M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 31–32½½6. August 2001 AA2047
Mütter die Simultanimpfung empfoh- len. Nachdem sich herausstellte, dass durch den späten Untersuchungster- min eine größere Zahl von Schwange- ren nicht erfasst wird, empfahl die
„Ständige Impfkommission“ auch die aktive Impfung Neugeborener von Müttern mit unbekanntem HBsAg- Status (6). Eine Empfehlung, wie sie, entgegen der Behauptung im Diskussi- onsbeitrag, auch in den USA besteht (1). Unabhängig davon sollte immer versucht werden, die serologische Un- tersuchung bei der Mutter noch inner- halb der ersten zwölf Stunden post par- tum nachzuholen. Falschnegative Re- sultate sind bei einem chronischen Ver- lauf extrem selten und eigentlich nur bei Diagnose-Escape-Mutanten zu er- warten.
Die Ergebnisse unserer Untersu- chung haben wir im „Deutschen Ärzte- blatt“ publiziert, um die Problematik allen, die mit Schwangeren und Ge- bärenden zu tun haben, bewusst zu machen.
Literatur
1. American Acamdey of Pediatrics: Hepatitis B. In:
Pickering LK, ed.: Red Book 2000: Report of the Com- mittee on Infectious Diseases. Elk Grove Village, IL, 24thed. 2000; 298–300.
2. Belloni C, Tinelli C, Orsolini P et al.: Revaccination against hepatitis B virus of non-responding and low- responding infants immunised at birth. A parallel evaluation of rubella and tetatnus vaccine. Vaccine 1998; 16: 399–402.
3. Golebiowska M, Kardas-Sobantka D, Chlebna-Sokól, Sabanty W. Hepatitis B vaccination in preterm in- fants. Eur J Pediatr 1999; 158: 293–297.
4. Kassenärztliche Bundesvereinigung: Generelles Screening auf Hepatitis B in der Schwangerschaft.
Dt Ärztebl 1994; 91: A-2778–2779 (Heft 41).
5. Laubereau B, Hermann M, Weil J et al.: Durch- impfungsraten bei Kindern in Deutschland 1999.
Monatsschr Kinderheilkd 2001; 149: 367–372.
6. Robert-Koch-Institut: Impfempfehlungen der Stän- digen Impfkommission (STIKO)/Stand: Januar 2000;
2000: 9–20.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Kirn S. Parasher
Kinderklinik der Freien Universität Berlin Universitätsklinikum Benjamin Franklin Hindenburgdamm 30
12200 Berlin
Kunstbegriffe und Unsinn
Die Autoren schreiben in ihrem Artikel unter anderem: „Antacida sind haupt- sächlich für den Freihandverkauf der Apotheker zur Selbstmedikation bei gelegentlichen Übersäuerungen zu emp- fehlen.“
Der Begriff Freihandverkauf ist künstlich, existiert nicht und ist Unsinn.
Gemeint sein dürfte der rezeptfreie Verkauf.
Der Begriff Übersäuerung findet sich in keinem einschlägigen Wörter- buch, da es kein medizinisches/physio- logisches Korrelat gibt. Was soll es denn sein? Zuviel Magensäure (normal sind 1 bis 3 Liter pro Tag)? Zu niedriger pH (normal ist pH 1–2)?
Was sollen Antacida denn machen?
1 000 mg Hydrotalcit können in vitro circa 50 ml Magensäure auf einen pH von etwa 3 anheben. Was bringt das klinisch? Auch in der Selbstmedikation muss ein Arzneimittel klinisch wirksam sein!
Der Begriff Übersäuerung gehört in die Indikationslyrik einiger Altpräpa- rate und hat in einer aktuellen wis- senschaftlichen Übersichtsarbeit nichts verloren.
So ein laxer Umgang mit Begriffen entwertet eine ansonsten gute Arbeit.
Dr. med. Robert Hoffmann Nonnenstrombergstraße 42 53757 Sankt Augustin
Schlusswort
Für die Autoren möchte ich mich für den Hinweis bedanken, dass der Aus- druck „Freihandverkauf“ nicht mehr gebräuchlich ist. In der Tat war die re- zeptfreie Abgabe von Antacida in der Apotheke gemeint.
Wer je mit Sodbrennen (gibt es die- ses Wort in einschlägigen Wörter- büchern?) zu tun hatte, weiß, was mit Übersäuerung gemeint ist. Jedenfalls ist der Magensaft zu sauer. Normalwer- te anzugeben, dürfte schwierig sein:
60 Prozent der Bevölkerung zeigen in Ruhe einen pH-Wert von 6. Normal ist ein Magensaft nur dann, wenn er auf Provokation die Werte von pH 1 bis 2 erreicht.
Selbstverständlich muss ein Arznei- mittel auch für die Selbstmedikation die behaupteten Wirkungen erbringen.
Nur, wer kontrolliert das im Einzelfall?
Diese Medikamente werden ohne Kon- takt mit einem Arzt gekauft und einge- nommen. Sie bringen soweit auch dem einzelnen Betroffenen, wenigstens für einige Zeit, Erleichterung. Außerdem empfehlen wir die Lektüre eines mo- dernen Gastroenterologie-Lehrbuchs.
Der Antacidafilm, der sich über die Schleimhaut legt, bringt dem Patienten Erleichterung; auch bei einer beginnen- den Gastritis!
Ich möchte noch auf die hier nicht angesprochene Psychotherapie einge- hen. Ja, es gab bei einschlägigen Fällen Erleichterung der Magenbeschwerden, aber erst nach der Scheidung. Auch hier werden Protonenpumpenhemmer gute Wirkungen entfalten: Ohne Schei- dung!
Prof. Dr. med. Wolfgang Forth Kolpingstraße 54
80638 München
zu dem Beitrag
Ulzera im oberen Magen- Darm-Trakt
Pharmakologische Grundlagen der Behandlung
Prof. Dr. med. Dr. med. habil.
Olaf Adam
Prof. Dr. med. Dr. med. habil.
Hans Dörfler
Prof. Dr. med. Wolfgang Forth in Heft 13/2001