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Archiv "Joachim Dunkel: Verschleierungen und Assoziationen" (24.10.2014)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 43

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24. Oktober 2014 A 1871 JOACHIM DUNKEL

Verschleierungen und Assoziationen

Der Berliner Bildhauer entwickelte einen eigenständigen und unverwechselbaren Stil in seinen immer dem Gegenständlichen verhafteten Arbeiten.

B

ereits das frühe Werk des Berliner Bildhauers Joachim Dun- kel (1925 bis 2002) stellt der Kunsthistori- ker Ulrich Gertz in die fast zweihundertjährige Berliner Bildhauertra- dition, besonders beein- druckt ist er von des- sen „verhaltener Distanz zum Emotionalen des Inhaltes und der Form“.

Arbeits- und Kriegs- dienst bestimmten zu- nächst das Leben des jungen Mannes. Der Ge- fangenschaft auf der Krim konnte er schwerkrank Ende 1945 entkommen. Aus der post- traumatischen Depression half ihm die Hoffnung auf ein Kunststudi- um. Ab 1946 studierte er zunächst Grafik und Illustration bei Eva Schwimmer und hospitierte in der Bildhauerklasse bei Bernhard Hei- liger an der Kunsthochschule Wei- ßensee im Osten der Stadt.

Reflexion der Nachkriegsjahre

Im Zwiespalt, ob er Zeichner oder Bildhauer werden sollte, erprobte Dunkel 1948/49 zunächst das skulpturale Zeichnen, den Holz- schnitt, in dem bereits sein späteres Hauptthema aufscheint – der weib- liche Körper. Eine Reflexion der schwierigen Nachkriegsjahre findet sich in den frühen Holzschnitten mit Darstellungen etwa eines Rich- ters, eines Monsters oder eines christuslosen Christophorus. Als Bernhard Heiliger 1949 an die Charlottenburger Kunsthochschule wechselte, ging Dunkel mit, erhielt ein Stipendium der Deutschen Stu- dienstiftung und wurde 1955 dessen Meisterschüler.

Die Entwicklung der bildenden Kunst verlief ab den 1950er Jahren

in Ost und West sehr un- terschiedlich. Sein Leh-

rer Heiliger vollzog den abrupten Wechsel

in die geometrische Abstraktion. Nicht

so Dunkel. Er ent- wickelte bald ei- nen eigenständi- gen und unver- kennbaren Stil in seinen immer dem Gegenständlichen ver- hafteten Arbeiten. Dabei sind es allerdings keine

Gegenstände oder Objek- te, die ihn interessierten.

Immer sind es Lebe - wesen: Menschen, Tiere, Tiermenschen, allein oder in Interaktion.

Bei den Arbeiten auf Papier gibt es einen umfangreichen Komplex, in dem Joachim Dunkel von Menschen und Göttern, von de- ren Gestalten und Transformationen erzählt. Aktuelle Fragen werden da- bei vor einem mythologischen Hin- tergrund neu interpretiert. So etwa Daphne auf der Flucht vor Apollo, beide gleichermaßen gehetzt, der ei- ne von seiner Begierde, die andere durch göttliche Gewalt, animalisch verstärkt durch hetzende Hunde.

Die Metapher des Minotaurus greift Dunkel in Abgrenzung zum Mythos, zu Picassos Suite Vollard, zu Dürrenmatts Ballade oder weite- ren bekannten Darstellungen auf.

Sein Stiermann ist grundverschie- den. Das Animalische bleibt bei ihm im Hintergrund, ist, soweit vor- handen, kontrolliert, mitfühlend und rücksichtsvoll. Die existenziel- le Tragödie des verausgabten Ver- lierers, welcher der nachfolgenden Generation weichen muss, steht bildhaft und unmissverständlich im Raum. Der Minotaurus ist hier das Opfer, nicht die Jungfrau.

Aktuell auch die Dunkelsche Sicht auf Reineke Fuchs. In mehr als 300 Zeichnungen und in 18 Holzschnitten tritt uns „das Men- schengeschlecht in seiner ungeheu- chelten Tierheit“ (Goethe) entge- gen. Für ihn ist das Epos prall ge- füllt mit Mord und Totschlag, Lüge und Betrug, Kastration und Schän- dung. Er versteht es als einzigen großen Entsetzensschrei über die grausame Welt samt Überwelt, der nur mit Ironie und beißendem Witz beizukommen ist (www.goethe haus-frankfurt.de/Sammlungen).

Keine Selbstinszenierung

Dunkels Weg zum äußeren Erfolg war ein mühsamer. Zwar erhielt er bereits 1958 neben dem renom- mierten Georg-Kolbe-Preis das Vil- la-Massimo-Stipendium, es folgte aber erst 1974 die Berufung auf ei- ne Professur an der Kunsthochschu- le Berlin. Die beharrliche Entwick- lungsarbeit an seiner Formenspra- che war ihm wichtiger als der schnelllebige und laute Kunstbe- trieb der Avantgarden. Eine Selbst- inszenierung lag ihm nicht. Obwohl er als Porträtist auch offiziell ge- fragt war, beschränkte er derartige Auftragsarbeiten.

Mitunter gewinnt man sogar den Eindruck, dass Dunkel den Zugang zu seinem Werk absichtlich eher er- schwerte, als erleichterte. Er liebte Verschleierungen, Grenzüberschrei- tungen und Assoziationen, die – fein nuanciert – allenfalls dem zweiten oder dritten Blick zugäng- lich sind (www.joachimdunkel.de).

Bis zum 30. November ist im Fo- rum Jacob Pins in Höxter die Aus- stellung „Joachim Dunkel: Holz- schnitte, Zeichnungen, Skulpturen“

zu sehen.

Prof. Dr. med. Konrad Donhuijsen Joachim Dunkel

entwickelte einen eigenständigen und unverkennbaren Stil – hier ein Selbst- porträt.

Foto: Forum Jacob Pins/VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Informationen: www.jacob-pins.de

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K U L T U R

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