A-3443 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 51–52, 22. Dezember 1997 (7)
S P E K T R U M LESERBRIEFE
Politik
Zu dem Beitrag „Basisdemokratie und Selbstverwaltung“ von Prof. Dr.
med. Ernst-Eberhard Weinhold in Heft 41/1997:
Neues „Volk“ wählen
Bravo Kollege Weinhold, wieder ein Beitrag zur Steige- rung der Politikverdrossen- heit beim Wahlvolk. Es ist er- schreckend, was für verboge- ne Auffassungen bei den Volksvertretern herrschen.
Sie wurden gewählt, damit sie ihr Wahlvolk und nicht eine Privatmeinung vertreten, das heißt, sie sollen die populäre Meinung im Bundestag bezie- hungsweise die ihrer Wahl- lobby in den anderen Organi- sationen vertreten, sie müssen also Populisten und Lobby- isten sein, sonst haben sie ihre Aufgabe verfehlt. Ich sehe diese Basisdemokratie nur in den USA zum Teil verwirk- licht, wo Meinungsumfragen die Politik wesentlich mitbe- stimmen. Wenn ein Politiker meint, er müsse unpopuläre Entscheidungen treffen, sollte er die Gesellschaft schnell von seiner Last befreien. Sie rei- hen sich ein in die Wählerbe- schimpfungen, die Ärzte seien inkompetent, wobei die De- bakel bei EBM und Budgetie- rung zeigen, wer hier nobel- preisverdächtige Leistungen der Inkompetenz abgibt! Ge- rade bei einem so kleinen Haufen wie den Ärzten wäre Basisdemokratie möglich. Bei jeder Abgabe der Abrech- nung wird ein Fragebogen und ein Blatt zur Meinungs- äußerung ausgelegt, und schon wären die Politiker im Bilde. Die Kluft zwischen Ba- sis und Selbstverwaltung ha- ben ausschließlich die Berufs- politiker zu verantworten, die sich mit ihren Entscheidun- gen von ihrer Lobby entfernt haben! Sie tragen auch die Verantwortung für Folgen des Gesetzgebers. Am besten, Kollege Weinhold, Sie gehen dahin, wo Sie sich ein neues
„Volk“ wählen können.
Dr. med. Heiner Loos, Ul- menallee 30, 16356 Ahrens- felde !