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Gichttherapie immer wieder anpassen

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Academic year: 2022

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Gicht ist abgesehen von den sehr schmerzhaften Symptomen ein unab- hängiger Risikofaktor für Herzinfarkt, selbst jüngere Gichtpatienten und sol- che ohne andere kardiovaskuläre Risi- kofaktoren haben ein erhöhtes Myo- kardrisiko (1).

Weil die Gicht eine lebenslange Be- handlung nach sich zieht, muss eine eindeutige klinische oder radiologisch bestätigte Diagnose einer tophischen Gicht gestellt werden, dies fordert Prof.

Jean Dudler. Eine urikostatische Thera- pie ist bei mehr als zwei wiederkeh- rende Episoden akuter Gichtanfälle pro Jahr, bei rezidivierender Uratneph- rolithiasis und bei Uratnephropatie empfohlen.

Nur in 10 bis 20 Prozent der Fälle ist die Gicht Resultat einer Harnsäure- überproduktion, bei den meisten ist die Ursache eine verminderte Harnsäure- ausscheidung der Niere. Krankheitser- schwerende Faktoren wie zum Beispiel eine purinreiche Kost, Medikamente wie Diuretika, Ciclosporin, Tacroli- mus, Salicylate, Levodopa, Ethambutol oder Pyrazinamid können die Harn- säurekonzentration erhöhen. Eine Ernährungsumstellung auf purinarme Kost senkt den Harnsäureanteil jedoch um höchstens 10 Prozent. Alkohol da- gegen, insbesondere Bier, erhöht die Produktion und vermindert gleichzeitig

die Ausscheidung von Harnsäure in viel entscheidenderem Ausmass, so Dudler. Das gilt auch für alkoholfreies Bier, fruktosehaltige Softdrinks und Orangensaft.

Eingestellter Harnsäurewert bleibt nicht fix

Bei einem Gichtpatienten sollte die Wirkung der Therapie hinsichtlich der Frage, ob der Uratwert nicht über- schritten wird, regelmässig überprüft werden. Dieser kann sich verändern.

Eine amerikanische Untersuchung zeigte, dass unter erwachsenen Gicht- patienten unter harnsäuresenkender Therapie 49 Prozent einen Uratspiegel von über 360 µmol/l aufweist, Gichtpa- tienten mit chronischer Nierenerkran- kung (Stadium 2–5) oder einer Nieren- steinanamnese haben in zwei Drittel der Fälle einen Uratspiegel von über 360 µmol/l. Bei älteren oder hyper - tonen Gicht patienten war die Präva- lenz für einen Uratspiegel von über 360 µmol/l nied riger, bei Gichtpatien- ten mit Diabetes mellitus und Adiposi- tas dagegen höher (2).

Goldene Regel

Der normale Harnsäurewert liegt bei Frauen zwischen 150 und 360 µmol/l, bei Männern zwischen 210 bis 420 µmol/l.

Ein grosser Prozentsatz der Patienten

mit einem Serumharnsäurespiegel von über 600 µmol/l wird früher oder spä- ter symptomatisch.

Die Therapie besteht aus einer Schmerz- und Entzündungshemmung während eines Gichtanfalls (Antiphlo- gistika, Colchicin) sowie einer medika- mentösen Senkung des Harnsäurespie- gels mit Urikostatika (Xanthinoxidase- Hemmer: Allopurinol, Febuxostat) und als zweite Wahl Urikosurika (Probene- cid, Benzbromaron).

Erste Wahl für eine urikostatische The- rapie ist der Einsatz von Allopurinol 300 bis 600 mg pro Tag, die Höchst - dodis liegt bei 800 mg. Die Dosis wird beginnend bei 50 bis 100 mg in 50- bis 100-mg-Schritten alle 2 bis 4 Wochen auftitriert. Allopurinol senkt den Harnsäurespiegel, Zielwert ist ein Spiegel unter der Löslichkeitsgrenze von 360 µmol/l. Bei Bedarf soll die Therapie angepasst und intensiviert werden, auch auf Dosen über 300 mg, so Dudler. Allopurinol kann zu Neben- wirkungen führen wie Dyspepsie, Kopf- schmerzen, Durchfall, juckendem Haut- ausschlag in den ersten Wochen. Schwere Nebenwirkungen wie beispielsweise Nephritis, Vaskulitis, granulomatöse Hepatitis, toxische Epidermolyse und das DRESS-Syndrom (Drug Rash with Eosiniphilia and Systemic Symptoms), das mit Polyadenopathie, hohem Fieber, Hepatitis, interstitieller Pneu - monie, interstitieller Nephritis oder Myokarditis einhergehen kann, kom- men selten vor. «Klären Sie die Patien- ten darüber auf, denn nur 30 bis 60 Prozent von ihnen nehmen das Allo- purinol ein Jahr lang», so Dudler. Bei Unverträglichkeit oder ungenügender Wirkung von Allopurinol kann als Alternative auf Febuxostat umgestellt werden. Die Dosierung beträgt 80 bis 120 mg pro Tag. Die Anfangsdosis liegt bei 40 mg, eine Dosiserhöhung erfolgt

BERICHT

Gichttherapie immer wieder anpassen

Harnsäurewert ändert sich je nach Komorbidität

Gicht ist eine chronische Erkrankung, die sich kontinuierlich manifestiert und deren Ursache in einer unkontrollierten Hyperurikämie begründet ist. Das therapeutische Ziel besteht darin, den Uratwert unterhalb der Löslichkeits- grenze zu halten und damit Ablagerungen von Harnsäure im Gewebe zu ver- meiden. Wie das am besten geht, erklärte Prof. Jean Dudler vom Kantonsspi- tal Fribourg am Satellitensymposium von Menarini anlässlich der SGAIM in Lausanne.

Valérie Herzog

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nach 2 bis 4 Wochen. Dosis anpas sun - gen bei leichter und mittelschwerer Nieren- oder Leberinsuf fi zienz sowie bei älteren Patienten braucht es keine.

Unter Febuxostat ist mit einer Erhö- hung der hepatischen Enzyme und einer diskreten Erhöhung von kardio- vaskulären Ereignissen zu rechnen.

Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen, Hautausschlag und Ödeme sind häu- fige Nebenwirkungen. Zu akuten Gicht- anfällen kann es ebenfalls kommen, da durch die Senkung des Harnsäure-

spiegels Uratablagerungen im Gewebe mobilisiert werden können. Bezüglich Wirksamkeit ist die Behandlung mit Febuxostat 80 oder 120 mg einer Allo- purinoltherapie 100 bis 300 mg hin- sichtlich der Senkung des Harnsäure- spiegels unter die Löslichkeitsgrenze von 360 µmol/l überlegen, wie die 52 Wochen dauernde FACT-Studie bei 720 Patienten statistisch signifikant

gezeigt hat (3).

Valérie Herzog

Referenzen:

1. Kuo CF et al.: Risk of myocardial infarction among patients with gout: a nationwide population-based study. Rheumatology 2013; 52: 111–117.

2. Juraschek SP et al.: Gout, urate-lowering therapy, and uric acid levels among adults in the United States.

Arthritis Care Res 2015; 67: 588–592.

3. Garcia-Valladares I et al.: Efficacy and safety of Febuxostat in patients with hyperuricemia and gout.

Ther Adv Musculoskelet Dis 2011; 3: 245–253.

Quelle: Satellitensymposium Menarini AG: «La goutte au fil du temps». Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine und Innere Medizin (SGAIM), 3.–5. Mai 2017, Lausanne.

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