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Archiv "Interferon - noch keine Wunderdroge, aber eine vielversprechende "Adjuvant Drug"" (16.04.1981)

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Interferon -

noch keine Wunderdroge, aber eine vielversprechende "Adjuvant Drug"

Bericht über ein internationales Symposium der

Deutschen Krebshilfe vom 13. bis zum 15. März 1981 in Sonn

Rudolf Gross

Die von Dr. Mildred Scheel gegrün- dete und geleitete, durch Spenden- gelder getragene Deutsche Krebsh i I- fe entwickelt vielfältige und frucht- bare Aktivitäten. Gegenüber staatli- chen und halbstaatlichen Organisa- tionen hat sie zwar ähnliche Bewer- tungskriterien, ist aber verständli- cherweise beweglicher und schnel- ler als diese. Zu den Hauptprojekten der Deutschen Kr~bshilfe gehörten und gehören unter anderem neben vielen Maßnahmen in der Vorsorge und Früherkennung von Tumorlei- den, in der Nachsorge (von der Aus- bildung besonderer Schwestern und Sozialhelferinnen bis zur Unterstüt- zung einzelner Kranker mit beson- deren Problemen) vor allem die Er- richtung und Finanzierung von vier Tumorzentren (Hamburg, Essen,

Köln, München) sowie von verschie-

denen weiteren onkologischen Ar- beitsgemeinschaften, Stipendien für Spezialausbildungen im Ausland und die Veranstaltung von interna- tionalen Symposien zu aktuellen Problemen der Onkologie.

ln diesem Rahmen wurde zu dem heute viel diskutierten und oft durch bisher nicht gerechtfertigte Hoff- nungen belasteten Interferon auf dem dritten Internationalen Exper- tentreffen im März 1981 eine kriti- sche Bilanz gezogen. Das DEUT- SCHE ÄRZTEBLATT hat in Heft 36/

1980 aus der Feder von Professor Neumann-Haefelin ausführlich den damaligen Stand der sich rasch wandelnden Interferon-Kenntnisse berichtet. Eine neuere Darstellung des gleichen Autors ist in der "Medi-

zinischen Monatsschrift für Pharma- zeuten" im Druck. Daneben sei noch auf die ausführliche Monographie von W. E. Stewart: The Interferon- System (Springer-Verlag, Wien/New York 1979) verwiesen. Ein Bericht über die Bonner Verhandlungen ist bei Karger in Basel zum Druck vor- gesehen. Nachfolgend können ver- ständlicherweise nur einige Aspekte von allgemeinerem Interesse wie- dergegeben werden.

Interferon (IFN) ist kein einheitliches Protein, sondern eine Gruppe ganz verschiedener Glycoproteide. Durch mindestens 12 Gene (beim Men- schen vorzugsweise im Chromosom 21 lokalisiert) wird auch ein ausge- prägter Polymorphismus erklärt. So dürfte das- aus Leukozyten gewon- nene - Alpha-IFN ("Stabiler Typ I") 12 bis 16 verschiedene Glycoprote- ide umfassen, das aus Fibroblasten- Kulturen gewonnene Beta-IFN (Sta- biler Typ I) relativ einheitlich aus 1 bis 2 Glycoproteiden bestehen, das aus stimulierten Lymphozyten erhal- tene Gamma-IFN ("lmmuninterfe- ron", "T-Interferon", Typ II) wieder- um inhomogen und labil sein. Die klinisch bisher verwendeten Char- gen sind ihrerseits zum Teil Gemi- sche, wobei eine der wichtigsten Er- kenntnisse des Bonner Symposiums war, daß sie sich wechselseitig (bis zum 16fachen) in der Wirkung po- tenzieren können. Alpha- und Beta- IFN haben verschiedene Antigenität.

Welche Interferone bei welchen Indi- kationen am besten geeignet sind, ist noch weithin offen. Insgesamt scheinen die teureren und kompli-

Zur Fortbildung Aktuelle Mectizin

KONGRESS-BERICHT

zierteren Interferone aus Blutzellen (Alpha und Gamma) den Beta-Inter- feronen überlegen zu sein, letztere sind (vielleicht) besser verträglich. Alle Interferone haben Molekularge- wichte um 40 000 bis 50 000, wobei der wirksame "Kern" an Polypeptide von 18 000 bis 22 000 Dalton (mit Zysteinbrücken) gebunden zu sein scheint. Ihre Bildung wird durch zahlreiche Induktoren, vor allem Vi- ren, stimuliert. Daraus könnte sich in absehbarer Zeit eine Behandlung durch Stimulation körpereigener In- terferone ergeben, die zur Zeit noch im Experimentierstadium steckt.

Auch werden großtechnische Ver- fahren der IFN-Gewinnung aus ma- nipulierten Kolibakterien ("genetic engeneering") entwickelt.

IFN "interferieren" mit zahlreichen

Vorgängen im Immunsystem hem- mend oder fördernd.

Ihre vier Grundwirkungen sind

~ Die Aktivierung einer Proteinkina- se und - damit verbunden - die Hemmung bestimmter Phosphory- lasen,

~ die Aktivierung einer Proteinsyn- thetase und über diese die Aktivie- rung von gegen Messenger-RNA ge- richteten Ribonukleasen,

~ die Aktivierung zytotoxischer Lymphozyten ("natural killer cells"),

~ schließlich der direkte Eingriff in die Replikation von Viren, vor allem auf der Zelloberfläche.

Eine generelle antizelluläre Aktivität besteht (im Unterschied etwa zu den Zytostatika) nicht.

Alle bisherigen klinischen Studien wurden mit relativ hohen Dosen mehr oder weniger gereinigter Ge- mische von IFN durchgeführt und haben nach Zahl und Ansatz den Charakter von sogenannten "Pilot- oder Phase-I-Studien". Prinzipiell kommen als Indikationen schwere akute Virusinfekte, interkurrente In- fektionen bei abwehrgeschwächten Patienten sowie Tumoren (vorzugs- weise mit bekannter oder vermuteter Virusätiologie) in Betracht. l>

DEUTSCHES ARZTEBLATT

Heft 16 vom 16. April1981 777

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Die Tagesdosen sollten 4 x 106 E nicht unterschreiten; bis 15 x 10 6 i. m. täglich werden angestrebt;

auch intravenöse Applikation wurde versucht. Die Dosierung wird bei den heutigen Chargen durch die Ne- benerscheinungen wie Fieber, Schüttelfrost, Lymphozytopenie, Herpes simplex, Anorexie begrenzt, die aber alle reversibel sind.

In klinische Studien kamen vor allem Mammakarzinome (ohne eindeutige oder anhaltende Erfolge), Melanome (keine Vollremissionen), maligne Lymphome (in einigen Fällen über- zeugende Remissionen), multiple Myelome und Karzinome des Naso- pharynx (beide mit unterschiedli- chen Ergebnissen) sowie Neurobla- stome (einzelne eindrucksvolle Re- missionen). Insgesamt wurden kaum anhaltende Vollremissionen berich- tet, meist kam es zu einem Verhar- ren der metastasierten Tumoren auf dem Stand vor der Behandlung („Stable") bis 6 Monate über die 4wöchige tägliche Applikation hin- aus.

Soweit Schlußfolgerungen aus den zahlenmäßig durchweg noch gerin- gen und inhomogenen Kollektiven erlaubt sind, ist Interferon eine aus- sichtsreiche Ergänzung der Tu- mortherapie, aber derzeit keinesfalls die Wunderdroge, als die sie in vie- len nichtwissenschaftlichen Publi- kationen kritiklos angepriesen wird.

Zur Zeit ist Interferon jedenfalls bei Tumoren eine "Adjuvant Drug".

Die Arbeit der nächsten Jahre dürfte folgende Schwerpunkte haben:

• Entwicklung großtechnischer Verfahren zur Herstellung und Reini- gung von genügend reichlichen und genügend billigen Interferonen;

Charakterisierung und Homoge- nisierung der verfügbaren Chargen;

• Entwicklung von Indikationen für bestimmte Interferone bei Virus- krankheiten und bei Tumorleiden.

Professor Dr. med. Rudolf Gross Medizinische Universitätsklinik Köln Joseph-Stelzmann-Straße 9

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Interferon

778 Heft 16 vom 16. April 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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