Versuchsbericht 2013 Bernburg
Hybridwintergerste „Hobbit“
Bestandesführung N-Düngung
Wintergerste, Hybridsorte, Bestandesführung, N-Düngung
ZUSAMMENFASSUNG
Hybridwintergerste bedarf nach Angaben der das Saatgut anbietenden Firma einer besonderen Bestandesführung. Um diesbezügliche Empfehlungen zu überprüfen, wurden in dieser Versuchs- serie mit der Sorte Hobbit am Standort Bernburg (Löss-Schwarzerde) durch Variation des Saat- termins (Mitte September, Anfang Oktober, Mitte Oktober) drei zu Vegetationsbeginn im Frühjahr unterschiedlich entwickelte Bestände erzeugt und diese zur 1. N-Gabe jeweils unterschiedlich (0, 30, 60, 90 kg/ha N) angedüngt. Die 2. und 3. N-Gabe wurden komplementär gegeben, so dass alle Prüfglieder in der Summe einheitlich mit 180 kg/ha N versorgt waren.
Die unterschiedliche Andüngung hat den Kornertrag der drei Bestände, die zu Vegetationsbeginn mit ES 24/23/12 unterschiedlich weit entwickelt waren, in diesem Versuchsjahr teilweise unter- schiedlich beeinflusst. Für einen hohen Ertrag war beim 2. und 3. Saattermin eine hohe Andün- gung (60 bzw. 90 kg/ha N) nötig. Bei Frühsaat war die Wirkung der Höhe der Andüngung indiffe- rent. Die Notwendigkeit einer differenzierten Andüngung unterschiedlich entwickelter Bestände lässt sich aus diesem Ergebnis nicht ableiten. Der Rohproteingehalt reagierte erwartungsgemäß durchgehend positiv auf die Höhe der späten Teilgaben.
VERSUCHSFRAGE
Seit einigen Jahren werden von Syngenta unter der Markenbezeichnung „Hyvido“ Hybrid-Winter- gersten angeboten, die nach Firmenangaben aufgrund ihres hohen Ertragspotenzials und ihrer be- sonderen Wachstumsdynamik einer speziellen Bestandesführung bedürfen. So empfiehlt die Firma wegen der hohen Bestockungsfähigkeit dieser Sorten gegenüber konventionellen eine Reduzie- rung der Aussaatstärke um ein Drittel, die Anpassung der Saatstärke an den Saattermin sowie die Anpassung der Höhe der 1. N-Gabe zu Vegetationsbeginn im Frühjahr an den Entwicklungszu- stand des Bestandes. Außerdem wird eine Wachstumsreglerdoppelbehandlung und ein zuverläs- siger Schutz vor Blattkrankheiten empfohlen. In zwei Feldversuchsserien am Standort Bernburg (Löss-Schwarzerde) wird geprüft, ob sich die Vorteilswirkung von Elementen dieser Strategie im Vergleich zu konventionellen Sorten belegen lässt.
Im vorliegenden Versuch wird der Effekt der Anpassung der Höhe der 1. N-Gabe im Frühjahr an den Entwicklungszustand des Bestandes auf Kornertrag und Rohproteingehalt der Hybridsorte Hobbit geprüft. Das Prinzip der durch die Firma empfohlenen Düngestrategie besteht darin, die Bestockung weit entwickelter Bestände (Frühsaaten) mit einer reduzierten 1. Gabe zu “bremsen”, die schwächer entwickelter Bestände (Spätsaaten) mit einer erhöhten Gabe dagegen anzuregen.
Hierzu wurden durch Variation des Saattermins (Mitte September, Anfang Oktober, Mitte Oktober) in Kombination mit angepasster Saatstärke (200, 250, 300 kf. Körner/m²) drei zu Vegetationsbe- ginn im Frühjahr unterschiedlich entwickelte Bestände erzeugt. Diese wurden mit einer gestaffelten 1. N-Gabe versehen (0, 30, 60, 90 kg/ha N). Die 2. und 3. Gabe vor Schossbeginn bzw. zum Äh- renschwellen wurden komplementär gestaffelt (s. Abb. 1 und 2), so dass alle Prüfglieder in der Summe der Gaben mit 180 kg/ha N einheitlich und in einer N-Mangel ausschließenden Höhe ver- sorgt waren. Düngerform war in allen Fällen Kalkammonsalpeter.
ERGEBNISSE
Die differenzierte Aufteilung der N-Düngung hat den Kornertrag der drei Bestände, die zu Vegeta- tionsbeginn mit ES 24/23/12 unterschiedlich weit entwickelt waren, teilweise unterschiedlich beein- flusst (Abb. 1). Während steigende Andüngung bei Frühsaat (18.09.) den Kornertrag kaum beein- flusste, hatte dieser Faktor beim mittleren (01.10.) und beim Spätsaattermin (16.10.) einen positi- ven Ertragseffekt. Bei den beiden letztgenannten Beständen wurde der höchste Kornertrag deut- lich erst mit 60 bzw. 90 kg/ha N zur ersten Gabe erzielt, während die hohe Andüngung bei Frühsaat, vor der in der Beratung oft gewarnt wird, keinen negativen Einfluss auf den Ertrag hatte.
Eine Notwendigkeit, die unterschiedlichen entwickelten Bestände unterschiedlich anzudüngen, lässt sich aus diesem Ergebnis deshalb nicht ableiten.
Der Rohproteingehalt, der bei der Verarbeitung der Gerste zu Konzentratfutter für die Tierproduk- tion eine Rolle spielt, reagierte erwartungsgemäß durchgehend positiv auf die Verlagerung des Düngeschwerpunktes auf die 2. und 3. Teilgabe (Abb. 2).
Abbildung 1: Kornertrag von Hybridwintergerste (Sorte Hobbit) in Abhängigkeit von der Aufteilung der N-Düngung (gesamt 180 kg/ha N) bei drei Beständen unter- schiedlicher Saatzeit und Saatstärke (Bernburg 2013)
Abbildung 2: Rohproteingehalt von Hybridwintergerste (Sorte Hobbit) in Abhängigkeit von der Aufteilung der N-Düngung (gesamt 180 kg/ha N) bei drei Beständen unter- schiedlicher Saatzeit und Saatstärke (Bernburg 2013)
Bearbeiter:
Dr. Boese
LLFG Sachsen-Anhalt
Zentrum für Acker- und Pflanzenbau Bernburg 75
80 85 90 95 100 105
110 Kornertrag (dt/ha)
N-Düngung (kg/ha N)
18. Sept. 8 + 6 + 5 = 19 (200 kf. Kö./m²) 75 + 50 = 125
16. Okt. 7+ 7+16 = 30 (350 kf. Kö./m²) (60+30)+55 = 145 Saattermin
Saatstärke
01. Okt. 8 + 6 + 7 = 21 (250 kf. Kö./m²) (60+30)+50 = 140
Nmin im Frühjahr SBA-Empfehlung
(kg/ha N)
GD (t, 5 %) = 5 dt/ha
0 70 110
30 60 90
60 50 70
90 40 50
(1. Gabe, 07.03., ES 24/23/12) (2. Gabe, 26.04., ES 31/30/30) (3. Gabe, 03.05., ES 45/43/39)
12,0 12,5 13,0 13,5
14,0 Rohproteingehalt (% in TS)
N-Düngung (kg/ha N)
18. Sept. 8 + 6 + 5 = 19 (200 kf. Kö./m²) 75 + 50 = 125 16. Okt. 7+ 7+16 = 30 (350 kf. Kö./m²) (60+30)+55 = 145 Saattermin
Saatstärke
01. Okt. 8 + 6 + 7 = 21 (250 kf. Kö./m²) (60+30)+50 = 140
Nmin im Frühjahr SBA-Empfehlung
(kg/ha N)
0 70 110
30 60 90
60 50 70
90 40 50
(1. Gabe, 07.03., ES 24/23/12) (2. Gabe, 26.04., ES 31/30/30) (3. Gabe, 03.05., ES 45/43/39)