen Befund dar, von dem nicht auf die Art der zu Grunde liegenden Erkrankung geschlossen werden kann. Dabei muss davon ausgegangen werden, dass sich die Behandlungsweise und –dauer sowie die Kosten nach der Schwere und der Art einer Klauenkrankheit richten. Somit können die Kosten einer Lahmheit je nach Klauenkrankheit variieren. Insgesamt gibt es nur wenige Studien, die diesen Sachverhalt berücksichtigen (CHA et al. 2010; WHITE 2011). Mehrere Studien stellen Kostenkalkulationen für Lahmheitsfälle auf, die sich entweder an dem Befund der Lahmheit oder der Klauenerkrankung selbst orientieren (Tab. 2-3).

Studie Bezugsgröße Kosten insgesamt

pro Fall

indirekte Kosten pro Fall

direkte Kosten pro Fall KOSSAIBATI et al.

1999

Lahmheit 100,79 € (86 GBP) 58,60 € (50 GBP)

KÜMPER 2000

leichte Lahmheit 62,89 € (123 DM) 30,70 €(60 DM)

schwere Lahmheit 223,95 € (438 DM) mindestens 61,36 € (120 DM)

BLOWEY und DEHGANI 2007

Lahmheit 234 € (200 GBP)

KOCH 2008 Sohlengeschwür 300 €

CHA et al. 2010 Sohlengeschwür 167,30 € (216,06 USD)

Milchverlust:

64,25 € (82,97 USD)

reduzierte Fruchtbarkeit:

55,63 € (71,84 USD)

Behandlungskosten 47,43 (61,25 USD)

Tab. 2-3 : Finanzielle Verluste durch Klauenerkrankungen

(33)

Studie Bezugsgröße Kosten insgesamt pro Fall

indirekte Kosten pro Fall

direkte Kosten pro Fall Dermatitis digitalis 102,95 € (132,96

USD)

Milchverlust:

27,42 € (35,41 USD)

reduzierte Frucht- barkeit: 32,03 € (41,37 USD)

Behandlungskos- ten: 43,50 € (56,18 USD)

Fäuleerkrankung 93,46 € (120,70 USD)

Milchverlust:

25,20 (32,54 USD)

reduzierte Frucht- barkeit: 41,94 € (54,16 USD)

Behandlungskos- ten: 43,50 € (56,18 USD)

YALCIN et al. 2010 leichte Lahmheit 108,01 € (271 TL)

mittelschwere Lahmheit

136,71 € (343 TL)

schwere Lahmheit 202,87 € (509 TL)

(34)

2.2.5 Lahmheit und Tierschutz

Lahmheit ist der Ausdruck von Schmerz, der einem Tier durch eine Klauenkrankheit entstanden ist. Da das TIERSCHUTZGESETZ (2006) deutlich vorschreibt, dass

„Schmerzen oder vermeidbare Leiden und Schäden“ nicht akzeptabel sind, ist den Lahmheiten eine hohe Tierschutzrelevanz zuzuschreiben (SCHRADER 2009). So wird bei Kühen mit Lahmheiten ein reduziertes Wohlbefinden festgestellt (O`CALLAGHAN 2002, SCHRADER 2009). In einem Vergleich zwischen lahmen und gesunden Kühen konnte festgestellt werden, dass das biologische Funktionieren lahmer Tiere eingeschränkt war, denn sie suchten seltener die Liegeboxen auf, ver- weilten dann aber länger dort. Ferner verbrachten sie weniger Zeit mit der Futterauf- nahme (GALINDO und BROOM 2002). Weiterhin konnten Tiere die von ihnen erwarteten Leistungen nicht mehr erbringen. In diesem Sinne war bei lahmen Tieren die Milchleistung herabgesetzt (ARCHER et al. 2010).

(35)

2.3 Beurteilungssysteme zur Lahmheitserfassung

Die Lahmheitserkennung erfolgt häufig durch visuelle Bewertung mittels Score- System. In einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass durch ein solches Beur- teilungsschema zuverlässig lahme Tiere erkannt werden konnten. Diese wiesen ab- hängig vom Grad der Lahmheit Ballen- oder Sohlenhornerkrankungen verschiedener Stadien auf (WINCKLER und WILLEN 2001). So konnten auch unterschiedliche Be- trachter nahezu alle lahmen Kühe übereinstimmend erkennen. Schwierigkeiten berei- tete jedoch das Erkennen von Kühen, die lediglich eine Bewegungsstörung aufwiesen, hier unterschieden sich die Einschätzungen verschiedener Betrachter (WINCKLER und WILLEN 2001). Weiterhin wurde vermutet, dass sich die Wieder- holbarkeit der Einstufungen mit einem Score-System verschlechtert, je mehr Abstu- fungen ein System hat (WINCKLER und WILLEN 2001). Eine weitere Studie belegte, dass eine geringere Abweichung zwischen verschiedenen Beobachtern erzielt wur- de, je detaillierter und präziser die Abstufungen des Score-Systems gewählt wurden (FLOWER und WEARY 2006). In der Literatur werden verschiedene Beurteilungs- systeme zur Lahmheitserfassung beschrieben. Es gibt Systeme, die nach einer nu- merischen Skala arbeiten und solche, die analoge Skalen nutzen. Die numerischen Systeme sind durch eine klare Abgrenzung, durch eindeutig zuzuordnende Katego- rien charakterisiert. Die analogen Systeme hingegen ermöglichen eine fortlaufende und individuell abgestimmte Beurteilung der Tiere. Im Folgenden werden verschie- dene Score-Systeme vorgestellt, die für diese Arbeit Bedeutung hatten.

2.3.1 Numerische Systeme mit einer 3-Werte-Skala

Ein Score-System zur Lahmheitsbeurteilung mit drei Abstufungen entwickelten AMORY et al. (2006) (Tab. 2-4). Es nutzt als Grundlage den Lahmheitsscore von SPRECHER et al. (1997) (siehe 2.2.3.3). Es werden die Scores 2 und 3 des SPRE- CHER- Scores zu einem Grad 2 zusammengefasst (AMORY et al. 2006). Ebenso werden die Grade 4 und 5 zu einem Score 3 zusammengefasst. Dieses System nutzt als Grundlage für eine Beurteilung die Rückenlinie der Tiere, die sowohl im Stehen

(36)

als auch in der Bewegung begutachtet wird. Zusätzlich wird der Gang der Tiere, die Schrittlänge und die Gewichtsverteilung beurteilt (AMORY et al. 2006).

Score Score-Beschreibung Beurteilungsparameter

1 normal

Rücken im Stehen und Gehen gerade; Körperhaltung zeigt einen geraden Rücken; Gang: normal

2

schwach lahm Rücken im Stehen gerade, im Ge-

hen gekrümmt; Gang: normal

mäßig lahm

Rücken im Stehen und Gehen gekrümmt; Gang: weist eine Schrittverkürzung auf einer oder mehreren Gliedmaßen auf

3

lahm

Rücken im Gehen und Stehen gekrümmt; Gang: jeder Schritt wird einzeln erwogen, eine oder mehre- re Gliedmaßen werden bevorzugt

schwer lahm

Rücken im Gehen und Stehen gekrümmt; Gang: Die Kuh weist zusätzlich ein Unvermögen oder Widerwillen auf, ein oder mehrere Gliedmaßen zu belasten

Tab. 2-4: Score nach AMORY et al. (2006) zur Lahmheitsbeurteilung

(37)

2.3.2 Numerische Systeme mit einer 4-Werte-Skala

BARKER et al. (2007) entwickelten ein System zur Lahmheitsbeurteilung mit einer vierstufigen Unterteilung (Tab. 2-5). Dieses System bezieht die Rückenlinie nicht als Hauptkriterium ein, sondern fokussiert sich auf die Gewichtsverteilung, das Gangbild und die Gliedmaßenbewegung. Hierbei wird bewertet, wie weit die Tiere mit ihren Beinen untertreten, d. h. ob die Hinterklauen in den Abdruck der Vorderklauen fußen.

Score Score-Beschreibung Beurteilungsparameter

0 einwandfrei

Kuh läuft sicher, mit gleichmäßiger Gewichtsverteilung auf allen 4 Gliedmaßen, Hinterklauen treten in den Abdruck der Vorderklauen, kein Ein- und Auswärtsschwingen der Gliedmaßen

1 unvollkommene Bewegung

Kuh läuft möglicherweise vorsichtig, durch Druckschmerz oder tritt nicht unter oder zeigt Ein- und Auswärts- schwingen der Gliedmaßen; keine offensichtliche Lahmheit

2 lahm

Hinken ist definitiv erkennbar (Klauen werden ungleichmäßig gesetzt) oder der Rücken ist ge- krümmt. Ein Bein wird bevorzugt, dieses bewegt sich schneller als das lahme Bein, Bewegungsge- schwindigkeit nicht erkennbar be- einträchtigt

3 schwer lahm

Kuh kann nicht lebhaften Schrittes laufen, sie zeigt offensichtlichen Gliedmaßenschmerz (z. B. : Wi- derwillige Gliedmaßenbelastung, eindeutige Veränderung in der Körperhaltung

Auch COOK (2003) entwarf ein vierstufiges Score-System zur Lahmheitsbeurteilung (Tab. 2-6). Als Grundlage dient der Score von SPRECHER et al. (1997), Wells et al.

(1993) und MANSON und LEAVER et al. (1988). In diesem System gilt ein Tier ab einem Score > 3 als klinisch lahm. Es wird sowohl die Rückenlinie, als auch die Schrittlänge und das Gangbild beurteilt.

Tab. 2-5: Score nach Barker et al. (2007) zur Lahmheitsbeurteilung

(38)

Score Score-Beschreibung Beurteilungsparameter

1 keine Gangabnormalität

Kuh läuft zügig und sicher , macht lange Schritte mit einem geraden Rücken

2 schwache Lahmheit

Kuh läuft langsamer, macht kürzere Schritte mit einem gekrümmten Rücken. Steht mit geraden Rücken und scheint kein Bein zu bevorzu- gen

3 mäßige Lahmheit

oft mager, langsamer Gang, macht überlegte, kurze Schritte mit ge- krümmten Rücken, möglicherweise wird ein Bein bevorzugt. Kuh hält häufig an. Hat Schwierigkeiten mit Drehungen. Steht mit gekrümmten Rücken, hebt möglicherweise das betroffene Bein

4 schwere Lahmheit

meistens sehr mager, bewegt sich langsam, hält oft an, um das betrof- fene Bein zu entlasten. Nur teilwei- se Gewichtsbelastung. Kuh speichelt häufig. Hat extreme Schwierigkeiten mit Drehungen.

Steht und läuft mit einem ausge- prägt gekrümmten Rücken

Tab. 2-6 : Score nach COOK (2003) zur Lahmheitsbeurteilung

(39)

Das Bewertungssystem von RUTHERFORD et al. (2009) ist eine Modifikation des Scores von MANSON und LEAVER et al. (1988), in dem die neun Abstufungen auf ein Schema mit vier Scores zusammengefasst wurden (Tab. 2-7). Hier stehen vor allem die Gliedmaßen im Mittelpunkt der Beurteilung. Auch hier wird das Untertreten, Schrittlänge und –rhythmus sowie Ein- oder Auswärtsdrehung der Gliedmaßen be- wertet.

Score Score-Beschreibung Beurteilungsparameter

1 normaler Gang

Kuh läuft unbehindert und gleich- mäßig, gleichmäßige Schrittlänge, gutes Untertreten, keine Ab-, Ad- duktion, gleichmäßiger Gangrhyth- mus

2 schwache Abweichung vom norma-

len Gang

Kuh läuft mit geringer Ganganoma- lie, Gangbildist nahezu normal.

Kuh zeigt leichte, aber erkennbare Abweichungen vom normalen Untertreten oder deutliche Ab-, Adduktion

3 Gangabnormalität

Kuh läuft offensichtlich abnorm, mit klarer Abweichung vom normalen Untertreten und Ab-, Adduktion.

Schrittlänge kann verkürzt sein.

Schrittrhythmus kann unregelmäßig sein

4 lahm

die Bewegung ist deutlich beein- trächtigt. Die Kuh hinkt oder hum- pelt in der Bewegung, die Schrittlänge und –rhythmus ist ungleichmäßig, bringt nur widerwil- lig Gewicht auf ein oder mehrere Gliedmaßen

Tab. 2-7: Score nach RUTHERFORD et al. (2009) zur Lahmheitsbeurteilung

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