Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 30⏐⏐24. Juli 2009 A1525
P H A R M A
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in neuer Totimpfstoff zur Prävention der virusinduzier- ten Japan-Enzephalitis (JE) macht den Aufenthalt in ländlichen Ge- bieten Asiens sicherer, vor allem während der mückenreichen Re- genzeit. Die erste zugelassene Vakzine gegen JE wird aus Kultu- ren von Verozellen hergestellt. Sie ist hochimmunogen und im Ver- gleich zu dem nicht mehr erhältli- chen Importimpfstoff aus Mäuse- hirnzellen nebenwirkungsarm.Die Gefahr einer Japan-Enzepha- litis besteht in einem breiten „Gür- tel“ von Indien über Südchina nach Japan – und nach Süden über alle Inselgruppen bis Papua-Neuguinea.
Der Erreger, ein einsträngiges RNS- Virus aus der Gruppe der Flaviviren, wird von Mücken (Gattung Culex)
übertragen. Sumpfgebiete und Reis- felder bieten ideale Vermehrungsbe- dingungen.
Das Risiko für Touristen, manifest zu erkranken, liege bei 1 : 400 000 Exponierten, erklärte Dr. Thomas Jelinek, Leiter des Berliner Cen- trums für Reise- und Tropenkrank- heiten. Die Mortalität wird als rela- tiv hoch eingeschätzt, die Daten schwanken zwischen 25 und 33 Pro- zent. Bei einem Drittel der Betroffe- nen verbleiben Residuen, die nur langsam abklingen. Die Inkubati- onszeit liegt zwischen fünf und 15 Tagen.
Der neue Impfstoff wurde von der Intercell AG entwickelt und wird von Novartis-Behring als Ixi- aro®angeboten. Es handelt sich um eine gereinigte, inaktivierte Vakzine
auf Grundlage eines attenuierten JE-Virusstammes. Notwendig sind zwei Spritzen im Abstand von vier Wochen. Sieben Tage nach der zweiten Dosis sei bei 97 Prozent der Geimpften ein ausreichender Anti- körper-Titer erreicht, berichtete Dr.
Eckhardt Petri als Vertreter des Mar- burger Unternehmens.
Im Vergleich mit dem Import- Totimpfstoff (JE-VAX, drei Dosen) wurde in einer Studie mit jeweils 430 Teilnehmern durch zwei Dosen der neuen Vakzine ein vergleichbares Antikörperprofil erzielt – bei signifi- kant besserer lokaler Verträglichkeit.
Eine Sicherheitsstudie mit insgesamt 2 660 Teilnehmern weise die Vakzine als ähnlich verträglich wie den Place- bo-Impfstoff aus, so der Referent. Die Impfung ist auch in Kombination mit einer Hepatitis-A-Impfung sicher.
Derzeit laufen Untersuchungen zur Dauer des Impfschutzes und dem Zeitintervall, nach dem eine Auffrischimpfung notwendig ist.
Zusätzlich wird eine Zulassung für
Kinder angestrebt. I
Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
Neuer Schutz für Asienreisende: Die Impfung gegen japanische Enzephalitis. Einführungs- Pressekonferenz am 3. 6. 2009 in Frankfurt/M.
von Novartis-Behring
JAPAN-ENZEPHALITIS
Vakzine für Reisende nach Asien
Impfstoff bietet Schutz vor einer Infektion mit Flaviviren, die von Mücken auf den Menschen übertragen werden.
KURZ INFORMIERT
Rückruf von Amiodaron 150 mg i.v.
Carino –Das Unternehmen Carino- pharm teilt mit, dass aus Sicherheits- gründen das Präparat Amiodaron 150 mg i.v. Carino (PZN 7308043) der Charge BD01 zurückgerufen wird, da bei einer Routineüberprüfung vereinzelt Auskristallisationen festgestellt wur- den. Der Hersteller bittet, das Präparat nicht weiter zu verwenden und die vor- handenen Bestände gegen Gutschrift über den Großhandel, eine Apotheke oder direkt zurückzusenden an: Carino- pharm GmbH, Bethelner Landstraße 18, 31028 Gronau/Leine, Telefon 0 51 82/ 92 31 87.
Einführung von Thalidomide Celge- ne™ 50 mg Hartkapseln mit umfas- sendem Sicherheitsprogramm –Der Wirkstoff Thalidomid in Kombination
mit Melphalan und Prednison ist als Thalidomide Celgene zugelassen wor- den für die Erstlinienbehandlung von Patienten mit unbehandeltem multiplem Myelom ab einem Alter von 65 Jahren beziehungsweise für Patienten, bei de- nen eine hochdosierte Chemotherapie kontraindiziert ist. Vor der Einführung des Präparates in den deutschen Markt informierte die Celgene GmbH auf An- ordnung des Bundesministeriums für Gesundheit und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte in ei- nem Rote-Hand-Brief über wichtige Aspekte zur sicheren Anwendung des Arzneimittels.
Als besonders wichtig wird die Kon- trazeption zur Verhinderung jeglicher Thalidomid-Exposition während der Schwangerschaft angesehen. Außer- dem wird auf wesentliche unerwünsch-
te Arzneimittelwirkungen wie periphere Neuropathie, thromboembolische Er- eignisse, Somnolenz, Synkopen und Bradykardien sowie Hautreaktionen hingewiesen. Weitere Informationen unter www.akdae.de/20/40/Archiv/
2009/20090701.pdf.
Erste elektronische Injektionshilfe zur Verabreichung von Rebif®®–– Merck-Serono hat eine individuell ein- stellbare elektronische Injektionshilfe RebiSmart™ eingeführt, welche die Selbstverabreichung von Rebif (Inter- feron beta-1a) zur Behandlung der schubförmigen multiplen Sklerose ver- einfacht. Mehrfachdosis-Patronen ent- halten einen Medikamentenvorrat für jeweils eine Woche. Eine interaktive An- leitung und Signale führen die Patien- ten durch den Injektionsprozess. EB