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Archiv "Depressionen: Schlafforscher bringen Licht ins Dunkel" (10.09.1987)

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Academic year: 2022

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Tag und Nacht vor Anfällen schüt- zen, ohne die Herzfrequenz zu ver- ändern.

Unter den sieben bei der Tele- konferenz vorgestellten Arzneimit- teln, die zur Zeit anwendungsreif bei Glaxo entwickelt werden, war auch der lang wirksame Säurehemmer Su- fotidin, der bei Refluxösophagitis als günstiger eingeschätzt wurde im Vergleich zu kürzer wirksamen H2- Antagonisten. Anfang 1989 wird voraussichtlich auch ein entzün- dungshemmendes Steroid, Flutica- son, verfügbar sein, das laut Dr.

Jack für die Asthmatherapie günsti- gere Eigenschaften als das haloge- nierte Glukokortikoid Beclometa- son haben soll.

Neben diesen Substanzen, die bereits soweit entwickelt sind, daß Zulassungen — allerdings nicht in der Bundesrepublik — in den Jahren 1988 bis 1990 erwartet werden, wur- den während der Telekonferenz

Die Schlafforscher haben ein Lieblingsthema: den Schlaf der De- pressiven. Dieser ist vielfältig ge- stört, wobei sich die Exzessivität der REM-Phasen (REM = rapid eye movement) zu Beginn des Schlafs als spezifisches Charakteristikum erwie- sen hat. Allem Anschein nach wirkt der REM-Schlaf, ein zyklisch auftre- tender, leichterer Schlaf mit hoher Traumaktivität, sogar depressionsin- tensivierend. Bei fünfzig bis sechzig Prozent der Patienten findet sich ei- ne verkürzte REM-Latenz: Die er- ste REM-Phase tritt oft schon weni- ge Minuten nach dem Einschlafen auf, während die REM-Latenz nor- malerweise rund siebzig Minuten be- trägt. Normal ist weiterhin eine Zu- nahme der REM-Phasen-Dauer im Laufe der Nacht — bei Depressiven dagegen ist häufig die erste REM- Phase deutlich verlängert.

Und genau diese REM-Anoma- lien — das hat die weitere Forschung gezeigt — werden von den meisten Antidepressiva zurückgedrängt, von den tri- und tetrazyklischen Substan-

auch vier „Forschungs-Kandidaten"

beschrieben: das Zytostatikum Mitoquidon, ein Antidepressivum, ein zytoprotektives Prostaglandin, das die Sekretion von Magensäure hemmt, diejenige von Schleim sti- muliert, sowie ein Kardiakum gegen Herzinsuffizienz.

Dr. Richard Sykes, Leiter der Glaxo Group Research Ltd. , umriß die Schwerpunkt-Forschung des Un- ternehmens in den nächsten Jahren.

Vor allem auf dem Gebiet der Infek- tionskrankheiten gibt es ein umfang- reiches Programm. Glaxo will sich auch verstärkt der Erforschung des Cholesterin-Stoffwechsels widmen und Substanzen finden, welche die Cholesterin-Synthese hemmen oder dort ansetzen, wo Cholesterin absor- biert, verteilt oder ausgeschieden wird. Neben anderen Projekten ar- beiten Glaxo-Forscher auch intensiv an der Modulation von Immunreak- tionen des Organismus. r-h

zen ebenso wie von den MAO-Hem- mern. Zwei Interpretationen bieten sich an: Zum einen könnte die REM-Suppression ein Marker sein, der mit dem eigentlichen neuroche- mischen Therapieeffekt nur korre- liert, zum anderen könnte die REM- Suppression aber selbst therapeu- tisch eine Rolle spielen. Für die zweite Version spricht das Ergebnis einer Studie, in der Patienten mit endogener Depression über mehrere Wochen fortgesetzt während ihres REM-Schlafs geweckt wurden.

Nach drei Wochen war eine deut- liche Besserung des Hamilton-De- pressionswertes feststellbar — bei Kontrollpatienten dagegen, die mit vergleichbarer Frequenz aus Non- REM-Phasen aufgeweckt wurden, besserte sich der Zustand nicht.

Die am besten untermauerte Er- klärung für diese Befunde liefert nach Aussage von Prof. Dr. med.

M. Berger, Mannheim, das Modell einer aminerg-cholinergen Imbalan- ce. Wie Berger bei einem von der Firma Rhöne-Poulenc gesponserten

internationalen Symposium Ende Mai in Zürich erläuterte, würde ein relatives Übergewicht der zentral- nervösen Aktivität cholinerger ge- genüber aminerger Transmitter nicht nur die depressive Symptoma- tik erklären, sondern auch die

„Deinhibition" des REM-Schlafs.

Der REM-Schlaf wird reziprok von supprimierenden noradrenergen/se- rotonergen und stimulierenden cho- linergen Neuronenverbänden im Hirnstammbereich reguliert. In ei- genen Untersuchungen fand Berger bei depressiven Patienten im REM- Schlaf-Induktionstest ein erhöhtes Ansprechen auf ein oral verabreich- tes Cholinergikum.

Auch ein antidepressiver Effekt der REM-Suppression wäre denkbar nach dem Modell der aminerg-choli- nergen Imbalance. Es gibt nämlich Hinweise darauf, daß eine patholo- gisch gesteigerte Aktivität des choli- nergen Systems zu negativen emo- tionalen und kognitiven Prozessen während des REM-Schlafs führt.

Tatsächlich sind die Träume depres- siver Patienten in der Regel negativ gefärbt. Darin, daß dieses mögli- cherweise depressionsintensivieren- de Traumgeschehen vermieden wird, könnte ein positiver Effekt der REM-Suppression bestehen.

So weit paßt alles gut zusam- men. Es existiert jedoch eine seit gut zwei Jahrzehnten in der Therapie der Depressionen etablierte Sub- stanz, die voll aus dem Rahmen fällt: das Trimipramin. Wie Dr. med. M. Wiegand, München, in Zürich berichtete, wird einer Pilot- studie an zehn Patienten mit „major depressive disorder" zufolge der REM-Schlaf durch Trimipramin nicht supprimiert, sondern es fand sich im Gegenteil sogar eine leichte REM-Stimulation. Einige Patienten berichteten spontan von intensiven, positiv gefärbten Träumen unter der Medikation. Die Untersuchung der endokrinologischen Effekte ergab für Trimipramin ein Neuroleptika- ähnliches Wirkprofil. Diese Befunde stellen eine neue Herausforderung für die Grundlagenforscher dar, die über den Schlaf einen Schlüssel zum Verständnis der Depressionen fin- den wollen.

Ulrike Viegener

Depressionen:

Schlafforscher bringen Licht ins Dunkel

Dt. Ärztebl. 84, Heft 37, 10. September 1987 (59) A-2397

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