Mit einer dreidimensionalen Kollagen-Zellmatrix als Träger- system gelingt es, die Dedif- ferenzierung autologer Chon- drozyten zu vermeiden und die Kulturzeit für Knorpelzell- Transplantate zu verkürzen.
Das Knorpel-Regenerations- System (CaReS®) ist im Ver- gleich mit der klassischen au- tologen Knorpel-Transplan- tation (ACT) einfacher und schneller einzubringen, ein Periostlappen zur Defektab- deckung ist nicht notwen- dig. Die Technologie wurde vom Institut für Grenzflächen und Bioverfahrenstechnik der Fraunhofer-Gesellschaft ent- wickelt, die kommerziellen Rechte liegen bei Ars Artho.
Sowohl die Matrix als auch der Prozess der Transplan- taterstellung, bei der keine Wachstumsfaktoren zugesetzt werden, sind patentrechtlich geschützt.
Wie Dr. Ulrich Schneider (Rottach-Egern) in Frankfurt/
Main darlegte, werden die Chrondrozyten aus dem Knor- pelbiopsat isoliert und mit der flüssigen Kollagen-I-Matrix vermischt, die bei Raumtem- peratur innerhalb einer hal- ben Stunde geliert. In die- sem dreidimensionalen Träger bleibt die Fähigkeit der Chon- drozyten erhalten, knorpel- spezifische Proteine, wie etwa Kollagen II, zu produzieren.
Die Anreicherungszeit ist mit zehn bis 14 Tagen deutlich kür- zer als bei konventionellen ACT-Verfahren.
Das form- und druckstabi- le Transplantat kann periope- rativ an den Defekt angepasst werden und ist modellierbar, sodass – nach Fixierung mit Fibrinkleber – eine gute Rand- deckung möglich ist. Eine De- fektabdeckung und damit ver- bunden eine Schädigung der umgebenden Strukturen ist nicht notwendig. Die Technik kann zur operativen Behand-
lung von isolierten fokalen Defekten am Kniegelenk (fe- moral, tibial, retropatellar) zwischen 2,5 bis 10 cm2und einer Defekttiefe von Grad III/IV nach Outerbridge ein- gesetzt werden.
Wie eine „matched-pair“- Studie mit 20 Patienten an der Universität Aachen er- gab, ist das neue Verfahren der klassischen ACT überle- gen hinsichtlich der kürze- ren Operationszeit (69 versus 107 Minuten), die Schwellung durch den Erguss geht frü- her zurück, und das „bond- ing“ in den Randbereichen ist
in den kernspintomographi- schen Bildern sehr viel bes- ser. Die Rehabilitationsphase wird auf drei bis fünf Monate verkürzt.
Schneider sieht für dieses Verfahren neben fokal be- grenzten Schäden an Tibia, Kondylus oder Sprunggelenk ein erweitertes Indikations- spektrum. So werde das Trans- plantat als kompletter Menis- kus getestet, bei 63 Patienten sei die Funktion über mehrere Jahre stabil geblieben. In Ent- wicklung sind die Reproduk- tion ganzer Bandscheiben und Therapieansätze für Defekte in Bändern und Sehnen.
Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
Workshop „Klinische Erfahrungen und Anwendungen von CaReS®“ anlässlich des 22. Kongresses der Deutschspra- chigen Arbeitsgemeinschaft für Arthro- skopie“ in Frankfurt/Main, Veranstalter:
Ars Arthro, Esslingen V A R I A
A
A1314 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 19⏐⏐12. Mai 2006
Knorpel-Regeneration
Dreidimensionaler Träger verkürzt Kulturzeit
Die Behandlung von Parkin- son-Patienten mit einem Wirk- stoffpflaster, das den Dop- aminagonisten Rotigotin trans- dermal 24 Stunden lang frei- setzt, hat in klinischen Stu- dien bislang viel versprechen- de Resultate gezeigt. Nach den Ergebnissen einer amerikani- schen doppelblinden und pla- cebokontrollierten Phase-III- Studie, in die 351 Parkinson- Patienten im fortgeschrittenen Stadium eingeschlossen wa- ren, führte die Behandlung mit Rotigotin über ein transder- males System (Neupro®), in Verbindung mit einer konstan- ten Dosis Levodopa, zu einer statistisch signifikanten und klinisch relevanten Reduktion der „Off-Zeit“ sowie zu einer Erhöhung der „On-Zeit“ ohne Bewegungsstörungen.
In der SP-650-Studie gab es eine fünfwöchige Titrations- phase, in der die Dosis sukzes- sive gesteigert wurde. Daran anschließend folgte eine 24- wöchige Behandlungsphase,
berichtete der amerikanische Neurologe Prof. Peter LeWitt (Southfield in Michigan) in Athen. In der zusätzlich mit Rotigotin behandelten Grup- pe verringerte sich die „Off- Zeit“, in der die Medika- mentenwirkung nachlässt und Symptome wieder auftreten, um 2,1 Stunden gegenüber dem Ausgangswert bei den Patienten (n = 111), die mit ei- ner Tagesdosis von 27 mg Rotigotin (entspricht einer Pflastergröße von 60 cm2) be- handelt wurden und um 2,7 Stunden bei Patienten (n = 120), die 18 mg Rotigotin (Pflastergröße 40 cm2) be- kommen hatten. In der Place- bogruppe (n = 120) verringer- te sich die „Off-Zeit“ um 0,9 Stunden.
Für die Patienten stelle dies eine Verbesserung hinsichtlich ihrer Alltagsaktivitäten und eine deutlich geringere Be- einträchtigung durch Bewe- gungsstörungen dar, betonte LeWitt. Insbesondere die mor-
gendlichen Beeinträchtigun- gen seien durch eine zusätzli- che Behandlung mit Rotigotin reduziert.
Häufigste Nebenwirkun- gen, die mild bis moderat aus- fielen und nach einiger Zeit wieder verschwanden, waren Hautreaktionen, Müdigkeit, Übelkeit und Schwindelge- fühle. 99 Prozent der Patien- ten setzten nach Abschluss der Studie ihre Behandlung mit Rotigotin in einer offenen Studie fort.
Schwarz Pharma teilt nun mit, dass die europäische Zu- lassungsbehörde EMEA die Zulassung des Wirkstoffpfla- sters Neupro als Monothera- pie zur symptomatischen Be- handlung des Morbus Parkin- son erteilt hat. Damit ist der Weg für die deutsche Zulas- sung geebnet. Jürgen Stoschek
Satelliten-Symposium: „Transdermal Drug Delivery in the Treatment of Parkinson’s Disease“ im Rahmen der EFNS in Athen, Veranstalter: Schwarz Pharma
Morbus Parkinson
Transdermale Therapie mit Rotigotin
Unternehmen
Vorzeitiger Studienabbruch wegen überzeugender Resul- tate – GlaxoSmithKline (GSK) stellt die Rekrutierung für eine Phase-III-Studie mit dem Tyrosinkinase-Hemmer Lapatinib (Tycerb®) auf Emp- fehlung eines unabhängigen Beratergremiums wegen guter Resultate vorzeitig ein. In der Studie wurde die Wirksamkeit von Lapatinib in Kombination mit dem Chemotherapeuti- kum Capecitabine (Xeloda®, Hoffmann-La Roche) versus Capecitabine in Monothera- pie bei Frauen mit fortge- schrittenem oder metastasier- tem HER2-positivem Mam- makarzinom untersucht. Auf- grund der ermutigenden Zwi- schenergebnisse plant GSK, die Zulassungsanträge für La- patinib in der zweiten Jahres- hälfte 2006 einzureichen. EB
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