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Archiv "Sexueller Missbrauch : „Nein“ sagen lernen" (14.06.2002)

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D

er beste Schutz vor sexuel- lem Missbrauch sei es, das Selbstbewusstsein der Kin- der zu stärken, damit sie lern- ten, „nein“ zu sagen. Eltern und Lehrer könnten dazu bei- tragen, indem sie in einer offe- nen, vertrauensvollen Atmos- phäre erzögen, die es dem Kind ermöglichte, sich ohne Angst vor Zurückweisung, Vorwürfen oder Bestrafung an sie zu wenden. Dies schlägt das Komitee „Sicherheit für das Kind“ vor, um die anhaltend hohe Deliktrate – 20 000 Kin- der werden nach polizeilichen Angaben jedes Jahr Opfer se- xueller Übergriffe – zu re- duzieren. Das Komitee ist ein seit 1967 aktiver Zusammen- schluss von Wissenschaftlern verschiedener Fachgebiete, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Öffentlichkeit über Kin- dersicherheit aufzuklären.

Obwohl es nicht an Be- mühungen fehle, die Öffent- lichkeit aufzuklären, die Stra- fen verschärft und die Täter- identifizierung verbessert wur- den,komme Kindesmissbrauch weiterhin unvermindert häufig vor, stellt das Komitee fest – und ging den Ursachen hierfür nach. Prof. Dr. Rudolf Egg, Di- rektor der Kriminologischen Zentralstelle e.V., Wiesbaden, fordert, bei den Schutzmaß- nahmen verstärkt zu berück- sichtigen, dass sexueller Miss- brauch in der Mehrzahl von Verwandten und Bekannten begangen wird, die das Ver- trauen des Kindes ausnutzen.

Sexualität und auch sexuelle Gewalt sollten deshalb in Fa- milien keine Tabuthemen sein, sondern aufklärend zur Spra- che kommen. Das erleichtere es Kindern im Ernstfall, sexu- elle Übergriffe ohne Scham anzusprechen. Dazu sollte es

jedoch nicht erst kommen:

Kinder müssen gestärkt und ermutigt werden, diese deut- lich zurückzuweisen, fordert Egg. Dazu sei es wichtig, Kin- dern zu vermitteln, dass nie- mand das Recht hat, sie gegen ihren Willen zu berühren oder zu bedrängen.Vor allem bei äl- teren Kindern und Jugendli- chen seien gezielte Selbstbe- hauptungstrainings empfeh- lenswert. Kindern sollte auch bewusst gemacht werden, dass sie selbst keine Schuld an sexu- ellen Übergriffen Erwachse- ner haben, um daraus resultie- rende Angst vor Bestrafung zu vermeiden.

Bereits in der Grundschule aufklären

Für Kinder und Mütter seien mehr „niederschwellige Ver- trauensangebote“ notwendig, um bei Verdacht auf Miss- brauch zu helfen, erklärt Prof.

Dr. med. Joest Martinus, Prä- sident des Komitees. Nahe- liegend seien kompetente Hausärzte und Pädiater. Mehr Fortbildung notwendig sei auch bei Beratern und Thera- peuten in Beratungsstellen, Ju- gendämtern oder Einrichtun- gen der Opferhilfe, denn: „Es kommt immer noch vor, dass Meldungen nicht ernst genom- men werden und auf der ande- ren Seite erkennbar falsche Anschuldigungen Anlass für Anzeigen und weitreichende Konsequenzen sind.“ Das The- ma sexueller Missbrauch müs- se bereits in der Grundschule besprochen werden, da Sechs- bis Zehnjährige am häufigsten betroffen sind. Bisher ist das Thema erst ab der fünften Jahrgangsstufe vorgesehen.

Schließlich sei es notwen- dig, mit der weit verbreiteten A

A1696 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 24½½½½14. Juni 2002

Sexueller Missbrauch

„Nein“ sagen lernen

Die Zahl der Opfer von sexuellen Übergriffen ist unverändert hoch. Das Komitee „Sicherheit für

das Kind“ fordert, Aufklärung und Hilfsangebote zu verbes- sern.

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Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 24½½½½14. Juni 2002 AA1697

Ansicht aufzuräumen, dass se- xueller Missbrauch fast aus- schließlich Mädchen betrifft, fordert Martinus. Tatsächlich sei das Verhältnis Mädchen zu Jungen vier zu eins, nach ande- ren Schätzungen sogar zwei zu eins. Da Jungen größere Schwierigkeiten haben, sich zu offenbaren, sei es umso wichti- ger, sie zu erreichen. Über die Täterpersönlichkeiten heiße es häufig, sie seien „Menschen wie du und ich“, so Martinus.

Das dürfe nicht darüber hin- wegtäuschen, dass Alkohol- probleme, Partnerkonflikte, soziale Belastungen und ande- res signifikant häufiger ange- troffen werden. Auch das kön- ne zur Aufklärung der Delikte beitragen. Petra Bühring

Kontaktadresse:

Komitee Sicherheit für das Kind, DBV-Win- terthur-Haus, Leopoldstraße 204, 80804 München, Telefon: 0 89/36 06 37 49, E-Mail: geschaeftsfuehrung@sicherheit kind.de, Internet: www. sicherheitkind.de Das Komitee ist Mitglied der Bundes- arbeitsgemeinschaft Kindersicherheit.

Philosophie

Multimedialer Überblick

Helmut Essenschläger, Hans Kraml, Manfred Pascher: Sophia. Philosophie multimedial.

Surfen durch Denk Welten. öbv & hpt Ver- lagsgmbh & Co. KG, Wien, 2001, CD, 47,20 A

Der Philosoph Peter Sloterdijk hatte Ende der Neunzigerjahre eine umstrittene Rede auf Schloss Elmau gehalten, in der er sich unter dem Titel „Regeln für den Menschen- park“ mit Konzepten befasste, wie sich einer ausbreitenden Bestialisierung unter den Menschen mit Hilfe der Gentechnik begeg- nen lasse. Sloterdijk hatte damit seinen Hut in den Ring geworfen, der Schauplatz eines spannenden Wettstreites um den verant- wortlichen und menschlichen Umgang mit neuen Technologien werden sollte. Ge- kämpft wurde mit scharfen Argumenten und mit Angriffen auf Eitelkeiten. Es ging um das „Rechthaben“ – um nichts Geringe- res als um den Anspruch auf die Wahrheit.

Diesen handfesten Philosophenstreit vor Augen, lassen sich Stärke und Schwäche die- ser CD sezieren: Wer solche Diskurse sucht, konkrete Fragen und ihre Diskussion, Text- beispiele und Argumente, der wird damit nicht glücklich werden. Mit der CD lassen

sich keine großen Debatten am Computer nachvollziehen. Man sollte fragen dürfen, ob dann nicht doch ein Platon-Dialog hätte Platz finden können. Textbeispiele gibt es nicht. Die CD spart Erklärungen und kom- plexe Konstrukte, die hinter den kleinen Lexikoneinträgen stehen, sodass manches recht banal wirkt.

Hier liegt andererseits die Stärke des Me- diums, schraubt man den Anspruch zurück und gibt sich zufrieden mit einer Überblicks- darstellung und einem gut strukturierten Nachschlagewerk. Ob Kurzbiografien zu den Säulenheiligen des Fachs von der Antike bis zur Neuzeit, ein Glossar philosophischer Begriffe oder Einführungen in die Kernge- biete der Philosophie von Sprache über Me- taphysik bis hin zu Logik, Politik und Post- moderne – die CD lässt nichts vermissen.

Die Sprache ist einfach, und die Zusam- menhänge sind verständlich, ohne unzuläs- sig zu simplifizieren. Die CD ist ein Werk- zeug, um sich an Originalwerke und Feuille- ton-Debatten heranzuwagen. Auch Schüler dürften ihre Freude haben, wenn sie Philo- sophie- oder Religionsunterricht damit be- gleiten. Zudem schafft das Programm einen umfassenden Überblick über die Gebiete des Fachs, ohne fahrlässig zu vereinfachen oder zu werten. Roman Pletter

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