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Stand der Eutergesundheit und der angewandten Mittel zum Trockenstellen in ausgewählten rinderhaltenden Betrieben in NRW

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Notizen aus der Forschung Nr. 36/September 2019

- Fachbereich Agrarwirtschaft, Soest - www4.fh-swf.de/cms/forschungsnotizen/

Stand der Eutergesundheit und der angewandten Mittel zum Trockenstellen in ausgewählten rinderhaltenden Betrieben in NRW

Anne Thönnissen, Elena Meininghaus, Andreas Rienhoff, Odile Hecker, Marc Boelhauve Einleitung

Eine Verbesserung der Haltungsbedingungen in der Milchviehhaltung hat dazu geführt, dass ein generel- les antibiotisches Trockenstellen auf Herdenebene bereits in vielen Betrieben nicht mehr praktiziert wird. In Abhängigkeit von der tatsächlichen Euterge- sundheitssituation der Herde und den vorherrschen- den Leitkeimen kann also ein selektiver Einsatz anti- biotischer Trockensteller erfolgen. In Kombination mit einem internen Versiegler zur Prävention von Neuinfektionen während der Trockenstehphase soll so ein guter Schutz der ganzen Herde gewährleistet werden. Je nach Form des selektiven Trockenstell- modells müssen allerdings regelmäßige Untersu- chungen zum Eutergesundheitsstand vorgenommen werden, die über den reinen Schalmtest hinausge- hen (DLG E.V. 2014).

Material und Methoden

Im Rahmen des Forschungsprojektes der FH SWF

„Tierhygiene in der NRW-Rinderhaltung – Status Quo der Hygienesituation und des Hygienebewusstseins – Anreizsysteme zum Hygieneverbesserung schaffen“

wurden im Zeitraum vom 10.01. bis 27.05.2017 Vier- telanfangsgemelksproben (VAG) zum Trockenstellen von insgesamt 188 Milchkühen in 12 Praxisbetrieben in den Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold und Münster gewonnen. Die Auswahl der Betriebe er- folgte auf Grundlage der Teilnahmebereitschaft an der Untersuchung, einer möglichst großen Tierzahl in den entsprechenden Reproduktionsphasen und ei- ner ausreichenden räumlichen Nähe zum Standort Soest, um eine möglichst schnelle Probennahme nach der Kalbung zu gewährleisten. Die Entnahme der VAG-Proben erfolgte bei den einzelnen Tieren unmittelbar vor dem Trockenstellen. Der Sekretbe- fund, die verwendeten Mittel sowie Besonderheiten wurden dazu erfasst. Die Milchproben wurden auf ihren Zellgehalt (DeLaval CellCounter) sowie bakteri- ologisch (selektive und nicht selektive Nährböden sowie kommerzielle Schnelltests zur biochemischen Identifizierung, inkl. Antibiogramm) untersucht.

Ergebnis

Zum Zeitpunkt des Trockenstellens wurden 40,5 % der Euterviertel als vollständig gesund eingestuft, die restlichen 59,5 % wiesen Infektionsanzeichen auf (vgl. Tab. 1). Zwischen den Eutervierteln gab es keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Befalls-

häufigkeit, dies gilt sowohl für Infektionsanzeichen als auch für die Erregernachweise.

Tab. 1: Definition der Eutergesundheit nach DVG E. V.

(2012) und viertelgenauer Eutergesundheitsstatus der 188 Projektkühe zum Trockenstellen (n = 743 VAG- Proben)

Zellgehalt pro ml Milch

Erreger-

nachweis Beurteilung Anteil Tiere in

%

< 100.000 negativ normale

Sekretion 40,5

> 100.000 positiv Mastitis 15,9

< 100.000 positiv latente Infektion 8,1

> 100.000 negativ unspezifische

Mastitis 35,5

Über alle Betriebe hinweg ergab sich zum Trocken- stellen eine Anzahl von insgesamt 565 Eutervierteln mit negativem Erregerbefund und 178 Vierteln mit Erregernachweis (Summe 743). Die meisten Erreger sind mit 77,9 % (n = 187) der Gruppe der Koagulase- negativen Staphylokokken (KNS) zuzuordnen. Weite- re umweltassoziierte Erreger folgten in der Häufig- keit mit 18,3 % (n = 44). Euterassoziierte Erreger spielten mit 3,8 % der Nachweise (n = 9) eine unter- geordnete Rolle (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Bakteriennachweise (Erregergruppen und Anzahl Befunde) zum Trockenstellen (n = 240) bei 188 Projekttieren

Davon waren 127 Viertel mit einem, 43 Viertel mit 2, 5 Viertel mit 3 und 3 Viertel mit 4 Bakteriennachwei- sen (Summe 240). Bei den Eutervierteln mit mehre- ren Bakteriennachweisen überwog die Anzahl an Kombinationen mehrerer KNS sowie KNS mit ande- ren umweltassoziierten Erregern. Kombinationen mit gramnegativen, umweltassoziierten Erregern oder Enterobakterien traten vereinzelt auf.

9

187 14

23 2

5 euterassoziierte

Erreger KNS

Umweltstreptokok ken weitere Gram+

Umwelterreger Enterobakterien Pilze

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Notizen aus der Forschung Nr. 36/September 2019

- Fachbereich Agrarwirtschaft, Soest - www4.fh-swf.de/cms/forschungsnotizen/

Mit einer Ausnahme wurden alle Tiere zwar tierindi- viduell, nicht jedoch viertelindividuell trocken ge- stellt. Es erfolgte immer der Einsatz eines antibioti- schen Trockenstellers (n = 53 Tiere), eines internen Zitzenversieglers (n = 19 Tiere) oder einer Kombina- tion aus beiden Mitteln (n = 116 Tiere). Kein Tier wurde ohne Hilfsmittel trocken gestellt. In der Sum- me von alleiniger antibiotischer Therapie zum Tro- ckenstellen und einer Kombination mit einem inter- nen Zitzenversiegler wurden 89,9 % der Tiere (n = 169) antibiotisch trocken gestellt. Der Vergleich der Erregernachweise mit dem Einsatz antibiotischer Trockensteller zeigt, dass in insgesamt 68 % der Eu- terviertel ein antibiotischer Trockensteller platziert wurde, obwohl kein Erregernachweis vorlag (vgl.

Abb. 2).

Abb. 2: Einsatz antibiotischer Trockensteller bei n = 188 Tieren im Vergleich zum mikrobiologischen Be- fund, viertelgenau (n = 743)

Diskussion

Der mit 40 % vergleichsweise geringere Anteil euter- gesunder Tiere dieser Untersuchung könnte sich durch die Auswertung mehrerer Parameter der Eu- tergesundheit ergeben. Beispielsweise fanden REIN- ECKE und ALBERS in ihrer Untersuchung zur ersten MLP nach der Kalbung etwa 60 % eutergesunde Tiere, nutzten aber lediglich die somatische Zellzahl zur Einschätzung der Eutergesundheit.

Bereits in einem vorangegangenen Forschungspro- jekt zum Einfluss der Liegeboxensauberkeit (THÖNNIS- SEN et al. 2015) zeigte sich ein geringer Anteil euter- assoziierter Erreger, während KNS die größte nach- gewiesene Erregergruppe war. Dies deckt sich eben- so mit den Daten anderer Studien (KRÖMKER et al.

2010) und wird von der DVG als grundsätzlicher Trend in der „Verschiebung der Mastitisflora“ be- schrieben. Im Vergleich zu den klassischen, euteras- soziierten Erregern sind die Heilungsraten bei Infek- tionen mit KNS hoch und die Schäden am Euterge- webe heilen meist vollständig aus (IFM o. J.). Eine

passende Bekämpfung dieser Erreger zeigt also hohe Erfolgsraten.

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass häufig antibiotische Trockensteller eingesetzt werden, ob- wohl zum Zeitpunkt des Trockenstellens keine Erre- ger nachweisbar sind. Daher kann infrage gestellt werden, ob ein genereller Einsatz antibiotischer Trockensteller für alle Euterviertel eines Tieres er- forderlich ist. Bei niedrigen Zellzahlen und negativem Erregernachweis kann stattdessen ein interner Zit- zenversiegler eingesetzt werden (HUXLEY et al. 2002, ROBERT et al. 2008). Dies setzt allerdings voraus, dass für jedes Tier zum Trockenstellen eine bakteriologi- sche Untersuchung der Viertelgemelksproben durchgeführt wird. Zudem wurde in der vorliegen- den Untersuchung vor dem antibiotischen Trocken- stellen in keinem Fall ein Antibiogramm zur Bestim- mung des passenden Wirkstoffes zur Bekämpfung einer bestehenden Infektion angefertigt. Daher war nicht bekannt, ob die eingesetzten Mittel die ge- wünschte Wirkung erzielen oder ob durch deren Einsatz Resistenzen gefördert werden. Die Resistenz- lage in den Betrieben dieser Untersuchung wird Gegenstand einer weiteren Forschungsnotiz sein.

Danksagung/Finanzierung: Diese Arbeit wurde von der Tier- seuchenkasse NRW finanziert.

Quellen

DLG E.V. (2014): DLG-Merkblatt Nr. 400 Trockenstellen von Milchvieh, 1. Auflage, Frankfurt am Main

DVG E. V. (2012): Leitlinien Bekämpfung der Mastitis des Rindes als Bestandsproblem, 5. Auflage, Verlag der DVG Service GmbH, Gießen

HUXLEY,J.,GREEN,M.,GREEN,L.,BRADLEY,A.(2002): Evaluation of the efficacy of an internal teat sealer during the dry period.

J Dairy Sci 2002; 85: 551–561

INSTITUT FÜR MILCHUNTERSUCHUNG (IFM) (o. J.): Mastitiserreger https://www.milchuntersuchung.de/Mastitiserreger_2.ht ml (19.09.2019)

KRÖMKER,V.,PFANNENSCHMIDT,F.,FRIEDRICH,J. (2010): Neuinfek- tionsrate der Milchdrüsen von Milchkühen in der Trocken- periode nach Anwendung eines internen Zitzenversieglers zum Trockenstellen. Berl Münch Tierärztl Wochenschr 2010; 123: 215 – 220

REINECKE, F., ALBERS, D. (2013): Effizienz der Trockenstehzeit https://www.wgmev.de/component/edocman/effizienz- der-trockenstehzeit-reinecke-albers-2013.html

(19.09.2019)

ROBERT, A., ROUSSEL, P., BAREILLE, N., RIBAUD, D., SÉRIEYS, F., HEUCHEL,V.,SEEGERS,H. (2008): Risk factors for new intra- mammary infections during the dry period in untreated cows from herds using selective dry cow therapy. Animal 2008; 2: 247 – 254

THÖNNISSEN, A.,BERGLAR, J.,ROSE, S., BRAUN, J., BOELHAUVE, M.

(2015): Hygienische Aspekte der Liegeboxeneinstreu bei Milchrindern in NRW. Forschungsberichte des Fachbe- reichs Agrarwirtschaft Soest, Nr. 37

21%

3%

68%

8%

Bakteriennachweis + antibiot.

Trockensteller Bakteriennachweis + kein antibiot.

Trockensteller kein

Bakteriennachweis + antibiot.

Trockensteller kein

Bakteriennachweis + kein antibiot.

Trockensteller

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