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Archiv "Sprachanbahnung über elektronische Ohren – So früh wie möglich: Frühförderung evident" (22.03.2002)

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Frühförderung evident

Mit Freude muss man den Autoren dieses Artikels danken, der die Früh- förderung von Säuglingen mit Hörhil- fen hervorhebt, und der unsere Erfah- rung mit der Versorgung von Hörhil- fen von Säuglingen bestätigt. So hat unsere Praxis schon 1982 Normwerte für die Registrierung von Hirnstamm- potenzialen bei Säuglingen vorgelegt (1). Weiterhin kann man die neurale Reifung an den kognitiven Potenzia- len älterer Kinder verfolgen (2, 3).

Sinnvoll ist ein Früherkennungspro- gramm von Neugeborenen, dieses ist jedoch auch in den USA nicht in allen Bundesstaaten realisiert. Es wurde von Marion Downs an der Universität Colorado begründet, und in den USA werden von 4 Millionen Geburten pro Jahr 1,1 Millionen Kinder erfasst (4).

An der Universität Colorado gelang es zwischen 1992 und 1998 die falschpo- sitive Rate erfasster Schwerhörigkei- ten von 6 Prozent auf 2 Prozent zu mi- nimieren. Dieses sind international gesehen optimale Werte. Da man in Deutschland circa 800 000 Geburten pro Jahr hat, ergibt sich eine Schwer- hörigenzahl von 800 schwerhörigen Kindern, ein Promille.

In Relation zu einer optimalen Er- kennungsrate von 2 Prozent hieße es, dass auf ein schwerhörig erkanntes Kind 19 Eltern mit der möglichen Ver- dachtsdiagnose einer Schwerhörigkeit konfrontiert und verunsichert werden.

Auch ist Deutschland von einer flä-

chendeckenden Früherkennung per- sonell und finanziell weit entfernt. Da- her würden wir zunächst als Über- gangslösung das effektive Modell der Universitätsklinik Amsterdam vor- schlagen (5).

Auf pädiatrische Intensivabteilun- gen gelangen alle Risikokinder. Hier liegt die Relation im Erkennen einer Schwerhörigkeit bei 1 : 50. Damit wird ein wesentlich größerer und effektive- rer Faktor geschaffen, und man muss nur diese Intensivstationen optimal mit den entsprechenden Geräten zur Messung von otoakustischen Emissio- nen und Hirnstammpotenzialen ausrü- sten. Als Risikofaktoren werden fol- gende Erkrankungen angesehen (4):

❃ Kongenitale perinatale Infektio- nen mit Zytomegalie, Röteln, Syphilis, Herpes und Toxoplasmose,

❃ Kraniofaziale Anomalien, Dys- morphien des Gesichtsschädels, Gau- menspalten, abnorme Ohrformen und äußere Gehörgänge,

❃ niedriges Geburtsgewicht von weniger als 1 500 g,

❃ Hyperbilirubinämie,

❃ Ototoxische Medikation,

❃ Bakterielle Meningitis,

❃ Apgarindex von 0 bis 4 nach einer Minute, oder von 0 bis 6 nach fünf Mi- nuten, Zustand nach längerer Beat- mung,

❃ Familienanamnese mit Schwer- hörigkeiten.

Auf diese Weise können Kinder aus Risikogruppen schnell, sicher und effi- zient erkannt werden.

Ein weiteres Problem beginnt je- doch dann für die Eltern, das der Hör- geräteversorgung. Setzt man die 800 schwerhörigen Kinder in Relation zur Zahl der HNO-Ärzte, ergibt sich, dass ein HNO-Arzt ein schwerhöriges Kind etwa alle vier Jahre sieht, bei Hörgerä- teakustikern ist die Zahl nicht anders.

Eine kindgerechte Hörgeräteversor- gung kommt so kaum zustande.

Literatur

1. Baschek V, Steinert W: Diagnostik neuraler kindlicher Hörstörungen mittels Messung akustisch evozierter Hirnstammpotentiale. Pädiat Prax 1982; 27: 245–

254.

2. Rothenberger A, Baschek V: P_300 in children with different cognitive abilities. In: Rothenberger A:

Event-related potentials in children, developments in neurology. Elsevier Biomedical Press 1982: 317–325.

3. Baschek V, Steinert W: Die Diagnostik zentraler Hör- störungen bei Kindern mit Legasthenie. Pädiat Prax 1997; 53: 433–442.

4. Horn KL et al.: Early Identification and intervention of hearing-impaired infants. Otolaryngol Clin N Amer 1999; 6: 32.

5. van Staaten HLM et al.: Evaluation of an automated auditory brainstem response infant hearing screening method in at risk neonates. Eur J Pediatr 1996; 155:

702–705.

Dr. med. Volker Baschek Dr. med. Wilhelm Steinert Ebertstraße 20

45819 Gelsenkirchen

Schlusswort

Wir bedanken uns ausdrücklich für den engagierten Leserbrief der Kolle- gen Baschek und Steinert, die das an- gesprochene Problem früh aufgegrif- fen haben. Sie formulieren hier Beden- ken gegen ein generelles Gehörscree- ning mit Einwänden, die bei jedem Screening diskutiert werden. Sicher macht ein Screening nur einen Sinn, wenn sich daraus therapeutische Kon- sequenzen ergeben. Dies ist beim Gehörscreening ohne Zweifel der Fall.

Ferner sollte es sich um Störungen handeln, die nicht extrem selten sind.

Angeborene Gehörlosigkeit oder Schwerhörigkeit sind indessen ver- gleichsweise häufig. Baschek und Stei- nert geben selbst einen Fall auf 1 000 Lebendgeborene an. Zum Vergleich:

Das seit rund 30 Jahren eingeführte Screening auf Phenylketonurie betrifft einen Defekt, den man einmal auf 8 000 bis 10 000 Lebendgeborene zu erwarten hat. Beim Hypothyreose- screening beträgt das Verhältnis in Deutschland im Mittel 1 : 4 000. Seit der Einführung der Tandem-Massen- spektrometrie screenen wir bei Neuge- borenen insgesamt 20 Parameter, aber auf die häufigsten konnatalen Defizite, die Hörstörungen, screenen wir nicht.

Dies zeigt wohl auch, dass das Hören im Bewusstsein der Öffentlichkeit nicht die Aufmerksamkeit findet, die ihm gebührt.

Ohne Zweifel können positive Be- funde Eltern verunsichern. Hier ist ei- ne vernünftige Aufklärung vor dem Screening gefragt. Es geht nicht da- rum, Schwerhörigkeit zu diagnostizie- ren, sondern darum, die Kinder her- auszufinden, bei denen eine differen- M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 12½½½½22. März 2002 AA793

zu dem Beitrag

Sprachanbahnung über elektronische Ohren – So früh wie möglich

von

Prof. Dr. med. Rainer Klinke Dr./SK Andrej Kral

Dr.-Ing. Rainer Hartmann in Heft 46/2001

DISKUSSION

(2)

zierte Diagnostik notwendig ist. Wenn das den Eltern verständlich dargelegt wird, dürfte es keine unzumutbaren Verunsicherungen geben. Dass dies möglich ist, wissen wir vom Ultra- schall-Screening der Hüftgelenke und der Harnwege.

Die von Baschek und Steinert zitier- ten Risikogruppen sind nicht das Pro- blem. Kinder, die in ihrer Perina- talanamnese die genannten Risiken aufweisen, werden in aller Regel eng- maschig nachuntersucht, insbesondere kinderneurologisch. Dabei werden Hörstörungen mit hoher Wahrschein- lichkeit rechtzeitig gefunden. Das Pro- blem sind hingegen Kinder ohne auf- fällige Anamnese, bei denen nicht nach sensorischen Defiziten gefahndet wird. Das sind nach Literatur und nach Frankfurter Erfahrungen rund die Hälfte aller schwerhörigen Säuglinge.

Gerade für diese Gruppe der „Nicht- Risiko-Kinder“ lohnt sich und braucht man das Screening. Es kann überall kostengünstig durchgeführt werden.

Andererseits ist Baschek und Steinert lebhaft darin zuzustimmen, dass eine

Behandlung kindlicher Hörstörungen nicht überall sondern ausschließlich in wenigen Zentren erfolgen sollte, in de- nen pädaudiologische Erfahrungen etabliert sind und weiter angesammelt werden können.

Prof. Dr. med. Rainer Klinke Physiologisches Institut II der Johann Wolfgang Goethe-Universität Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt/Main

M E D I Z I N

A

A794 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 12½½½½22. März 2002

In dem Beitrag „Indikationen zur Therapie der HIV-In- fektion“ von Lange et al. in Heft 9 vom 1. März 2002 ist in der Tabelle 2 ein Fehler aufgetreten. In der letzten Zei-

le der Tabelle ist in der Spalte „Plasma HIV-RNA“ ein Wert „> 55 000 (RT-PCR oder bDNA)“ bei der Empfeh- lung „Therapieindikation bei rascher Progredienz“ ge- nannt. Der korrekte Wert lautet „< 55 000 (RT-PCR oder

bDNA)“. MWR

Über den Zusammenhang einer Koro- narthrombose mit der Einnahme oraler Kontrazeptiva wurde 1953 erstmals be- richtet. Spätere Studien haben be- stätigt, dass sowohl im venösen wie im arteriellen Schenkel des Gefäßsystems

ein erhöhtes Thromboserisiko besteht.

Die Autoren untersuchten die Asso- ziation Pille und Herzinfarkt unter oralen Kontrazeptiva der zweiten (Le- vonorgestrel) beziehungsweise dritten Generation (Desogestrel oder Gesto- dene) und berücksichtigen dabei auch genetische Faktoren wie den Faktor- V-Leiden- und die G20210A-Mutati- on im Prothrombinogen.

Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass unter der Einnahme von oralen Kontrazeptiva der zweiten Generation das Herzinfarktrisiko er- höht ist, während bei den Kontrazepti- va der dritten Generation dieses Risi- ko niedriger liegt. Das Herzinfarktrisi- ko war ähnlich, gleichgültig, ob pro- thrombotische Mutationen vorlagen

oder nicht. w

Tanis BC, van den Bosch MAAJ, Rosendaal FR et al.: Oral contraceptives and the risk of myocardial infarction. N Engl J Med 2001; 345: 1787–1793.

Dr. F. R. Rosendaal, Department of Clinical Epidemiology, Leiden University Medical Center, Bldg. 1, C 9-P, P.O.-Box 9600, 2300 RC Leiden, Niederlande, f.r.rosen daal@lumc.nl

Pille und Herzinfarkt

Referiert

Berichtigung

´ Tabelle 2C´

Indikationen zur Therapie einer antiretroviralen Therapie bei chronisch HIV-1-infizierten Personen

Klinische Kategorie T-Zellen* Plasma HIV-RNA* Empfehlung

Symptomatische Infektion, Aids Jeder Wert Jeder Wert Gesicherte Therapieindikation Asymptomatische Infektion, Aids < 200 Zellen/ml Jeder Wert Gesicherte Therapieindikation

Asymptomatische Infektion 200–350 Zellen/ml Jeder Wert Eine Therapie sollte immer angeboten werden Asymptomatische Infektion > 350 Zellen/ml > 55 000 (RT-PCR Mögliche Therapieindikation. Viele Experten

oder bDNA) raten bei sehr hoher Viruslast zu einem Therapie- beginn. Engmaschige Kontrollen der CD4+-T- Zellen und Viruslast wird dringend empfohlen.

Asymptomatische Infektion > 350 Zellen/ml < 55 000 (RT-PCR Therapieindikation bei rascher Progredienz.

oder bDNA) Alternativ regelmäßige Kontrollen der CD4+-T- Zellen und Viruslast

* cave: technische und biologische Variabilität der Laborwerte

Referenzen

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