Hans Walser, [20160409]
Stereografische Projektion Idee und Anregung: R. S., C.
1 Problemstellung
Gegeben sind die vier Funktionen:
f1:z!z2+z
z2+1, f2:z!z2−z
z2+1, f3:z! 1−z
z2+1, f4 :z! 1+z
z2+1 (1)
Für eine reelle Zahl z werden die vier Punkte
A f
(
1( )
z ,f2( )
z)
, B f(
2( )
z , f3( )
z)
, C f(
3( )
z , f4( )
z)
, D f(
4( )
z ,f1( )
z)
(2)gebildet. Welche Eigenschaften haben die Vierecke ABCD?
Die Abbildung 1 zeigt die Situation für ganze Zahlen z∈ −1000,...,1000
{ }
.Abb. 1: Ganzzahlige Parameter
Hans Walser: Stereografische Projektion 2 / 7
2 Bearbeitung
Wir transformieren die Situation. Wir schieben den Punkt
( )
12,12 in den Ursprung und skalieren mit dem Faktor 2. Damit wird:g1:z! 2
(
f1( )
z −12)
= 2(
zz22+z+1−12)
= 12 z2z+22+1z−1g2:z! 2
(
f2( )
z −12)
= 2(
zz22−z+1−12)
= 12 z2z−22+1z−1g3:z! 2
(
f3( )
z −12)
= 2(
z1−2+1z −12)
= 12 −z2z−22+1z+1g4 :z! 2
(
f4( )
z −12)
= 2(
z1+z2+1−12)
= 12 −z2z2+2z+1+1(3)
Es ist:
g3
( )
z =−g1( )
zg4
( )
z =−g2( )
z (4)Aus der Symmetrie der Abbildungsgleichungen (3) und (4) folgt sofort, dass die Vier- ecke Quadrate mit Zentrum im Ursprung sind.
Wegen
g12
( )
z +g22( )
z =(
12 z2z+22+1z−1)
2+(
12 z2z−2z−12+1)
2 =1 (5)haben diese Quadrate den Einheitskreis als gemeinsamen Umkreis.
Die Abbildung 2 zeigt die neue Situation im Koordinatensystem.
Abb. 2: Zentrierte Situation
Auffallend sind für z∈! die Häufungspunkte bei den Quadratecken. Dazu folgende Erklärung.
3 Stereografische Projektion
Wegen der vierteiligen Drehsymmetrie der Quadrate können wir uns auf eine Quadrat- ecke beschränken. Die Abbildung 3 zeigt die Ecken A für z∈!.
Hans Walser: Stereografische Projektion 4 / 7
Abb. 3: Verteilung auf dem Einheitskreis
3.1 Vermutung
Die Verteilung der Punkte A auf dem Einheitskreis lässt eine stereografische Projektion vermuten.
Die stereografische Projektion (in der Ebene) ist eine Zentralprojektion des Kreises von einem Kreispunkt (blau in Abb. 4) aus auf die Tangente im gegenüberliegenden Kreis- punkt.
Abb. 4: Stereografische Projektion
Wir vermuten in unserem Beispiel, dass eine äquidistante Punktefolge (schwarz) mit der Äquidistanz 2 auf der Tangente auf den Kreis (rote Punkte) rückprojiziert wird. Das erklärt auch, warum das (blaue) Projektionszentrum zum Häufungspunkt der roten Punkte wird.
3.2 Beweis
Wegen (5) ist folgende Substitution zulässig:
g1
( )
z = 12 z2+2z−1z2+1 =cos
(
t− 34π)
=− 12cos( )
t + 12sin( )
tg2
( )
z = 12 z2−2z−1z2+1 =sin
(
t−34π)
=− 12cos( )
t − 12sin( )
t (6)Daraus ergibt sich:
z2+2z−1
z2+1 =−cos
( )
t +sin( )
tz2−2z−1
z2+1 =−cos
( )
t −sin( )
t (7)Hans Walser: Stereografische Projektion 6 / 7 Addition und Subtraktion der beiden Gleichungen (7) liefert:
cos
( )
t =−zz22−1+1sin
( )
t = 2zz2+1
(8)
Daraus folgt:
tan
( )
t =1−z2z2 (9)Vergleich mit dem Additionstheorem des Tangens
tan
( )
t =tan( )
2t +2t =1−tan2 tan( )
22tt( )
2 (10)liefert:
z=tan
( )
2t (11)Die Abbildung 5 zeigt die stereografische Projektion in der üblichen Darstellung.
Abb. 5: Stereografische Projektion t t
2
−1 1
2 tan
( )
2t =2zWir sehen, dass sich für z∈! eine äquidistante Punktfolge mit der Äquidistanz 2 ergibt.