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Organspenden: Braucht Deutschland eine Neuregelung?

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Academic year: 2022

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Organspenden: Braucht Deutschland eine Neuregelung? 3.36

Teil 3: Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland

Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 51, 3/2020 1

3.36 Organspenden: Braucht Deutschland eine Neuregelung?

Kompetenzen und Unterrichtsinhalte:

Die Schülerinnen und Schüler sollen

 die Problematik beschreiben, dass den Menschen, die ein Spenderorgan brauchen, zu wenige Menschen gegenüberstehen, die zur Organspende bereit sind,

 die rechtliche Regelung in Deutschland darstellen und mit den Regelungen anderer Länder vergleichen,

 die Ankreuzmöglichkeiten im Organspendeausweis kennen und für sich selbst refl ektieren,

 den Ablauf einer Organspende erklären,

 die beiden Gesetzesentwürfe zur Organspende kennen, über die im Januar 2020 entschieden wurde,

 verschiedene Haltungen zu diesen Entwürfen herausarbeiten und sich selbst positionieren,

 Bewertungen der Bundestagsentscheidung in verschiedenen Zeitungskommentaren diskutieren.

Didaktisch-methodischer Ablauf Inhalte und Materialien (M) I. Eine erste Positionierung

Verschiedene Statements zum Thema „Organ- spende“ werden im Raum ausgehängt. Die Schülerinnen und Schüler sollen verschiedene Haltungen und Perspektiven kennenlernen und sich „aus dem Bauch heraus“ positionieren, welchem Statement sie am ehesten zustimmen können.

Eine erste Positionierung/M1a bis h (Statements)

II. Organspenden: Das Problem

Durch zwei Schaubilder, die analysiert werden, wird die Problematik deutlich, dass es zu weni- ge Spenderorgane gibt für die vielen Men- schen, die welche bräuchten.

In einem Text wird erläutert, woran es liegt, dass in Deutschland zu wenige Spenderorgane zur Verfügung stehen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen dann Spenderzahlen und die rechtlichen Regelun- gen in anderen Ländern recherchieren.

Organspenden: Das Problem/M2a (Schaubilder)

Warum es so wenige Organspenden gibt/M2b bis d (Text und Foto)

Lösung zu M2b bis d, Arbeitsauftrag 2/M2e und f (Text und Schaubild)

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2 Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, 95326 Kulmbach

III. Organspendeausweis und Ablauf einer Organspende

Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit dem Organspendeausweis und den Ankreuzmöglichkeiten darauf.

Sie erfahren, wie eine Organspende abläuft.

Der Organspendeausweis/M3a und b (Text und Ausweisformular)

Wie läuft eine Organspende ab?/M3c und d (Text und Schaubild)

IV.Die Debatte um die Widerspruchs- regelung

Ausgehend von einem Video, in dem ein Mädchen gezeigt wird, das dringend ein Spenderherz benötigt, wird nun die Debatte um eine Neuregelung der Zustimmung zur Organspende in Deutschland behandelt.

Dazu erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler zunächst die Inhalte der beiden Geset- zesentwürfe zur geplanten Neuregelung. Der eine setzt auf eine Widerspruchslösung, der andere bleibt bei der Zustimmungslösung, sieht aber Änderungen dafür vor.

Sie verschaffen sich dann einen Überblick über verschiedene Redebeiträge in der Bundestags- debatte über die Gesetzesentwürfe, bevor sie zwei Reden (von Dr. Karl Lauterbach, SPD, und Annalena Baerbock, Bündnis 90/Die Grünen) genauer analysieren.

Die Schülerinnen und Schüler führen selbst eine geheime Abstimmung durch, bevor sie das tatsächliche Abstimmungsergebnis des Bundestags recherchieren und beschreiben, warum hier keine Fraktionsdisziplin von den Abgeordneten eingefordert wurde.

Die Debatte um die Widerspruchs- regelung/M4a (Screenshot Video)

Lösung zu M4a, Arbeitsauftrag 2/M4b bis f (Texte)

Bundestagsdebatte zur Organspende/

M4g bis o (Text, Fotos, Reden)

Lösung zu M4a, Arbeitsauftrag 7/M4p und q (Texte)

IV. Weiterer Handlungsbedarf?

In verschiedenen Zeitungskommentaren wurde die Entscheidung des Bundestags positiv oder kritisch bewertet. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich in Gruppen mit diesen Kommentaren, die im Raum ausgelegt werden, auseinander.

Zuletzt können sie auch nochmals selbst Stellung beziehen zu der Frage, ob in ihren Augen weiterer Handlungsbedarf besteht.

Problem gelöst? Bewertungen der Entscheidung des Bundestags/M5a bis f (Texte, Arbeitsblatt)

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3.36/M1a Organspenden: Braucht Deutschland eine

Neuregelung?

Teil 3: Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland

Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 51, 3/2020 5

Eine erste Positionierung

Arbeitsaufträge:

1. Geht im Klassenzimmer herum und lest die verschiedenen Statements zum Thema „Organspende“.

2. Positioniert euch bei dem Statement, dem ihr am ehesten zustimmen könnt.

Ich will mich mit diesem

Thema

gar nicht

beschäftigen.

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 51, 3/2020 13

Organspenden: Das Problem

Arbeitsaufträge:

1. Analysiert die beiden Schaubilder.

2. Formuliert eine Schlagzeile, die das hier dargestellte Problem pointiert benennt.

(Abb.: https://www.tagesschau.de)

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3.36/M2b Organspenden: Braucht Deutschland eine Neuregelung?

Teil 3: Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland

14 Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, 95326 Kulmbach

Warum es so wenige Organspenden gibt

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In Deutschland gibt es so wenige Organspenden wie seit 20 Jahren nicht. Dabei warten 10.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Das Problem verschärft sich – nicht nur weil immer weniger Menschen spenden wollen.

Von Ulrike von Leszczynski

Das Sauerstoffgerät in der Berliner Charité zischt leise. Ein blauer Schlauch endet in der Nase von Wolfgang Wachs. Sein Lebensradius ist auf zehn Quadratmeter zusammengeschrumpft, auf die Größe seines Krankenzimmers auf der Lungenstation.

Der kleine gelbe Rettungshubschrauber, ein Spielzeugmodell neben dem Bett, lässt ahnen, was das für ihn bedeutet. Wachs (60) ist Notarzt mit Leidenschaft. Die vergangenen 20 Jahre ist er als Lebensretter zur Stelle gewesen, auf der Straße, zu Wasser und schließlich auch mit dem He- likopter aus der Luft. Nun ist er ein todkranker Patient, den nur noch eine Organspende retten kann – eine neue Lunge.

Der Notarzt Wolfgang Wachs braucht selbst Hilfe: Seine Lunge arbeitet nicht mehr gut genug

(Quelle: picture alliance / Bernd Settnik)

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2011 bekam Wachs die Diagnose Lungenfi brose, eine seltene und rätselhafte Krankheit, bei der die Lunge versteift und den Körper mit immer weniger Sauerstoff versorgt. Weihnachten 2016 gab er seinen Job auf, ihm fehlte die körperliche Kraft. Weihnachten 2017 verbrachte er schon in der Charité, weil es zu Hause in Brandenburg nicht mehr ging.

Und immer noch wartet er.

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18 Mediengruppe Oberfranken – Fachverlage GmbH & Co. KG, 95326 Kulmbach

Die Zahlen

Zwar ist die Zahl der Organspenden 2018 in Deutschland etwas gestiegen: Es wurden etwa 15 Pro- zent mehr Organe gespendet als im Vorjahr. Allerdings steht Deutschland im europäischen Vergleich immer noch schlecht da.

Nach Angaben des Internationalen Registers für Organspende und Transplantation gab es 2017 auf eine Million Einwohner 9,7 Organspender. Fast fünfmal so viele Spender gab es im Spitzenreiter- land Spanien: 46,9 Spender gab es dort auf eine Million Einwohner. Auf Platz zwei und drei folgen Portugal und Belgien, auf vier und fünf Kroatien und die USA.

Deutschland steht im unteren Drittel mit Ländern wie Kolumbien, Bulgarien und Chile. Schlusslicht sind Japan (0,9), Indien (0,8), Guatemala (0,5), Vereinigte Arabische Emirate (0,3) und Nicaragua (0,2).

(https://www.zdf.de)

Infografi k: Postmortale Spender im Jahr 2017

(Quelle: irodat.org/ZDF)

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3.36/M4g Organspenden: Braucht Deutschland eine

Neuregelung?

Teil 3: Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland

Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 51, 3/2020 29

Bundestagsdebatte zur Organspende

[…] Eine Gruppe Parlamentarier um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und den SPD-Gesund- heitspolitiker Karl Lauterbach plädierte für die doppelte Widerspruchslösung. Danach wird jeder zum Organspender, der zu Lebzeiten nicht ausdrücklich etwas anderes festgelegt oder seinen An- gehörigen mitgeteilt hat. Auch die Angehörigen selbst sollten in diesem Fall allerdings widersprechen können. Das bisherige Prinzip, wonach nur diejenigen Organspender sind, die selbst oder deren An- gehörige ausdrücklich zustimmen, würde damit umgekehrt.

Parlamentarier wie die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock plädierten dafür, die bisherige Lö- sung, wonach nur Organspender wird, wer sich ausdrücklich dafür entscheidet, beizubehalten - und innerhalb der Regelung Verbesserungen vorzunehmen. Von ihnen kam der zweite Antrag. […] Wie bei ethischen Themen üblich, konnten die Abgeordneten unabhängig von ihrer Fraktionszugehörig- keit entscheiden. 24 Redner standen auf der Liste. In den Redebeiträgen wird deutlich, wie sehr das Thema die Abgeordneten bewegt, wie sie Argumente abwiegen, sich die Entscheidung nicht leicht machen. Wir protokollieren eine Auswahl der Beiträge.

Karl Lauterbach, SPD

Die Debatte eröffnet der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. „In Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 1.000 Menschen auf der Warteliste auf ein Organ“, sagt er. In den Nachbarländern, die bereits die Widerspruchslösung haben, gebe es zwei- bis dreimal so viele gespendete Organe. Dabei sei die Spendebereitschaft in Deutschland eigentlich hoch: 85 Prozent aller Deutschen stünden der Spende positiv gegenüber. „Die Bereitschaft ist da“, sagt Lauterbach. „Es fehlt eine einfache, un- bürokratische Form, wie man zum Spender wird.“ Die sieht er in der Widerspruchslösung.

Argumente, man dürfe Menschen nicht zur Spende zwingen, versteht er nicht. „Es gibt keine Pfl icht zur Spende. Es gibt eine Pfl icht, Nein zu sagen.“ Von Menschen, die selber ein Organ wollen, aber selbst nicht spenden wollen, könne man wenigstens den Mut verlangen, Nein zu sagen.

Hilde Mattheis, SPD

Als erste Befürworterin des Antrags der Abgeordneten um Annalena Baerbock tritt Hilde Mattheis von der SPD an. Die Gruppe will am bisherigen Prinzip festhalten. Ihr Vorschlag ist, die Bürger regelmäßig über Organspende aufzuklären, beispielsweise bei der Beantragung des Personalaus- weises. Dabei sollen sie dazu angehalten werden, ihr Ja oder Nein zur Organspende in einem On- line-Register festzuhalten.

Mattheis betont, es gäbe keinen signifi kanten Zusammenhang zwischen einer Widerspruchslösung und der Spendenzahl. „Eine Spende muss eine Spende bleiben“, fordert sie. „Ein aktiver, freiwilliger und selbstbestimmter Akt von Menschen, die in einem Höchstmaß von Solidarität anderen Men- schen etwas geben.“

Vor allem dürften die Angehörigen nicht zu Zeugen degradiert werden, indem ihnen jeder Einfl uss genommen würde. „Angehörige müssen mit dem, was da passiert ist, weiterleben. Sie brauchen eine Möglichkeit, sich zu artikulieren“, sagt Mattheis, die im Ausschuss für Gesundheit sitzt.

Detlef Spangenberg, AfD

Als dritter Redner folgt der AfD-Abgeordnete Detlef Spangenberg. Die AfD hat einen eigenen An- trag eingebracht. Sie will unter anderem eine unabhängige Institution beauftragen, Organe zu ver- mitteln. „Vertrauen ist das wichtigste bei diesem hochsensiblen Thema“, sagt er. Er erinnert an die Organspendeskandale der vergangenen Jahre – und warnt: „Die Widerspruchslösung ist die fakti- sche Enteignung des menschlichen Körpers.“

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 51, 3/2020 35 Annalena Baerbock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

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Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Gäste auf der Tribüne!

Wir sind heute hier, um Leben zu retten. Das eint beide Gesetzentwürfe. Beiden Gesetzent- würfen sind intensive Gespräche mit Betroffenen, mit Krankenhäusern, mit Ärztinnen und Ärz- ten, mit Angehörigen und mit vielen, vielen Menschen in diesem Land vorausgegangen. Aber diese Debatten haben uns allen eben auch noch mal verdeutlicht, dass das Leben und der Tod so vielfältig, so unterschiedlich sind wie wir Menschen selbst.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD und der Abg. Christian Hirte [CDU/CSU] und Christine Aschenberg-Dugnus [FDP])

Deswegen kann es aus unserer Sicht nicht nur diese eine Sichtweise auf die Organspende geben, die dann vielleicht auch noch der Staat verordnet.

Nein, es gibt vielfältige Sichtweisen. Eltern – das haben einige zu Recht angesprochen – war- ten jeden Tag händeringend auf dieses eine Organ für ihr Kind. Das kann man sich als Nicht- betroffene kaum vorstellen. Es gibt aber auch die Ehefrau, die Mutter, die jahrelang auf ein Herz wartet, die aber sagt: Wenn ich nicht weiß, dass dieses Herz freiwillig gespendet wurde, dann will ich gar nicht mehr auf der Transplantationsliste sein. – Da sind die Angehörigen. All diese Sichtweisen müssen wir respektieren, sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN und der Abg. Christine Aschenberg-Dugnus [FDP])

Daher hat unsere Gruppe einen Gesetzentwurf zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende vorgelegt, der zum einen die Spenderzahlen, zum anderen aber vor allen Dingen – das ist der entscheidende Unterschied – die De-facto-Transplantationszahlen in den Krankenhäusern in den Blick nimmt. Darum geht es am Ende doch: Es geht darum, Leben zu retten – und das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Einzelnen zu wahren.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)

(Abb.: https://de.wikipedia.org)

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