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Archiv "Dokumentationszentrum für schwere Hautreaktionen" (04.09.1992)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Dokumentationszentrum

für schwere Hautreaktionen

Ein effektives Instrument zur Erfassung

hospitalisierter Erkrankungsfälle von TEN, SJS, SSSS und TSS in der Bundesrepublik Deutschland

Berthold Rzany, Maja Mockenhaupt,

Michael Körner, Kathrin Wiek, Ulrich Stocker und

Erwin Schöpf

A

ufbauend auf der retrospekti- ven Studie schwerer Hautre- aktionen (1,2) wird seit dem 1. April 1990 die prospektive Erfas- sung von hospitalisierten Patienten mit den schweren Hautreaktionen TEN, SJS, SSSS und TSS durch das Dokumentationszentrum schwerer Hautreaktionen (dZh) durchgeführt (3). Ziel dieses Projektes ist:

• die Erfassung der schweren Haut- reaktionen Toxisch Epidermale Ne- krolyse (TEN) und Stevens-Johnson-

Aus dem Bericht zum Statuskolloquium für den Projektträger (Projekt im Programm der Bun- desregierung: Forschung und Entwicklung im Dienste der Gesundheit): November 1991

Syndrom (SJS), sowie Staphylococ- cal Scalded Skin Syndrome (SSSS) und Toxisches Schocksyndrom (TSS) mit Hilfe eines intensiven Erfas- sungssystems in der Bundesrepublik Deutschland (alte Bundesländer) und Berlin;

• die Bestimmung der Inzidenzen der schweren Hautreaktionen TEN, SJS, SSSS und TSS;

• die Neuordnung der klinischen Symptomatologie der schweren Hautreaktionen TEN/SJS sowie de- ren Übergangsformen;

• die Dokumentation der demo- graphischen Charakteristika, des Krankheitsverlaufes und der Risiko- faktoren von Patienten mit TEN und SJS;

• die Beurteilung des Zusammen- hanges zwischen Hautreaktion und Arzneimittelgabe durch die Bestim- mung der arzneimittelbezogenen In- zidenzen anhand definierter Tages- dosen (DDD).

Beginnend mit dem 1. Januar 1990 wurden mehr als 1600 Kliniken beziehungsweise Abteilungen mit Hilfe des deutschen Krankenhaus- adreßbuches sowie der Adressenda- tei der retrospektiven Studie ange- schrieben. Neben diesen regelmäßi- gen Anschreiben erfolgen bei fehlen- der Rückmeldung gezielte telefoni- sche Rückfragen.

Die momentane Erfassungsquo- te, bezogen auf die Gesamtzahl der Kliniken (1543), liegt bei 86 Prozent, unterschieden nach den einzelnen Fachrichtungen bei 100 Prozent für die Dermatologie (n = 106), 94 Pro- zent für die Verbrennungseinheiten (n = 34), 92 Prozent für die Pädiatrie (n = 256) sowie 83 Prozent für die in- ternistischen beziehungsweise Inten- sivabteilungen (n = 1162).

Zusammenarbeit Kliniken - dZh

Die angeschriebenen Abteilun- gen haben einen Ansprechpartner benannt, der dem dZh Fälle oder Verdachtsfälle von SJS, TEN, SSSS und TSS (telefonisch, postalisch, mit FAX) meldet. Bei einer Fallmeldung wird durch das dZh telefonisch er- mittelt, inwieweit ein Fall vorliegt, der aufgenommen werden muß. Die Fallaufnahme wird durch ein ärztli- ches Mitglied des dZh, wenn möglich im Gespräch mit dem Patienten, ge- gebenenfalls mit den Angehörigen oder dem behandelnden Arzt an- hand eines standardisierten Frage- bogens durchgeführt. Durch eine Aufwandsentschädigung von DM 50,00 für jeden von uns erfaßten Fall, sowie durch Informationen zu Dia- gnose und Therapie der schweren Hautreaktionen wird versucht, die Motivation zur Fallmeldung zu erhö- hen.

Jeder von uns erfaßte Fall wird durch das Dermatologische Exper- tengremium hinsichtlich der diagno- stischen Einordnung und des mögli- chen Zusammenhangs mit vorange- hender Arzneimitteleinnahme beur- teilt. Um die Vollständigkeit der Fallmeldungen zu überprüfen, arbei- tet das dZh mit den spontanen Er- fassungssystemen, dem Bundesge- sundheitsamt sowie der Arzneimit- telkommission der deutschen Ärzte- schaft, zusammen.

Zusammenarbeit BGA - dZh

Durch das Bundesgesundheits- amt werden anonymisierte Meldun- Dt. Ärztebl. 89, Heft 36, 4. September 1992 (63) A1-2879

(2)

Tabelle: Fallmeldungen an das dZh vom 1. April 1990 bis 31. März 1991 beziehungsweise bis zum 31. Juli 1992 (Werte in HIammern) Meldungen

direkt an das dZh

TEN/SJS 191 (503)

SSSS 16 (27)

TSS 18 (37) durch das BGA (nur Erstmeldungen

durch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

gesamt

14 ( 58)

5 ( 31) 210 (592) gen von unerwünschten Arzneimit-

telwirkungen mit Verdacht auf TEN und/oder SJS an das dZh weitergege- ben. Gleichzeitig wendet sich das BGA an die meldende Abteilung mit der Bitte, dem dZh Nachforschun- gen zu erlauben. Wird die Erlaubnis erteilt, entspricht das Vorgehen dem einer direkten Fallmeldung an das dZh. Im Gegenzug erhält das BGA die anonymisierten Rückmeldungen der vom dZh aufgenommenen und beurteilten Fälle.

Zusammenarbeit

Arzneimittelkommission der deutschen

Ärzteschaft - dZh

Durch die Arzneimittelkommis- sion der deutschen Ärzteschaft wer-

den Anschriften von Kollegen, die unerwünschte Arzneimittelwirkun- gen melden, an das dZh weitergege- ben.

Ergebnisse

Bis einschließlich 31. Juli 1992 gingen dem Dokumentationszen- trum insgesamt 592 Fallmeldungen zu. In dem bisher ausgewerteten Zeitraum vom 1. April 1990 bis 31.

März 1991 erhielt das dZh 191 Fall- meldungen direkt von den Kliniken, weitere 14 Meldungen vom BGA so- wie fünf von der Arzneimittelkom- mission der deutschen Ärzteschaft.

Damit ergibt sich eine Gesamtzahl von 210 Fallmeldungen. Der Anteil

der durch die spontanen Erfassungs- systeme gemeldeten und vom dZh erfaßten Fälle beträgt 10 Prozent (13/126), das heißt, etwa 90 Prozent der erfaßten Fälle wurden dem dZh allein gemeldet (Tabelle).

Erfreulicherweise konnte beim überwiegenden Teil der Patienten die Fallaufnahme während des Krankenhausaufenthaltes durchge- führt werden. Bei den restlichen Pa- tienten erfolgte die Datenaufnahme anhand der Krankenakten sowie der Informationen der behandelnden Ärzte. Viele Fälle konnten photogra- phisch dokumentiert und durch Bi- opsie gesichert werden.

Von den 210 Fallmeldungen wurden 126 Patienten erfaßt und durch das Dermatologische Exper- tengremium beurteilt. Von diesen 126 Fällen wurden 26 aus der Studie

ausgeschlossen, 100 dagegen endgül- tig in die Studie aufgenommen. Da- von ließen sich 50 Fälle dem Stevens- Johnson-Syndrom zuordnen, 50 konnten der Toxisch Epidermalen Nekrolyse zugerechnet werden. Die Mehrzahl der Fälle konnte als wahr- scheinlich beziehungsweise sicher eingestuft werden.

Während des Erfassungszeitrau- mes sind eine kontinuierliche Aus- wertung der gesamten Daten sowie Teilveröffentlichungen geplant.

Zusammenfassend ist festzustel- len, daß es dem Dokumentations- zentrum für schwere Hautreaktionen gelungen ist, innerhalb von nunmehr eineinhalb Jahren ein effektives in- tensives Erfassungssystem für TEN und SJS aufzubauen, mit etwa 90

Prozent mehr erfaßten Fällen im Vergleich zu den spontanen Erfas- sungssystemen sowie einer hohen Fallqualität durch zentralisierte Fall- aufnahme und Bewertung.

Die Laufzeit des Projektes be- trägt vorerst vier Jahre. Das dZh bit- tet alle behandelnden Ärzte in den alten Bundesländern und Berlin, Fälle schwerer Hautreaktionen, die zu einer stationären Aufnahme füh- ren beziehungsweise einen stationä- ren Aufenthalt verlängern, sofort an die folgende Adresse zu melden:

Dokumentationszentrum für schwere Hautreaktionen, Universitäts-Haut- klinik, Hauptstraße 7, W-7800 Frei- burg. Telefon: 07 61-2 70-67 23/

-67 84; Fax: -68 29

Dt. Ärztebl. 89 (1992) A 1 -2879-2880 [Heft 36]

Literatur

1. Schöpf, E.; Stühmer, A.; Rzany, B.; Victor, N.; Zentgraf, R.; Kapp, J. F.: Toxic Epider- mal Necrolysis (TEN) and Stevens-Johnson Syndrome (SJS). An Epidemiological Study in West Germany. Archives of Dermatology 127 (1991) 839-842

2. Schöpf, E.; Stühmer, A.; Rzany, B.; Victor, N.; Zentgraf, R.; Kapp, J. F.: Toxisch Epider- male Nekrolyse und Stevens-Johnson-Syn- drom. Deutsche Ärzteblatt 87 (1990) A 3641-3642 [Heft 46]

3. Rzany, B.; Körner, M.; Mockenhaupt, M.;

Wiek, K.; Zentgraf, R.; Victor, N.; Schöpf, E.: Center for documentation of severe skin reactions (DKZ) — prospective project to as- certain all hospitalized cases with Toxic Epi- dermal Necrolysis (TEN) and Stevens-John- son-Syndrome (SJS) in West Germany and West-Berlin. (Abstract für die 7th Internatio- nal Conference an Pharmacoepidemiology, August 1991)

Anschrift für die Verfasser

Dr. med. Berthold Rzany Universitäts-Hautklinik Hauptstraße 7

W-7800 Freiburg i. Br.

A1-2880 (64) Dt. Ärztebl. 89, Heft 36, 4. September 1992

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