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C wie Codein

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PRAXIS C WIE CODEIN

20 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2011

W

ährend in der

frühen Phase der Natur- stoffchemie das Hauptaugenmerk auf die Ex- traktion saurer Pflanzeninhalt- stoffe gerichtet war, gelang dem Paderborner Apotheker Fried- rich Wilhelm Adam Sertürner (1783–1841) 1804/05 mit der Isolierung von Morphin aus Opium, dem eingetrockneten Milchsaft von Schlafmohn, erst- mals eine physiologisch aktive basische Substanz pflanzlichen Ursprungs aufzufinden. Er lei- tete damit eine Revolution in der Arzneimitteltherapie ein – den Beginn der Alkaloidche- mie. Seine noch 1805 im „Jour- nal der Pharmacie“ veröffent- lichte Entdeckung fand aller- dings erst 1817 mit einer zwei- ten Publikation über die Isolie- rung von Morphin in den

„Annalen der Physik“ und dank eines Ab druckes einer fran- zösischen Übersetzung in der Zeitschrift des Chemikers und Physikers Joseph Louis Gay- Lussac (1778–1850) größere Be- kanntheit. Nach 1817 wurden

hierdurch weitere Alkaloide isoliert, so 1832 durch den französischen Apotheker Pierre Jean Robiquet (1780–1840) das Codein (Morphinmethylether).

Die pharmakologische Wir- kung Die analgetischen und insbesondere antitussiven, also hustenreizstillenden und beru- higenden Eigenschaften der Al- kaloide Morphin und Codein waren schnell bekannt, aller- dings auch die euphorisieren- den, aphrodisierenden und obs- tipierenden Nebenwirkungen.

Da es sich bei Morphin und Codein um Stoffe handelte, die in einer bisher nicht gekannten Intensität ihre Wirkung entfalte- ten, erfolgte ihr Einsatz in der Therapie erst allmählich. Die Angst vor einer Überdosierung war bei vielen Medizinern groß.

Insbesondere Morphin führte leicht zur psychischen und phy- sischen Abhängigkeit. Die groß- industrielle Herstellung der chemisch definierten Arznei- stoffe Morphin und Codein verdrängte in den folgenden Jahrzehnten dennoch die an -

gewandte pflanzliche Droge Opium nach und nach.

Die Industrialisierung Da die Alkaloidherstellung hohe fach - liche und apparative Anforde- rungen stellte und sich unter Apothekenbedingungen als un- ökonomisch erwies, kauften viele deutsche Apotheker Wirk- stoffe wie Codein zunächst von französischen Großherstellern.

Aber schon 1835 wurde berich- tet, dass der Darmstädter Hein- rich Emanuel Merck (1794–

1855) neben anderen Alkaloi- den Codein fabrikmäßig her- stellt. Der 1886 entstandenen Firma Knoll & Co., Ludwigsha- fen, bereitete die Partialsynthese von Codein aus Morphin Erfolg.

1889 publizierte der Chemiker Dr. Albert Knoll (1858–1952) in der „Pharmaceutischen Central- halle“ einen Aufsatz mit dem Titel „Ueber Codein“, in dem er ein neues, wirtschaftliches Ver- fahren zur Codein-Herstellung aus Morphin durch Methylie- rung bekannt machte und sich patentieren ließ. 1905 begann auch die 1885 gegründete Firma

„C. H. Boehringer Sohn, Che- mische Fabrik, Nieder-Ingel- heim am Rhein“ mit der Alka- loid-Herstellung, zunächst von Morphin, bald auch von Codein und Atropin. 1910 gelang auch ihr die Par tialsynthese von Co- dein aus Morphin.

Dank intensiver Forschungstä- tigkeit der Firma Knoll mit dem Ziel der Separierung erwünsch- ter Effekte, aber Unterdrückung unerwünschter suchterregender Eigenschaften wurde 1913 zu- sätzlich das partialsynthetische Abwandlungsprodukt Dihydro- codein eingeführt.

Bis heute gilt: Da eine Totalsyn- these von Morphin technisch nicht in Betracht kommt, ist man auf den Anbau von Schlaf- mohn angewiesen. So gewonne- nes Rohopium enthält etwa sie- ben bis 21 Prozent Morphin und ein bis drei Prozent Codein. Da der Bedarf an Codein den von Morphin bei weitem übersteigt, wird ein beträchtlicher Anteil zu Codein aufgearbeitet.

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Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin

Wirkstoffe von A bis Z – historisch beleuchtet

Insbesondere als hustenreizstillende Substanz ist der Wirkstoff Codein ein bekannter Arznei- mittelklassiker. 1832 wurde das Alkaloid aus Opium erstmals isoliert.

© Andrey Maltsev / www.fotolia.com

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