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die Eutergesundheit vor dem Trockenstellen sowie 3

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19. Jahrestagung, 16.– 18. Oktober 2018, FBN Dummerstorf

1 Automatische Verringerung der Milchleistung vor dem Trockenstellen – eine

Melkeinstellung zur Vorbereitung des selektiven Trockenstellens

Ute Müller*, Lisett Marie Martin*, Wolfgang Büscher**

*Universität Bonn, Institut für Tierwissenschaften, Abtl. Physiologie und Hygiene, Katzenburgweg 7-9, D - 53115 Bonn

**Universität Bonn, Institut für Landtechnik, Abtl. Verfahrenstechnik in der tierischen Erzeugung, Nussallee 5, D - 53115 Bonn

Einleitung

Das Trockenstellen von hochleistenden Kühen erfordert umsichtige Managemententscheidungen und -maßnahmen. Dabei stellen folgende Aspekte Herausforderungen für das Management dar:

1. die zum Teil noch hohe Milchleistung vor dem Trockenstellen (> 20 kg/Tag), 2. die Eutergesundheit vor dem Trockenstellen sowie

3. der Schutz des Euters vor Infektionen während der Trockenstehphase

Bestätigen die Kontrollen vor dem Trockenstellen (entsprechend von Entscheidungsbäumen zum selektiven Trockenstellen) eine gute Eutergesundheit, bleibt immer noch das Risiko für Neuinfektionen in der ersten Phase der Trockenstehzeit aufgrund der hohen Milchleistung vor Beginn des eigentlichen Trockenstellens. Grund für das Risiko ist der erhöhte Euterinnendruck in den ersten Tagen nach abrupter Beendigung des Melkens und die damit verbundenen Öffnung des Zitzenstrichkanals. Aktuelle Lösungsansätze der Praxis, um eine Milchmengenreduktion in der Spätlaktation (ohne Medikamentengabe) zu erreichen, sind:

das Überspringen einzelner Melkzeiten und/oder

die drastische Reduktion der Energiezufuhr (z.B. durch abrupte Fütterungsumstellung auf Heu)

Diese Vorgehensweisen bergen jedoch, ebenso wie das abrupte Abmelken, folgende Risiken:

ausbleibender Spüleffekt des Milchstroms während des Melkens und/oder

Stoffwechselbelastungen aufgrund der Rationsumstellungen – bis hin zu Hunger – in der Hochträchtigkeitsphase.

Beides kann zur Beeinträchtigung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Tiere führen – trotz begrüßenswerter Absicht, die Trockenstehphase ohne Einsatz von antibiotischen Trockenstellern zu beginnen.

Um bei hochleistenden Kühen in der Spätlaktation die Milchproduktion zu senken und damit eine neuartige Möglichkeit zur tierschonenden Vorbereitung auf die Trockenstehphase zu bieten, wurde von GEA Farm Technologies (Bönen) und der Universität Bonn ein Softwaremodul zur automatisierten Milchmengenreduktion entwickelt. Durch die innovative Fähigkeit, das Melkzeug nach absolut gemolkener Menge und nicht nach Durchflussmenge abzunehmen, ermöglicht die Software eine sukzessive Reduzierung des Ausmelkgrades unter Beibehaltung des zweimal täglichen Spüleffekts.

Das Innovative an dieser Entwicklung ist, dass die ermolkene Milchmenge (kg/Tag) von Melkzeit zu Melkzeit durch die automatische Abnahme stufenweise (entsprechend einem Step-Down-Programm) so reduziert werden kann, dass sich die Milchproduktion langsam, auf natürlichem Wege reduziert. Bisher wird die automatische Abnahme aufgrund des

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Milchflusses (g/min) gesteuert (von 50 g/min bis 1.000 g/min), um ein Blindmelken zu verhindern.

Durch die kontinuierlich vorzeitige Melkzeugabnahme reduziert sich der Euterinnendruck und dem Tier wird der physiologische Anreiz der maximal möglichen Milchentnahme genommen. Bei dieser Entwicklung wird von der Arbeitshypothese ausgegangen, dass sich die Milchproduktion im Euter an der „Nachfrage“, also der ermolkenen Milchmenge, orientiert. Durch den geringeren intramammären Druck nach dem eigentlichen Beginn der Trockenperiode wird die Gefahr des Auslaufens der Milch reduziert. Dadurch wird der Zitzenstrichkanal, eine wesentliche Abwehrbarriere mit verschiedenen Abwehrmechanismen, nicht erneut geweitet und somit die Gefahr von Neuinfektionen minimiert. Voraussetzung für dieses Verfahren ist ein gesundes Euter mit physiologisch normalem Zellgehalt und ohne bakteriologischen Nachweis.

Ziel unserer Studie war es, zu zeigen, dass eine allmähliche Reduzierung der Milchleistung bei jedem Melken vor dem Trockenstellen eutergesunder Tiere ermöglicht wird, ohne den Gesundheitsstatus zu beeinträchtigen.

Material und Methoden

Aus der Holstein Friesian Herde der Lehr- und Forschungsstation Frankenforst der Universität Bonn (Königswinter) wurden 59 eutergesunde Tiere ausgewählt (Zellzahl <

100.000 Zellen/ml und negativer bakteriologischer Befund in Viertelanfangsgemelksproben).

Die Kühe werden in einem 2x4 Gruppentandem zwei Mal täglich gemolken.

Versuchsgruppe: 29 Kühe wurden über durchschnittlich 10,5 (± 1,8) Tage vor dem Trockenstellen (ca. am 230. Trächtigkeitstag) durch Anwendung der Software das Melkzeug sukzessive früher abgenommen (durchschnittlich 1,1 kg/Tag) und damit der Ausmelkgrad täglich reduziert.

Kontrollgruppe: 30 Tiere dienten als gesunde Vergleichstiere und wurden bis zum Trockenstellen (ca. am 230. Trächtigkeitstag) mit der automatischen Abnahme bei einem Milchfluss von 300 g/min abgenommen.

Nach den Versuchstagen (vor dem Trockenstellen) wurden bei der folgenden Melkzeit die Euter der Versuchstiere mit der konventionellen automatischen Melkzeugabnahme (bei 300 g/min) ausgemolken, um die akkumulierte Milchmenge der Versuchstage vollständig zu ermelken. Aufgrund der hohen Milchmenge wurde das Versuchsdesign im Laufe des Versuchs angepasst: Zur Kalkulation der adaptierten Tagesmilchproduktion erfolgten zwei weitere Melkzeiten bei konventioneller Melkzeugabnahme, bevor die Versuchstiere letztendlich trockengestellt wurden.

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3 Von den Versuchs- und Kontrolltieren wurde 14 Tage vor und während der Versuchsphase (durchschnittlich 10,5 Tage vor dem Trockenstellen) folgende Proben gezogen bzw. Daten erhoben:

5 Viertelanfangsgemelkproben pro Kuh im Abstand von 5-7 Tagen zur zytobakteriologischen Untersuchung nach den Leitlinien der DVG(2012)

Tägliche Milchmenge, Melkdauer, durchschnittlicher Milchfluss, letzter Milchfluss vor Abnahme der Melkzeuge etc.

Zusätzlich wurden verschiedene interne Zitzenkonditionsparameter mit einer 18 MHz Ultraschallsonde gemessen. Die Ergebnisse stehen zum Zeitpunkt der Abgabe des Tagungsbeitrags nicht zu Verfügung.

Die Daten wurden mit gemischten linearen Modellen und Post Hoc Tests mit SPSS Version 25.0 analysiert. Die Ergebnisse werden als Mittelwert ± Standardabweichung angezeigt. Das Signifikanzniveau liegt bei p ≤ 0,05.

Ergebnisse

Durch das stufenweise intensivierte Belassen von Restmilch im Euter konnte bei allen Tieren eine Reduktion der Milchleistung, berechnet durch die Milchmenge der letzten beiden Melkzeiten vor dem Trockenstellen, verzeichnet werden (im Mittel -34 % ± 13 % im Verhältnis der Startmilchmenge, siehe Tabelle 1). Die Milchmengenreduktion in der letzten Laktationsphase wurde so durch die Software bei den Versuchstieren auf das 10fache dessen erhöht, was bei den Kontrolltieren als Leistungsdepression während der Untersuchungsphase beobachtet werden konnte.

Zur Analyse des Milchflusses im Melksystem zum Zeitpunkt der vorzeitigen Abnahme der Melkzeuge wurde der zuletzt von dem Milchmengenmessgerät (Metatron©) gemessene Wert für die Versuchsgruppe festgehalten. Im Durchschnitt der Versuchstage lag der Milchfluss zum Zeitpunkt der Abnahmen bei 3,4 ± 1,5 kg/min (Min.: 0,4 kg/min, Max.: 6,5 kg/min).

Tab. 1: Entwicklung der Milchleistungsreduktion in der Versuchs- und in der Kontrollgruppe in der Versuchsphase vor dem Trockenstellen

Versuchs-

gruppe

Kontroll-

gruppe Sign.

Startmilchmenge kg/Tag 20,6 + 3,2 21,0 + 3,7 n.s.

Erreichte Endmilchmenge* kg/Tag 19,9 + 3,7 13,6 + 4,3 < 0,001 Erreichte Milchmengenreduktion g/Tag 70 + 120 700 + 270 < 0,001

*Summe aus den letzten beiden Gemelken vor dem Trockenstellen bei konventioneller automatischer Abnahme

Bezüglich Eutergesundheit wurde kein Fall von Mastitis verzeichnet, und die durchschnittliche Zellzahl lag bei beiden Gruppen weit unter dem Grenzwert von 100.000 Zellen/ml. Eine Verschlechterung der Eutergesundheit (Erhöhung der Zellzahl bei gleichzeitig negativem bakteriologischen Befund) trat bei einem Versuchstier und zwei Vergleichstieren auf.

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Schlussfolgerung

Das entwickelte Softwareprogramm trägt nicht nur zu einer effektiven Verringerung der Milchleistung vor dem Trockenstellen bei. Dieses Prozedere kann zudem ohne negative Konsequenzen für die Eutergesundheit bei eutergesunden Kühen durchgeführt werden. Die automatisierte Leistungsreduktion schafft somit optimale Voraussetzungen für ein tierschonendes und antibiotikafreies Trockenstellen von hochleistenden, gesunden Milchkühen.

Literatur

DVG (Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e. V.) 2012: Leitlinien zur Bekämpfung der Mastitis des Rindes als Bestandsproblem, Fachgruppe "Milchhygiene", Hrsg.: Fehlings, K., J. Hamann, W.

Klawonn, K. Knappstein, R. Mansfeld, G. Wittkowski & M. Zschöck, 5. Auflage, Gießen

Die Förderung des Vorhabens erfolgte aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgte über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Programms zur Innovationsförderung.

Abbildung

Tab. 1:  Entwicklung der Milchleistungsreduktion in der Versuchs- und in der Kontrollgruppe in der  Versuchsphase vor dem Trockenstellen

Referenzen

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