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Zur Religion der Achaemeniden*).
Von
W. Bang.
Im Museon vol. VIII. pag. 393 habe ich vorgeschlagen, den
Anfang von Farg. 1.
§ 2. azem dadham , spitama zarathushtra , aso rämo däitim,
noid kudad säitim; etc.
folgendermassen zu übersetzen:
§ 2. Ich schuf, Spitama Zarathushtra, den Ort (collect.) zu
einer Schöpfung der Anmuth — nirgends (schuf ich
jedoch) Glück.
Wenn man sich dieser Uebersetzung allgemein anschliesst, so
habeu wir ein neues Indicium, dass die Achaemeniden keine Zoro¬
astrier waren, denn Farg. I, 1 folgg. steht vollkommen im Wider¬
spruch mit dem bekannten keilinschriftlichen: baga vazraka aura¬
mazdä hya imäm bumim adä hya avam asraänam adä hya martiyam
adä hya Myätim adä martiyabyä.
Den BegrifF, den die Eräner mit SiyätiS = Säitish verbanden,
ganz präcis zu definiren , dürfte schwer sein ; auf keinen Fall ist
siyätiS mit Bartholomae „Wohnplatz" , wie ich an anderer Stelle
gezeigt habe.
1) Zu ZDMG. 43, pag. 533 unten vergl. man auch ZDMG. 40, pag. 105
»nten, worauf mich Herr Prof. Wilhelm gütigst aufmerksam machte.
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Anzeigen.
Pardaisa dh a Edhen seu Paradisus Eden Carmina
auctore Mär Ebed Isd Sobensi Primum edidit ct notis
instruxit Gabriel Car dahi Libanensis linguarum arab.
et syr professor Romae. Beryti ex typogr. Catholica
S. J. 1889 (8 und 129, gr. 4.).
Ebed-Jesu Sobensis carmina selecta e.v libro Paradi¬
sus (sic) Eden edidit et latine reddidit H. G ism ondi
S. J. Beryti ex typogr. PP. Soc. Jesu. 1888 (XVI und
128, 8.).
Im 29. Bande dieser Zeitschrift (S. 496 ff.) berichtet der sei.
Pius Zingerle über das 1290/1 n. Chr. geschriebne „Edenparadies',
das zu den Hariri'schen Maqämen „bunten Vögeln ') und über¬
tünchten Gräbern" ein iu der Kunst ebenbürtiges , im Inhalt weit vortrefflicheres Gegenstück abgeben sollte. Der Verfasser Ebedjesu (genauer 'Ebhedh jesu) oder vielmehr nach ostsyrischer Aussprache 'Äudtso', nestorianischer Metropolit von Nisibis, hat sich durch seine
Uebersicht über die syrische Litteratur und durch seiuen Nomo-
kanon solche Verdienste erworbeu , dass wir es schou verzeihen
köunen, wenn dieser Versuch, Hariri zu übertreffen, uicht besouders
gelungen ist. Sagt doch selbst Ziugeile, der sich mit Liebe iu die
syrische Poesie versenkt hatte : „Austatt des einladenden Nameus
Paradies verdieut das Werk übrigens vielmehr den Titel einer öden
Heide mit einigeu duft- und farblosen Blumen' (a. a. 0. S. 497).
Von der Genialität und dem übermüthigen Humor Hariri's, die uns
auoh die grössteu sprachlichen Kuust- uud Wagestücke als ein
anmuthiges Spiel erscheiuen lassen, hat der prosaische Syrer keine
Spur. Der Inhalt ist durchweg erbaulich oder doch ernsthaft
paränetisch , manchmal rein dogmatisch und nicht seiteu gradezu
langweilig. Man halte nur, wie schou Zingerle gethan hat, das
1) So, nicht „einem mit Bildern geschmückten Yielistall" können dio
AVorte \\,\.,JD j»»^ S. ;!, ß (aus Jer. 12, 9) allein aufgefasst werden; J , - ^ ist fem., nicht aber j««^ .
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