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Risiko in der Winterzeit

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icht ohne Grund wird Vitamin D häufig auch als

„Sonnenscheinvi- tamin” bezeichnet, denn: Die menschliche Haut kann Vitamin D3unter Einfluss von Sonnen- licht (UV-B-Strahlung) aus dem Provitamin 7-Dehydrocholeste- rol selber bilden. Die Eigensyn-

these variiert individuell sehr stark, da sie neben der Dauer der Sonnenlichtexposition und der Fläche der exponierten Haut- areale von zahlreichen weiteren Faktoren abhängt. Somit ist Vi- tamin D kein Vitamin im histo- rischen Sinne und nur bedingt aus der Ernährung unentbehr- lich. Das Vitamin-D-Vorkom-

men in Lebensmitteln ist insge- samt als gering zu bewerten.

Gute Lieferanten für Vitamin D3 (Cholecalciferol) sind tierische Lebensmittel wie fetter Seefisch (z. B. Hering, Makrele und Lachs), Milch, Butter und Eier und für Vitamin D2 (Ergocal- ciferol) pflanzliche Nahrungs- mittel wie Pilze.

Metabolisierung in die ak- tive Form Vitamin D fungiert dabei lediglich als Vorstufe für seine aktiven Metaboliten. So wird es nach Aufnahme oder Ei- gensynthese in der Leber in das Prohormon Calcidiol (25-Hy- droxy-Vitamin D3) und anschlie- ßend in der Niere zur eigentlich wirksamen Verbindung

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Risiko in der Winterzeit

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56 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2012 | www.pta-aktuell.de

Eine Kombination aus Sonne, Vitamin-D-

reicher Nahrung und bei Bedarf eine Substitution

können vor einem Mangel schützen.

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Calcitriol (1,25-Dihydroxy- Vitamin D3) umgewandelt, das aufgrund seiner Funktionen als Steroidhormon zu betrachten ist. Wissenschaftler entdeckten, dass es sich dabei um keinen nierenspezifischen Vorgang han- delt, sondern auch zahlreiche andere Gewebe zu dieser Syn- these in der Lage sind.

Vitamin D bietet mehr als reinen Knochenschutz Vor allem das in der Niere gebildete Vitamin D steigert die Resorp- tion des Kalziums im Darm und dessen Rückresorption in der Niere, was zu einer verstärkten Knochenmineralisierung führt.

Ein dauerhafter Vitamin-D- Mangel resultiert bei Kindern in einer Rachitis und bei Erwach- senen in einer Osteomalazie be- ziehungsweise Osteoporose. Die physiologischen Funktionen des Vitamins gehen jedoch weit über den Knochenstoffwechsel hinaus. Extrarenal gebildetes Calcitriol wirkt hingegen lokal und gewebsspezifisch. Untersu- chungen der letzten Jahre zei- gen, dass ein guter Vitamin- D-Status das Risiko für chroni- sche Erkrankungen wie Krebs, kardiovaskuläre Erkrankungen

und Diabetes mellitus reduzie- ren kann. Der Forschungsbedarf ist jedoch noch groß.

Zufuhrempfehlung Die Deut- sche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Säuglinge und Se- nioren ab dem 65. Lebensjahr eine Vitamin-D-Aufnahme von 10 Mikrogramm (µg; 400 I.E.),

für Schwangere und Stillende, Kinder, Jugendliche und Er- wachsene 5 µg (200 I.E.). Nach Expertenmeinungen waren die- se Referenzwerte nicht ausrei- chend und differenziert genug.

Um „Licht ins Dunkle zu brin- gen”, bildete die DGE eine Ar- beitsgruppe, welche die wissen- schaftliche Datenlage neu be- wertete und aus den Erkennt- nissen die aktualisierten Refe- renzwerte für Vitamin D (01/

2012) ableitete. Durch die star- ken individuellen Schwankun- gen gelten die neuen Empfehl- ungen unter der Annahme einer fehlenden endogenen Synthese.

Neben unveränderten 10 µg täg- lich für Säuglinge ist bei allen anderen Gruppen nun von 20 µg (800 I.E.) auszugehen. Die Internationale Osteoporose-Ge- sellschaft für ältere Erwachsene empfiehlt sogar eine tägliche Zufuhr von 25 µg (1000 I.E.) Vitamin D plus Kalzium (1000 mg) zur Prävention von Hüft- frakturen bei älteren Menschen.

Dunkle Winterzeit kann Mangel auslösen Aufgrund der niedrigen Eigensynthese ist vor allem in den Wintermona- ten die Vitamin-D-Versorgung

in großen Teilen der europä- ischen Bevölkerung nicht aus- reichend. Studien belegen, dass mehr als 60 Prozent der Deut- schen den Vitamin-D-Bedarf nicht decken können. Im Win- ter spielt vor allem das zeitlich stark limitierte Sonnenlicht und die dichtere Bekleidung eine Rolle. Auch eine hohe Pigmen-

tierung blockiert die Eigensyn- these. So stellen farbige und ver- schleierte Immigranten neben älteren Menschen, „Stubenho- ckern” und Säuglingen sowie Vegetarier ebenso besondere Ri- sikogruppen für einen Mangel dar wie auch Schwangere und Stillende aufgrund der Doppel- versorgung. Untersuchungen auf Calcidiolkonzentrationen im Serumblut können als ver- lässlicher Indikator einen sol- chen Mangel aufspüren. Für eine gute Versorgung sollte die-

ser bei mindestens 50 nmol/l (> 20 ng/ml) liegen. Jenseits des Grenzwertes spricht man von einem Mangel, welcher als In- dikation zur Supplementierung bewertet werden muss.

Kinder und Jugendliche Laut einer Stellungnahme vom Juli 2011 sieht auch die DGKJ

(Deutsche Gesellschaft für Kin- der- und Jugendmedizin e.V.) die Notwendigkeit, die Vitamin- D-Versorgung im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter zu op- timieren. Ein ausgiebiger tägli- cher Aufenthalt der Kinder im Freien ist dabei unerlässlich, um die Eigensynthese anzukurbeln.

Falls dies nicht regelmäßig mög- lich ist, so ist eine Vitamin-D- Supplementierung ratsam. Ein Vitamin-D-Screening im Rah- men der Vorsorgeuntersuchun- gen kann eine zusätzlich hilf- reiche Maßnahme im Kampf gegen Rachitis und andere Er- krankungen sein. Auch die Wichtigkeit der oralen Supple- mentierung von Säuglingen mit 12,5 µg (500 I.E.) Vitamin3 pro Tag bis zum zweiten erlebten Frühsommer wurde betont. Bei Frühgeborenen mit einem Ge- burtsgewicht unter 1500 g wird sogar eine tägliche Zufuhr von 800 bis1000 I.E. empfohlen.

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Andrea Pütz, PTA und Dipl. Oec.troph.

58 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2012 | www.pta-aktuell.de

»Mehr als 60 Prozent der

Deutschen können den Vitamin-D- Bedarf nicht decken.«

Da die Vitamin-D-Zufuhr über die üblichen Lebens- mittel den Bedarf von 20 µg pro Tag nicht decken kann, muss die Differenz zum Schätzwert in anderer Form überbrückt werden. So appelliert die DGE vor allem an die Risikogruppen mit fehlender oder mangelnder Eigensynthese (vor allem im Winter), Vitamin D über spezielle Präparate zu substituieren.

So stellt der „aus der Mode gekommene” Lebertran wieder eine sinnvolle Ergänzung für die jüngere Generation dar. Bei älteren Personen bietet sich im Rahmen der Beratung ein Supplement mit Vitamin D plus Kalzium und bei Bedarf weiteren knochen- aktiven Mikronährstoffen an. Präparate mit einer Tagesdosis von über 10 bis 25 µg (> 400 bis 1000 I.E.) sind dabei apothekenpflichtig, ab 25 µg verschreibungspflichtig.

COMEBACK FÜR LEBERTRANKAPSELN?

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