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Archiv "Psychotherapie: Öfter Nein sagen" (10.06.2013)

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A 1198 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 23–24

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10. Juni 2013 Briefe, die die Redaktion per E-Mail erreichen, werden

aufmerksam gelesen. Sie können jedoch nur veröffent- licht werden, wenn sie ausdrücklich als „Leserbrief“ be- zeichnet sind. Voraussetzung ist ferner die vollständige Anschrift des Verfassers (nicht nur die E-Mail-Adresse).

Die Redaktion behält sich ohne weitere Mitteilung vor, E-Mail-Nachrichten, die als Leserbrief erscheinen sollen,

zu kürzen.

E-MAIL

P SY CHOTHER A PIE

Die Bundesarbeits- ministerin macht den Schutz der psy- chischen Gesundheit zu einem Schwer- punktthema (DÄ 8/2013: „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt: Keine Ge- setze gegen Stress“ von Petra Bühring).

Öfter Nein sagen

Der Präsident der Bundesvereini- gung deutscher Arbeitgeberverbän- de, Prof. Hundt, beklagt auf der Fachtagung zum Schutz der psy- chischen Gesundheit in der Arbeits- welt wie so viele vor ihm die lan- gen Wartezeiten auf einen Psycho- therapieplatz und legt es der ärztli- chen Selbstverwaltung nahe, hier dringend Abhilfe zu schaffen . . . Möglicherweise glaubt oder hofft

Herr Hundt, dass mit mehr ärztli- cherseits selbst herbeiverwalteten Psychotherapie-Leistungserbringern, vulgo Psychotherapeuten, die Psy- chotherapie-Gesundheitsfabrik schneller produzieren und mehr ge- sunde Klienten auswerfen könnte – am liebsten hätte man ja mehr Leis- tung zum gleichen Preis . . . Wenn allerdings mehr Menschen mit psychischen Störungen schnel- ler einen Therapieplatz bekämen, könnte sich der erwünschte Effekt reibungsloserer Abläufe umkehren.

Es gäbe wieder mehr Arbeitnehmer, die gelernt hätten, sich besser von überzogenen Anforderungen zu dis- tanzieren, öfter Nein zu sagen und häufiger die eigene Selbstfürsorge statt die Belange des Arbeitgebers im Blick zu behalten . . .

Denn Psychotherapie macht nicht nur einfach bessere Anpassung an schlechte Verhältnisse, weder am

Arbeitsplatz noch sonstwo . . . Ganz im Gegenteil: Psychotherapie verbessert zum Beispiel die Fähig- keit, das eigene Wohl besser im Au- ge zu behalten, gegen den äußeren und inneren Leistungsdruck andere, nämlich die eigenen Lebenswerte zu setzen und Fehlerfreundlichkeit zu entwickeln im Sinne eines le- benslangen Lernens von sich selbst.

Aber das sind eigentlich alles Ne- benschauplätze, die verhindern, dass gemeinsam mit den Arbeitge- bern ernstzunehmende neue Ansät- ze entwickelt und Vereinbarungen getroffen werden, die die seelische Gesundheit der Arbeitnehmer in der Arbeitswelt nachhaltig schützen.

Einfacher ist es, den Schwarzen Pe- ter den Psychotherapeuten zuzu- schieben, die den schon entstande- nen Schaden nicht schnell genug beseitigen.

Dr. med. Beate Thomas, 69121 Heidelberg

S C O

D m d c z p 8 Gesundheit inder Ar

GEBURTEN

Die Bundesregie- rung will die ver- trauliche Geburt ge- setzlich regeln (DÄ 12/2013: „Gesetz- entwurf zur vertrau- lichen Geburt: Aus- weg aus der Grauzone“ von Gisela Klinkhammer).

Die anonyme Geburt einbeziehen

Im Referentenentwurf vom 25. Ja- nuar 2013 für eine vertrauliche Ge- burt schafft der Staat Handlungssi- cherheit und steckt den Rahmen für

qualifizierte Hilfen für Schwangere in besonders schwierigen Lebensla- gen ab. Das Angebot der vertrauli- chen Geburt gilt aber nur für die Frauen, die ihre Personenstanddaten angeben. Es ist ein Zweiklassen- hilfssystem für Schwangere in schwierigen Lebenssituationen. Ent- scheidend, ob der Staat Hilfen si- chert, ist nicht die Not der Frau, son- dern ob sie überprüfbare Personal- daten angibt. Dabei sind erfahrungs- gemäß die Frauen, die auf keinen Fall ihren Namen und ihre Anschrift aus ihrer subjektiven Sicht angeben können, oft in ganz besonderen, aus- weglos erscheinenden Lebenslagen.

Gerade sie bräuchten zum Abbau ih- rer Ängste Rechtssicherheit für qua- lifizierte Hilfen. Nur ein möglichst niedrigschwelliges Hilfsangebot ist geeignet, allein und geheim durch- geführte Geburten zu verhindern.

Auch die Beratungsstellen brauchen zur Bearbeitung für solche schwieri- gen Fälle Rechts-, Handlungs- und Finanzierungssicherheit, um ein tragfähiges Vertrauen zu den Frauen aufbauen zu können. Ein solches Vertrauen ist die Grundlage, um mit der Frau mögliche Perspektiven für ein Leben mit dem Kind zu erarbei- ten. Seit 1999 führt Donum Vitae

das wissenschaftlich betreute Mo- ses-Projekt durch (www.moses-pro jekt.de) . . . Unter Wahrung der Ano- nymität werden Frauen von qualifi- zierten Beratungsstellen während Schwangerschaft und Geburt beglei- tet, frauenärztlich betreut und ent- binden in einer Klinik.

Anonymität wird zugesichert, so- lange dies von der Mutter ge- wünscht wird. Gleichzeitig werden umfassende Maßnahmen getroffen, um dem Kind später Informationen über die Mutter, ihre Lebenssituati- on und ihre Beweggründe übermit- teln zu können, bis hin zur mögli- chen Kontaktaufnahme.

Die voraussichtliche gesetzliche Regelung der vertraulichen Geburt entspricht in weiten Teilen dem Leitfaden des Moses-Projekts. Sie wäre sehr gut geeignet, auch die anonyme Geburt miteinzubeziehen.

Statt der Personenstanddaten der Mutter würden im Herkunftsnach- weis die Entscheidungsgründe für die anonyme Geburt in einer Be- gründungsurkunde hinterlegt und vorschriftsmäßig verwaltet. Damit das anonym geborene Kind die Chance erhält, die Mutter kennen- zulernen, wird zwischen Mutter und der Beraterin vereinbart, wie sie

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miteinander korrespondieren und ein Treffen zwischen Mutter und Kind organisieren können. Solche Vereinbarungen wurden im Moses- Projekt auf Wunsch der Mutter immer wieder getroffen. Die wis- senschaftliche Evaluation des Moses-Projekts hat gezeigt, dass die Frauen besonders ihrem Umfeld gegenüber anonym bleiben wollen, weniger dem Kind gegenüber . . .

Prof. Dr. Anton Scharl, Direktor der Frauenklinik mit Perinatalzentrum, Klinikum St. Marien, 92224 Amberg

Maria Geiss-Wittmann, Donum Vitae in Bayern e.V., 92224 Amberg

INTERVIEW

In einem Wahltarif sollen sich Versi- cherte für eine Steuerung des Facharztzugangs durch den Hausarzt entscheiden (DÄ 15/2013: „Interview mit Dr. med. Andre- as Köhler, dem Vorstandsvorsitzenden der KBV: ,Wir wollen den regelmäßigen Dialog mit der ärztlichen Basis‘“ von Josef Maus und Heinz Stüwe).

Denkfehler

Die von Herrn Dr. med. Köhler pro- pagierte mehr Zeit für unsere Patien- ten entsteht nicht durch eine Entlas- tung der Fachärzte, sondern durch eine weiter zu verbessernde Organi- sation und Ausbildung im Bereich der Kommunikation aller Ärzte. Wer glaubt, dass durch eine rein koordi- nierende Tätigkeit der Hausärzte die fachärztlichen Kollegen eine bessere Medizin leisten, der irrt sich gewal- tig. Hausärzte sind Fachärzte mit ei- ner fünfjährigen und längeren Aus- bildung, die sich allerdings dem We- sen der hausärztlichen Betreuung ih- rer Patienten unter den biopsychoso- zialen Aspekten verschrieben haben.

Damit leisten Hausärzte auf Fach- arztniveau bundesweit eine hoch- wertige medizinische Versorgung.

Diese teuer ausgebildeten Ärzte zu Koordinatoren zu degradieren, ist ei- ne Frechheit. Die Wahltarife und dann noch an die Krankenkasse zu entrichtenden Mehrausgaben der Versicherten lenken von der Aufga-

I s c S F d e 15/2013: Interview

Deutsches Ärzteblatt

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10. Juni 2013 A 1199

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