FRAGEBOGENAKTION
Befragung von Arztehefrauen
Je weniger überbelastet, desto zufriedener
Im März diesen Jahres führte das Zentralinstitut für die kas- senärztliche Versorgung in der Bun- desrepublik Deutschland (ZI) im Bereich der Kassenärztlichen Verei- nigung Südwürttemberg eine Befra- gung durch, die speziell an die in der Praxis mitarbeitenden Ehepart- ner gerichtet war. In Zusammenar- beit mit dem Bundesverband in der Praxis mitarbeitender Arztfrauen waren Fragen erarbeitet worden, mit Hilfe derer man die Situation der mitarbeitenden Arztehepartner erkunden wollte - so wie nun für das gesamte Bundesgebiet.
Die erste - und für unser sub- jektives Empfinden entscheidende - Frage war die nach der persönli- chen Zufriedenheit mit der berufli- chen Situation. Weitere Fragen be- trafen die konkrete Arbeits- und Familiensituation der Betroffenen, die speziellen Arbeitsbelastungen des Arztehepartners und die wirt- schaftliche Situation der konkreten Einzelpraxis.
Von den versandten Bögen wurden 263 zurückgeschickt und ausgewertet. 259 stammen von Frauen, 4 von Männern.
Praxissituation
Von den Befragten arbeiten 50 Prozent in allgemeinärztlichen Pra- xen, 18 Prozent in internistischen Praxen, der Rest in sonstigen Fach- arztpraxen. 80 Prozent davon sind Einzelpraxen. 25 Prozent der Pra- xen haben bis zu 800 Scheine im Quartal, 40 Prozent bis 1 200 Schei- ne, 25 Prozent bis 1 800 Scheine, 10 Prozent über 1 800 Scheine.
Über 50 Prozent der Befragten arbeiten bis zu zehn Jahre in der Praxis mit, 40 Prozent bis zu 20 Jah- re, 8 Prozent über 20 Jahre. Daraus läßt sich jedoch kein Trend ableiten,
daß mit der Länge der Praxismitar- beit der Frust zunimmt.
57 Prozent der Frauen haben eine medizinnahe, 42 Prozent eine nichtmedizinische Ausbildung.
Der Umfang der Mitarbeit ist unterschiedlich: 27 Prozent arbeiten ganztags, 73 Prozent halbtags oder weniger. Halbtags urnfaßt dabei ei- nen Zeitraum bis zu 30 Wochen- stunden. Ganztags meint einen Zeitraum über 30 Wochenstunden.
12 Prozent der Befragten gaben an, neben der Praxistätigkeit noch ei- nem weiteren Beruf nachzugehen.
Vergütung
96 Prozent der Befragten erhal- ten eine monatliche Vergütung. Bei 44 Prozent beträgt sie allerdings maximal bis zu 560 DM. 27 Prozent verdienen weniger als 1 000 DM, 15 Prozent weniger als 2 000 DM, 14 Prozent mehr als 2 000 DM. Das heißt: 44 Prozent der Arztfrauen ar- beiten ohne jeglichen Sozialversi- cherungsschutz, 27 Prozent ohne Arbeitslosenversicherung (sofern ihr Arbeitsvertrag eine Wochenar- beitszeit unter 18 Stunden aus- weist).
66 Prozent der Befragten ha- ben aber eine zusätzliche finanzielle Absicherung.
Zufriedenheit
Mit ihrer Arbeitsbelastung sind 67 Prozent zufrieden, 33 Prozent unzufrieden. Mit dem Verhältnis Arbeit zu Freizeit sind 53 Prozent zufrieden, 47 Prozent unzufrieden.
Mit der Vergütung sind jeweils 50 Prozent zufrieden und unzufrieden (hierbei ist allerdings unklar, ob das Gesamteinkommen des Arztehe- paars mit in diese Beurteilung ein-
A-3250 (26) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 47, 25. November 1994
fließt). Worin unterscheidet sich die Gruppe der ganz zufriedenen Arztehepartner von denen der gänzlich unzufriedenen?
~ Unerheblich für die Zufrie- denheit oder Unzufriedenheit der Arztehepartner sind nach dieser Er- hebung die eigene Berufsausbil- dung, eine weitere Berufstätigkeit, die Kinderzahl, das eigene Alter, die Länge der Praxismitarbeit oder die Praxisgröße. Ebenso unerheb- lich ist die persönliche Vergütung!
~ Wichtiger ist wohl die Zu- gehörigkeit zur Fachgruppe. Die zufriedenen Arztehepartner kom- men etwas weniger häufig aus All- gemeinpraxen (10 Prozent weniger) als in der Durchschnittsgruppe, ent- sprechend häufiger arbeiten sie in Facharztpraxen. Die ganz unzufrie- denen unterscheiden sich hierin al- lerdings nicht von der Durch- schnittsgruppe.
~ Die gänzlich zufriedenen Ehepartner kommen tendenzmäßig häufiger aus Gemeinschaftspraxen, während die unzufriedenen deutlich häufiger in Einzelpraxen arbeiten.
Entscheidend für das persönli- che Befinden des mitarbeitenden Ehepartners scheint nach dieser Er- hebung das Maß an beruflicher Be- lastung zu sein: In der Gruppe der Zufriedenen arbeiten 17 Prozent ganztags, 83 Prozent halbtags oder weniger. In der Gruppe der Unzu- friedenen sind es dagegen 37 Pro- zent, die ganztags arbeiten, 63 Pro- zent arbeiten halbtags oder weniger.
Unzufriedenheit entsteht über- wiegend durch konkrete Überbela- stung, was in der Fragebogenaktion bei den Unzufriedenen ganz deut- lich an der Erwartung abzulesen ist, daß die eigene Arbeit von einer fremden Assistenzkraft nicht in der- selben Zeit bewältigt werden wür- de. Die eigene Bezahlung wird nicht anders als in der Gruppe der Zufriedenen bewertet. Allerdings wird mit sehr hohen Kosten für den Ersatz der eigenen Arbeitskraft ge- · rechnet, was sicher als eindeutiger Hinweis auf die Bewertung der per- sönlichen Leistung zu verstehen ist.
Eva Storz Schuhstraße 2-4 72108 Rottenburg