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Archiv "Korruptionsvorwürfe: Begleitmusik" (05.03.1999)

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A-505

Seite eins

Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 9, 5. März 1999 (1)

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ie AOK Niedersachsen weiß, was Eindruck macht:

Korrupte Abzocker – dar- unter nicht zuletzt die niedergelas- senen Ärzte – bereichern sich in großem Stil auf Kosten der Bei- tragszahler. Dieses Zerrbild hat die Krankenkasse jetzt erneut in der Öffentlichkeit gezeichnet.

Tatsache ist: Eine Untersu- chungsgruppe der AOK hat 170 Fälle überprüft. Größtenteils, heißt es, sei sie dem Verdacht auf Falschabrechnung mit Erfolg nachgegangen. Im letzten Jahr ist der Kasse nach Darstellung ihres Vorstandsvorsitzenden Heinz Lan- dig ein Schaden von 3,2 Millionen DM entstanden. Den rechnete Landig flugs auf ganz Deutschland hoch: Bundesweit gehe der finan- zielle Verlust „wohl in die Milliar- den“. In allen Berufszweigen des Gesundheitswesens, sagt er, seien schwerwiegende Manipulationen zu beobachten.

Niemand behauptet, das Ge- sundheitswesen sei frei von Mani- pulation. Doch pauschale Verur- teilungen und Falschinformatio- nen – immer wieder zelebriert – bringen ganze Berufsgruppen in Mißkredit und verunsichern die Patienten. Landigs Behauptung, die Geschädigten seien die Bei- tragszahler, ist schlichtweg falsch – zumindest soweit es die Kassenärz- te betrifft. Die Abrechnung nicht erbrachter Leistungen geht zu La- sten der Ärzte, die korrekt abrech- nen: Das Budget wird nicht erhöht, sondern der Punktwert sinkt.

Der AOK-Vorsitzende geht noch weiter. Er macht den ver- meintlichen Milliardenbetrug indi- rekt für die knappen finanziellen Mittel der Kassen verantwortlich.

Die Forderung, es müsse mehr Geld ins System, da sonst Ratio-

nierung drohe, hält er „angesichts des Mißbrauchs“ für eine Verhöh- nung der Beitragszahler. Daß der Krankenversicherung die Einnah- men fehlen, um mit den steigenden Patientenbedürfnissen mithalten zu können, läßt sich indes nicht wegpolemisieren.

Landig wäre es am liebsten, wenn allein die Krankenkassen für die Abrechnungsprüfungen ver- antwortlich wären – ohne die Kas- senärztlichen Vereinigungen. Und das ist wohl der wahre Grund für den AOK-Feldzug. Das Gleich- gewicht der Kräfte soll ins Wan- ken geraten. Das paßt derzeit gut zu den Reformplänen der Re- gierungskoalition. Bundesgesund- heitsministerin Andrea Fischer will die Macht der Krankenkassen stärken. Daran besteht kein Zwei- fel. Dr. Sabine Glöser

D

ie Bürger haben ein über- wältigendes Bekenntnis zur freien Arztwahl abgege- ben. 95 Prozent der Bevölkerung halten die freie Wahl des Hausarz- tes für besonders wichtig oder wichtig, 89 Prozent die freie Wahl des Facharztes nach Überweisung und 67 Prozent die freie Facharzt- wahl auch ohne Überweisung.

Das geht aus einer repräsenta- tiven Befragung des WIAD im Auftrag der Ärztekammer Nord- rhein hervor. Der Präsident der Kammer, Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, hat sie soeben in Bonn präsentiert, passend zu der heißlau- fenden Debatte über die Struktur- reform im Gesundheitswesen. Die Studie gibt auch Antwort auf die Frage, wen Patienten zuerst an- steuern oder ansteuern wollen. 66 Prozent der Bürger plädieren dafür, zunächst zum Allgemeinarzt zu gehen. Die Bereitschaft hängt allerdings wesentlich von der so-

zialen Schichtung ab; die Streu- breite liegt zwischen 53 und 83 Pro- zent. Selbst diejenigen, die einen Hausarzt haben, gehen zu 73 Pro- zent auch ohne Überweisung zum Facharzt. Lediglich 13 Prozent steuern den Facharzt nur mit Überweisung an.

Die Bürger unseres Landes schätzen somit die unserem Ge- sundheitssystem eigenen Patien- tenrechte, die im ungehinderten Zugang ihren Ausdruck finden, hoch ein. Die Freiheit wird nicht mißbraucht. Doktorhopping oder Chipkarten-Tourismus gibt es nämlich nicht, allenfalls in Einzel- fällen, die dann propagandistisch hochgespielt werden.

Laut der Nordrhein-Umfrage wechselten lediglich 6 Prozent während einer Behandlung den Hausarzt, nur 3 Prozent den Fach-

arzt. Derartige Ergebnisse stim- men mit einer Untersuchung von

„I + G Gesundheitsforschung“

überein. Dort wird nachgewiesen, daß die Bürger zwar einen sehr ho- hen Informationsstand über die Möglichkeiten der Chipkarte ha- ben, zugleich aber ihre Chipkarte verantwortungsvoll einsetzen.

Prof. Hoppe hat bei der Prä- sentation der Nordrhein-Studie dafür plädiert, bei der anstehen- den Gesundheitsreform die Wün- sche der Bevölkerung ernst zu nehmen und den Entscheidungs- spielraum der Patienten nicht durch bürokratische Reglementie- rungen einzuschränken. Es wäre in der Tat wünschenswert, wenn sich die Politiker nicht über die unzweideutig geäußerten Wün- sche der Bürger hinwegsetzen würden. Norbert Jachertz

Freie Arztwahl

Patienten hoppen nicht

Korruptionsvorwürfe

Begleitmusik

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