Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Fetale Lungenreife- bestimmung aus dem Fruchtwasser
Eines der häufigsten Anwen- dungsgebiete der Fruchtwasser- diagnostik ist zur Zeit die Bestim- mung der fetalen Lungenreife.
Wenn eine vorzeitige Geburtsein- leitung notwendig ist, muß die Lungenreife vorher festgestellt werden, damit dieses Organ nach der Geburt seine volle Funktion übernimmt. Eine Unreife der Lungenatmung führt beim Neu- geborenen zum Respiratory di- stress-syndrome und stellt trotz intensiver pädiatrischer Therapie immer noch eine der häufigsten Todesursachen des Frühgebore- nen dar. Ursächlich hierfür ist das Fehlen des Antiatelektase- Faktors. Für die Bestimmung die- ses Antiatelektase-Faktors wer- den physikalische und chemi- sche Methoden herangezogen.
Von den chemischen Methoden ist die Lecithin-Sphingomyelin- Ratio auf Grund dünnschicht- chromatographischer Auftren- nung der Phospholipoide am ge- bräuchlichsten. Zu den physikali- schen Bestimmungsmethoden gehört der Nachweis der gesät- tigten Phosphatidyl-Cholinester (Dr. Müller-Tyl, I. Universitäts- frauenklinik, A-1090 Wien).
(Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Mill- statt/Kärnten, Mai 1978)
Äußere Herzmassage
Im großen und ganzen weiß man ja, wie es gemacht wird: Der Be- wußtlose mit Herzstillstand wird auf harter Unterlage flach auf den Rücken gelagert (Nackenrolle, damit Kopf und Hals überstreckt bleiben und die Zunge nicht die Atemwege blockiert). Dann ver- sucht man, das Herz durch star- ken Druck auf das untere Brust- bein 4 bis 5 Zentimeter tief zwi- schen Brustbein und Wirbelsäule zu komprimieren. Nach fünfzehn- maliger Herzkompression zwei-
mal Mund-zu-Mund-Beatmung, fünfzehn Stöße usw. Diese Kom- pression des Herzens zwischen Sternum und Wirbelsäule ist dann am wirksamsten, wenn die Loslaßphase nicht kürzer als die Druckphase ist (Professor Dr. R.
Frey, Anästhesiologisches Insti- tut der Universität Mainz). Also nicht so sehr stoßen und schnell loslassen, sondern mehr gleich- mäßig pumpen, schnell natürlich, um in 15 Sekunden mindestens 15- bis 29mal das Herz zu kom- primieren und dann noch den Verunglückten zu beatmen.
(Verkehrsmedizinisches Symposium des KVDA, April 1978, Frankfurt am Main)
Komplikationen
nach Vitienoperationen
Die operative Behandlung ange- borener Herzfehler beseitigt nicht immer jede hämodynami- sche Störung. Es gibt Komplika- tionen und Restzustände. Dazu gehören u. a. (Privatdozent Dr. H.
Singer, Universitätskinderklinik Erlangen): Postperikardotomie- syndrom, AV- oder Schenkel- block, Persistenz einer Hyperto- nie oder Klappeninsuffizienz. En- dokarditisprophylaxe ist auch nach der Operation unbedingt er- forderlich, obgleich die Gefahr nicht mehr so groß ist wie vorher.
Nur nach Klappenenersatz ist das Endokarditisrisiko hoch. — Die Komplikationen beeinträchtigen in keiner Weise die inzwischen erwiesenen außerordentlich gün- stigen Langzeitergebnisse dieser Eingriffe. Da man jedoch noch nicht weiß, wie sich die Eingriffe auf eine spätere koronare Herz- krankheit auswirken, sollten Menschen, deren angeborene Herzfehler im Kindesalter ope- riert wurden, nicht rauchen und stets auf die Risikofaktoren Hy- pertonie, Übergewicht und Blutli- pidwerte überwacht werden (Sin- ger). WP
(60. Arztliche Fortbildungstagung, Mai 1978, Regensburg)
Zervikale
Reifungsprozesse und Geburt
Die Eröffnung des Muttermundes unter der Geburt ist nicht, wie lange angenommen, ein aus- schließlich passiver Vorgang.
Vielmehr sind dabei erhebliche Stoffwechseländerungen sowohl im Kollagenfaserbereich als auch in der Grundsubstanz des zervi- kalen Bindegewebes zu beob- achten (Danforth und Mitarb., v.
Maillot et al.), welche die Nach- giebigkeit und Verformbarkeit begünstigen.
Eine Triggerfunktion für diese Umprogrammierung des Stoff- wechsels kommt möglicherweise dem Relaxin zu. Vermutlich spie- len auch die Prostaglandine bei der „Reifung" der Zervix eine be- deutsame Rolle. Mit Ausnahme der Prostaglandine, welche schon mit Erfolg lokal zur „Rei- fung" der Zervix eingesetzt wor- den sind, sind aus den Grundla- generkenntnissen noch keine für die Praxis bedeutsamen Schluß- folgerungen abzuleiten.
Der Geburtshelfer ist bezüglich der Geburtsreife der Zervix wei- terhin auf deren Beurteilung mit klinischen Verfahren, im wesent- lichen durch Palpation, angewie- sen. Besondere prognostische Bedeutung, zum Beispiel für den Erfolg von Geburtsinduktionen, kommen dabei der Konsistenz und Verkürzung der Zervix zu und weniger dem Höhenstand der Leitstelle oder der Weite des Muttermundes.
Neuere Erfahrungen zeigen, daß eine detailliertere Beurteilung der einzelnen Kriterien eine bes- sere Prognose der Geburtsdauer erlaubt, als dies zum Beispiel mit dem Cervix-Score nach Bishop möglich ist. me
(Tagung der Niederrheinisch-Westfäli- schen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Juni 1978, Aachen)
1866 Heft 33 vom 17. August 1978