Versuchsbericht 2012 Bernburg
Hybridwintergerste „Hobbit“
Bestandesführung N-Düngung
Wintergerste, Hybridsorte, Bestandesführung, N-Düngung
ZUSAMMENFASSUNG
Hybridwintergerste bedarf nach Angaben der das Saatgut anbietenden Firma einer besonderen Bestandesführung. Um diesbezügliche Empfehlungen zu überprüfen, wurden in dieser Versuchs- serie mit der Sorte Hobbit am Standort Bernburg (Löss-Schwarzerde) durch Variation des Saat- termins (Mitte September, Ende September, Mitte Oktober) drei zu Vegetationsbeginn im Frühjahr unterschiedlich entwickelte Bestände erzeugt und diese zur 1. N-Gabe jeweils unterschiedlich (0, 30, 60, 90 kg/ha N) angedüngt. Die 2. und 3. N-Gabe wurden komplementär gegeben, so dass alle Prüfglieder in der Summe einheitlich mit 180 kg/ha N versorgt waren.
Die unterschiedliche Andüngung hat den Kornertrag der drei Bestände, die zu Vegetationsbeginn mit ES 24/23/12 unterschiedlich weit entwickelt waren, tendenziell gleichgerichtet beeinflusst. Für einen hohen Ertrag war in allen Fällen, auch bei Frühsaat, eine nicht zu niedrige 1. N-Gabe von mindestens 60 kg/ha nötig. Noch stärkere Andüngung brachte auch bei Spätsaat keinen weiteren Ertragsvorteil. Der Rohproteingehalt reagierte erwartungsgemäß durchgehend positiv auf die Höhe der späten Teilgaben.
VERSUCHSFRAGE
Seit einigen Jahren werden von Syngenta unter der Markenbezeichnung „Hyvido“ Hybrid-Winter- gersten angeboten, die nach Firmenangaben aufgrund ihres hohen Ertragspotenzials und ihrer be- sonderen Wachstumsdynamik einer speziellen Bestandesführung bedürfen. So empfiehlt die Firma wegen der hohen Bestockungsfähigkeit dieser Sorten gegenüber konventionellen eine Reduzie- rung der Aussaatstärke um ein Drittel, die Anpassung der Saatstärke an den Saattermin sowie die Anpassung der Höhe der 1. N-Gabe zu Vegetationsbeginn im Frühjahr an den Entwicklungszu- stand des Bestandes. Außerdem wird eine Wachstumsreglerdoppelbehandlung und ein zuverläs- siger Schutz vor Blattkrankheiten empfohlen. In zwei Feldversuchsserien am Standort Bernburg (Löss-Schwarzerde) wird geprüft, ob sich die Vorteilswirkung von Elementen dieser Strategie im Vergleich zu konventionellen Sorten belegen lässt.
Im vorliegenden Versuch wird der Effekt der Anpassung der Höhe der 1. N-Gabe im Frühjahr an den Entwicklungszustand des Bestandes auf Kornertrag und Rohproteingehalt der Hybridsorte Hobbit geprüft. Das Prinzip der durch die Firma empfohlenen Düngestrategie besteht darin, die Bestockung weit entwickelter Bestände (Frühsaaten) mit einer reduzierten 1. Gabe zu “bremsen”, die schwach entwickelter Bestände (Spätsaaten) mit einer erhöhten Gabe dagegen anzuregen.
Hierzu wurden durch Variation des Saattermins (Mitte September, Ende September, Mitte Okto- ber) in Kombination mit angepasster Saatstärke (200, 250, 300 kf. Körner/m²) drei zu Vegations- beginn unterschiedlich entwickelte Bestände erzeugt. Diese wurden im Frühjahr mit einer gestaffel- ten 1. N-Gabe versehen (0, 30, 60, 90 kg/ha N). Die 2. und 3. Gabe vor Schossbeginn bzw. zum Ährenschwellen wurden komplementär gestaffelt (s. Abb. 1 und 2), so dass alle Prüfglieder in der Summe der drei Gaben mit 180 kg/ha N einheitlich und in einer N-Mangel ausschließenden Höhe versorgt waren. Düngerform war in allen Fällen Kalkammonsalpeter.
ERGEBNISSE
Die unterschiedliche Andüngung hat den Kornertrag der drei Bestände, die zu Vegetationsbeginn mit ES 24/23/12 unterschiedlich weit entwickelt waren, tendenziell gleichgerichtet beeinflusst (Abb.
1). Für einen hohen Ertrag war eine nicht zu niedrige 1. N-Gabe von mindestens 60 kg/ha nötig.
Dies betraf auch die Frühsaat am 20. September. Die überhöhte Andüngung, die nach Empfehlung für die Spätsaat (ES 12 zu Vegetationsbeginn) angezeigt gewesen wäre, brachte in allen Fällen keinen Ertragszuwachs, bei Spätsaat sogar eine Ertragsminderung. Möglicherweise hat sich in die- ser Variante Lager (Note 6), das trotz intensiver Wachstumsreglerbehandlung nicht verhindert wer- den konnte, auf den Ertrag negativ ausgewirkt.
Der Rohproteingehalt, der bei der Verarbeitung der Gerste zu Konzentratfutter für die Tierprodukti- on eine Rolle spielt, reagierte erwartungsgemäß durchgehend positiv auf die Höhe der späten Teilgaben.
Abbildung 1: Kornertrag von Hybridwintergerste (Sorte Hobbit) in Abhängigkeit von der Aufteilung der N-Düngung (gesamt 180 kg/ha N) bei drei Beständen unter- schiedlicher Saatzeit und Saatstärke (Bernburg 2012)
Abbildung 2: Rohproteingehalt von Hybridwintergerste (Sorte Hobbit) in Abhängigkeit von der Aufteilung der N-Düngung (gesamt 180 kg/ha N) bei drei Beständen unter- schiedlicher Saatzeit und Saatstärke (Bernburg 2012)
Bearbeiter:
Dr. Boese
LLFG Sachsen-Anhalt
Zentrum für Acker- und Pflanzenbau Bernburg 85
90 95 100 105
110 Kornertrag (dt/ha)
N-Düngung (kg/ha N)
20. Sept. 3 + 2 + 2 = 6 (200 kf. Kö./m²) 75 + 60 = 135
14. Okt. 6+10+10 = 26 (350 kf. Kö./m²) (60+30)+55 = 145 Saattermin
Saatstärke
30. Sept. 4 + 3 + 3 = 9 (250 kf. Kö./m²) (60+30)+55 = 145
Nmin im Frühjahr SBA-Empfehlung
(kg/ha N)
GD (Tu, 5 %) = 5 dt/ha
0 70 110
30 60 90
60 50 70
90 40 50
(1. Gabe, 09.03., ES 24/23/12) (2. Gabe, 10.04., ES 32/32/31) (3. Gabe, 03.05., ES 47/45/43)
11,0 11,5 12,0 12,5
13,0 Rohproteingehalt (% in TS)
N-Düngung (kg/ha N)
20. Sept. 3 + 2 + 2 = 6 (200 kf. Kö./m²) 75 + 60 = 135 14. Okt. 6+10+10 = 26 (350 kf. Kö./m²) (60+30)+55 = 145 Saattermin
Saatstärke
30. Sept. 4 + 3 + 3 = 9 (250 kf. Kö./m²) (60+30)+55 = 145 Nmin im Frühjahr SBA-Empfehlung
(kg/ha N)
GD (t, 5 %) = 0,3 %
0 70 110
30 60 90
60 50 70
90 40 50
(1. Gabe, 09.03., ES 24/23/12) (2. Gabe, 10.04., ES 32/32/31) (3. Gabe, 03.05., ES 47/45/43)