A 126 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 4|
27. Januar 2012 Das Entnehmen von Knochenmark und die an-schließende „Ernte“ von Stammzellen ist in der Hämatologie selten geworden. Diese Form der Stammzellgewinnung ist weitgehend durch die Mobilisierung von Stammzellen aus dem peri- pheren Blut von Verwandten-Spendern des Pa- tienten ersetzt worden, gefolgt von Apherese und Transplantation. Das Vorgehen ist seit mehr als zehn Jahren zum Therapiestandard geworden.
Für Leukämie- und Lymphom-Patienten, die keinen Verwandten-Spender haben, ist in- zwischen auch der Gebrauch von Stammzellen aus peripherem Blut (PBSC) von Fremdspen- dern eine Behandlungsoption. Obwohl es bis- her wenig valide Studiendaten gab, sei sie auf einen Anteil von 75 Prozent gestiegen, so Dr.
Claudio Anasetti, Chef der Transplantationsab- teilung im Krebscenter Tampa, USA.
Nun ergab die erste Studie, in der Effektivi- tät und Sicherheit von PBSC- mit Knochen- mark-Transplantationen (BMT) nichtverwandter Spender verglichen wurden, dass diese beiden Optionen zu vergleichbaren Überlebensraten, aber häufigerer chronischer Graft-versus-Host- Krankheit (GVHD) nach PBSCT führten.
Anasetti präsentierte die Daten während der 53. Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) in San Diego. Es wurden 550 Spender-Empfänger-Paare untersucht.
Primärer Endpunkt der randomisierten multi- zentrischen Studie war das Zwei-Jahres-Über- leben. Zwar dauerte das Engraftment sowohl der neutrophilen Granulozyten als auch der Thrombozyten nach BMT statistisch signifikant länger als nach PBSCT. Auch die Rate nicht er- folgreicher Engraftments war nach BMT höher als nach PBSCT (9,1 Prozent versus 2,7 Pro-
zent, p = 0,002). Aber in Bezug auf den primä- ren Endpunkt, das Zwei-Jahres-Überleben, gab es keinen Unterschied (p = 0,214).
Ebenfalls nicht unterschiedlich waren die rückfallbedingte Mortalität und die Häufigkeit von Rückfällen (p = 0,986 beziehungsweise p = 0,735). Nach PBSCT kam es dagegen deutlich häufiger zu chronischer GVHD als nach BMT (47,7 Prozent versus 31,8 Prozent, p = 0,014).
Diese Ergebnisse erstaunten sowohl die Forscher, die die Studie gemacht hatten, als auch das Auditorium des ASH. Aufgabe für die Zukunft sei es, Transplantationsregime so zu optimieren, dass die Misserfolgsraten beim Engraftment nach BMT ebenso verringert wer- den wie die hohe Rate chronischer GVHD nach PBSCT, resümierten die Experten während der Tagung. Dr. rer. nat. Annette Junker
PERIPHERE STAMMZELLEN: HÄUFIGER IMMUNOLOGISCHE REAKTIONEN
Das Kabinett hat den Entwurf ei- ner Allgemeinen Verwaltungsvor- schrift zur Durchführung des Medi- zinproduktegesetzes beschlossen.
Damit kann die Überwachungspra- xis bundeseinheitlich optimiert werden. Der Bundesrat muss die Neuregelung noch in seiner Sit- zung am 10. Februar beschließen.
Da die Länder noch umfangreiche Vorarbeiten, wie etwa die Erarbei- tung von Grundsätzen der Überwa- MEDIZINPRODUKTE
Marktüberwachung soll verbessert werden
chung, leisten müssen, tritt die Allgemeine Verwaltungsvorschrift erst am 1. Januar 2013 in Kraft.
Das Medizinprodukterecht ist europäisch harmonisiert. Ein „Kon- formitätsbewertungsverfahren“ soll sicherstellen, dass entsprechende Sicherheitsniveaus eingehalten wer- den. Das Konformitätsbewertungs- verfahren ist die Voraussetzung für die CE-Kennzeichnung eines Medi-
zinprodukts. EB
Bewegung hilft:
Sport mindert Beschwerden und verhindert Erkran- kungen.
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Ärzte können ihren Patienten künf- tig ein „Rezept für Bewegung“ aus- stellen. Das Formular haben der Deutsche Olympische Sportbund, die Bundesärztekammer (BÄK) und die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin entwickelt. Es han- delt sich um eine schriftliche Emp- fehlung für Bewegung. Die Initiato- ren erhoffen sich, dass ein Schrift- stück die Patienten eher motiviert als eine mündlicher Rat.
Mit dem Rezept empfiehlt der Arzt ein Training mit einem be- stimmten Schwerpunkt, also zum Beispiel Herz-Kreislauf, Muskel- Skelett-System oder Entspannung.
PRÄVENTION
„Rezept für Bewegung“ vorgestellt
Ein passendes, wohnortnahes An- gebot findet der Patient in den Ver- einen seines Landessportbundes.
Eine Übersicht dazu gibt es un- ter www.sportprogesundheit.de. Die Teilnahme kann sich der Patient auf dem Rezept bestätigen lassen. Die Krankenkasse kann sich an den Kosten beteiligen.
Das „Rezept für Bewegung“ sei in vielen Fällen eine Alternative zu Medikamenten, in anderen Fällen eine gute Ergänzung, betont Rudolf
Henke, Vorstandsmitglied der BÄK.
„Ärzte heilen nicht nur mit Arznei- en und Operationen, sie sind auch Gesundheitsberater für ihre Patien- ten“, sagt Henke.
Das Formular wird bereits in eini- gen Bundesländern eingesetzt: Ärz- te können es bei den Landesärzte- kammern oder den Landessport- bünden anfordern. Ein Vordruck ist abrufbar unter: www.baek.de/
specialdownloads/Rezept_fuer_Be
wegung.pdf. BH