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Archiv "Börsebius zur Telekom-Emission: Zitterpartie" (04.10.1996)

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T

elekom, Telekom über- all. Wo der Mensch die- ser Tage hinblickt und hinhört, springt ihn diese ein- fältige Werbung mit dem T-Symbol in allen unmögli- chen Varianten an.

Auch die Banken werkeln eifrig daran, den Anlegern die größte Börsenemission seit Jahren wärmstens ans Herz zu legen. Da wird mit ungeheuren Rabatten gelockt, als gäbe es eine Rie- senchance wie seit Jahren nicht. Die Dresdner Bank bietet ein Telekom-Anspar- konto mit fünfprozentiger Verzinsung, und die Deut- sche Bank schreibt immerhin noch drei Prozent gut. Die Commerzbank lockt mit ei- nem Festgeldkonto zum Er- werb von Telekom-Aktien und zahlt ebenfalls drei Pro- zent Zinsen. Das sind alles unglaubliche Rabatte. Die Banken legen auch furchtbar drauf, weil sie für diese einge- nommenen Gelder Kredite

für sieben Prozent und mehr verkaufen. Aber auf die ein- prozentige Wertpapierprovi- sion beim Kauf der Aktien verzichtet offensichtlich kei- nes der ach so publikums- wirksam werbenden Geld- häuser, obwohl das ein echter Anreiz gewesen wäre, zumal die Direktbanken bei jedem (!) Aktienkauf mindestens die Hälfte billiger sind.

Nun gut, auch die Tele- kom selbst will sich beim Bör- sengang nicht lumpen lassen.

Sie will Privatanlegern einen Rabatt zwischen einem und fünf Prozent beim Kauf der Aktien gewähren; und noch schöner: wer seine Aktien bis 30. September 1999 hält, be- kommt für 10 Stück eins gra- tis. Rabatt worauf? Natürlich auf den Emissionskurs, wer-

den Sie jetzt sagen. Richtig, nur den kennt bisher offen- sichtlich noch keiner. Zumin- dest nicht beim Aktien-Infor- mationsforum der Deutschen Telekom. Dort haben sich nach stolzem Bekunden weit über eine Million an der Bör- senemission Interessierte re- gistrieren lassen. Also, ich schaue mal gleich in die BTX- Seiten (T-Online *200003#), dort wird doch hoffentlich ir- gendeine Preisinformation stehen. Aber weit gefehlt, es wird bloß auf die zweite Ok- toberhälfte verwiesen. Da werden die über eine Million Nutzer des Aktien-Informati- onsforums aber enttäuscht sein. Auch unter der angege- benen Info-Telefon-Nummer 01 30/19 96 erfahre ich preis- lich nichts. Seltsam, dabei

weiß die Wirtschaftspresse zuverlässig seit ein paar Wo- chen, daß die Range der Tele- kom-Aktie (im Bookbuild- ing-Verfahren) bei rund 30 Mark liegen wird.

Haltet zu Gnaden, sehr verehrte Telekom AG. Das Werbegetöse erinnert mich schon ein wenig an Orient- teppichhändler, die auf ihre überteuerten Stücke auch gerne fürstliche Rabatte ein- räumen. Was wäre, wenn die Telekom-Aktie einfach zu- viel kostet? Immerhin hat die Telekom Schulden von über 100 Milliarden Mark, immer- hin formieren sich gewichtige Konkurrenten auf dem Kom- munikationsmarkt, und im- merhin siedelt die renom- mierte Bank Barclays de Zoete Wedd den fairen Emis- sionspreis zwischen 12 und 28 Mark an. Ich persönlich wer- de meine Mitgliedschaft beim Aktien-Informations- forum der Telekom nicht nutzen. Börsebius

[40] Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 40, 4. Oktober 1996

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

B

ei der letzten Deut- schen Ärztemeister- schaft hatte Dr. Bor- dasch als Sekundanten eine seiner Töchter und das 9 Wochen alte Enkel-Baby mitgebracht. Sehr friedlich schlummerte es dahin, im perfekten Einklang mit den mucksmäuschenstillen, nur vom Geschehen auf dem Schachbrett gebannten Ärz- ten. Die stolze Mutter: „Die Schachatmosphäre wirkt beruhigend. Er ist ganz brav.“ Doch bei der folgen-

den Episode einer „folie à deux“ bzw. „Amaurosis scacchistica totalis“ (voll- ständige Schachblindheit) hätte das von der Schach-

göttin Caissa so früh im- prägnierte Enkel-Baby ver- mutlich schon im Turnier- saal seinen unerschütterli- chen Gleichmut verloren und zuerst ungläubig zu sei- ner Mutter hingeblinzelt, um schließlich in schallen- des Gelächter auszubre- chen. Bevor ich nun Bernd Schneider selbst das Wort erteile, sei noch die Bemer- kung gestattet, daß so etwas bei einer Ärztemeister- schaft (leider) noch nicht vorgekommen ist.

„Beim Schnellschach- turnier in Groesbeek (Nie- derlande) hatte ich eine re- misliche Stellung völlig überzogen. Neben meinem König verblieb mir nur ein einsamer Springer, mein Gegner hatte eine ganze Dame mehr. Logisch, daß ich nur noch auf das hän- gende Blättchen (kurz vor der Zeitüberschreitung) meines Gegners stierte.

Doch nun kam es zur Dia- grammstellung.

Mein Gegner hatte so- eben seinen König von c5 nach d6 angenähert. Da ich keine große Auswahl besaß, stellte ich meinen Springer auf f7 ab. Also 1. Sf7!! Doch leider hing mein Blick im- mer noch wie gefesselt an dem schwebenden Blätt- chen. Der schwarze Spieler sah sich nun am Ziel seiner Träume und setzte mittels 1. ... Dg6+!?!? zum Matt an.

Nach einem kurzen prüfen- den Blick beförderte ich meinen König krachend ins

Eck, 2. Kh8, und hämmerte wie bekloppt auf die Uhr, damit dieses verdammte Blättchen endlich fallen mö- ge. Doch im Stile eines Blitz- profis katapultierte mein Gegner mit seinem Springer meinen Springer vom Brett, 2. ... Sxf7+, und rief „Schack- Matt“. Mein lauter Ruf

„Time“ konnte leider nicht mehr akzeptiert werden, weil ja Matt bekanntlich vor Zeitüberschreitung geht.

Erst danach erklärten mir die grölenden Kiebitze die Perversität, die sich da wirklich abgespielt hatte.

Und da mußte auch ich laut auflachen. Denn noch nie habe ich eine Partie ge- spielt, die in drei Halbzügen alle Spielergebnisse ab- deckte. Erst eine verlorene Stellung, dann die Pattfalle, anschließend der einstehen- de König, sofort danach das Matt und auch noch die überschrittene Zeit.“ Und unser Baby lacht und lacht und lacht!

Finale furioso

VON DR. MED.

HELMUT PFLEGER

Börsebius zur Telekom-Emission

Zitterpartie

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