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Archiv "Zeitgemäße Erinnerung" (11.12.1992)

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Medizia im Dritte. Reich'

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fische Magen- und Darmerkrankun- gen, zuvor resistente bakterielle Er- reger, Diabetiker mit spezifischen Insulinallergien und starkes Erbre- chen unter einer Krebstherapie. Zu- gleich konnten mit den neuen Medi- kamente Patienten wirksamer oder mit geringeren Nebenwirkungsrisi- ken behandelt werden. Dazu die Stu- die: „Innovative Therapie ist wesent- lich teurer als die Therapie mit Me- dikamenten, die bereits seit zwanzig, teilweise seit dreißig Jahren verfüg- bar sind."

Einerseits werden seit der Ein- führung der innovativen Präparate neue Patienten oft sofort auf diese modernen Arzneimittel eingestellt (bei sachgerechter Indikationsstel- lung anders vorzugehen, wäre in manchen Fällen sogar ein Verstoß gegen die Regeln der ärztlichen Kunst), andererseits entstehen auch durch die Substitution älterer durch neuere Medikamente höhere Ausga- ben.

Innovationsschub

Allein die Substitution älterer durch neuere Medikamente im Be- reich der kardiovaskulären Therapie hat, so die Studie, die gesamten Arz- neimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 1991 um 1,3 Prozent erhöht. Der Innovati- onsschub in der medikamentösen Therapie hat erst Ende der 80er Jah- re eingesetzt, seine Folgen waren 1990 und 1991 spürbar — sie werden auch 1993 wirksam sein, prognosti- zieren ZI und IMS. Eine Antwort darauf bleibt das vorgesehene Arz- neimittelbudget schuldig.

Schließlich geht die Studie auf die Konsequenzen ein, die die Verla- gerung von Therapien aus dem sta- tionären in den ambulanten Bereich nach sich zieht. Verlagert werden demnach unter anderem kostenin- tensive Behandlungen wie etwa Tu- morbehandlungen und die postope- rative Versorgung. Die Ausgaben für Arzneimittel im ambulanten Bereich müssen deshalb zwangsläufig stei- gen. Eine Öffnung der Krankenhäu- ser für die ambulante Behandlung, wie es im Gesundheits-Strukturge- setz vorgesehen ist, werde eine wei-

tere deutliche Zunahme der GKV- Arzneimittelausgaben zur Folge ha- ben.

Fazit: Der sprunghafte Anstieg der Verordnungskosten im zu Ende gehenden Jahr ist nach den Ergeb- nissen der „Analyse der Verord- nungs- und Ausgabenentwicklung in ausgewählten Indikationsgebieten"

durch das Zentralinstitut für die kas- senärztliche Versorgung und das In- stitut für Medizinische Statistik nicht mehr überraschend. Zuvor sind die Folgen der aufgezeigten Ursachen

Gründlich überarbeitet und er- heblich erweitert erscheint jetzt die 2. Auflage des Buches „Medizin im ,Dritten Reich', herausgegeben von der Berliner Medizinhistorikerin Jo- hanna Bleker und dem Verfasser dieser Zeilen. Das Buch ist hervorge- gangen aus einer Artikelserie im Deutschen Ärzteblatt. Die damals erschienenen, nunmehr überarbeite- ten, ergänzten und auf den letzten Forschungsstand gebrachten Beiträ- ge bilden nach wie vor den Kern des Werkes.

Hinzu kommen nun Aufsätze über ärztliche Ausbildung und medi- zinische Studienreform, zur medizi- nischen Publizistik am Beispiel des J.F. Lehmanns-Verlages (die heuti- gen, 1981 neu gegründeten Buch- handlungen gleichen Namens stehen mit dem alten Lehmanns-Verlag und dessen Tradition in keinem Zusam- menhang), über den Alltag der medi- zinischen Vorsorgung am Beispiel der Stadt Stuttgart sowie über den Bund Deutscher Ärztinnen zur Zeit des Nationalsozialismus. Aufgenom- men wurde schließlich der Vortrag, den Richard Toellner beim 92. Deut- schen Ärztetag 1989 in Berlin gehal- ten hat und in dem die Rolle der Ärzte im „Dritten Reich" bewertet und gewürdigt wird. Die Artikelserie im Deutschen Ärzteblatt hatte sei- nerzeit heftige Bewegungen im Le- serkreis ausgelöst. Die Leserreaktio- nen werden zusammenfassend gleichfalls in der 2. Auflage des Bu- ches analysiert.

durch politische Eingriffe wie Fest- beträge und Preissenkungen ver- deckt worden.

Die erneut angestrebte Preisre- duktion bei Arzneimitteln durch das Seehofer-Gesetz wird eine Zeitlang dasselbe tun. Die Dynamik ist und bleibt jedoch wirksam und wird erst recht nicht durch das Arzneimittel- budget beseitigt. ZI und IMS resü- mieren deshalb: „Die gesetzliche Krankenversicherung wird dringend eine angemessene Antwort finden müssen." Josef Maus

Selbst- verständlich kann auch ein auf diese Weise er- gänztes Buch das umfassende Thema nicht annähernd vollständig behandeln.

Insgesamt entsteht da-

mit aber doch ein zutreffendes Bild von Ideologie und Wirklichkeit der Medizin und der ärztlichen Berufs- ausübung in der NS-Zeit. Dabei wer- den auch die ideologischen Vorläufer angemessen behandelt, um die Ge- schehnisse während des „Dritten Rei- ches" einordnen zu können.

Die 2. Auflage erscheint in einer kritischen Zeit. Gedankengut der NS- Zeit kommt wieder hoch, wird zum Teil unkritisch bewertet und verbrei- tet. Aufklärung tut not, nach wie vor und mehr denn je. Dazu mag dieses Buch einen kleinen Beitrag leisten.

Das Wiederaufleben von Gedanken- gut, das seit Jahrzehnten kritisch be- leuchtet und angeblich „bewältigt"

wurde, zeigt freilich, daß „Aufklä- rung" allein nicht genügt. Gefragt ist vielmehr das mutige Einstehen der

„Aufgeklärten" für ihre humanen und demokratischen Überzeugungen.

Norbert Jachertz (244 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Deut- scher Ärzte-Verlag, Köln 1993, 39,80 DM).

Zeitgemäße Erinnerung

A1-4268 (20) Dt. Ärztebl. 89, Heft 50, 11. Dezember 1992

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