Der Fortschritt in der HIV- Therapie ist enorm: Mehr als 20 verschiedene antiretrovira- le Medikamente sind zugelas- sen, und mit den modernen Therapieregimen ist die Infek- tion zu einer behandelbaren chronischen Erkrankung ge- worden. Die Rate an virologi- schem Versagen wegen Resi- stenzen ist zwar in den letzten Jahren rückläufig, aber es gibt nach wie vor multipel vorbe- handelte Patienten mit HI-Vi- ren, die gegen fast alle Präpa- rate resistent sind. Für diese Patienten werden dringend neue Wirkstoffe benötigt.
Alle vier Dosierungen waren Kontrollsubstanzen überlegen Eine Option für vorbehandelte Patienten könnte der neue Pro- teasehemmer TMC114 sein, der in vitro hoch aktiv gegen Wildtyp-Viren, aber auch ge- gen Viren mit Resistenzen ge- gen Proteaseinhibitoren (PI) ist. In den beiden Phase-II- Studien POWER 1 und 2 sei TMC114 bei stark vorbe- handelten Patienten den bis- her verfügbaren PI signifi- kant überlegen gewesen, be- richtete Dr. Albrecht Stoehr (Hamburg) in München. In die beiden identischen Studi- en wurden Patienten einge- schlossen, die bereits mit den drei Medikamentenklassen nu- kleosidaler und nicht-nukleo- sidaler Reversen-Transkrip- tase-Inhibitoren (NRTI und NNRTI) sowie Proteaseinhi- bitoren vorbehandelt waren.
Die 278 Patienten der Studie POWER 2 (USA und Argen- tinien) waren stärker vorbe- handelt und ihre HIV-Er- krankung weiter fortgeschrit- ten als die der 318 Patienten aus POWER 1 (Europa, Au- stralien und Kanada).
Die Patienten erhielten ran- domisiert vier verschiedene Dosierungen TMC114 geboo-
stert mit Ritonavir TMC114/r (400/100 mg QD, 800/100 mg QD, 400/100 mg BID oder 600/100 mg BID) oder auf der Grundlage von Resistenztests einen oder zwei vom Prüf- arzt ausgesuchte geboostete PI (CPI), jeweils kombiniert mit einer optimierten Basis („backbone“) aus mindestens zwei NRTIs mit und ohne den Fusionshemmer T20.
Nach 24 Wochen Behand- lung ergab die Zwischenaus- wertung, dass alle vier Dosie- rungen von TMC114 den Kon- troll-PI überlegen waren. Ent- sprechend den unterschied- lichen Patientenpopulationen waren die Ergebnisse von POWER 1 besser als von POWER 2. Virologisch und immunologisch am wirksam- sten war zweimal täglich 600/100 mg TMC114:
In POWER 1 erreichten damit 53 Prozent der Patien- ten eine Viruslast unter 50 HIV-RNA-Kopien/ml Blut und die CD4-Zellzahl stieg im Durchschnitt um 124 Zel- len/µl, mit den Kontroll-PI waren es 18 Prozent unter 50 Kopien und 20 CD4-Zellen (Power 2: 39 versus sieben Prozent und 75 versus zwölf CD4-Zellen).
Wegen virologischen Versa- gens mussten sehr viel weniger Patienten die Therapie mit TMC114 abbrechen als mit den Kontroll-PI (POWER 1:
vier versus 54 und POWER 2:
neun versus 47). Stoehr hob hervor, dass selbst Patienten, die Viren mit drei und mehr Resistenzmutationen gegen PI aufwiesen, unter TMC114 600/100 mg eine sehr viel hö- here Chance hatten, eine nicht mehr nachweisbare Viruslast zu erreichen (POWER 1: 59 versus neun Prozent; POWER 2: 35 versus sieben Prozent).
Von der zusätzlichen Gabe mit T20 als zweite neue und noch aktive Substanz profi-
tierten laut Stoehr vor allem die stärker vorbehandelten Patienten aus POWER 2: Im TMC114-Arm ohne T20 lag die Viruslast bei 30 Prozent unter 50 Kopien, und im TCM114-Arm mit T20 bei 64 Prozent in POWER 1 wa- ren es 56 und 63 Prozent.
Aufgrund der Ergebnisse dieser beiden Phase-II-Studi- en konnte in den USA und in Europa die beschleunigte Zu- lassung für die Therapie vor- behandelter Patienten mit der Dosierung TMC114/r 600/100 mg zweimal täglich bean-
tragt werden. Das Expanded- Access-Programm für Pa- tienten, die wegen virologi- schem Versagen oder Ne- benwirkungen nur noch be- grenzte Behandlungsoptio- nen haben, startet demnächst.
Phase-III-Studien mit bisher nicht behandelten Patienten laufen bereits mit der Dosie- rung einmal täglich 800/100 mg. Andrea Warpakowski
Satellitensymposium „TMC114 – Neue Horizonte der PI-Therapie“ im Rahmen der Münchner Aids-Tage, Veranstalter:
Tibotec V A R I A
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 15⏐⏐14. April 2006 AA1025
HIV-Infektion
Neuer Proteasehemmer überwindet Resistenzen
Unternehmen
Fludarabin-Kombinations- therapie bei chronisch lym- phatischer Leukämie – Die Deutsche CLL-Studiengrup- pe hat gezeigt (Blood 2006;
107: 885–891), dass die Kom- binationstherapie aus dem Purinanalogon Fludarabin (Fludara®) und dem Alky- lanz Cyclophosphamid (FC- Regime) den neuen Stan- dard in der 1st-line-Therapie von Patienten mit chroni- scher lymphatischer Leuk- ämie in gutem Allgemein- zustand darstellt. 375 CLL- Patienten wurden in die- ser Phase-III-Studie behan- delt. Sowohl die Gesamtan- sprechrate (94 Prozent) als auch die Rate kompletter Remissionen (24 Prozent) war im FC-Arm signifi- kant höher. Die Vergleichs- werte nach der Monothe- rapie lagen bei 83 und sie- ben Prozent.
Levocetirizin jetzt auch für Kinder ab zwei Jahren zu- gelassen – Mit Levocetirizin als Xusal®-Saft vervollstän- digt UCB seine Produktpa- lette zur Behandlung der al- lergischen Rhinitis und der chronischen idiopathischen Urtikaria. Der Saft kann über eine Dosierpipette di- rekt in den Mund gespritzt werden, was die Einnah- me für Kinder erleichtert.
Levocetirizin ist ein selekti- ver, peripherer H1-Rezep- tor-Antagonist, der im Ver- gleich zur Vorläufersub- stanz Cetirizin eine doppelt so hohe Bindungsaffinität an die H1-Rezeptoren hat.
Bei Kindern zwischen zwei und sechs Jahren wird eine Tagesdosis von 2,5 mg Xusal empfohlen, die auf zweimal 1,25 mg (entspricht 2,5 ml Saft) aufgeteilt werden soll-
te. EB
Kurz informiert