Die Information:
Bericht und Meinung
BRIEFE AN DIE REDAKTION Bewegungsmangel
stellung über gesundheit- liche Folgekosten des Sporttreibens erreicht, de- ren Betrag uns selbst er- schreckend hoch er- scheint. Ob man diese nachteiligen Folgekosten nun dem behaupteten Nut- zen des Sporttreibens ge- genüberstellen darf oder nicht, mag der Leser ent- scheiden. Ebenso wie bei der Verordnung von Medi- kamenten, sollte der Arzt nach unserer Ansicht bei Verordnung von „Bewe- gung als Prophylaxe (The- rapeutikum)" stets Vor- und Nachteile abwägen.
Zum Beitrag von Dr. med.
Lothar Schulte sei ergän- zend bemerkt: Kritik „von kompetenter Seite" kam bisher nur von Prof. Dr. Ha- rald Mellerowicz. Er kün- digte in einem Gespräch u. a. an, dem DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT eine detail- lierte Kostenaufstellung über die Folgen von Bewe-
gungsmangelkrankheiten einzureichen. Aus dieser soll ein noch höherer Be- trag als 60 Milliarden DM/Jahr für die Folgen von Bewegungsmangelkrank- heiten resultieren.
Diese Ankündigung wird ausdrücklich begrüßt und wir sehen der Veröffentli- chung mit Interesse entge- gen.
Der unter Punkt 1 genann- te Einwand übersieht, daß wir die Sportunfall-Folge- kosten durchaus differen- ziert dargestellt haben und dabei gerade den kosten- trächtigen Skisport ge- trennt berücksichtigten.
Zu Punkt 2: Ziel der Arbeit war nicht, einen vollstän- digen Literaturüberblick über das Thema „Bewe- gungsmangel als Risiko- faktor" zu geben. Hinweise auf Wechselwirkungen zwischen Sporttreiben und der HUL-Fraktion sind eine Beweisführung um Ecken herum, über deren Richtig- keit man sich erst nach Jahren ein Abschlußurteil
erlauben sollte. In der Be- wertung derartiger Effekte geht es aber nicht allein um den statistischen Nach- weis eines signifikanten Zusammenhangs, sondern vor allem um den Betrag des zu diskutierenden Ef- fekts. Hierzu haben spe- ziell im Hinblick auf die Volksgesundheit und die Verhütung von Zivilisa- tionskrankheiten u. a.
Manfred Pflanz sowie Jür- gen Troschke andere Be- wertungen gesetzt als Dr.
Schulte; vielleicht sollte man bei aller Begeisterung für den Sport etwas gelas- sener über den Zaun in die Gärten der Nachbardiszi- plinen hineinschauen.
Zum Beitrag von Dr. med.
Peter Konopka sei be- merkt, daß die von ihm zu- sammengefaßten, vielfälti- gen Wirkungen des Sports allgemein bekannt sind und somit durchaus auch von uns bedacht wurden.
Typisch für das Problem einer unterschiedlichen Bewertung wissenschaft- lich nachgewiesener Fak- ten ist aber der Hinweis zur segensreichen Wirkung des Sports auf den Koch- salzhaushalt prädisponier- ter Hypertoniker. Ist denn ein 1 bis 3 Liter Schweiß pro Tag fordernder Sport mit einer angeblichen
Kochsalzausscheidung von 3 bis 10 g wirklich eine echte Alternative zum Weglassen entsprechen- der Mengen bei der Spei- sezubereitung? Es mag dem Leser überlassen blei- ben, diese Überlegung und andere von uns aufgezeig- te Literaturangaben zum Bewegungsmangel als Ri- sikofaktor abzuwägen und in ärztliches Handeln um- zusetzen.
Dietrich Jung Fachbereich Sport Sportphysiologische Abteilung
Johannes Gutenberg- Universität
Albert-Schweitzer- Straße 22
6500 Mainz
ZINSESZINS
Zu einer Glosse in Heft 37/1983 gingen mehrere pro- testierende Briefe ein. Davon beispielhaft auszugsweise die folgenden:
„Raucherschreck"
... Würde ich nach jähr- licher Zahlung von besag- ten 2190 DM nach 50 Jah- ren nur den von Ihnen als
„wirklich" genannten Be- trag von 109 500 DM vorfin- den, so wäre ich zutiefst enttäuscht, und mit mir si- cher auch Ihr Redakteur.
Die „Wirklichkeit" sieht nämlich so aus: bei jähr- licher Zahlung einer Rate r mit einer Verzinsung q ist durch Zinseszins nach n Jahren ein Kapital n 2 ange- sammelt nach der Formel Kn 2 = r.q (q n 2-1)/(q-1).
Bei 5 Prozent Verzinsung ist q=1,05, bei Ansatz n=50 Jahre ergibt sich mit einem gängigen Taschen- rechner der Betrag von 481 396 DM, was dem kriti- sierten Betrag recht nahe kommt ...
Dipl.-Ing. Bernhard Bengel Am Neubruch 5
7516 Karlsbad-Auerbach
Nachfrage unterblieb
... Eine lange Nachfrage bei uns hätte Ihrem Autor seine Denk- und Rechen- arbeit erleichtern können:
da wir bei der Mehrheit der Bevölkerung beispielswei- se ein Sparbuch und nicht Omas legendären Spar- strumpf unterstellen, hat unser Computer Nichtrau- chers Ersparnisse natür- lich verzinst — mit ebenso gegriffenen Werten wie Ihr Autor bei seiner Rechnung auch.
Die kurze Nachfrage unter- blieb. Und nur so war es Ih- rem Autor möglich, „diese
Art von Gesundheitsaufklä- rung" als „lächerlich" ab- zutun .
Dr. Rolf Fischer Presse und
Öffentlichkeitsarbeit Deutsche Angestellten Krankenkasse
Steindamm 98-106 2000 Hamburg 1
PS: Ein anderer Briefschreiber kommt bei 8 Prozent Zinsen sogar auf 1 256 553 DM. — Der Autor der Glosse meint dazu, er könne es sich ja leicht ma- chen und zugeben, daß ihm der Gedanke an Zins und Zin- seszins nicht gekommen sei.
Er frage aber: Ist es nicht wirk- lichkeitsfremd anzunehmen, daß Ex-Raucher ihr Zigaret- tengeld für 50 Jahre auf die hohe Kante legen? Wievielen hat man mit solchen Berech- nungen wirklich schon das Rauchen abgewöhnt? Gibt es keine besseren gesundheits- erzieherischen Argumente als die Zinseszinsformel?
Die Redaktion
TITEL
Zu der Glosse „Titel-Story", von Dr. med. H. W. Rölke (Heft 37/1983):
Kein Beweis
Ehre wem Ehre gebührt, und möglichst auch nur dem, insofern hat Rölke, pardon Dr. Rölke durchaus recht. Allerdings sind, Kol- lege Rölke deutet es ja selbst schon an, Amtsbe- zeichnungen und akade- mische Titel noch kein Be- weis für herausragende
Leistungen. Und wenn man, wie vor einigen Jah- ren nicht ohne Grund ernsthaft diskutiert, die medizinischen Doktorar- beiten unter Beibehaltung des Titels abgeschafft hät- te, dann würden gerade die Ärzte, im Gegensatz zu den anderen Akademikern, ihren Titel auch nur noch
„erben".
Dr. med..
Hans Jürgen Maurer Landwehrstraße 45 6100 Darmstadt
12 Heft 43 vom 28. Oktober 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A